Samstag, 22. August 2015

Dating Queen oder: Eine authentische Filmrezension

Vor anderthalb Wochen war ich bei der Social Movie Night und habe den Film Dating Queen zwei Tage vor seiner Deutschlandpremiere gesehen. So als Blogger dachte ich mir natürlich direkt, dass ich das nutzen könnte, um diese exklusiven Informationen zu verbloggen. Wenn man seine Leser mit noch exklusiven Dingen versorgt, macht man sich immerhin sehr beliebt.

Aber es kam natürlich ganz anders: ich konnte mich beim besten Willen nicht dazu zu bringen, diesen Beitrag zu schreiben. Ich bin nämlich alles andere als ein leidenschaftlicher Filmfan. Eher bin ich der Typ für Serien. Ich bin beim Filmabend immer die, welche strickt, um nicht einzuschlafen. Und so konnte ich keine Rezension zu dem Film schreiben und mich dabei authentisch fühlen. Denn ernsthaft: was mich primär interessiert, ist die Laufzeit und dass es bitte kein stinklangweiliger Krimi oder ein hohler Actionfilm ist. Mit diesen Vorraussetzungen sieht es schlecht aus für meine Zukunft als Filmkritiker.

Während ich überlegte, wie ich das Format einer Filmrezension nun strukturieren könnte und dabei nicht zu einem Schluss kam, was die Rezension angeht, kam ich zu einem ganz anderen Ergebnis: ich kann das nicht. Es fühlt sich einfach an, als würde ich mich ein bisschen selbst verraten. Rezepte, Konzerte, Alben, Strickanleitungen, Reisen, Bücher, Sportprogramme - darüber könnte ich leidenschaftlich schreiben. Aber nicht über Filme.
Und deshalb werde ich mich jetzt nicht an den gefühlten inneren Zwang verkaufen, einen Blogpost zu verfassen, nur weil ich exklusive Inhalte gesehen habe. Inzwischen ist der Film schon in den deutschen Kinos angelaufen und die Rezension wäre vielleicht überflüssig. Doch das ist egal - es wird keine professionelle Rezension geben.

Das zu schreiben erleichtert mich auf gewisse Weise sehr. Niemand hat von außen Ansprüche gestellt oder Druck gemacht - das war ich alles selbst. Jetzt mir gegenüber einzugestehen, dass ich einfach keine Filmrezension schreiben kann, weil das einfach nicht ich bin, tut gut.

Und nun doch noch ganz kurz zum Film:

Dating Queen ist eine Komödie mit nicht zu wenig Romantik. Ewig hat Protagonistin Amy nur One-Night-Stands und ist dann plötzlich verliebt. Das mit der Liebe ist aber nicht so einfach und bietet viel Material für Drama. Ein bisschen Kitsch, ein bisschen amerikanische Begeisterung für Sport und Cheerleader kombiniert mit ein paar Klischeerollen.

Der Film hat trotz der viel zu ausgedehnten Länge von 125 Minuten Spaß gemacht. Es wurde viel gelacht, weil wirklich gute Witze dabei waren. Amy Schumer ist in der weiblichen Hauptrolle wirklich genial und mal nicht das wunderhübsche Dummchen sondern sympathisch-unperfekte Protagonistin mit Charakter und Problemen. Ein bisschen bleibt das Gefühl, dass durch die Übersetzung ins Deutsche einiges an Witz verloren geht und auch der Originaltitel Trainwreck (Totalschaden) klingt nicht so nach zuckersüßem Kitschfilm für das weibliche Publikum wie der deutsche Titel Dating Queen. Unglücklich übersetzt, würde ich sagen.
Wer findet die zwei Amy Schumers und die zwei Bill Haders im Bild?
Hätte ich keine Tickets gewonnen, hätte ich mir den Film nicht angesehen. Er bietet kurzweilige Unterhaltung über erstaunlich lange Zeit und ist durchaus sehenswert. Ihn zu verpassen wäre aber nicht allzu tragisch, denn der Film des Jahrzehnts ist es eher nicht.
Wenn ihr eine vernünftige Informationsquelle zum Film wollt: hier findet ihr die grundsätzlichen Informationen und hier sowohl den Trailer als auch eine gute Review.

