Samstag, 30. August 2014

Mit dem Rad an die Ostsee

Ich hab es wieder getan: ich bin mit dem Rad nach Usedom gefahren. Nach dem Abi habe ich mit vier Freundinnen den Weg schon einmal auf mich genommen und jetzt habe ich die Tour mit meinem Freund zusammen wiederholt. Und weil mir dieser Weg an die Ostsee und diese Art des Urlaubs jedes Mal so gut gefallen hat, möchte ich euch davon berichten.

Der Weg führt prinzipiell von Berlin Mitte durch Brandenburg und Mecklenburgvorpommern nach Usedom. Man fährt hauptsächlich auf gut befahrbaren, schön ausgebauten Radwegen: asphaltiert und glatt. Teilweise ist man auf Landstraßen, die allerdings - weil sie in der ruhigen Uckermark oder Mecklenburgvorpommern liegen - kaum befahren sind oder muss auch mal eine größere Straße überqueren.
Neben dem 337m langen Hauptweg gibt es auch Abkürzungen, die einem etliche Kilometer ersparen und man so nur ca 210 Kilometer von Berlin nach Usedom hat. Insofern man sich nicht zu oft verfährt.

Eine Landschaft voller toter Bäume 
 Man sollte aber wissen, dass diese Abkürzungen nicht immer über schöne asphaltierte Wege verlaufen, sondern eher durch lauschige kleine, ein bisschen tot wirkende Dörfer und vor allem viel schlechter ausgeschildert sind als der offizielle Hauptweg. Auf der Seite www.berlin-usedom-radweginfo.de werden die einzelnen Streckenabschnitte gut dargestellt und beschrieben, wobei man sagen muss, dass die Wegbeschreibungen für die Übergänge und Abzweigungen der Abkürzungen teilweise nicht eindeutig waren und wir auch manchmal ein wenig suchen mussten.

So ein Urlaub mit dem Rad ist etwas ganz anderes, als mit dem Auto oder mit dem Flugzeug zu verreisen. Man muss sich genau überlegen, was man mitnehmen will, Prioritäten setzen. Lieber die Handwaschpaste um das Shirt zu waschen mitnehmen als ein Shirt mehr zu schleppen. Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kleidung, Lebensmittel, ein bisschen was zur Körperpflege und am besten noch ein Buch müssen in die Fahrradtaschen hinein komprimiert werden. Aber abgesehen davon, dass es alles untergebracht werden muss, sollte man auch daran denken, dass man die Taschen transportieren muss.

Wenn man am Tag über 100km Rad fährt, merkt man das Gepäck schon. Einige Streckenabschnitte sind auch recht hügelig und haben mich einigen Schweiß gekostet, sie zu überwinden. Die schlimmsten Steigungen gibt es meiner Meinung nach direkt auf Usedom. Es geht recht steil hoch und dann direkt danach wieder runter. Manchmal kann man Schwung sammeln und schafft es dann trotz des schweren Gepäcks ganz gut aber leider klappt das auch nicht immer und dann keucht und schiebt man doch letztendlich. Ehrlich gesagt hatte ich verdrängt, WIE grässlich die Steigungen auf Usedom sind. Wer weiß, ob ich mich mit konkreteren Erinnerungen daran, noch mal darauf eingelassen hätte. Ich möchte euch nicht abschrecken aber zumindest vorwarnen.

Gleich geht's auf die Fähre
Wir haben den Weg dieses Jahr mit einer Übernachtung in Prenzlau - das heißt in zwei Etappen - zurückgelegt. 2012 haben wir uns die Strecke in vier Etappen eingeteilt. Beides hat gut funktioniert und jeder kann selbst entscheiden, wie viel er schaffen kann und will.
Entlang des gesamten Weges gibt es immer wieder Zeltplätze und kleine Imbisse. Man sollte sich besonders in den kleinen recht ausgestorbenen Dörfern nicht zu sehr darauf verlassen, immer eine Einkaufsmöglichkeit zu haben, doch es ist definitiv kein Survival Urlaub, bei dem man von Berlin bis Usedom keine Nahrung mehr findet.
Es gibt viele Obstbaumalleen durch die man sich durch mampfen kann und ansonsten reicht es auch, sich einfach ein Brot zu schmieren.

