Donnerstag, 5. Mai 2016

Dinner for one

Ich esse gerne. Das ist kein Geheimnis. Ich esse auch gerne, wenn ich alleine bin und deshalb koche ich auch für mich allein. Oft höre ich von anderen Menschen, dass es sich nicht lohnen würde, für eine Person zu kochen und sie deshalb auf Fertiggerichte und Lieferdienste zurückgreifen. Das kann ich absolut nicht nachvollziehen und melde damit offiziell Redebedarf zu dem Thema an.

Der Mensch muss sich ernähren und die meisten von uns genießen diesen Part auch. Ernährung kann Pflichtprogramm sein oder richtig Spaß machen. Da man das aber jeden Tag tut, nimmt es auf Dauer viel Zeit in Anspruch, besonders, wenn man sich seine Mahlzeiten selbst zubereitet. Heutzutage ist es kein Problem, das zu umgehen, indem man auswärts isst, sich Pizza liefern lässt oder unterwegs den Fertigsalat aus der Kühltheke inhaliert. Allerdings ist das im Schnitt sehr viel teurer, als selbst zu kochen und man kann viel weniger frei entscheiden, was man gern essen würde, da man nur zwischen den existierenden Angeboten wählen kann statt nach eigenem Wunsch Zutaten zu kombinieren.

Selbst zu kochen bietet neben dem Vorteil, über den finalen Geschmack und Gargrad des Gerichts entscheiden zu können noch sehr viel mehr. Man weiß exakt, was man in das Essen getan hat, muss keine Kompromisse eingehen und Farbstoffe, Konservierungsstoffe oder sonstiges unnötiges Zeug in sich hinein mampfen, das die Lebensmittelindustrie für die Lebensmitteloptimierung als hilfreich erachtet. Sehr praktisch für Menschen mit Allergien und nicht omnivorer Ernährungsweise. Mir macht es übrigens sogar Spaß zu planen, was ich kochen werde und es dann schließlich umzusetzen. Verrückt, ich weiß.

Nun aber zum Faktor Zeit- und Energieaufwand.
Das ist einer der Hauptpunkte, weshalb Menschen behaupten, für eine Person zu kochen wäre absolut ineffizient. Wenn man sich allein jedes Mal Kartoffelgratin mit Hummer an Weißweinschaumsauce mit frittierten Salbeiblättern kredenzen würde, ist es natürlich ineffizient. Das wäre etwas, das ich wenn überhaupt nur für feierliche Anlässe beziehungsweise mindestens zwei Personen kochen würde. Man möchte ab einem gewissen Aufwand vielleicht nicht nur den eigenen Hunger stillen, sondern auch andere beeindrucken, indem man ihnen zeigt, dass sie einem den Aufwand wert sind.
So ein Gemüsecurry, Pastagerichte, Aufläufe, Suppen oder Ofengemüse sind relativ schnell (und damit meine ich Zeiträume bis zu einer halben Stunde aktiver Zubereitungszeit) gekocht, machen satt und lohnen sich auch wenn ich allein bin.

Denn ich bin mir selbst den Aufwand wert.

Warum sollte ich mir selbst eine leckere, gesunde und sättigende Mahlzeit vorenthalten, nur weil ich sie in diesem Moment nicht mit einer weiteren Person teilen kann?
Im Leben machen wir so viele Dinge nur für uns selbst: uns weiterbilden, Zeit mit Dingen verbringen, die uns ein gutes Gefühl geben und Spaß machen, Erlebnisse sammeln, uns selbst unterhalten, uns Auszeiten gönnen und uns um unseren Körper kümmern. Weshalb sollten wir, nachdem wir so viel Zeit, Geld und Arbeit in uns selbst gesteckt haben nun anfangen, regelmäßig Fertigpizza, Dosensuppen und Döner zu essen, um Zeit zu sparen? Damit spart man langfristig doch eher Zeit des Wohlbefindens und Lebenszeit.
Es mag alles ein wenig egozentrisch klingen, doch letztlich verbringt man den Rest seines Lebens garantiert mit sich selbst und sollte daher meiner Ansicht nach auch sich so gut wie möglich um sein geistiges und körperliches Wohlbefinden kümmern. Dazu zählt ausgewogene Ernährung und damit auch die Bereitschaft, fünfzehn Minuten zum Kochen zu opfern, um am Ende ein Gemüsecurry mit gerösteten Nüssen statt eines traurigen Salates aus dem Kühlregal essen zu können oder gar Mahlzeiten mit irgendwelchen ominösen Fitnessshakes zu ersetzen.

