Dienstag, 16. September 2014

Das Spitze muss ins Rote

Also eins steht schon mal fest: die Eloquenz eines Fußballtrainers habe ich nicht und deshalb bitte ich schon mal um Verständnis für meinen heutigen Titel.
Was ich zum Glück besser kann als mir innovative Überschriften für meine Posts auszudenken, ist Blut abnehmen. Da ich das aktuell während der Famulatur täglich mache, hatte ich Anlass, ein wenig darüber nachzudenken.

Wahrscheinlich allen Menschen wird im Laufe ihres Lebens einmal Blut abgenommen und jeder erlebt es anders. Manche sind da ganz schmerzbefreit und entspannt, andere bekommen schon Panik, wenn man nur erwähnt, dass man gerne ein Blutbild machen würde.
Ich denke, die Angst vorm Blutabnehmen kommt einerseits oft daher, dass man es so gut wie noch nie erlebt hat und sich aber in der Zeit die Horrorgeschichten anderer angehört hat und seiner Fantasie freien Lauf gegeben hat, Angst davor zu entwickeln. Andererseits haben einige wirklich schlechte Erfahrungen gemacht, die vom blauen Fleck über mehrfaches Anstechen und herum stochern auf der Suche nach der Vene bis hin zu "spritzendem" Blut bei nicht entfernter Stauung gehen. Dann ist natürlich die Angst da, dass es wieder passiert.

Das macht es einem nicht leichter, wenn der Patient eh schon halb hysterisch wird angesichts der bevorstehenden Blutentnahme. Ich bin immer recht froh, dass sie dazu eh sitzen oder liegen und mir deshalb nicht einfach umkippen oder wegrennen können.
Wenn der Patient ruhig ist, bin ich selber immer auch viel entspannter weil ich weiß, dass ich falls ich im ersten Anlauf tatsächlich mal nicht die Vene treffen sollte, es einfach noch mal versuchen kann. Letztlich macht die große Aufregung es dem Angezapften und dem Anstechenden das Leben schwer.

Ich kann mich noch ziemlich gut an mein erstes Mal Blut abnehmen erinnern. Es war ein Praktikum im zweiten Semester, bei dem wir gegenseitig aneinander unser Glück versuchen konnten. Mein Partner war ein sportlicher Kommilitone mit Venen, die einem schon ohne Stauung quasi entgegen sprangen. Ein Träumchen. Entsprechend einfach traf ich auch das Gefäß sofort und war unendlich erleichtert. Er dagegen verzweifelte an meinen eher weniger gut sichtbaren aber durchaus tastbaren Venen in der Armbeuge. Obwohl er mehrfach die Kanüle in meinen Arm stach, fand er kein Blut.
Ihm war das sehr unangenehm aber ich war noch wie berauscht von meinem Erfolg auf der Suche nach Blut und fand es daher auch nicht so schlimm, dass er ein paar mehr Versuche an mir brauchte. Letztlich war er auch erfolgreich und alle erleichtert.

Es ist alles eine Frage der Übung und die Tipps der Schwestern, die schon seit Jahrzehnten Venen punktieren, sind Gold wert. Der Indianername von Schwester Inge ist nicht umsonst die, die bei jedem eine Vene trifft.
Eine große Erleichterung sind auch die im Gegensatz zu den Systemen mit starren Nadeln so gut zu führenden Butterfly Kanülen.

Selbst habe ich keine traumatischen Erlebnisse gehabt, als mir Blut entnommen wurde. Allein die großen Kanülen beim Blutspenden empfinde ich als recht unangenehm. Im Gegensatz zu den Kanülen für die Standardblutabnahmen haben die beim Blutspenden einen größeren Durchmesser und hinterlassen bei mir sogar winzig kleine Narben an denen die Haut quasi ausgestanzt wurde. Damit Blut abzunehmen ist wahrscheinlich auch noch mal ein bisschen anders.

Eine Sache, bei der mir immer ein bisschen anders wird, ist wenn jemand Blut entnimmt und dabei keine Handschuhe trägt. Warum sollte man auf diesen Selbstschutz verzichten und sich dem möglicherweise infektiösem Blut aussetzen?!
Das Argument, dass man mit Handschuhen nicht so gut tasten kann, ist in meinen Augen Schwachsinn insofern man denn passende Handschuhe hat. Im Normalfall kommt man nicht mit Blut in Kontakt aber was ist, wenn der Patient Blutverdünner nimmt, ewig nachblutet oder sonst irgendwas passiert? Dann muss ich mir deren Blut wirklich nicht in bei mir eventuell vorhandene kleine Hautwunden schmieren lassen und mich einem unnötigen Risiko aussetzen.
Auch wenn ich beim Blutspenden oder auch beim Hausarzt oft erlebt habe, dass mir von einer Person ohne Handschuhe Blut entnommen wird, trage ich immer welche, wenn ich selbst Venen ansteche. Wie heißt es so schön: No glove, no love!

Und was habt ihr schon so für schöne Sachen bei der Blutentnahme erlebt?

Apfelkern

6 Kommentare:

  1. Bei mir unerwartet unspektakulär. Meine erste Blutabnahme hatte ich tatsächlich erst letztes Jahr - dementsprechend lange hatte ich davor also auch Zeit, mir unnötige Horrogeschichten auszumalen. Ich fand's aber kaum der Rede wert und frage mich bis heute, welch zimperliche Kumpanen mir ein Leben lang angsterfüllende Geschichten von ihren Blutabnahmen erzählten. Außer einem g-i-g-a-n-t-i-s-c-h-e-n blauen Fleck könnte ich bisher nämlich nichts Besonderes vermerken. Ich bin übrigens eine ganz Harte - Ich schau bei der Blutabnahme sogar zu. Yeah!

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    1. Ich bin ein bisschen überrascht, dass du echt so viele Jahre um eine Blutentnahme herum gekommen bist! Und dafür, dass du lange Zeit hattest, Horrorgeschichten zu hören, warst du auch tapfer.

      Was die blauen Flecken angeht: meistens sieht man die Patienten in der ambulanten Versorgung nicht direkt wieder, nachdem man ihnen Blut entnommen hat und sieht daher auch die Flecken nicht. Oft hilft es auch schon, selbst direkt nach dem Entfernen der Nadel eine Weile ordentlich auf den Tupfer zu drücken.

      Meine Erfahrung ist, dass es die Schwestern etc sogar ein bisschen verunsichert, wenn man bei der Blutentnahme zusieht. Das sind sie einfach nicht gewöhnt. :)

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  2. Na das ist doch ein Thema nach meinem Geschmack! :D

    Ich bin sicher der Alptraum einer jeden Schwester und Ärztin gewesen - nicht wegen den Venen, nein, ich hatte unfassbare Angst vor jeglichen Nadeln. Blutentnahme war das Allerschlimmste. Und ich rede hier wohl gemerkt nicht von einer kleinen Abneigung, sondern Todesangst. Ich hab geheult und gezittert, jedes Mal wenn davor Blutdruck gemessen wurde kam statt meiner ruhenden 88, eine 210+, sodass ich mich wirklich immer erst irgendwie beruhigen musste. Ich sage dir, das war belastend für alle Beteiligten. Meine damalige Kinderärztin (wie merkwürdig ist es bis zum 18ten LJ zu solchiger zu gehen?) tut mir im Nachhinein echt Leid. Dann mit der Volljährigkeit, konnte ich die tapferen Blicke der 5jährigen in der Praxis nicht mehr ertragen und bin das erste Mal zum Blutspenden gegangen.

    Sprung ins Jetzt: ich habe vor kurzem meine 200ste Plasmaspende gehabt und ich muss jedes Mal betonen, dass der Prozentsatz "verunglückter" Entnahmen wirklich gering ist, gemessen an der Häufigkeit mit der ich Spende. Mittlerweile weiß ich z.B. dass auf meinem rechten Arm scheinbar etwas mehr "Druck" ist und wenn die Nadel in einem komischen Winkel kommt, dann schießt da schon mal was raus. Das erste mal kam da echt viel - den Kopf hatte ich erst zum Arm gewendet, als der Schwester ein "Ups" entführ. Wahnsinn wieviel Blut in so kurzer Zeit aus einem rausgeschossen kommt. Bei einer dieser Gelegenheiten ist mir das mit den Handschuhen auch mal aufgefallen - die Schwestern schienen dann aber immer eher besorgt, dass ich oder das Equipment vollgekleckert wurde. Ich verstehe das auch nicht.

