Mittwoch, 16. Januar 2019

Langfristige Planung für die nächste Woche

Frohes Neues zusammen!
Jetzt, wo euch diese Phrase schon locker eine Woche keiner mehr an den Kopf geworfen hat, kann man sie ja noch mal kurz ausgraben.

Jetzt ist die Phase, in der viele Menschen ihre guten Vorsätze eifrig verfolgen oder bereits aufgegeben haben. Jetzt ist der Zeitraum, in dem viele ihr Jahr planen.
Und bei mir? So wirkliche Vorsätze habe ich nicht. Rauchen und Alkohol waren noch nie mein Ding, gesund ernähren tue ich mich seit Jahren und Sport mache ich auch regelmäßig. Mehr lesen, Freunde treffen, wieder Spanisch üben, weniger Zeit auf Instagram verschwenden und ab und zu ungenutzten Kram aussortieren - das sind meine gefühlt permanenten Ziele seit locker drei Jahren. Aber langfristige und konkrete Planung fällt mir schwer.

Ich habe das Gefühl, dass mir das Bildungssystem, in dem ich mich bewegt habe, seit meiner Einschulung vor fast 20 Jahren, immer einen konkreten Plan vorgegeben hat. Man wusste, was in Schule und Studium auf dem Lehrplan steht, wann Ferien sind und konnte darum sein Leben planen. Nun bin ich fertig mit dem Studium und meine erste Vollzeitstelle erwartet mich. Das plant in gewisser Weise auch meine Wochen, doch insgesamt bin ich plötzlich sehr frei in meinen Entscheidungen.

Die Möglichkeit, sein Leben komplett umkrempeln zu können, lähmt mich. Ich könnte auswandern, ein neues Studium beginnen (bloß nicht!), mich mit irgendwas anderem als der Medizin beschäftigen und als Strickdesigner/Strickkursleiter/Wollguru versuchen, selbstständig zu machen. Oder wie wäre es mit einem Leben als Reiseblogger? Da hätte ich schon die letzten Jahre mehr Themen gehabt, als ich hier tatsächlich Beiträge gepostet habe. Kochkurse könnte ich auch locker geben, aber was wird aus meinem Hobby, wenn ich es zum Beruf mache?
Ich könnte meinen Freund heiraten, weil ich weiß, dass ich mich in einer Beziehung nicht aufgehobener und glücklicher fühlen könnte, als mit ihm oder aber angesichts der Option, sich festzulegen, Panik bekommen und Tinder durch spielen.

Während mir all diese Gedanken durch den Kopf gehen, überlege ich, wie andere Menschen damit klar kommen, so viele Optionen zu haben. Wahrscheinlich sind vielen diese auch zu risikoreich und unbequem und deshalb ändern sie nichts. Aber kann ich in zehn Jahren glücklich sein, wenn ich so weiter lebe, wie ich mein Leben bisher geführt habe? Wahrscheinlich schon. Könnte ich anders glücklicher sein? Man weiß es nicht.

Die Vorstellung, einen Plan über die nächsten fünf Jahre zu haben, gefällt mir. Damit könnte man sicherstellen, seine Ziele auch wirklich erreichen. Aber was sind meine Ziele und welche flüstert mir die Gesellschaft nur kontinuierlich ein? Will ich das klassische Heirat - Haus - Kind oder vielleicht doch was ganz anderes?
Bis jetzt bin ich so gut in langfristiger Planung, dass ich am 01. Januar eine Rundreise auf die Kanaren zusammengestellt habe und eine Woche später los geflogen bin. Hat alles prima funktioniert und war wunderschön. Allerdings wird das nicht bei allen Dingen im Leben so laufen können. Ich habe keine Lust, so vor mich hin zu leben und zu hoffen, dass alles klappt und gleichzeitig, habe ich Probleme, mich auf konkrete Pläne festzulegen. Und wie soll das überhaupt klappen, wenn das Leben doch so oft unerwartet neue Optionen bietet? Die kann man doch nicht per se ignorieren, nur weil sie in einem vor drei Jahren erstellten Plan nicht berücksichtigt waren. Alles nicht so einfach.

Wie macht ihr das für euch? Alles durchgeplant oder entscheidet ihr recht kurzfristig, wie es weiter geht? Die Antworten muss man sich wohl am Ende selbst geben, doch ich bin neugierig, zu hören, wie andere es handhaben.

1 Kommentar:

  1. Hey hey,
    also, bei 5 Jahres-Plan musste ich automatisch an die Sowjetunion denken und ihre Umsetzung des Wegs zum Kommunimus.. ja, genau das Riesnreich, was untergegangen ist. Die Pläne haben nie funktioniert, für viel Ärger gesorgt und wurden oft nur mit viel Beschönigung am Ende als erfüllt propagiert. Seitdem wir das in der Schule hatten, habe ich für mich beschlossen: 5 Jahres-Plan is nich. 10 Jahres-Plan auch nich!!! Und langfristige Lebensplanung sowieso nich!!! Ich lege mich generell nicht so gern fest, aber das, wie du schon schreibst, wahrscheinlich eine Typfrage: ich versuche immer so ein Jahr voraus zu schauen. Ich denke mir nämlich: komme was wolle, ein Jahr hast du wahrscheinlich noch bzw. ich rede mir ein, daß die Sicherheit für ein Jahr statistisch wahrscheinlich höher ist als für längere Zeitäume. Und in einem Jahr liegt irgendwie auch das ganze Leben: alles Jahreszeiten, alle Feste, alles was so passiert, was immer wiederkehrt.
    Für Pläne und Projekte suche ich nicht nach Zielen oder Vorsätzen, sondern nach Wünschen: je größer, je besser. Davon kann ich dann immer noch kleiner werden, also nach unten planen. Wir haben letztes Jahr einfach mal alles was uns in den Kopf kommt zu dem Thema Brainstorming-mäßig notiert, und dann sortiert. Vieles ist ja davon wahrgeworden, besonders die großen Sachen :) Deswegen sage ich mir: wichtig ist es, sich etwas zu wünschen. Und zwar das, was am glücklichsten macht. Heute habe ich gelesen: dance before the music is over. Live before your life is over.
    Deswegen habe ich auch nie viel, verkopft, geplant. Es erschien mir immer so künstlich. Ich habe immer versucht vor allem zu leben, und das heißt für mich fühlen, nicht irgendwas von einer Liste abarbeiten..

    Ich glaube also, solange du etwas machst, bei dem du denkst, daß es dir Freude machst, musst du nicht mehr viel planen: du lebst ihn bereits, den besten Plan, den es geben könnte.

    Alles, alles Gute für 2019!

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