Der Sommer ist eigentlich nicht unbedingt meine liebste Jahreszeit. Brennend heiße Sonne, man schwitzt im Alltag während man in Kleidung, die öffentlichkeitstauglich und ausreichend bedeckend sein muss, viel zu viel Zeug umher schleppt. Um als Mensch beeindruckend heller Haut nicht gleich in den gerösteten und verbrannten Zustand überzugehen, muss man sich den ganzen Sommer lang an allen exponierten Stellen mit Sonnencreme einreiben. Und während man so in seiner eigenen Cremeschicht mariniert wird und an sich selbst kleben bleibt, schwitzt man noch bei jeder Bewegung vor sich hin und ist jeglicher Belastung abgeneigt.
All das assoziiere ich mit Sommer, wenn man mich danach fragt.
Heute bin ich mit dem Rad unterwegs gewesen. Auf dem Radweg entlang des Rapsfeldes durch die schon lauwarme Luft zu fahren war wunderbar. Der Duft des Rapsfeldes lag schwer und süß in der Luft, das Gelb leuchtete schon fast zu kitschig um angenehm zu sein. Es fühlte sich fast an wie ein warmer Sommerabend - die Zeit, die ich am Sommer am meisten mag.
Denn Abends hat sich die Sonne und damit die sengende Hitze verzogen und es bleibt nur die angenehme Wärme, die Boden und Asphalt noch ausstrahlen. Es ist so ein Wetter, bei dem man nachts gerne einfach mit dem Rad so schnell fährt, wie man kann, nur um sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen und all die Gerüche des Sommers aufzunehmen. Und dabei schreit man in unbeobachteten Momenten seine Lebensfreude heraus, während man den Sommer fühlt. Das sind sehr glückliche und unbeschwerte Momente, die ich mit solchem Wetter verbinde.
Im Sommer ist sogar der Regen schön. Eigentlich ist es ja bloß lästig, nass zu werden und besonders als Brillenträger ist es ein zusätzliches Grauen, vor lauter Wassertropfen auf der Sehhilfe halb blind durch die Gegend irren zu müssen. Dennoch ist im Sommer Regen schön. Manchmal zumindest.
Ich mag es, wie sich der Regen ankündigt. Der Himmel wird grau und düster während doch alles so grün und frisch aussieht. In der sommerlichen Wärme wirkt das Gewitterszenario nicht so bedrohlich. Im Sommer ist ein Regenguss fast etwas erleichterndes. Da kann man auch mal die Brille absetzen und sich in den Regen stellen, um die Erfrischung zu genießen.
Ein Genuss ist auch der Geruch des Regens. Es ist ein wundervoller Geruch, der Sommer, Glück und irgendwie auch Freiheit für mich bedeutet. Er hat sogar einen Namen, der so magisch klingt wie er riecht: Petrichor. Ein Wort, das ich mit diesem ganzen Zauber des Sommerregens verbinde, den ich so sehr liebe.
Und als ich da auf dem Weg zum Einkaufen am Radweg entlang fuhr, deutete sich am Horizont über dem leuchtend gelben Feld eine graue Wolkenfront an. Es war warm.
Als ich aus dem Laden kam, hatte es begonnen, ganz leicht zu nieseln. Es war ein tolles Gefühl, ein Moment, den man am liebsten teilen würde, weil er so schön ist. Ich habe ihn dankbar allein genossen und mich daran erinnert, dass Sommer doch nicht nur grässliche Hitze, Vorbereitung auf die Prüfungen während man gegen das eigene Schmelzen kämpft und Sonnenbrand bedeutet. Ich fürchte, ich freue mich sogar schon auf den Sommer. Und auf Petrichor.
Apfelkern
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