Freitag, 26. August 2016

Drei Ersatzhosen weniger: woran minimalistisches Packen bei mir scheiterete

Eigentlich sollte ich jetzt für meinen Besuch der Minimal-Kon am Wochenende in Essen packen, doch ich kann einfach nicht aufhören, über das Packen nachzudenken. Da ich in diesem Monat bereits zwei mal außerhalb des Landes gereist bin, hatte ich auch schon ausreichend Gelegenheit, Taschen zu packen. Dabei ist mir rückblickend gerade etwas aufgefallen: die Anzahl der Übernachtungen beziehungsweise die Dauer der Reise scheint keinen Zusammenhang mit dem Gewicht des Gepäcks zu haben.

Zur Übersicht:
11 Tage Großbritannien - 6kg Handgepäck
14 Tage Island - 14kg Koffer
4 Tage Bulgarien - 7kg Koffer

Anscheinend habe ich das minimalistische Packen verlernt. Viel kälter als in Großbritannien war es in Island auch nicht, sodass besonders schwere wärmende Kleidung keinesfalls als Ausrede durchgehen kann. Und warum braucht man bitte so viel Kram für vier Tage in Bulgarien?!

Die Erklärung ist ganz simpel: minimalistisches Packen erfordert Sicherheit. Wenn man nur das einpacken möchte, was man wirklich braucht, muss man sich gewiss sein, damit auch alle Anforderungen an die Kleidung und die generelle Ausrüstung während der Reise abzudecken. Nicht noch mal zur Sicherheit eine eigentlich überflüssige Ersatzhose, ein Regencape, eine wasserfeste Hose und ein alternatives Outfit für warmes Wetter einzupacken, erfordert in gewisser Weise Mut. Denn man verzichtet damit quasi ganz bewusst auf die Reißleine.

Während der Reise in Großbritannien habe ich wirklich 100% des Tascheninhalts (nun ja, bis auf die Menstruationstasse und das Pflasterset, aber das geht absolut klar) gebraucht und war damit sehr zufrieden. In Island dagegen hatte ich mit der wasserfesten Hose, dem Regencape und Kleidung für den Fall, dass es mal wärmer würde, einfach zu viel unnötiges Zeug mit. Dabei wusste ich, dass mich keine Reittouren durch den Schlamm erwarteten, ich schon eh eine wasserfeste Jacke dabei hatte und es sowieso nicht über 18° werden würden. Aber man weiß ja nie - und mit diesem Spruch in Gedanken landete viel unnötiger Ballast im Koffer.

Für die Hochzeit, zu der ich in Bulgarien eingeladen war, hätte es absolut auch Handgepäck getan. Da ich aber auf Nagelschere, Taschenmesser (man weiß ja nie!!!), Deodorant zum Sprühen und Haarspray nicht verzichten wollte, entschied ich mich, das eh im Kombiticket enthaltene Gepäckstück zur Aufgabe zu nutzen, obwohl vom Gewicht und Format her auch ein Handgepäckstück ausgereicht hätte.
Die Beschränkungen zum Transport von Flüssigkeiten und spitzen Gegenständen schränken das Reisen allein mit Handgepäck schon ein. Ich würde nur ungern zwei Wochen ohne Nagelschere unterwegs sein. Und wer reist schon ohne Taschenmesser - vom Zubereiten von Mahlzeiten in Hostels ohne ordentliches Küchenequipment über das Sammeln von Pilzen bis hin zum Öffnen von Verpackungen braucht man einfach immer eins. Leider darf man es nur im Koffer transportieren. Ich würde offen gesagt aber auch nicht wollen, dass meine Mitreisenden im Flugzeug alle ein Taschenmesser hätten.

Zurück zum minimalistischen Packen. Es ist damit wie auch im minimalistischen Alltag: entscheidet man sich dagegen, für jedes Teil drei Ersatzstücke zu besitzen, hat man im Notfall weniger in Reserve, doch in der Realität des Alltags hat man einfach viel weniger Ballast, um den man sich kümmern muss. Und ehrlich gesagt: wie oft kommt es schon zu einem Notfall, in dem sich das jahrelange Lagern der Ersatzgummistiefel auszahlt? Eben.

Beim Packen fällt es auch leichter, auf zusätzliche Kleidungsstücke zu verzichten, wenn man selbstsicher ist. Zumindest war ich es für die Reise nach Bulgarien nicht, da ich einmal ein Outfit mit Hose und eins mit Rock für den Junggesellinnenabschied eingepackt hatte, um mich vor Ort noch an der Kleidungswahl meiner Mitreisenden orientieren zu können. Hätte ich nur mein Lieblingsoutfit eingepackt, hätte ich am Ende aber auch nichts anderes angezogen, als ich nun letztlich getragen habe. Tja. Absprache mit den anderen vorher hätte auch geholfen. Oder auch einfach auf mein Bauchgefühl zu hören und zu wissen, dass ich eh das anziehen möchte, was sich für mich bequemer anfühlt.

Fazit: man braucht keine dritte Ersatzhose und ein Regencape, wenn man schon eine wasserfeste Hose hat. Und man sollte das einpacken, worin man sich wohl fühlt ganz unabhängig von dem, was die anderen anziehen - immerhin muss man sich selbst wohl fühlen. Ach und man braucht auch nicht immer das größte und schönste Handtuch nur für den Fall, dass man mal baden gehen würde und das Hotel keine Handtücher anbietet.

Generell braucht man nicht so viel Scheiß - sowohl im Alltag als auch auf Reisen. Und damit mache ich mich auf, meinen kleinen Rucksack für das Wochenende zu packen. Auf dass er unter fünf Kilo Gewicht bleibt und ich nicht auf einen Koffer wechseln muss.

3 Kommentare:

  1. Je älter du wirst, desto mehr wirst du das Gefühl haben, deinen gesamten Hausstand mit auf Reisen zu nehmen / nehmen zu wollen.

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    1. Na da freue ich mich ja schon darauf, mit dir und deinem Hausstand nach Hannover zu fahren! Es kann ja nie schaden, einen Elektrogrill im Kofferraum zu haben.

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  2. Ich glaube ich habe schon immer minimalistisch gepackt, ohne es bewusst zu machen. Ich schleppe einfach auf Reisen nicht gern viel mit und man möchte eventuell ja auch etwas kaufen. Island :O au fein, sehr aufregend. Ich hoffe da kommt noch ein Post dazu.In Bulgarien war ich auch noch nicht. Zumal zu einer Hochzeit? Das muss ja auch aufregend gewesen sein.

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