Sonntag, 17. August 2014

Irgendwann läuft es einfach

Über drei Jahre ist meine Führerscheinprüfung mittlerweile her. Damit bin ich - Gott sei Dank! - auch schon über ein Jahr aus der Probephase heraus. So wirklich viel bin ich mangels eines eigenen Autos nie gefahren. Vielleicht durchschnittlich drei Mal im Monat.
Am Anfang war ich ziemlich unsicher, wollte ungern allein fahren. Mein liebster Beifahrer war meine Mutter: entspannt und geduldig was meine Fehler anging aber gleichzeitig konnte sie mir auch Tipps geben. Unheimlich entspannt und unkritisch ist auch meine kleine Schwester als Beifahrer, was in ihrem Fall aber wohl daran liegt, dass sie selbst nicht Auto fahren kann und daher kleine Fehler, die ich mache, kaum bemerken kann. Trotzdem noch besser als jemand, der ständig meckert und einen verunsichert.

Als in der elften Klasse alle sich in den Fahrschulen anmeldeten hatte ich gar keine Lust darauf, selbst einen Führerschein zu machen. Das Fahrrad war doch völlig ausreichend als Fortbewegungsmittel. Obwohl ich keine Lust auf einen Führerschein hatte, meldete auch ich mich irgendwann zum Theoriekurs an.
Vor den ersten praktischen Fahrstunden war ich verdammt aufgeregt. Theorie lernen und in Prüfungen wiedergeben konnte ich Dank der Schule perfekt aber Auto fahren war eine Sache für die "Erwachsenen" - und doch nicht für mich!

Ich war ängstlich, ich war übervorsichtig, Anfahren am Berg war nichts für mich und ich verwechselte regelmäßig links und rechts. Dass ich als Fahrschüler pflegeleicht war, möchte ich nicht behaupten.
Als ich Freitag Nacht um zwei in der Dunkelheit über Landstraßen und Autobahn eine mir nicht vertraute Strecke von einer Geburtstagsfeier nach Hause fuhr, musste ich an meine Fahrstunden denken. Das Auto kann ich inzwischen recht sicher bedienen, das Schalten klappt ohne Hinsehen und ziemlich automatisiert. Seit den Fahrstunden habe doch schon etwas Übung bekommen.
Ich bin allein auf der Autobahn gefahren, im starken Regen auf der Autobahn gefahren und dabei kaum was gesehen (und mit ein wenig Angst das Lenkrad ganz fest umklammert), ich bin mit Fernlicht in schwarzer Nacht auf der Autobahn gefahren, vor und hinter mir keiner zu sehen. Ein bisschen nervös war ich und bin dennoch sicher ohne Probleme nach Hause gekommen.
Langsam spielt man immer mehr neue Situationen durch, mit denen man zurecht kommen muss und wird dabei sicherer. Unbekannte Strecken fahre ich einfach mit meinem Handy als treue Navigationshilfe neben mir. Nur vor dem Stadtverkehr in Berlin habe ich spontan noch Angst. Aber irgendwann werde ich mich auch in das Abenteuer stürzen und es meistern.

Das Autofahren ist für mich ein typisches Beispiel für Dinge, die man zuerst nicht einmal unbedingt möchte, dann eher fürchtet, an sich selbst zweifelt und dann letztendlich doch schafft. Inzwischen macht mir das Autofahren sogar Spaß.
Wir sollten mehr Dinge mit mehr Selbstvertrauen einfach wagen und dann meistern, so wie wir schon in der Vergangenheit Herausforderungen gemeistert haben. So wie das Autofahren.

Apfelkern

10 Kommentare:

  1. Du sprichst mir so aus der Seele. So sehr.
    Nur, dass bei mir die Fahrprüfung eineinhalb Jahre zurück liegt und ich somit noch nicht aus der Probezeit raus bin. Macht aber nichts, ich fahre eh nur 3 Mal im Jahr. Und fahre jedes Mal eine Delle ins Auto. Ins Auto meiner Eltern, wohlgemerkt. Ich kann es wirklich sagen: Ich hasse Autofahren.
    Dass ich heute eine so ängstliche Fahrerin bin, alle Strecken am Tag vor der Fahrt auf mögliche Probleme, enge Kurben, und Anfahren im Hang analysiere und mental durchfahre, ist vielleicht die Strafe dafür, dass in der Fahrschule alles so reibungslos und schnell klappte. Und die Konsequenz meines autolosen Lebens in Berlin. Mir fehlt halt die Übung. Ob ich diese Angst überwinde, weiss ich erstmal nicht. Wenn nicht, fahr ich halt für immer Fahrrad :D

    P.S.: Da ist es schon wieder, das blöde Erwachsensein!

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    1. In Berlin ist ein autoloses Leben wirklich verdammt bequem möglich und vielleicht sogar die bessere Variante, weil es entspannter ist und man unterwegs super lesen/arbeiten kann.
      Die Sache, dass man nur sehr selten fährt, kenne ich. Das macht einen nur unsicherer, weil man ja erst mal aus der Übung ist. Ich habe so das Gefühl, dass man entweder täglich und dann auch super sicher und entspannt oder unregelmäßig und jedes Mal erneut ängstlich und aufgeregt fährt.

