Nachdem der letzte Post schon einmal das Thema Alter angeschnitten hat, musste ich noch ein wenig darüber nachdenken. Alter - was ist das eigentlich? Man spricht vom biologischen Alter, vom geistigen Alter und manche wiederum sprechen auch gar nicht über ihr Alter.
Dass das biologische Alter bei vielen nicht mit dem geistigen übereinstimmt, ist ja nichts neues. Am Bahnhof stehen drei Mädels, aufgemotzt ohne Ende, dass man keine Chance hat, ihr tatsächliches Alter zu schätzen. Abgesehen davon, dass sich kein 16-jähriges Mädchen wirklich so kleiden würde und damit das tatsächliche Alter der Mädels doch wieder klar wird.
Das typische Schema: ist man minderjährig, tut man ab einem gewissen Alter eine Menge, um als volljährig durchzugehen und ist man dann einmal tatsächlich volljährig, kommt bald die Phase, in der man als möglichst jung wahrgenommen werden will.
Ich persönlich werde schon so lange ich mich erinnern kann immer älter geschätzt als ich tatsächlich bin. Das mag zum einen daran liegen, dass ich von der Körpergröße her recht groß bin und meiner Erfahrung nach kleinere Personen sehr viel häufiger jünger geschätzt werden als große Personen. Und eine Brille macht - wenn sie denn nun nicht eine kugelrunde und bunt gestreifte Kinderbrille ist - auch das Gesicht etwas älter.
Diese zwei Faktoren sind in Kombination oft auch ein Grund, dass fast Dreißigjährige beim Kauf von Alkohol an der Kasse noch ihren Ausweis zeigen müssen: sie sind relativ klein und tragen keine Brille.
Das alles klärt aber noch nicht die Frage, ab welchem Alter man nun alt ist.
Ich persönlich denke, dass man kein Alter nennen kann, mit dem man plötzlich den Status "alt" erhält. Es ist einfach sehr individuell.
Für mich persönlich heißt alt zu sein, dass man das, was man gerne tun würde, nicht mehr ausüben kann, weil man durch körperliche oder auch geistige Beschränkungen, die erst im Laufe der Zeit aufgetreten sind, daran gehindert wird. Früher konnte man einfach mit dem Rad zum See fahren, jetzt ist es wegen extremen Gelenkschmerzen nicht mehr möglich. Früher hat man Pullover für die Enkel gestrickt aber nach dem Schlaganfall kann man die Stricknadeln nicht mehr ordentlich halten.
Das sind Fälle des körperlichen Alterns. Geistig können diese Personen dennoch sehr fit sein. Das ist wahrscheinlich auch die Situation, in der man sich als alt wahrnimmt: es sind nicht die drei Falten um das Auge sondern der Moment, in dem man bemerkt, dass man nicht mehr das tun kann, was man gern tun würde. Es muss unglaublich frustrierend sein.
Ich selbst habe keine Angst vor dem Altern, was Falten, Altersflecken und graue Haare angeht, denn das ist alles bloß äußerlich. Viel mehr fürchte ich inneren Verfall: Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Demenz. Es gibt so viel, woran man erkranken könnte und das führt mir mein Studium auch regelmäßig vor Augen.
Daher versuche ich präventiv jetzt schon einen gesunden Lebensstil zu führen: regelmäßiger Sport, mehr oder weniger gesundes Essen und das Leben zu genießen. Trotzdem bewahrt einen das auch nicht endgültig vor den Krankheiten des Alters.
Wahrscheinlich habe ich am mehr Angst, im Alter einmal lange krank zu sein und dabei über Jahre zu leiden als dass ich mich fürchte, letztendlich daran zu sterben.
Und weil man nie weiß, was einmal passiert, finde ich es besonders wichtig, jeden Moment zu genießen und zu schätzen. Warum nicht jetzt mal auf eine kleine Verrücktheit einlassen und albern sein? Wer weiß, ob sich so eine Gelegenheit noch einmal bietet.
Das soll jetzt nicht heißen, dass man sich kopflos in jede Aktion wirft, die sich einem bietet (Drogen? Ungeschützter Sex? Ach, YOLO!), doch sollte man vielleicht doch nicht für alles schon zu erwachsen sein und sich zu Hause abschirmen ohne etwas zu erleben.
Auf gewisse Weise ist es auch Zeichen, dass man mental alt ist, wenn man sich nicht mehr auf neue Dinge einlassen will, keine Abenteuerlust mehr hat sondern immer im gleichen Alltagstrott bleibt.
Also, was ist dieses alt sein jetzt? Es ist keine Zahl, so viel steht fest. Es ist viel mehr eine Kombination aus der eigenen Lebenseinstellung und dem eigenen körperlichen sowie gesundheitlichen Zustand. Rein optisch kann man auch alt sein jedoch wird das Haarfärbemittel, dekorativer Kosmetik und Faltencreme sei Dank nicht mehr so sehr auffällig wie früher.
In dem Sinne: bleibt neugierig und abenteuerlustig, genießt all die kleinen und großen Glücksmomente, behandelt euch selbst gut und benutzt Sonnencreme. Und denkt daran, etwas von dem Kind in euch bis ins hohe Alter zu bewahren.
Apfelkern
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen