Mittwoch, 8. Juni 2016

Vom Bildschirm in den Alltag: wenn man plötzlich Prominente trifft

Es gibt so viele Momente im Leben, die man mental schon durchgespielt aber tatsächlich nie erlebt hat. Dazu zählt auch das Treffen von mehr oder weniger prominenten Menschen. Auch wenn ich schon oft aus Jux fiktive Dialoge mit ihnen geführt habe, wüsste ich nicht, was ich tun sollte, wenn J.K. Rowling, Hayley Williams oder Simon und Martina jetzt plötzlich im Supermarkt vor mir in der Warteschlange an der Kasse stehen würden.
Aber man rechnet ja ehrlich gesagt auch nicht wirklich damit, mal in so eine Situation zu kommen.

Letzten Sonntag war ich mal wieder auf dem Flohmarkt am Mauerpark und danach in einem veganen Café - was man in Berlin eben so macht als Student. Als ich auf meinen mit frischen Sprossen und Hummus gefüllten Wrap wartete, sah ich mich ein bisschen im Lokal um - und musste mich direkt einmal am Stuhl festhalten, weil ich einen meiner liebsten Youtuber fünf Meter von mir entfernt erblickte. Mein Blick verharrte - man könnte es auch als Starren bezeichnen - und wurde von einem eher genervten Blick erwidert. Upsi, erwischt!

Jetzt gab es nur zwei Varianten: entweder, ich gebe meiner Neugier nach, gehe rüber, sage hallo und versuche, all die verrückten Dialoge, die ich mental beim Sehen seiner Videos schon mit ihm geführt hatte, nicht zu sehr das Gespräch beeinflussen zu lassen oder ich bleibe weiter der creepy Fan und starre völlig entgeistert zum Nachbartisch. Hatte er nicht schon mehrfach in Videos gesagt, dass er Leute hasst, die ihn offensichtlich erkennen aber dann nur anstarren statt ihn einfach kurz zu grüßen?
Offen gesagt brachte ich in der Situation einfach nicht den Mut auf, ihn direkt anzusprechen aber weiter durch unhöfliche Blicke belästigen war auch keine Option für mich. Daher entschied ich mich, ganz fixiert auf mein Essen zu sein und bloß nicht den Blick zum Nachbartisch wandern zu lassen. Scheuklappentaktik. Momente, in denen es besonders frustrierend ist, introvertiert zu sein.

Während ich an meinem leckeren veganen super healthy Wrap knabberte, dachte ich fieberhaft darüber nach, ob ich nicht doch die Chance nutzen sollte, ihn anzusprechen.
Aber passierte ihm das nicht dauernd? Selbst Youtuber und prominentere Prominente sind Privatpersonen mit einem gewissen Recht, nicht immer nur ihre Mitmenschen zu unterhalten. Schließlich sind sie kein Gemälde in einer Galerie, das man jederzeit ungeniert von allen Seiten anstarren darf. Ich hätte auch keine Lust, dass alle fünf Meter jemand auf mich zu kommt und dringend Selfies mit mir machen möchte. Besonders schlimm wird es wahrscheinlich, wenn die Fans dann deren typische Gesten sehen und Sprüche von ihnen hören wollen, für die sie ja schließlich bekannt sind. Wie ein Tanzbär, der immer und immer wieder seinen beliebtesten Trick vorführen muss. Ich hatte Mitleid. Selbst die Berühmtheiten des Internets haben ab und an ein Privatleben.

Und so saß ich da, sprach ihn weder an noch machte ich heimlich Fotos (denn das ist noch eine Stufe merkwürdiger als nur auffällig unauffällig rüber zu starren) bis er nach Konsum eines hippen veganen Snacks ging.
So ein bisschen ärgerte ich mich schon, nicht gegrüßt zu haben, doch ich weiß genau, dass ich es niemals anders gemacht hätte. Zudem kannte ihn meine mich begleitende Freundin gar nicht (Offliner…*seufz*) und so wäre ich mir noch einmal verrückter vorgekommen, zum Nachbartisch zu laufen und ihn anzusprechen.