Dafür muss man nicht mal alles selbst anbauen, sondern kann natürlich auf Hilfsmittel und Tricks zurückgreifen. Tiefkühlgemüse erleichtert den Prozess des Kochens sehr. Wenn ich meine Tiefkühlerbsen einfach mit ins Essen werfen kann statt sie vorher blanchieren und pulen zu müssen spare ich schon Zeit ohne am Ende auf den Genuss und den Nährwert verzichten zu müssen.
Planung des Essens hilft auch dabei, durch organisierten Einkauf die nötigen Zutaten im Haus zu haben. Die ganze Woche lang notiere ich auf einer Liste das, was im Haushalt fehlt und was ich in der nächsten Woche zum Kochen kaufen möchte, damit ich beim Wocheneinkauf stressfrei alles gleich in einer Tour mitbringen kann.
Wenn ich für mich allein koche, bereite ich fast immer mehrere Portionen zu, sodass ich gleich mehrere Mahlzeiten mit einem mal zubereite und durch die jahrelange Übung bin ich so routiniert, dass die einzelnen Abläufe sehr viel schneller funktionieren als am Anfang.
Natürlich muss man nicht immer Kochen. Wenn es wirklich mal Zeitdruck gibt, dann reicht auch das Käsebrot mit einer Möhre dazu. Und dessen "Zubereitung" dauert garantiert nicht länger, als sich im FastFood Restaurant für Pommes und Burger anzustellen.

Was ich sagen will: für sich allein zu kochen ist kein großer Aufwand, wenn man dafür einfache Rezepte nutzt, um mehrere Mahlzeiten zuzubereiten. Allein dadurch, dass ich mich mit selbstgekochten Gerichten gesünder ernähre, ist es mir den Zeitaufwand wert. Denn was sollte ich auf Dauer stärker priorisieren als meine eigene Gesundheit?

Wie seht ihr das? Kocht ihr für euch allein?

9 Kommentare:

  1. Kann ich dir nur zustimmen. Habe das auch nie verstanden, dass sich kochen manchmal nicht lohnen soll. Letztendlich hab ich dann Essen und das ist so oder so gut. Ob ich jemanden bekochen kann oder nicht, ist mir da egal. Kochen ist für mich auch ein tägliches Hobby geworden. Manchmal will ich so viel kochen und habe gar nicht so viel Hunger. Ein Dilemma.
    Und dass kochen angeblich lange dauert, finde ich auch weit hergeholt. TK-Pizza(bah) dauert doch mit vorheizen und backen auch um die 20 min. In der Zeit habe ich schon drei Gänge (nichts groß auswändiges natürlich) gemacht.

    Fun fact: Ich habe noch nie Essen bestellt. Ist doch viel zu teuer. Da kann ich doch auch ins Restaurant gehen. Und irgendwas ist immer zuhause, dass man schnell kochen kann. Ach ja!

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    1. Haha, die Situation, dass man am liebsten so viel kochen würde, wie man sowieso nicht essen könnte, kenne ich! Daher freue ich mich immer besonders auf Filmabende/Treffen mit Freunden, die Anlass sind, irgendwelche fancy Rezepte auszuprobieren.

      Zu den TK Pizzen: ich habe noch nie selbst eine zubereitet und wüsste spontan auch nicht, wie es geht. Das fängt schon bei der Frage an, ob man die vorher auftauen lassen muss.

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  2. Wenn ich für meine Frau und mich koche, kann das durchaus mit mehr Aufwand verbunden sein. Das Gleiche gilt, wenn ich nur für meine Frau koche, die an einigen Tagen in der Woche erst sehr spät nach Hause kommt. Dann sind das auch schon mal Dinge, die ich selbst überhaupt nicht mag. Für mich genügt dann einfach ein Butterbrot oder etwas in der Art. Für mich alleine koche ich zwar auch, aber mit deutlich weniger Aufwand. Begründen kann ich das nicht.

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    1. Interessant, dass du den Kochaufwand bei dem minimalen Unterschied der Anzahl der Esser anpasst! Für sich allein tendiert man dazu, sich weniger Mühe zu geben, weil man ja "nur" allein ist, doch auf Dauer möchte ich mich auch allein nicht von Butterbroten ernähren. Würdest du das mit den Butterbroten täglich durchziehen, wenn du nicht ab und an auch etwas Gekochtes zwischen die Zähne bekommen würdest, das du für deine Frau zubereitest?

      Übrigens hat sie wirklich Glück, dass du ihr bei später Heimkehr etwas vorkochst. Mit meiner Mitbewohnerin habe ich das auch so abgesprochen, dass wir uns gegenseitig bekochen, wenn eine spät nach Hause kommt und es ist einfach unfassbar großartig, nach einem langen Tag direkt etwas selbstgekochtes essen zu können.