Die Social Movie Night ist eine vom professionell Filme rezensierenden Youtuber Robert Hofmann organisierten Veranstaltung, bei der im Kino Filme angesehen werden. Die Tickets dazu werden verlost, es gibt immer wechselnde Youtuber als Gastgeber, Popcorn und ein Getränk und vor allem jede Menge Spaß. Eine gute Sache also.

Besonders toll fand ich neben dem Fakt, dass ich mit einer Begleitung kostenlos einen Film sehen durfte, dass tatsächlich drei Darsteller des Films sowie der Regisseur vor Ort waren und ein paar Worte zum Film gesagt haben. Alle waren sehr witzig aufgelegt und es vermittelte einem eine besondere Art der Aufregung, die man sich nicht rational erklären kann. Hollywood war für ein paar Minuten in Reichweite.

Und viel mehr als das möchte ich zu dem Film nicht sagen. Denn das ist einfach nicht mein Ding.

Könnt ihr euch überwinden, über Dinge zu berichten, von denen ihr glaubt, sie nicht authentisch präsentieren zu können?



3 Kommentare:

  1. Ich war schon auf zwei SMN, war immer super interessant und dann noch die YouTuber live sehen, nicht schlecht!
    Mach dir doch keinen Druck, was authentische Rezensionen angeht oder nicht. Entweder du machst es oder du machst es nicht.Keiner wird dich dafür verurteilen.

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  2. WOW! Ich finde es grad echt krass, dass der Cast da mit dabei war! Auf jeden Fall eine coole Aktion.
    Ich hab den Film auch schon geschaut, vor allem weil mir Amy Schumer durch die Roasts auf Comedy Central recht sympathisch war und weil ich Lebron James sehen wollte, wie er sein Schauspieldebut gibt.

    Dass das eingentlich keine Filmreview ist, ist absolut nicht schlimm und sehr verständlich so wie du es darlegst. Genau aus diesem Grund werden ja derzeit viele Blogger und Youtuber an den Pranger gestellt - auf einmal werden Produkte bewertet oder in den Vordergrund gerückt, die weder zur Person, noch dem Zielpublikum passt. Wirkt einfach fake. Man kanns nicht anders sagen.

    Ich muss zum Film auf jeden Fall eins sagen: furchtbar und unverständlich, dass der Titel in "Dating Queen" geändert wurde. Wenn man einen englischen Titel nicht so ins deutsche Kino bringen will, weil man vllt Angst hat, dass es nicht verstandne wird, sollte man wenigstens auf einen deutschen Titel ausweichen und nicht in einen anderen englischen flüchten, der gar nicht zum Film passt.

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    1. Ich denke, dass der Cast vor allem zum Interview anlässlich der Deutschlandpremiere da war. Aber mal ein kurzsichtiges Auge auf die echten Schauspieler werfen zu können, war auch nicht schlecht. Und ja - Amy und auch Bill Hader waren sehr spontan und witzig. Bill Hader ist sogar auf der Bühne herum gerannt.

      Hach ja, über den Titel habe ich mich auch schon geärgert. Natürlich versteht Mutti mit ihrem Schulenglisch von vor 30 Jahren das Wort Trainwreck nicht doch Dating Queen ist nicht ansatzweise ein passender Ersatz dafür. Dann wäre es besser gewesen, den Film gleich Totalschaden oder ähnlich zu nennen. Leider ist das keine Ausnahme in der Übersetzung von Filmtiteln. Vor allem bei englischen Originaltiteln denke ich, dass man die einfach übernehmen kann außer vielleicht bei Kinderfilmen, da doch sehr große Teile der Bevölkerung englisch können. Und notfalls übersetzen die anderen halt. Fördert soziale Kontakte - ist doch auch schön.

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