Freitag, 8. Mai 2015

Ansprüche und Druck

Man muss mit der Zeit gehen heißt es immer so schön aber was die Sache mit dem Bloggen angeht, werde ich das Gefühl nicht los, dass die Zeit ohne mich geht.

Fast alle haben plötzlich perfekte idyllische Bilder, die natürlich weder verwackelt noch verpixelt sind und mit der professionellen Spiegelreflexkamera aufgenommen worden sind. Bearbeitet werden die Bilder routiniert mit Photoshop, die Blogeinträge werden im Filofax vorzeigbar und stylisch geplant. Und natürlich nutzen sie schon lange kein Blogger mehr und erst recht nicht ohne eigene Domain - sie sind längst alle zu Wordpress umgezogen und nähern sich der Perfektion mit 2490 individualisierbaren Widgets.
Leserzahlen steigen natürlich konstant und pro Post gibt es mindestens zwanzig Kommentare. Die Oberschicht der Blogger trifft sich auf Blogger Events und wird von allen erdenklichen Firmen gesponsert. Ohne Gewinnspiele läuft logischerweise nichts - man macht das ganze ja immerhin nicht zum Spaß. Die Leser wollen leichtverdaulich unterhalten und mit tausend tollen Preisen überschüttet werden.

So zumindest kommt es mir vor. Ich bin der vorletzte Depp, der noch mit einer schäbigen Blogspot Adresse in dilettantisch gestaltetem Design lange, oft bildlose Texte postet. Und wenn ich mal Bilder einfüge, dann werden sie nicht mit der Spiegelreflexkamera aufgenommen, sondern mit meinem Handy. Gewinnspiele sind nun auch nicht das, was ich hier regelmäßig anbieten kann. Wirklich regelmäßige, wenn nicht sogar tägliche Posts, habe ich sowieso nicht zu bieten. Ich bin froh, wenn ich mal mehr als 6 Stunden Schlaf bekomme.

An diesem Punkt fragte ich mich, was ich überhaupt mit meinem Blog erreichen möchte. Eine besonders große Reichweite mit meinem Blog zu haben war noch nie das Ziel. Ich schreibe einfach gerne, möchte das teilen und wenn man Feedback dazu bekommt, ist es gleich doppelt so schön.
Es macht mir Spaß, in meinen alten Einträgen zu stöbern.  Es macht mir Spaß, andere mit diesem Hobby schon über Jahre zu lesen und über Kommentare immer wieder zu begleiten. Einige Blogs lese ich schon seit über vier Jahren und inzwischen kennt man die Autoren, häufige Kommentatoren und einige der eigenen Leser, diese Menschen gehören einfach dazu!
Nachdem ich letzten Sommer auf dem Bloggertreffen in Köln war, habe ich sogar einige dieser Internetbekanntschaften live getroffen und das war fantastisch. Man lernt neue Dinge, liest fremde Ansichten und Eindrücke und dann findet man auch noch so etwas wie Freunde. Ich liebe das Bloggen dafür, dass es solche Möglichkeiten bietet!

Trotzdem habe ich das unterschwellige Gefühl, mit anderen Blogs nicht mithalten zu können. Sie füttern nicht nur ihre Website regelmäßig mit tollen Inhalten sondern unterhalten die Leserschaft zusätzlich noch auf Twitter, Instagram, Facebook und neuerdings Snapchat. Ich dagegen bin schon froh, wenn ich es zu einem Blogpost in der Woche schaffe. Vielleicht stelle ich mich ja bloß verplant und dämlich an aber neben dem Studium, ein paar Hobbys und sozialen Beziehungen steht der Blog nicht als erste Priorität da. Da freue ich mich eher, wenn ich mal sieben Stunden Schlaf am Tag bekomme.

Was ist jetzt die Konsequenz des ganzen? Ich weiß, dass ich nie eine große Karriere als Blogger hinlegen werde und das ist in Ordnung. Mir ist klar, dass meine Themen, über die ich blogge, keine große Mehrheit ansprechen und auch damit kann ich gut leben. Über etwas anderes zu schreiben, nur um zu gefallen, ist keine Option für mich. Vielleicht sollte ich mir mehr Mühe geben, die Abstände zwischen den einzelnen Posts nicht zu groß werden zu lassen und aktiver bei anderen kommentieren. Und selbst wenn ich nicht so einen durchgestylten perfekten Blog habe wie andere: ich bin niemand, der fürs Bloggen bezahlt wird, ich mache das allein weil es mir Spaß macht. Das bedeutet eben auch, dass ich nicht verpflichtet bin zu Posts in einem bestimmten Abstand oder auf einer Rangliste der Beliebtheit einen bestimmten Platz zu halten.

