Dienstag, 20. Dezember 2011

Kein Bild = Hackfresse

Sieht man auf einem Blog ein Foto vom Blogautor, so kann man sein Alter schnell einordnen, ihn sympathisch finden (oder auch nicht) und je nach Gusto "du bist wunderschön <3" oder "OMG! Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch SO abstoßend aussehen kann!" darunter schreiben. Das Urteil fällt nicht schwer.

Was aber, wenn der Blogger keine Bilder von sich postet?
Ganz klar: er muss hässlich, fett, aknegezeichnet und ein modischer Unfall sein.

So sehen alle Blogger aus, die kein Bild von sich zeigen.
Ich verabscheue diese häufig auftretende Schlussfolgerung. Warum können wir nicht akzeptieren, dass jemand anonym auftreten möchte? Die Gründe müssen nicht so wie meist angenommen so oberflächlicher Natur sein. Vielleicht fühlt der Blogger sich freier in seinem Schreiben, wenn ihn niemand erkennt oder möchte unabhängig von der Beeinflussung seiner Offenherzigkeit in den Posts nicht von begeisterten Lesern überrannt werden, wenn er am Bahnhof mal wieder warten muss. Vielleicht erlauben die Eltern des minderjärigen Bloggers keine Bilder.
Es wäre auch möglich, dass ein Blogger einfach noch nie einen Gedanken daran verschwendet hat, Bilder von sich zu integrieren, weil es ihm bei seinem Blog um die Inhalte und nicht die Bilder geht.

Welcher Grund auch immer zutrifft - ich würde am liebsten keinen dieser bestenfalls anonymen Kommentare mehr lesen, die Blogger dafür beleidigen, dass sie sich auf ihrem Blog nicht zeigen. Selbst wenn xy merkwürdige Haare, eine unpassende Brille oder einfach einen lächerlichen Gesichtsausdruck auf einem Bild hat, muss ich denjenigen dafür nicht sofort beleidigen. Das Zauberwort heißt in diesem Fall konstruktive Kritik, wobei es keinen Sinn macht, die Person auf etwas hinzuweisen, das offensichtlich ist. "Ähm, übrgens bist du ziemlich adipös".
Und egal wie oft es bereits gesagt wurde muss man natürlich auch noch ein weiteres Mal auf die Makel der Person hinweisen; anonym und in unfreundlichem Tonfall natürlich.

Ohne Bild muss man ein wenig Phantasie zum Einsatz bringen und zwischen den Zeilen lesen, um sich den Autor vorstellen zu können, doch das ist mir eindeutig lieber als Blogs, die nur zur Befriedigung des Selbstdarstellungsdrangs einer einzelnen Person dienen. Lieber kein Bild als pro Post fünf Bilder des Autors und das ausschließlich.

Übrigens beziehe ich diese grundlegende Rücksicht auf die Gefühle anderer nicht nur auf Blogs oder das Internet, sondern auch auf das tägliche Leben. Da sieht man die Mitmenschen zwar, doch das heißt ja noch lange nicht, dass man sie wegen eines Makel beleidigen muss. Im Internet ist die Hemmschwelle unter dem Schutzmantel der Anonymität geringer, doch hat man erst einmal begonnen, andere zu verspotten, überträgt sich das leicht in die Realität.

Ganz anonym,

Apfelkern

12 Kommentare:

  1. Finde deinen Artikel richtig gut. Ich poste auch (fast) keine Bilder von mir und habe auch nicht vor das zu ändern.
    Ich gehe zwar auf Bloggertreffen, aber versuche es dort zu vermeiden, dass ich auch jedem Bild drauf bin. Was nicht immer sooo klappt xD

    vlg

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  2. Jetzt fühl ich mich mit meinem protzigen Facebook-Link ja mal ganz furchtbar schlecht :O
    Ich meine, bei einigen Leuten geifere ich sehr gerne auf Bilder(Asu, Varis, öhm...ja, das wars), aber in unserem Geschäft (=Blogs, die sich über ganz viele Sachen aufregen und dafür nicht ihre Fresse ständig in Kameras halten müssen) ist das zum Glück nicht nötig. Jeder so wie er/sie/es es will oder so. Freiheit. So ein Shit eben.


    Aber hey, die meisten Fashionblogger mit 6 Fressen/Post werden das vermutlich eh nicht lesen, oder?

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  3. Achso, deswegen poste ich so selten Bilder von mir... ich bin einfach mega hässlich weil, muss ja, sonst würde ich 10 Bilder von mir pro Post posten! Logische Schlussfolgerung und so.
    Das erinnert mich an eine Art Blog (Waren nicht auf Blogger) die ich letztens entdeckt habe wo selbst im Header mehrere Bilder der Autoren waren die bevorzugt eine schlechte Fake-Bräune hatten und mehr Schminke im Gesicht als ich ingesamt besitze. Ganz zu schweigen von den Bildern rechts in der Menüleiste... das war irgendwie gruselig.

    Aus dem von dir genannten Grund (Anonyimtät im Internet = niedrige Hemmschwelle) kann man bei mir gar nicht anonym kommentieren. Nicht weil ich nicht mit Kritik umgehen kann sondern weil ich will dass wenn man an mir, meinem Schreibstil oder was auch immer etwas auszusetzen hat dies auch unter seinem Namen macht. Wer sich das nicht traut dem kann die Kritik auch nicht wichtig genug sein denn sonst würde er dahinter stehen und den Mumm aufbringen.

