Hello again! Ich bin zurück aus dem Sommerloch; Prüfungen und Urlaub liegen hinter mir und ich komme nun endlich wieder dazu, all die Dinge, über die ich bloggen wollte, aufzuschreiben.
Kennt ihr das auch? Sobald man Zeit hat, fällt einem kaum ein großartiges Thema für einen Blogeintrag ein aber sobald das Hirn gestresst ist und man von einem Termin zum anderen rennt, kann man sich vor spontanen Eingebungen gar nicht mehr retten.
Nun aber zu einem Thema, das mich wirklich beschäftigt hat.
Denkt ihr ab und an über den Tod nach?
Im Medizinstudium kommt man nicht drum herum, sich über die verschiedenen Varianten zu sterben, genau zu informieren, doch dabei denke ich fast nie an meinen eigenen Tod. Weil es statistisch einfach noch nicht sehr wahrscheinlich ist, weil ich zu jung bin und nicht risikoreich genug lebe, um mir wirklich Sorgen machen zu müssen. Mit anderen Worten: ich mache mir wegen tausenden Dingen Gedanken aber in nächster Zeit zu sterben gehört definitiv nicht dazu. Und das ist eigentlich ein Fehler.
Nicht, weil ich jetzt entdeckt habe, dass es doch ernsthafte Gründe für mich gäbe, in naher Zukunft sterben zu müssen, sondern weil es jeglicher Statistik zu trotz doch einfach passieren kann.
Vor mehreren Wochen starb ein Kommilitone von mir ganz überraschend bei einem Verkehrsunfall. Einfach so. In einem Moment noch mitten im Alltag und dann - zack - Schädelhirntrauma, Koma, Organspender, Ende Gelände.
Es kam mir alles so unwirklich vor, als ich davon hörte. Dass dieser gesunde junge Mensch ganz plötzlich einfach nicht mehr da sein sollte, wollte mir nicht in den Kopf. Das war kein typisches die Einschläge kommen näher wie bei den Hochzeiten in meinem Umfeld - das ist einfach purer Zufall gewesen. Sowohl der Lottogewinn als auch der Blitz könnten aus heiterem Himmel jeden treffen. Wobei - für den Blitzschlag muss man sich nicht mal ein Los kaufen.
Was mir nachdem das beklemmende Gefühl und der Schock etwas abgeflaut waren klar wurde: man muss ganz klar damit rechnen, jeden Tag unerwartet sterben zu können. Natürlich steigt das Risiko dafür im Laufe der Zeit doch rein theoretisch ist es jederzeit möglich.
Diese Erkenntnis, die nicht neu aber bei den meisten bestens verdrängt ist, muss uns nicht unbedingt deprimieren, sondern kann uns auch motivieren.
Zum Beispiel dazu, Dinge nicht ewig heraus zu zögern und Gelegenheiten zu nutzen. Neue Dinge auszuprobieren, sich etwas trauen und allein reisen, einfach mal die Schüchternheit überwinden und seine Mitmenschen ansprechen und Prioritäten setzen.
Prioritäten sind für mich in dem Kontext Dinge, von denen ich und oder andere langfristig profitieren. Das ist dann eventuell nicht die Designertasche aus der neuesten Kollektion, die ich mir vom Ersparten in den Schrank stelle, sondern Erfahrungen wie spontane Treffen mit Freunden, Konzertbesuche oder Reisen sowie selbst geschaffene Dinge und Inhalte. Ich bin davon überzeugt, dass es den Wert von Wissen und Erfahrungen steigert, wenn man sie teilt. So haben alle mehr davon, wenn man nicht nur für sich selbst die schönsten Urlaubsbilder macht oder weiß, wie man pochierte Eier macht, die Scheinwerfer des Autos wechselt oder welche Sehenswürdigkeiten man bei einem Besuch in Prag auf keinen Fall verpassen sollte, sondern dieses Wissen teilt. Ob man das über Filme, Bücher, Blogs, Twitter, Instagram, Youtube oder anderweitig schafft, ist dabei völlig gleich.
Das Leben gewinnt an Bedeutung, wenn man es einerseits selbst mit Freude erlebt und andererseits dazu beitragen kann, dass andere durch das eigene Wirken wenn auch nur für einen kurzen Moment ein besseres Leben haben.
Dabei hilft es einfach zu wissen, dass man nicht endlos Zeit hat, all das, was man schaffen möchte, auf die Reihe zu bekommen. Nicht umsonst waren Vanitasstillleben vor gut 350 Jahren schwer angesagt und erinnerten daran, dass aller weltlicher Reichtum vergänglich ist. Auch der Spruch Memento mori (denke daran, dass du sterben wirst) schlägt genau in die gleiche Kerbe. Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei ist noch einmal inhaltlich identisch nur nicht halb so schön formuliert. Wie gesagt - diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern nur für mich gerade noch einmal sehr deutlich geworden.
Also: Hintern hoch, den freien Tag nicht unbedingt mit Netflix vergammeln (denn ehrlich: was habe ich schon davon, wenn ich das komplette Angebot an Serien gesehen habe?) sondern etwas neues ausprobieren, Freunde treffen, Objekte oder Inhalte erschaffen, sich bewegen und etwas aus seiner Zeit machen. Natürlich kann nicht jeder Tag extrem produktiv sein aber man kann es zumindest versuchen.
Wenn das Leben endlos wäre, würde man wahrscheinlich auch probieren, produktiv zu sein und das beste für sich und andere daraus zu machen - allein schon, um sich eine Aufgaben und dem Leben einen Sinn zu geben. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass viele Menschen ein zielloses umher Driften in der Zeit genießen würden. Die Endlichkeit des Seins hilft uns auch daran zu erinnern, dass wir an einen Zeitverlauf gebunden sind und innerhalb dieses umsetzen müssen, was wir realisieren wollen oder es nie geschehen wird.
Wann habt ihr das letzte mal an die eigene Vergänglichkeit gedacht und wie geht ihr mit diesem Wissen um?
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