Zurück zum Thema Abkürzungen: um auf die Insel Usedom zu gelangen, muss man nicht unbedingt auf dem längeren offiziellen Weg auf die Insel bewegen, sondern kann vom Ort Kamp aus für 7,50 € pro Person von 10:00 bis 17:00 Uhr die Fähre nach Karnin auf Usedom nehmen. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten, ist aber sehr angenehm. Der Fährmann ist freundlich, verteilt Gummibärchen und hat ein mit philosophischen Sprüchen dekoriertes Boot. Es war auch in diesem Jahr der gleiche Fährmann wie vor zwei Jahren und wieder habe ich mich während der kurzen Zeit auf dem Boot wohl gefühlt.

Auf Usedom gelangt man dann über den Radwanderweg an die Küste und kann dann vom Osten in Richtung Westen Usedoms zu seinem Zielort an der Küste radeln sich über die Berge quälen.
2012 haben wir unser Zelt auf dem Zeltplatz in Trassenheide aufgestellt, dieses Jahr waren wir auf dem Zeltplatz in Ückeritz. Ich kann beide empfehlen. Es sind beide sehr sehr nah am Strand und auch preislich waren beide in Ordnung.
Ückeritz hat einen sehr langgezogenen - er erstreckt sich über ungefähr vier Kilometer am Ostseestrand entlang - Zeltplatz, der neben einem Brötchenwagen am Morgen, kleinen Supermärkten (natürlich mit "Campingplatzpreisen", das heißt schon etwas teurer als im normalen Supermarkt), Souvenirgeschäften, Fischbuden und verschiedenen auch preislich akzeptablen Restaurants alles anbietet, was man so brauchen könnte.

Endlich: die Ostseee!
Das einzige, was mir bei beiden Zeltplätzen gefehlt hat, war eine Stromquelle. Zwar gibt es in den Waschräumen Steckdosen aber man möchte ja auch nicht sein Telefon beim Laden dort lange unbeaufsichtigt liegen lassen und ein paar Stunden mit Telefonwache an der Steckdose zu verbringen, erschien mir auch nicht so verlockend. Aber das mobile Internet in Ückeritz war eh so schlecht beziehungsweise so spärlich vorhanden, dass man sowieso nicht viel mit einem Handy anfangen konnte.

Also: falls ihr schon einmal darüber nachgedacht habt, auf dem Radwanderweg nach Usedom zu fahren: tut es! Man kann es sich so einteilen, dass es den eigenen Kräften entspricht und vor allem auch im Falle großer Erschöpfung problemlos in die Bahn wechseln.
So sind wir zum Beispiel in diesem Jahr auf dem Rückweg nach bestimmt sieben Stunden Radfahrt einfach in die Bahn gehüpft und konnten zu zweit mit Rad für 26 Euro zurück bis nach Berlin fahren. Bei meiner ersten Radtour nach Usedom haben wir uns gar nicht erst mit dem Rad auf den Rückweg gemacht, sondern sind gleich in Usedom in die Bahn gestiegen.

Was ich besonders schön an einem solchen Urlaub finde ist, dass man wirklich Zeit mit sich selbst und seinen Mitreisenden verbringt. Man muss zusammen Probleme lösen, der Witterung Stand halten oder sich auch miteinander beschäftigen, weil es auf dem Campingplatz und unterwegs nur beschränkt viel anderweitige Unterhaltung gibt. Auch wenn es sicher nicht die bequemste Art zu reisen ist: es ist ein Urlaub, bei dem man sich wirklich kennen lernt und das auch mal von einer anderen Seite. Der Weg ist wirklich mal das Ziel.Und das macht so eine Reise mit Rad und Zelt für mich zu etwas sehr besonderem.

Apfelkern

2 Kommentare:

  1. Das klingt wirklich abenteuerlich und spannend. Aber da ich weder zelten mag, noch mehr als eine Stadt auf einmal mit dem Fahrrad erkunden wollen würde (ah, so anstrengend), wäre das wohl nichts für mich, zumindest auf Dauer. Da steige ich doch tatsächlich lieber in den Zug. Und besser lesen kann man dort auch. :P

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    1. Stimmt, dass man im Zug lesen kann, ist schon ein großer Vorteil. Trotzdem hat der Urlaub mit dem Rad Spaß gemacht, auch wenn es ziemlich anstrengend war. Man sieht einfach so viel mehr von der Landschaft und erlebt sie mit jedem Berg, den man sich hoch quälen muss auch viel intensiver als aus dem Zugfenster betrachtet. Aber auf Dauer brauche ich auch nicht jedes Jahr einen so anstrengenden Urlaub. ;)

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