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    2. Ich bevorzuge schon die warme Küche, auch für mich alleine. Nur mache ich dann eben nicht etwas Asiatisches aus dem Wok mit vielen Bestandteilen oder eine Bolognese, die vorher vier Stunden lang vor sich hingeköchelt hat, sondern es wird einfach ein Stück Fleisch aus der Pfanne und dazu ein paar selbst gemachte Country-Kartoffeln.

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  3. Absolute Zustimmung. Warum sollte man sich das Selberkochen für sich allein nicht wert sein? Man kann viele Gerichte auch gut am nächsten Tag aufwärmen, und überhaupt kann in 20 Minuten ein leckeres Essen fertig sein. Bei uns gibts ja nicht mal mehr TK-Futter, und beim Lieferdienst habe ich noch nie was bestellt. Lieber gehe ich dann (selten, aber so drei- bis viermal im Jahr) essen.

    Bei mir ging das gerne kochen mit dem kochen können einher - je öfter ich gekocht habe, um so besser wurde es und um so lieber kochte ich, natürlich auch gerne für den MannMitHut.

    Inzwischen habe ich ja auch Besseressen zu meinem Beruf gemacht. ;-)

    LG
    AnnJ

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    1. Der Vorteil am Essen gehen statt Lieferdienst: man muss die Teller am Ende doch nicht selbst abwaschen. Aber teuer ist beides.

      Du hast absolut recht: Kochkunst, Freude daran und die Häufigkeit des Kochens hängen eng zusammen. Inzwischen finde ich es furchtbar, mir vorzustellen, nicht kochen zu können. Das Leben wäre dann wohl sehr viel ungesünder, teurer und weniger schmackhaft.

      LG,

      Apfelkern

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  4. Selber bin ich nicht so die Köchin, weil es mir einfach nicht so sehr Spaß macht. Perfekt, dass mein Kerl super gerne kocht und wir uns - auch wenn wir "nur" zu zweit sind - die tollsten Sachen zaubern. Finde das ist richtig toll, daher kann ich dir da insgesamt nur zustimmen. Auch zu zweit haben wir manchmal das Problem, dass zB eine ganze Zucchini für das eine Gericht zu viel ist, aber wir uns dann einfach für die Woche etwas anderes überlegen, wo man das noch verwenden kann. Außerdem bin ich ein riesen Fan von dem Gemüseladen um die Ecke. Dort kann man alles frisch und einzeln kaufen und in genau der Menge die man benötigt (Pilze zB). Auch beim Metzger weiß ich, dass das Fleisch aus der Region kommt. Ich finde, es ist einfach gut, wenn man weiß was in seinem Essen drin ist und insgesamt bewusst mit diesem Thema umgeht. Wenn wir doch einmal zu viel kochen, nehme ich es entweder am nächsten Tag als Mittagessen mit ins Büro oder gefriere auch manchmal etwas ein. Unsere neueste Erkenntnis ist selbstgemachte TK-Pizza :) Wenn es mal wieder selbstgemachte Pizza gibt, wird einfach ein wenig mehr Teig gemacht und dieser dann als "Pizza Rohling" vorgebacken. Wenn's also mal schnell gehen muss, kann ich mir so einen Rohling rausholen, frische Zutaten die ich gerade dahabe drauf machen und frisch aufbacken. PERFEKT :)

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und hoffentlich viele leckere Gerichte! <3

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    1. Ah, es ist wunderbar, bekocht zu werden! Glückwunsch zu deinem persönlichen Lieblingskoch. Scheinbar gibt es in Paaren immer einen, der gerne kocht und einen, der es nicht kann/lieber kochen lässt.

      Kleine Gemüseläden sind großartig. Ich habe einen türkischen Supermarkt in der Nähe, in dem man sich auch alles in selbst gewählten Mengen zusammenstellen kann. Es war zu Beginn nur ein wenig merkwürdig, dass man das nicht in Selbstbedienung tun darf, sondern dem gebrochen Deutsch sprechenden Mitarbeiter vermitteln muss.

      Uh, die Idee mit der selbst gemachten TK Pizza ist großartig! Wenn ich sie rechteckig forme, passen sie bestimmt auch in mein winziges Gefrierfach. Jetzt fragt sich nur noch: wie macht man eigentlich Tiefkühlpizza?! Ich habe kochen gelernt, bevor ich mit TK Pizzen konfrontiert wurde und kann daher nur frische Pizzen zubereiten.

      Liebe Grüße an dich!

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