    Was noch? Achja! Zum Thema "Übung macht den Meister", kann ich nur sagen, dass es so ganz ohne Gespür auch nach Jahren nicht klappt. Eine der dienstältesten Schwestern, in dem Plasmazentrum ist bei mir auch nach Jahren noch Garant für die schlimmsten Blutergüsse beim Spenden. Ich hoffe jedes Mal, dass sie beschäftigt ist, wenn ich dran bin.

    Mögest du immer eine gute Vene finden! ;D

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    1. Okay, das ist ein irrer Wandel. Erst Panik ohne Ende und dann 200ste Plasmaspende?! Klingt unglaublich. Vor allem das mit den ganzen Plasmaspenden finde ich gerade krass. Ich habe einmal - um es auszuprobieren - nicht wie immer Vollblut, sondern Plasma gespendet und fand es super unangenehm. Es war November, kalt draußen und dann floß die kalte Salzlösung mit meinen Blutzellen wieder in mich hinein - es schüttelt mich schon bei dem Gedanken. Es hat ewig gedauert, die Nadel war unbequem und die rückströmende Flüssigkeit so schrecklich kalt, dass ich zum Schluss gekommen bin, in Zukunft kein Plasma mehr zu spenden sondern nur noch Vollblut. Das darf man zwar nur alle 3 Monate als Frau aber immerhin ist da nach zehn Minuten die Sache vorbei.

      Na du machst mir ja Hoffnung, dass nicht mal Übung hilft! Wobei man sagen muss, dass ich es nach inzwischen vielleicht 30 mal Patienten anpieksen schon ziemlich sicher mache. Nur bei Patienten, an denen ich weder eine Vene sehe noch fühle, steche ich nicht zu. Wäre ja auch Schwachsinn. Da kommt dann wieder die Schwester, die immer ein Gefäß findet, ins Spiel. Sie sagt dann was von Erfahrung, sticht dort ein, wo ich kein Gefäß sehe und bekommt direkt das gesuchte Blut.

      Ich wünsche dir weiterhin ein komplikationsloses Blutspenden ohne die dienstälteste Schwester! Und wow - nochmal Respekt angesichts deiner ganzen Plasmaspenden!

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    2. Du hast ja keine Ahnung wie sehr ich mich in der Kinderpraxis manchmal geschämt hab, wenn ich total verheult aus dem Bahndlungsraum kam! Da war für mich klar, dass ich mich der Angst stellen muss und das Wissen, dass damit jemand anderem geholfen wird, wenn ich die Zähne zusammenbeiße (+der Fakt, dass meine Mutti auch seit sie 18 ist Spendet) hat echt geholfen. Zugegeben, die ersten paar Spenden hab ich den Kopf soweit es geht weggedreht, damit ich ja nichts sehe - mittlerweile geht das, aber so richtig gern schaue ich trotzdem nicht zu wie die Nadel in den Arm geht.

      Plasmaspenden hab ich auch anfangs echt unterschätzt, weil man ja das Blut wiederbekommt und man öfter spenden darf - weshalb ich dann zu früh aus dem Ruheraum bin und direkt der Kreislauf zusammengebrochen ist (in einer Nordsee Filiale wohlgemerkt). Die Ruhezeiten hat man sich halt nicht aus Spaß ausgedacht. ^^;

      Die Rückführung fand ich die ersten Male auch unangenehm, jetzt merke ich kaum noch was.^^ Alles eine Sache der Gewöhnung. Und für mich ist Spenden auch ein Ansporn mich um meine Gesundheit zu kümmern, gesünder zu essen, mehr zu trinken etc.

      Ich finde es auch super, dass du wenn du keine Vene findest, jemanden fragst - das ist besser als auf gut Glück herumzustochern und Blutergüsse zu bescheren. Das Gefühl hab ich auch bei einigen Schwestern schon gehabt, aber da sind sie dann zu stolz jmd zu fragen.

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  3. So, Kommentar verschluckt. Nochmal. :)

    Manche Schwester empfinden es als irritierend, wenn man zusieht? Ha, dann gehöre ich eher zu den ungeliebten Patienten. :D Ich muss zwingend hinsehen, auch beim Impfen. Bei meiner letzten Tetanusimpfung hat die Ärzting die Hand so gehalten, dass ich nichts gesehen habe, da fand ich das Impfen unangenehmer als wenn ich es sehe. ^^

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