Das heißt eigentlich, dass ich mit dem Bloggen keinerlei Druck habe. Trotzdem empfinde ich einen Erwartungsdruck und dieser Druck, mithalten zu müssen, gefällt mir einfach nicht. Nach inzwischen gut vier Jahren möchte ich dieses schöne Hobby auch nicht aufgeben, nur weil die Ansprüche der breiten Masse an die Präsentation und Vermarktung eines Blogs gestiegen sind. Schließlich will ich mich nicht unbedingt selbst als perfekt inszenieren sondern einfach über das schreiben, was mich bewegt.

Kennt ihr diesen Druck als Blogger oder macht ihr einfach so weiter wie es euch Spaß macht?

12 Kommentare:

  1. Ich messe mich gar nicht an den anderen Blogs. Die sind mir eh zu perfekt. Da fehlen mir die Ecken und Kanten und oftmals auch der Tiefgang. Mein Blog dilettantisch wie deiner, aber ich bin zufrieden damit. Ich will ja, genauso wie du, nehme ich an, durch Inhalt überzeugen und nicht durch oberflächliches Zeug. Ich habe mich mit meinem Blog nie unter Druck gesetzt-wozu auch? Perfektion im Internet ist eh so ein Thema, worüber ich schreiben wollte.

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    1. Das klingt, als würden sich Persönlichkeit und ein professionelles Auftreten ausschließen. Und das zu denken finde ich ehrlich gesagt ziemlich oberflächlich.

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    2. Sich mit anderen zu vergleichen bringt immer Druck aber manchmal hilft es auch, sich selbst weiter zu entwickeln und ist ein Antrieb, mehr zu tun. Trotzdem: nur die Optik bringt es natürlich auch nicht, man sollte sich auf allen Ebenen weiter entwickeln. Sagt sich leider leichter als dass es sich umsetzen lässt.
      Und ich denke auch genau wie Zeitzeugin, dass professionelles Auftreten und Persönlichkeit sich nicht per se ausschließen müssen. Die beiden Dinge existieren aber eben auch voneinander unabhängig.

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  2. Leser die Blogs nur wegen der schönen Bilder oder Gewinnspiele anklicken, können mit deinen Themen wahrscheinlich sowieso nicht so viel anfangen. Zieh einfach dein Ding durch und mess dich nicht an anderen.

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  3. Ich finde deinen Blog super so, wie er ist.Du musst nicht mit anderen mithalten, sondern Spaß an dem haben, was du tust.

    Den Druck kenne ich natürlich auch, unterwerfe mich dem aber nicht, auch wenn es vielleicht so aussieht. Ich schreibe gerne und ich liebe es, wie mein Blog momentan aussieht. Eine Karriere wollte ich nie hinlegen, aber wenn mein Blog manchem gefällt, freue ich mich.

    Mit anderen Bloggern habe ich leider nicht den Kontakt, den ich gerne hätte. Bin generell sehr schlecht darin, Kontakte zu pflegen, daher finde ich Facebook so geil, da es das Kontakthalten immens vereinfacht!

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    1. Spaß an der Sache zu haben, ist sehr wichtig. Ich glaube, als Leser merkt man es auch einfach, wenn ein Autor Spaß an seinem Thema hat oder wenn er nur darüber schreibt, um seine Postfrequenz aufrecht zu erhalten.

      Kontakt zu halten ist im anstrengenden und vor allem zeitraubenden Alltag nicht einfach. Schon lange nehme ich mir vor, mehr zu kommentieren aber auch wenn ich gedanklich den Kommentar fertig formuliert habe, ist es noch mal was ganz anderes, ihn letztlich auch zu schreiben.
      Mhm, Facebook ist nicht das Medium meiner Wahl. Das nutze ich eher, um in der Uni informiert zu bleiben. Ansonsten mache ich da nichts aktiv. Und wenn ich dort versehentlich anklicke, dass ich zum PMDD Event gehe, frage ich mich immer, was meine Kommilitonen/Freunde sich wohl denken, wenn sie dieses Event in ihrer Timeline sehen. Facebook ist für privaten Kram und Twitter/Instagram/Blog für den Social Media Kram. Ein zusätzlicher Facebook Account für den Blog wäre da eine Idee aber so wirklich gerne nutze ich Facebook auch nicht, weshalb ich das bisher gelassen habe.

