Sonntag, 18. März 2012

Honey I googled the kids

Im täglichen Leben ist man von unzähligen Menschen umgeben, wovon man die meisten kaum wahrnimmt und schnell wieder vergisst. Mit einigen der übrigen hat man länger Kontakt, wenige lernt man näher kennen, sodass sie einem mehr über ihre Person erzählen. Oft aber möchte man gar nicht so lange warten, sondern die Persönlichkeit der entsprechenden Person schon vorher grob einschätzen können. Indem man ihr Online-Leben genauer betrachtet kann dies recht genau geschehen. Schließlich will man ja wissen, ob es sich lohnt, den anderen genauer kennenzulernen.

Ist es akzeptabel, Informationen über die Interesse erweckende Person online zu suchen, um nicht warten zu müssen, bis derjenige sie selbst herausgibt oder auch um Wissen zu erlangen, das derjenige nicht freiwillig weitergeben würde?
Es hat etwas von einem Vertrauensbruch, ohne das Wissen des anderen sich über denjenigen zu informieren, welches Vertrauen aber gibt es gegenüber einem Fremden zu brechen? Genau - keins, denn man kennt den anderen ja nicht einmal.

Und so gibt man neugierig den kompletten Namen in eine Suchmaschine ein, findet Profile der Person in sozialen Netzwerken, erfährt, ob derjenige einmal von einer Zeitung zitiert wurde, findet eventuell sogar dessen Blog oder liest über andere Aktivitäten. Man verschafft sich so einen Vorteil, den der andere sich bei Kenntnis des Namens aber auch selbst leicht erreichen könnte.

Googelt ihr eure Freunde oder neue Bekanntschaften? Ich selbst mache das und fühle ich mich immer ein wenig wie ein Stalker, beruhige mich aber stets damit, dass die von mir gefundenen Informationen jedem anderen genauso zugänglich sind und es kein Verbrechen ist, öffentliche Informationen wahrzunehmen.
Konfrontiert man diejenigen dann mit den Funden, sind sie überrascht. Überrascht, dass man es gefunden hat und erstaunt, dass sich über jenes uralte Ereignis noch immer etwas im Netz findet.

Davon angeregt habe ich meinen eigenen Namen in die Suchmaschine eingetippt und wurde auch fündig: schulisch bedingte Veranstaltungen, eine Erwähnung im lokalen Käseblatt, einige Verbindungen zu sportlichen Wettbewerben sowie eine Menge Einträge, die im Zusammenhang mit Biologiewettbewerben stehen. Man findet sogar Bilder.
Das alles sind aber auch Dinge, bei denen es mich nicht stören würde, falls andere sie entdecken würden.

Ich halte es nicht für ungewöhnlich, bei Bedarf über interessante Mitmenschen im Netz zu recherchieren, nur sage ich denjenigen bevorzugt nichts von diesen Aktivitäten. So kann man neue Bekanntschaften besser einschätzen und genau dafür ist das Googeln anderer auch ideal, doch was ist mit den Netzaktivitäten von Freunden? Ist es falsch, deren Online-Geheimnisse zu erforschen?
Wahrscheinlich kommt es ganz auf den jeweiligen Fall an: welche Informationen werden über welchen Freund gefunden und wie reagiert dieser darauf.
Fände ein Freund die Ergebnisse meiner Wettbewerbsteilnahmen würde es mich nicht stören, entdeckte derjenige aber meinen Blog, wäre es mir sehr unangenehm. Schließlich lege ich viel Wert auf meine Anonymität und genau diese würde infrage gestellt, sobald jemand aus dem realen Leben zufällig über den Blog stolperte. Noch ist die Wahrscheinlichkeit dafür nicht vorhanden, da der Blog nicht mit meinem richtigen Namen online in Verbindung gebracht wird, doch durch eine Unachtsamkeit könnte dies irgendwann einmal passieren.
Es sollte mir zu denken geben, dass ich selbst nur unter Einschränkungen meine im Internet hinterlassenen Spuren finden lassen will und mich bei der nächsten Recherche über andere bremsen. Aber die Neugier und das Wissen über verfügbare Informationen lassen einen solche moralischen Grenzen schnell überschreiten. Das Privatleben ist privat, doch sobald es sich ins Netz verlagert wird es zugänglich und öffentlich.