Was lernen wir daraus? Wenn man nicht weiß, wie man sich als insgeheimer Fan verhält, sollte man trendige vegane Restaurants in Berlin meiden.
Im Ernst: ich war einfach nicht darauf vorbereitet, es war zu spontan. Als ich vor einigen Wochen einen Yogakurs bei einer Yogalehrerin mit Youtubekanal gemacht habe, den ich auch schon lange verfolge und daher völlig inadäquat aufgeregt war, sie live zu treffen, ahnte ich vorher schon, dass ich einen ordentlichen Fangirl-Moment haben würde. Ich wusste aber auch, dass ich damit nicht allein sein würde. Mit diesem Wissen gewappnet, konnte ich mich brav in die Schlange für eine Audienz einreihen, mich überschwänglich für ihre Videos bedanken und mehr oder weniger tiefgründige Fragen stellen.
Zudem ist es auch alles anders, wenn man der einzige verrückte Fan im Raum ist.

Es muss auch sehr merkwürdig bis extrem unangenehm sein, von fremden Personen angesprochen zu werden, die viele Dinge über dich wissen aber man selbst gleichzeitig null Informationen über sie hat. Absolut gruselig. Damit muss man wohl rechnen, wenn man im Internet Dinge über sich postet und es durch Bilder von sich den Zuschauern und Lesern einfach macht, einen auch offline zu identifizieren.
Je bekannter die Person, desto unangenehmer wäre es auch für mich, sie anzusprechen. Das heißt, einen mittelmäßig bekannten Blogger würde ich grüßen wollen (zumindest denke ich das jetzt allein vor dem Schreibtisch sitzend), da er sich bestimmt auch darüber freuen würde aber einen international gefeierten Johnny Depp würde ich mich nicht zu grüßen trauen. Seine Bodyguards würden das wohl auch nicht zulassen. Plus er wäre eh schon von zwanzig anderen Fans umringt, bevor ich auch nur in seine Nähe käme.

Habt ihr schon mal Internetprominenz oder andere bekannte Menschen live gesehen und was mich noch viel mehr interessiert: wie seid ihr damit umgegangen?

9 Kommentare:

  1. Ich hab regelmäßig Steffen Henssler in einem Restaurant in Hamburg neben mir sitzen, lasse ihn aber in Ruhe und freue mich, dass auch er ein normaler Mensch ist.

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    1. Er ist dir dafür wahrscheinlich sehr dankbar. Und du weißt, dass es wahrscheinlich ein großartiges Restaurant ist, wenn er als Koch regelmäßig dort isst.

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  2. Als alteingesessene Berliner Studentin kann ich deine Aufregung total nachvollziehen. Bei den ersten Malen, bei denen ich auf mehr oder weniger prominente Personen gestoßen bin, habe ich meinen Eltern noch jedes Mal einen aufgeregten Bericht darüber erstattet. Aber hier in Berlin soll dieses Promisichten ja an der Tagesordnung sein. In den fünf Jahren, in denen ich jetzt hier wohne, ist da bestimmt schon einiges an Dschungelcamp-, und sonstigen Castingschowteilnehmer und Teilnehmerinnen über den Weg gelaufen. Besonders bei der Fashion Week oder sonstigen Events, an denen ich als seriöse Journalistin teilgenommen habe. Meine Aufregung reicht, je nach Person, von 0 bis 7, meistens bleibt aber nur Erstaunen darüber, wie 'anders' die Menschen im Vergleich zu ihrem Fernseh/Youtube/Magazin-Ich aussehen - also alles rein oberflächlich :D Ansprechen oder heimlich fotografieren würde ich mich aber nie trauen, allein weil ich niemanden beim Nachgehen einer alltäglichen Sache stören möchte. Sind halt eigentlich auch 'nur' einfache Menschen wie du und ich :)

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    1. Es ist immer erstaunlich, wie groß Menschen auf Bildschirmen wirken, die eigentlich winzig klein sind. Das überrascht mich immer wieder. Und davon abgesehen sehen sie auch anders aus, weil man sie eben nicht nur aus Perspektive der Kamera in ihrem besten Winkel auf die Schokoladenseite fixiert betrachten kann.