      Und wenn es mit dem täglich fahren nix wird - so ein Fahrrad ist auch schon mal gut! Reicht in Berlin zusammen mit den Öffentlichen eigentlich auch.

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  2. Wie wahr. Ich hatte mal ein Jahr nach einem kleinen, nennen wir es Zwischenfall, pausiert und war sehr gehemmt. Seitdem bin ich wirklich selbstsicher geworden. Aber ganz allein habe ich noch keine Fahrt gewagt. Das liegt aber nicht am Auto und am Fahren an sich, sondern an meinem nicht vorhandenen Orientierungssinn, denn erschreckenderweise finde ich mich auch auf Strecken, die ich hundertmal gefahren bin, manchmal einfach nicht zurecht. So ein Beifahrer als Navi, der dann schaltet und sagt "ähhh, hier nicht links blinken, du musst nach rechts" ist da für mich noch unerlässlich (falls du dich fragen solltest warum ich nicht einfach mit Navi fahre (das ich besitze,aber vor allem für Fußmärsche benutze (als Fußgänger verlaufe ich mich nämlich noch öfter)) - bei uns in der Region wird gefühlt gerade jede Straße gesperrt und da wüsste ein Navi noch weniger wo es mich hinschicken soll).

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    1. Ich bin so verdammt froh, selbst noch keinen Zwischenfall gehabt zu haben! Und das, obwohl ich eigentlich immer damit rechne angesichts meiner nicht perfekten Fahrkünste.
      Toll, dass du dich danach aufgerappelt hast. Wahrscheinlich hätte ich danach ziemlich lange Schiss, dass es gleich wieder passiert.

      Deine Geschichte mit dem Navi ist schon ein bisschen lustig. Kann man da die Karten nicht aktualisieren? Oder du benutzt Google Maps auf dem Handy zur Navigation - das klappt echt gut!
      Alternative: die Bauarbeiter aufhalten, damit sie die Straße schön so lassen, wie sie ist. ;)

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    2. Mein Handy macht sowas nicht. xD Das ist von 2007. Da war das noch nicht ganz so...
      Ich sollte dann wohl eher deinen Rat befolgen und mich vor die Teermaschinen werfen um die Umbaumaßnahmen zu stoppen. Letztlich ist es aber auch egal ob der Straßenverlauf neu oder alt ist, ich würde mich sowieso nicht orientieren können.

      Der Zwischenfall war nicht sooo wild. Da spielte Stress und Unterzuckerung mit rein, weshalb ich auch wirklich erstmal alles rausheulen musste. Am Auto war es "nur" ein geplatzer Reifen, aber das hat mich in dem ersten Jahr auch schon mitgenommen.

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  3. "Ich war ängstlich, ich war übervorsichtig, Anfahren am Berg war nichts für mich und ich verwechselte regelmäßig links und rechts." Das könnte auch ich gewesen sein. :D
    Normalerweiße hat man bei uns in der ersten Praxis Doppelstunde 1 Stunde Einweisung und Übungsplatz fahren und in der zweiten darf man dann schon auf die Straße. Ich hab panisch abgelehnt und gesagt, dass ich das ganz sicher nicht mache :D
    Inzwischen fahr ich "viel" und gerne Auto. Keine weiten Strecken, aber eben täglich :)

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    1. Oh ja, die erste Stunde in einem Gewerbegebiet hatte ich auch. Leider hatte GLS (so ein Paketdienst) einen Standort in dem Wohngebiet, sodass regelmäßig die Pakettransporter an mir vorbei wollten. Ich war jedes mal aufgeregt als müsste ich gleich sterben und habe danach vor Schreck gleich noch drei Mal das Auto beim Anfahren abgewürgt. Und in der zweiten Stunde durfte ich angesichts meiner nicht gerade professionellen Fahrkünste nur kurz auf die Straße und blieb sonst im Gewerbegebiet. Da musste ich nicht mal fragen. *hust*

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  4. Ich habe so Angst vorm Autofahren, dass ich den Führerschein eher nicht machen will. Außerdem lebe ich ja in einer Stadt, da ist das bisher auch nicht nötig gewesen.

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    1. In der Stadt braucht man auch wirklich keinen Führerschein. Einen Parkplatz bekommt man ja eh nie.
      Trotzdem bin ich sehr froh, einen Führerschein zu haben, für den Fall, dass man mal nicht nur in die Stadt will. Ich denke, sobald es nötig ist und du es willst, schaffst du das mit dem Führerschein auch!

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  5. Ich mache im gehobenen Alter von nunmehr 45 Jahren den Motorradführerschein. Und fühle mich damit genauso unwohl, wie vor 26 Jahren beim Autoführerschein. Aber ... die heutigen Fahrlehrer haben großes Verständnis mit so alten Krücken wie mir.

    Übrigens, ich habe auch eine rechts-Links-Schwäche *kicher*

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