Samstag, 25. Oktober 2014

Warum ich kein guter Patient wäre

Es ist schon ziemlich genau zwei Jahre her, dass ich das letzte Mal so richtig krank war. Richtig krank meint nicht nur ein bisschen Schnupfen im Winter sondern Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und einfach ein Schwächegefühl, dass man eigentlich nur im Bett liegen kann.
Was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass ich es definitiv nicht vermisst habe. 

Wenn man lange nicht mehr mit einer Infektion krank im Bett lag, verdrängt man leicht, wie nervig das eigentlich ist. Alles, was man tun kann ist schlafen, schlafen, schlafen, versuchen ab und zu was zu essen, schlafen, schlafen, seine Medikamente nehmen und die ganzen Liter Tee, die man als braver Patient so in sich hinein kippt wieder ins Bad zu bringen. Je nach Art der Infektion hat man dann noch Spaß mit Schleim und der Atmung durch die Nase, Schluckbeschwerden, Hautveränderungen oder was es sonst noch so schönes gibt.

Nachdem ich jetzt zwei Tage nahezu komplett im Bett lag, habe ich davon wirklich die Nase voll. Man verpasst seine Veranstaltungen an der Uni, schafft nichts von seiner To-Do Liste, kann sich nicht mit Freunden treffen und zum Lesen oder Filme sehen reicht die Konzentration nicht und schmerzende Augen und Kopfschmerz machen einem da eh einen Strich durch die Rechnung.
Und dann liege ich im Bett und ärgere mich, wie nutzlos ich gerade bin und Zeit, die ich sinnvoll nutzen könnte verschwende. Klar weiß ich, dass ich mich auch nicht wirklich konzentrieren kann, weil ich mich einfach so krank fühle aber das hält mich nicht davon ab, mich die ganze Zeit zu ärgern, wie wenig nützlich ich bin.
Wenig besser macht es die Ungewissheit, wann man wieder gesund und voll einsatzfähig sein wird. Werde ich vielleicht in drei Tagen wieder auf den Beinen sein oder erst nächste Woche? Das macht für die weitere Planung definitiv einen Unterschied und es graut mir schon davor, Termine verschieben oder nachholen zu müssen.

In dem Sinne bin ich wirklich kein guter Patient. Strenge Bettruhe ist mir zuwider, viel lieber möchte ich raus und vielleicht doch noch das Script zum Seminar durcharbeiten oder am Geburtstagsgeschenk für meinen Freund arbeiten. So richtig einzusehen, dass ich eine Auszeit einlegen muss, fällt mir schwer.

Wenn es darum geht, die Medikamente pünktlich zu nehmen, Obst zu essen, eine Nasenspülung oder Halswickel zu machen, bin ich ganz vorne mit dabei, denn alles, was mir hilft schneller gesund zu werden, ist mehr als herzlich willkommen. Deshalb würge ich auch die monströs großen Antibiotika Tabletten meinen von der Angina malträtierten Rachen runter - Hauptsache es hilft. Mir macht krank sein keinen Spaß und ich will es so schnell wie möglich hinter mich bringen. 
Abgesehen davon gibt es auch noch die Anwesenheitspflicht der Uni, die es zu erfüllen gibt. Falls ich meine 15% erlaubte Fehlzeit überschreite, muss ich die Veranstaltungen nachholen, um das Semester am Ende als bestanden angerechnet zu bekommen. 

Was ich von dieser Erfahrung aber mitnehme, ist mehr Verständnis für akut erkrankte Patienten, die nicht ewig krank geschrieben und untersucht werden wollen, sondern einfach nur die Medikamente haben wollen, die am besten helfen, sie schnell wieder gesund werden zu lassen.
Und ich habe auch mehr Verständnis für diejenigen, die trotz verordneter Bettruhe dann eben nicht an den Schreibtisch gehen aber sich den Laptop zum Arbeiten ins Bett holen und sich damit auch nicht wie vorgesehen schonen und einfach schlafen. Schließlich würde ich es genauso tun.

So, etwas gelernt aus dem ganzen Mist habe ich ja immerhin. Kann es jetzt bitte wieder vorbei sein?
Krank ist schließlich niemand gerne.

Apfelkern

2 Kommentare:

  1. Ärgerlich - ich hatte hier einen recht langen Kommentar verfasst und jetzt ist er weg...
    Ich bin ja selbst auch jemand, der ungern krank ist und der Arbeit/Schule fernbleibt. Das war auch schon als Kind so. Der Druck etwas zu verpassen oder gar nachschreiben zu müssen, hat mich trotzdem in die Schule laufen lassen. Heute sehe ich das teilweise anders... das Umfeld hat sich dazu verschoben, dass es doch einige Muttis gibt, deren Kinder dann Magendarm oder HandMundFuß (richtige Reihenfolge?) haben, daheim bleiben müssen, die Eltern kommen aber trotzdem zur Arbeit. Kinderkeime machen Angst. Und die will ich mir auch echt nicht mit Heim bringen.
    Bei regulären Grippen ist das alles kein Thema, aber es gibt da schon ein paar bedenkliche Sachen, bei denen ich es schon rücksichtslos finde, wenn die betroffene Person doch zur Arbeit kommt. Schweres Thema.

    Ich hoffe du bist mittlerweile wieder gesund und munter! :)

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    1. Ich hasse es schon mein Leben lang wenn ich wegen einer Krankheit nicht zur Schule/Uni kann. Warum andere es mögen, sich lange krank schreiben zu lassen und so lange zu Hause zu bleiben wie möglich, finde ich es einfach super ärgerlich zu fehlen. Denn Stoff muss man ja eh nachholen und das macht mir weniger Spaß und mehr Aufwand als einfach zum Unterricht zu gehen.

      Und weil ich es so sehr hasse, zu fehlen und jetzt in der Uni noch die Anwesenheitspflicht als Grund, sich hin zu schleppen, dazu kommt, bin ich jetzt auch mit beginnender Angina da gewesen. Das ist zwar nicht gut für mich und meine Mitmenschen aber ich hab es getan. Immerhin habe ich nicht umher gehustet. Sobald es aber um Kurse mit Patienten geht, bleibe ich dann doch lieber zu Hause - die sind nämlich eh schon in einer Form krank und müssen nicht noch eine Erkältung abbekommen.

      Und: jupp, schon seit zwei Wochen wieder genesen!

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