Apfelkern

8 Kommentare:

  1. Ich bin glaube ich noch nie auf die Idee gekommen, Freunde zu googeln.. Meistens sind die auch mit Pseudonym unterwegs im Netz, da käme eh nichts dabei heraus.. Und zum anderen frage ich lieber nach Dingen, die ich von ihnen wissen will ;)
    Allerdings schaue ich immer mal wieder nach, was man so über mich findet.. So bzgl. späterer Arbeitgeber und sowas.. Aber bisher war ich mit der Verschleierung meiner Identität recht erfolgreich..
    Mein Blog dagegen ist für Freunde und auch für einen Teil meiner Familie bekannt.. Letzteres ist mir zwar etwas unangenehm, aber es hält sich Gott sei Dank in Grenzen ;)

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    1. Menschen fragen, wenn man etwas über sie wissen will? Absurd!

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    2. Nicht wahr?
      Ich fühle mich da auch immer so altmodisch ;)

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  2. Sich auf online vorhandene Informationen über eine Person zu verlassen und diese als Grundlage zu nehmen für eine Entscheidung über ein näheres Kennenlernen würde mir nie in den Sinn kommen. Dazu misstraue ich diesem Medium zu sehr.
    Wer sagt denn, dass die Informationen stimmen? Das sie sie nicht vielleicht verfälscht sind, aus dem Zusammenhang gerissen? Und was genau können mir diese Dinge verraten?

    Über Dich kann man nun, wenn man deinen Namen kennt, erfahren, dass Du sportlich bist oder warst, Interesse an Biologie hast oder hattest, dich an schulischen Veranstaltungen beteiligt hast (weil Du es wolltest oder weil es verpflichtend war erfährt man vielleicht ja auch).
    Und was genau sagt das jetzt aus? Man kann doch aus solchen Infos nicht schliessen, ob man sich mit Dir verstehen würde, ob man Dich gerne näher kennenlernen wollte. Ob es sich gar lohnt. Es sagt nichts darüber aus, ob man eine Wellenlänge mit einem Menschen finden kann oder nicht. Es sei denn Du wärst nur interessiert an Biologie-Studenten/innen, die sportlich und schulisch oder beruflich über das erforderliche hinaus engagiert sind.

    Viel mehr über Dich kann man doch in deinem Blog erfahren (immer vorausgesetzt natürlich, dass Du ehrlich bist bei dem was Du schreibst). In dem Zusammenhang verstehe ich auch nicht ganz, warum es so schlimm für Dich wäre, würde eine Dir real bekannte Person Deinen Blog "finden". Es sei denn, Du gibst dich in der Realität anders als Du es in diesem Blog darstellst.

    Aber um Deine eigentliche Frage zu beantworten, ja, manchmal google ich auch Leute. Zum Beispiel solche, mit denne ich mal befreundet war, zur Schule gegangen bin oder mit denen mich sonst etwas verbunden hat. Um vielleicht herauszufinden, was aus ihnen geworden ist. Ich weiss, dafür nutz man heute eignetlich soziale Netzwerke, aber bis jetzt habe ich mich dem noch entziehen können.
    Und manchmal google ich auch Menschen, die ich zum Beispiel vom telefonieren kenne (also logischerweise beruflich bedingt). Nur um mal ein Gesicht zu der Stimme zu haben.
    Oder ich google Leute, die mehr oder weniger bekannt sind. Weil ich sie in Gesprächsrunden gesehen habe, ein Interview gelesen habe oder ähnliches. Und wenn mich das interessiert hat, versuche auch auch mehr darüber zu erfahren.

    Neue Bekannschaften hingegen würde ich nicht (mehr - ich gebe es ja zu) googlen. Da ist es mir wichtiger, was mir diese Person selber und ganz freiwillig von sich mitteilen möchte. Und nur so kann und will ich entscheiden, ob eine Bekannschaft lohnenswert ist oder nicht.

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    1. Es stimmt natürlich, dass man die online gefundenen Informationen nicht sofort für bare Münze nehmen darf, doch wenn man ein gewisses Vorwissen hat, kann man unterscheiden, ob das gefundene Material mit der Person zusammenhängt oder nicht.
      Auch sollte das eigene Bild des anderen nicht nur auf den Suchergebnissen beruhen, diese können aber dazu beitragen. Denn du hast recht: man findet immer nur über einen Bruchteil der Persönlichkeit etwas und nur weil einem diese Facette nur mäßig zusagt, sollte man nicht die gesamte Person verurteilen.

      Meine Ablehnung des Mitwissens meines kompletten Umfeldes über meinen Blog ist nicht dem Fakt geschuldet, dass ich mich hier als fiktive Persönlichkeit mit diversen entsprechenden Märchen ausschmücke, sondern dass ich einerseits meine Gedanken auch mit anderen Menschen als den üblichen Verdächtigen teilen will und diese den Blog auch gar nicht beeinflussen sollen ("Ähm, du hättest beim gestrigen Post noch ergänzen können, dass xy dann auch noch hijkl gesagt hat!") und andererseits sehe ich den Blog ein wenig als Tagebuch und das möchte man ja bekanntlich auch nicht seiner Mutter als Lektüre vorlegen. Natürlich erscheint es dann sinnfrei, dieses Fremden zugänglich zu machen, doch diese kennen mich nicht persönlich und können so objektiv urteilen und es kann so auch noch zum Austausch kommen.

      Das Googeln mit dem Ziel, ein Gesicht zur Stimme bzw. dem Autor zu suchen kenne ich sehr gut.

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  3. Ich war schon immer eine kleiner Stalkerin. Damals in der DDR... Damals als das Internet noch nicht so groß war, hab ich auch meine Klassenkameraden im Telefonbuch gesucht und wusste dann wie deren Eltern hießen, wo sie wohnen und, man glaubt es kaum, wie ihre Telefonnummer war.
    Jetzt gibt es tolle Suchmaschinen und ich gehe meinem Hobby weiterhin nach.
    "Leider" habe ich ja keinen FB-Account, da würde mir einiges einfacher gemacht werden. Die Leute geben ja so viel preis.

    Ich bin zum GLück nicht so leicht zu suchmaschinisieren (du benutzt immernoch bevorzugt ecosia oder?), denn mein Name ist kein äußerst besonderer im asiatischen Raum. Ich heiße dann quasi Lisa Müller, nur auf asiatisch. Ich könnte niemand und jede sein. Ich kann mich also gut hinter den Namensschwestern verstecken.

    Auf meinen Blog ist zum Glück noch niemand in meinem privaten Umkreis gestoßen. Und wenn überhaupt, dann wird man den hoffentlich nicht mit mir in Verbindung bringen.

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    1. Mit einem Facebook Account könntest du sicher besser andere stalken, doch dann würdest du wahrscheinlich gar nicht mehr vom PC wegkommen.

      Ich benutze ecosia, doch zum Finden persönlicher Daten habe ich Google als geeigneter befunden. In allen anderen Dingen wird Ecosia befragt und die Welt gerettet. Zumindest ein bisschen.

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  4. Obwohl ich sehr viel im Internet rumhänge, google ich Leute, die ich kenne eigentlich äußerst selten. Und wenn, dann eigentlich nur, um ein wenig meinen Voyeurismus zu befriedigen. Es ist einfach interessant, etwas über Menschen zu erfahren.
    Solche Schnipsel sind für gewöhnlich aber ja nur kleine Splitter aus dem Mosaik eines Lebens, daher ist es bei mir noch nicht dazu gekommen, dass sich beim ergooglen einer Person, mein Bild von selbiger irgendwie geändert hat.
    Ich habe mich aus Neugier auch gerade mal selber gegooglet und außer der Erkenntnis, dass ich nicht der einzige bin, der diesen Namen trägt, gibt es einen Link zu meinem Twitter-Account, zu Facebook (Wo man natürlich nichts sehen kann, weil alles auf Privat gestellt ist.) und bei den Bildern immerhin an erster Stelle meinen formschönen Avatar.
    Wer mich ergooglet, würde mich also anhand meiner Absonderungen bei Twitter beurteilen. Wer immer das tut, ich wünsche ihm viel Spaß.

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