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  4. Ich kenne diese Gedanken nur zu gut, möchte aber als erstes und in aller Deutlichkeit sagen: ändere bitte nichts an deinem Blog und höre auf gar keinen Fall auf zu schreiben, nur weil da draußen beliebtere Blogger agieren. Ich freue mich jedes Mal von dir zu lesen.
    Allgemein sind kleine Blogs mit persönlichen (und dennoch interessanten) Inhalten schwer zu finden. Da ist es umso wichtiger, dass du dabei bleibst.
    Die Frage, was der eigene Blog soll, habe ich mir auch schon gestellt. Aber letztlich ist es doch perfekt mit dem Blog eine Auszeit zu schaffen und ihn für sich und die lieben treuen Leser zu führen, auch wenn damit niemand reich werden kann.
    Mach weiter so :)

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    1. Diese kleinen persönliche Blogs sind etwas tolles: man hat einfach viel mehr Bezug zum Autor, da die Leserschaft kleiner ist. Bei 1000 Lesern weiß man kaum noch, wer seine Pappenheimer genau sin.
      Es ist schön zu hören, dass du gerne meine Posts liest. Sowas gibt auch einfach Motivation, mehr zu schreiben auch wenn man nur für sich über ein Thema grübelt und denkt, dass es eh keinen interessiert.
      Dein Blog scheint im Umbruch zu sein - ich bin gespannt, wie du dir die Frage nach seinem Zweck letztlich beantwortest.

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  5. bsolut! Ich weiß was du meinst! (Und empfehle dir den Club der erfolglosen Blogger, nebenbei, falls du nicht schon Mitglied bist. Keine Beleidigung! Total seriös!)
    Allerdings ist das nicht gesund für das (Blog)ego. Das wichtigste sollte immer noch der Spaß am bloggen sein - und wenn du keine Lust auf SLRSchönheitsundGewinnspielposts hast, dann ist das so! Auch für solche Blogs gibt es Leser, wobei es nicht auf die Anzahl ankommt (so Blogs, die mir sofort unter die Nase reiben, wie oberflächlich sie sind und wieviele Follower sie doch haben, sind mir sowieso unsympathisch. ...zugegebenermaßen komme ich nicht umhin mich mit ihnen zu vergleichen.)
    Habe deinen Blog übringens gerade über Karo Kafka gefunden und finde ihn super toll! :D
    Nur so. Für dein Ego. Und so.
    <3

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    1. Der Club der erfolglosen Blogger…klingt sehr passend! Und seriöse Clubmitgliedschaften kann man ja nie genug haben ;)

      Deinen Blog habe ich vor Jahren schon mal gefunden und war vor lauter bunt und wirr so perplex, dass ich ihn wieder vergessen habe. Da muss ich mich wohl mal ein bisschen durch wühlen. ;)

      Danke für das Aufpolieren meines Blogger-Egos. Es ist jetzt ganz glücklich und dankbar.
      Liebe Grüße zurück,

      Apfelkern

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  6. Wenn wir ehrlich sind, stellen wir doch Sachen ins Internet, weil wir irgendeine Rückmeldung oder Austausch wollen, wenn das dann auch noch mit Sachen funktioniert, die man gern macht, dann passt es. Ich denke, du hast da den gesunden Mittelweg gefunden. :)

    Außerdem finde ich, hat man einen dieser populären Blogs gesehen, hat man fast alle gesehen und da der Inhalt oft nicht meinen Geschmack trifft, bin ich dankbar, wenn ich dann mal auf einen stoße der mich auch interessiert.

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    1. Der Austausch ist definitiv das, was mich am Bloggen besonders reizt. Ansonsten könnte ich ja weiter in mein Tagebuch schreiben, wo die Texte ungelesen vergammeln. Meistens klappt es tatsächlich bin dem Feeback wenn auch leider nicht immer. Aber selbst das ist besser, als die Gedanken im Tagebuch ungelesen zu lassen.

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