    Schade finde ich dann aber immer wenn die Leute schlichte Beleidigungen (Boah bist du hässlich, du bist aber fett!) mit Kritik verwechseln und angepisst sind wenn man sie daraufhin anspricht. Habe ich alles schon in der Schule durchgemacht, Mobbing ist scheiße.

    Liebe Grüße,
    Tüdel ~

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  4. Dein Post spricht mir aus der Seele! *_*

    Punkt.

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  5. Dem kann ich nur zustimmen. Ich bin allerdings wirklich unheimlich hässlich. Wie man auf meinem Bild sieht.

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  6. TOLLER POST. MEHR DAVON.


    Naja, das Thema hatte ich ja auch schon kurz angerissen..irgendwann mal.
    Ich finds richtig unheimlich, wenn ich mir vorstelle, dass mich fremde Leute auf der Straße erkennen könnten und mich dann beoachten.

    Ich finds ja schon seltsam, wenn ich Blogger in meiner Stadt treffe. Ich kann sie anstarren und weiß so viel über ihr Leben und sie wissen nicht mal was von meiner Existenz. Schön ist das.

    Mir sind Profilbilder nicht so wichtig. (Früher dafür umso mehr..) Ich schau mir aber generell gern Blogs von hübschen Mädels an, als von unhübschen. (KÖNNTE man jetzt irgendwie mit nem psychologischen Ansatz erklären.)

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  7. Wer es echt nötig hat anonym und wahrscheinlich noch mit einem gefaketen Profilbild im Netz auf Streifzug zu gehen, um seine im Alltag aufgestauten Aggressionen los zu, werden tut mir leid. Wahrscheinlich werden sie selbst so beleidigt und gemobbt und müssen es irgenwie "verarbeiten"...

    Oder aber es sind einfach nur von den Eltern verzogene Gören, die nicht wissen was Anstand ist und sich einen Scheiß um Mitmenschen kümmern. Diese Art der Bevölkerung tut mir kein Bisschen leid. Ihnen wird das was sie jeden Tag anderen zumuten irgendwann selbst widerfahren und ich hoffe in einem Maß, dass sie unschwer erkennen lässt was sie eigentlich sind. Arrogante, eingebildete und unfassbar hässliche Menschen. Auch wenn die Hülle nach heutigem, öffentlichen "Standard" schön sein mag.

    Pfui...

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  8. Ich sehe das Thema von zwei Seiten. Einerseits hast du Recht damit, dass es ziemlich armselig ist, von einem nicht vorhandenen Profilbild auf das Aussehen zu schließen und dann gar auch noch ausfallend und beleidigend zu werden. Das ist einfach ganz großer Bullshit.

    Dennoch bin ich ein Befürworter von einem Foto des Blogautors auf einer Aboutseite oder so. Einfach weil ich mir so oder so ein Bild von jemandem mache, dessen Text ich lese, das kommt ganz automatisch. Und da ist mir natürlich ein der Realität entsprechendes Bild lieber. Wenn ich kommentiere, wirkt das ja ein wenig wie ein Dialog und in einem echten Dialog sehe ich die andere Person ja auch.

    Auch sehe ich die Sache mit der Anonymität irgendwie anders, aber das ist eine andere Geschichte, die hier nun zu weit führt. Es soll aber bitte jeder machen, was sie oder er möchte. :)

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  9. Hm, da ist schon viel wajres dran an deinem Post...Meine Hackfresse bleibt jedenfalls für mich und meinen Dunstkreis bestimmt ;)

    Mir selbst ist es jedenfalls auch ziemlich schnuppe, ob sich jemand auf seinem Blog zeigt oder eben nicht und ich ziehe ehrlich gesagt auch keine abstrusen Schlussfolgerungen aus dem Nichtvohandensein von Portraitfotos.

    Liebe anonyme Grüße

    die Ahnungslose

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  10. Ich finde es fast besser, wenn ein Profil kein Foto des Verfassers enthält, auch wenn ich naturgemäß neugierig bin.

    Für mich kann ich mir schon vorstellen, dass mich ein Foto in gewisser Weise beeinflussen könnte. Nicht dahingehend, dass ich das Bedürfnis hätte, jemanden zu beleidigen, der nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht (wer tut das überhaupt? und ist das erstrebenswert?).

    Allerdings würde ich vielleicht einen Blog (wenn auch nur -erstmal- unbewusst) besser finden, wenn mir der Verfasser optisch zusagt, sympathisch ist. Und vielleicht würde ich einen Blog weniger mögen, weil mich des Foto des Bloggers eventuell an jemanden erinnert, den ich so gar nicht leiden kann.

    Möglich wäre das alles - weil menschlich.
    Deshalb stört es mich überhaupt nicht, kein Foto auf dem Blog zu finden. Ich mache mir lieber über die Inhalte mein eigenes Bild.

    gesichtslose Grüße
    die Madame (hässlich, fett, aknegezeichnet und ein modischer Unfall - natürlich!)

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  11. ich möchte auch einfach ein stück anonym bleiben. deshalb gibts keine bilder von mir.

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  12. Also es ist doch wirklich immer wieder ein Hochgenuß deine Kommentare zu lesen. ^^ Und du bist mehr als berechenbar...

    Als Besitzerin beider Lacke kann ich dir nur sagen: Dating Time ist deutlich dunkler, ABER an deiner Stelle würde ich mir den Kiko mal ansehen bevor du dich entscheidest. Er ist sooo schön! :D

    Leider weiß ich immer noch nicht welchen Lack ich ÜBERMORGEN Oo tragen werde. Mal sehen was mich morgen so anlacht, vielleicht ist es ja Dating Time! XD

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