Mittwoch, 19. Februar 2014

Ich bin nicht weg, ich war nur ein paar Prüfungen schreiben

Ich glaube, ich bin ein ziemlich mieser Blogger. Immer, wenn das reale Leben stressiger wird, ist das Bloggen so ziemlich das erste, was ich zu meiner Entlastung erst mal einstelle. Aber anders betrachtet: das reale Leben auf Eis legen, um Bloggen zu können, wäre erst recht schwachsinnig.
Und jetzt, wo die nervenzehrende Prüfungsphase vorbei ist, kann ich auch das Bloggen wieder aufnehmen.

Ach ja, die Prüfungsphase. So sehr ich das Medizinstudium auch mag und genieße all diese faszinierenden Dinge lernen zu dürfen, so sehr hasse ich diese fiese Prüfungsphase.
Bei mir ist das so organisiert, dass das Semester 16 Wochen lang ist und bis zum letzten Tag dieser Wochen die prüfungsrelevanten Vorlesungen. Seminare, Praktika und Untersuchungskurse stattfinden. Die schriftlichen Prüfungen sowie die mündlich-praktische folgen in der Woche darauf.
In diesem Semester war es besonders übel, da ich fünf Prüfungen - vier schriftliche Multiple Choice Klausuren und eine Anatomieprüfung - am Montag hatte und am Dienstag Morgen gleich meine mündliche Prüfung.

Das hat dafür gesorgt, dass ich schon seit Weihnachten mehr oder weniger am Lernen bin und in den zwei Wochen vor den Prüfungen eigentlich abgesehen von Essen, Schlafen, Uni, den Freund ab und zu sehen und zum Stressausgleich Sport machen, nicht viel anderes getan habe.
Nachdem ich die Vorlesungsunterlagen des Tages noch mal zusammengefasst hatte, ging es direkt ans Lernen. Trotzdem muss man aufpassen, dass man sich selbst nicht völlig verausgabt und sich selbst vernachlässigt in dieser Zeit.
Das war eine Phase, in der ich nur noch Ferien haben wollte. Man kann das Studium einfach nicht mehr genießen, wenn es nahezu den kompletten Tag ausfüllt und das mehrere Wochen lang.

Ich glaube, das schlimmste an den Prüfungen sind eh die Wochen davor. Man stopft Unmengen von Wissen in seinen Kopf, wiederholt den Stoff, damit sich ja nicht heimlich die Informationen wieder aus dem Gedächtnis schleichen und ist in ständiger Sorge, zum Prüfungszeitpunkt nicht genug zu wissen und durchzufallen.
Vor allem gegen Ende hatte ich das Gefühl, reines Bulimie-Lernen zu betreiben: Wissen in den Kopf stopfen, nur um es während der Prüfung vor dem Prüfer wieder heraus zu würgen.

Warum das planerisch von Seiten der Uni so gemacht wird, kann ich mir nicht erklären. Wollen sie die Belastbarkeit der Studenten ausreizen indem sie bis kurz vor ultimo neue prüfungsrelevante Dinge vermitteln? Pädagogisch wertvoll oder mit einem besonderen Lerneffekt behaftet kann es jedenfalls nicht sein.

In so einer Zeit hilft mir vor allem Sport als Ausgleich. Selbst wenn ich völlig fertig und die Konzentrationsfähigkeit nicht mehr vorhanden ist: nach 30 Minuten Pilates geht es mir besser und ich habe nicht mehr das Gefühl, gleich durchdrehen zu müssen.

Durchdrehen… generell wird es schlimmer, je näher die Prüfungen kommen. Ich bin absolut kein Prüfungsmensch, mache mich selbst nervöser, als ich sein müsste, kann am Tag vor der Prüfung nicht mehr schlafen.
Zum Glück bin ich aber niemand, der in der Prüfung selbst vor Panik fast kollabiert. Sobald ich in der Prüfungssituation bin, werde ich ganz ruhig und gefasst. Weil in dem Moment aufgeregt zu sein bringt eh nichts und vor allem, hat man den größten Aufwand an den Prüfungen in dem Moment hinter sich: das Lernen. Wissen, dass man sich angeeignet hat zu notieren ist leichter als es erst einmal zu erwerben. Obwohl, da kann auch noch einiges schief laufen.

Übrigens kann ich mündliche Prüfungen so gar nicht leiden, vor allem, wenn es Gruppenprüfungen sind. Es ist einfach der Gedanke, dass man im Falle eines Versagens sich nicht nur vor sich selbst sondern gleich vor einer Gruppe anderer Menschen blamiert.
Blöd nur, dass in meinem Studium zu eigentlich jedem Semesterabschluss auch eine mündlich - praktische Prüfung gehört.

Die Prüfungsphase des Studiums hat mich bis jetzt immer ziemlich erschöpft aber zufrieden hinsichtlich der Ergebnisse zurück gelassen. Direkt nach dem Ende der letzten Prüfung merke ich, wie meine Herzfrequenz wieder sinkt und ich ruhiger, freier atmen kann.

Und jetzt habe ich auch wieder den Kopf frei, zu bloggen. Ich bewundere Blogger, die in den stressigsten Situationen noch nebenbei ihren Blog am Laufen halten. Für mich funktioniert es einfach nicht, da ich einfach nicht den Nerv habe, mich noch hin zu setzen und mir zu überlegen, was ich schreiben könnte. Und bloggen nur um zu bloggen muss nicht sein.

Wie gut, dass ich jetzt wieder den Kopf frei habe, um etwas mehr Leben in den Blog zu bringen. Und nicht nur das: auch in mein Leben kann ich endlich wieder mehr Leben bringen.

Apfelkern

1 Kommentar:

  1. Dann herzlich willkommen zurück im Leben! :)

    Ich muss ja sagen, dass ich mündliche Prüfungen immer vorgezogen habe... man hat einen Gegenüber, dem man teilweise auch ansehen kann wenn man sich gedanklich verrennt. Papier ist da bekanntlich geduldig. Aber Recht hast du mit den Prüfungen, die man nicht als einzelne Person ablegt. Ich bin ehrlich gesagt noch etwas nachtragend gegenüber meiner Partnerin bei der Englisch Abi-Prüfung. Da kann man sich noch so anstrengen, aber wenns der eine vermasselt, drückt er den kompletten Schnitt.

    Auch hab ich gemerkt, dass mir ein regelmäßiges Bloggen sehr gut tut, egal wie gestresst ich bin, weil ich mich für eine Stunde mit den trivialeren Dingen des Lebens beschäftigen kann. Nicht zu vergessen das kleine feine Glücksgefühl für jeden Kommentar. :)

    Ansonsten kann ich dir nur zustimmen, was das Lernen angeht. Ich habe zum (Un)Glück ein wirklich gutes Kurzzeitgedächtnis und kann mir Hefterseiten für zwischen 12 und 24 Stunden sehr gut einprägen. Sobald dann alles auf Papier gebracht ist oder kommuniziert worde, ist es weg. Bringt zwar gute Noten, aber mit wirklichem Wissen hat das echt nichts zu tun. Allerdings ist es eben schwer einige Fächer anders zu prüfen...


    Dann lass jetzt erst mal die Seele baumeln! Iss gut, schau ein paar schlechte Filme an und hab Spaß mit Freunden. :)

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