      Ich warte ja nur darauf, dass wir uns auch mal über den Weg laufen. Und am Ende denke ich mir nur "Woah, das ist doch Rebecca from the Blog!" und bin dann so beeindruckt von dieser Erkenntnis, dass ich auch nichts sage.

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    2. Also ein Maaal, im Fitnessstudioo, sind die liebe T. aus den Kommentaren unten und ich uns tatsächlich auch über den Weg gelaufen :D Ich wusste ja nicht, wie sie aussieht und daher habe ich mich ganz schön erschrocken, als aus dem Nichts eine junge Frau mich ansprach und sagte: Hey, ich lese deinen Blog (oder so)! Zum Glück hatten wir durch die Blogs schon eine Gesprächsgrundlage, bei einer vollkommen fremden Personen hätte ich wahrscheinlich noch verlegener reagiert, haha.

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  3. Da hätten wir uns ja sehen können letzten Sonntag, war nämlich auch da. Ich habe jetzt schon so viele YouTuber gesehen, also im Prinzip alle großen Berliner Youtuber, aber selbst die welche von den Kölnern habe ich gesehen. Ich gehe wohl mit sehr offenen Augen durch die Stadt... Wie ich mich verhalte? Im ersten Moment (omgomg), im zweiten dann ein einfaches "Hey, ich guck deine Videos. *Smalltalksmalltalk*" David Hain habe ich jetzt schon so oft durch Zufall gesehen, der hat mich von sich aus sogar schon umarmt. Das fand ich nett und krass. Auch einen anderen Fitnessyoutuber sehe ich immer wieder und wir grüßen und quatschen von Zeit zu Zeit. Welchen YouTuber hast du da getroffen? :O

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    1. Sehr lustig, dass du auch da warst. Wir haben uns wohl einfach gegenseitig nicht erkannt. Wir sollten wirklich mehr Selfies posten, um das in Zukunft zu vermeiden.
      Dieses *smalltalksmalltalk* ist das, worin ich so schlecht bin. Das wäre eher: Hey, ich schaue deine Videos! *creepcreepcreep* *creepsaway*
      Ich hab Michael Buchinger gesehen. Mental schrie es in mir die ganze Zeit "Hello friends, ajajajajaj! Hass!" aber über die Lippen kam nix. Tja.

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  4. Ach was, bei dem hätte ich wahrscheinlich auch nicht viel herausbekommen. Sonst lande ich noch bei seiner nächsten Hassliste :(

    Ach, das war doch so voll da, da hätte man sich nicht mal gesehen,wenn man es geplant hätte :'D

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  5. Mein Sohn hängt mit einem Youtuber ab oder rum oder wie diese hippen, jungen Leute so sagen.
    Kann dir gerne ein Autogramm besorgen :-)
    Ach nee, Moment, Sohn hat's mir ja verboten...

    Unser Omma und ich haben Uschi Glas nach einer Vorstellung im Theater abgefangen, weil Omma ein Autogramm wollte. Die Glas reagierte ziemlich unentspannt bis angepisst. Da hat der Ben wohl recht...

    Privat lief mir neulich ein Homeshoppingverkäufer beim Rewe über'n Weg. Den habe ich nicht angesprochen, weil ich denke, der ist privat und will in Ruhe seinen Einkauf machen.

    Wer immer wieder(!) supernett reagiert, ist Bernd Stelter, dessen Mutter im Nachbardorf wohnt und die beiden sieht man öfter bei Edeka. Den kannste ungeniert anstarren oder anquatschen, der erzählt direkt munter drauf los.

    Ist halt 'ne Typsache.
    Ansonsten würde ich so eine Gelegenheit nicht verstreichen lassen, denn so oft trifft man ja keinen Promi, den man auch noch toll findet.
    Zumindest nicht hier im Sauerland :-)

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