Montag, 20. Februar 2012

Beschwipster Sahneberg mit Gebäckanteil

Hobbybäcker erfreuen sich an jedem gelungenen Backwerk, doch es gibt noch eine Steigerung gegenüber des schnöden Kekses und dem alltäglichen Rührkuchen: die Torte.
Ich sehe die Herstellung von Torten als eine kleine Herausforderung: der Boden muss weich und gleichmäßig geschnitten sein, die Creme sollte standfest bleiben, die Optik stimmen und der Geschmack sollte vor lauter Verzierwut auch nicht vernachlässigt werden.

Da Torten einen wesentlich größeren Aufwand als durchschnittliche Obstkuchen mit Mürbeteigboden und Konsorten darstellen (aber dabei ganz klar nervenschonender als Cake Pops sind) und sich auch deutlich gehaltvoller erweisen, backe ich nur sehr selten welche. Gestern jedoch bot sich mit dem Geburtstag meines Großvaters eine Gelegenheit dazu und ganz passend wünschte er sich auch noch einen Kuchen von mir. Kein Problem.

Ich wollte mich an einer klassischen Schwarzwälder Kirschtorte versuchen, denn es kann ja nicht schaden, solche Klassiker selbst produzieren zu können. Zuvor hatte ich es bereits einmal mit dieser Torte, jedoch nach einem anderen Rezept versucht. Diesen Versuch will ich nicht als misslungen betiteln, da die Torte gut aussah, die Konsistenz und Optik stimmte, doch geschmacklich hatte sie - ähm -  Reserven. Einfach nur süß und cremig. Um dieses Problem zu umgehen, entschied ich mich, einfach mehr Kirschen und mehr Alkohol einzurühren.
Keine schlechte Idee.

Und da ich nun ein gut funktionierendes und wohlschmeckendes Rezept für Schwarzwälder Kirschtorte gefunden habe, teile ich es gern mit anderen Küchenchaoten. 

Zuerst muss der Biskuitboden gebacken werden.
6 Eier, 150g Zucker und etwas Salz werden dafür im Wasserbad geschlagen. Die Masse sollte dabei nicht gerinnen, sondern nur 35-38°C warm werden. Schließlich wollen wir kein Rührei, sondern eine Torte zusammenmischen. Die nun lauwarme Masse 10 weitere Minuten lang zu einer dicken Creme aufschlagen. Darunter werden laut Rezept in gesiebter Form 100g Mehl, 30g Kakao und 80g Stärke gehoben.
Mir erschien es ein wenig merkwürdig, dass in einem Rezept für einen Biskuitboden kein Backtriebmittel genannt wird und daher gab ich intuitiv noch ein halbes Päckchen Backpulver dazu. Abschließend rührt man noch 65g geschmolzene Butter unter, füllt den hoffentlich mit sichtbaren Luftbläschen durchsetzten Teig in eine Springform von 28cm Durchmessern, die zuvor gefettet und gemehlt wurde und bäckt den ganzen Spaß im auf 180°C vorgeheizten Backhofen etwa 25 Minuten.

Nach dem Abkühlen des Teiges teilt man ihn horizontal in drei Böden.

Das war der erste Streich, der zweite folgt sogleich.
Für die Cremefüllung sollen eigentlich 6 Blatt Gelatine eingeweicht werden, doch  ich bevorzuge, Agar Agar zu verwenden. Dieses wird nicht erst eingeweicht, sondern direkt dazugegeben.
380ml Milch werden mit 90g Zucker  und ein wenig Salz aufgekocht. In einem weiteren Gefäß verrührt man 120ml Milch und  6g Agar Agar mit 60g Speisestärke zu einer möglichst klumpenfreien Mischung, die man dann in die kochende Flüssigkeit gibt. Diese dickt nach einer kurzen Zeit wie beim Kochen von Pudding an. Jetzt muss sich der aufgeregte Konditor noch ein wenig gedulden, denn die Mischung muss abkühlen..
In der Zwischenzeit 500g Sauerkirschen aus dem Glas (ich habe selbsteingekochte verwendet und bin mir daher nicht sicher, ob es genau 500g waren, weshalb ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob 500g zu wenig, zu viel oder ausreichend bemessen sind) abtropfen lassen.
700 ml Sahne steif schlagen und mit 20 ml Kirschwasser vorsichtig unter die schon etwas abgekühlte Creme heben.

Um einen Tortenboden wird nun ein Tortenring angelegt, darauf verstreicht man ein wenig(!) der Creme und legt darauf bis auf 16 für die Dekoration zurückzuhaltende alle Kirschen. Die Kirschschicht wird nun von der Creme bedeckt, wobei man nicht mit der Creme geizen muss. Ein weiterer Boden wird aufgelegt und mit einem Großteil von 180 ml Kirschwasser getränkt. Oh ja, das ist kein Tippfehler. Zuerst war ich erstaunt, nun bin ich überzeugt von dieser Mengenangabe.
Auf den Boden wird wieder etwas von der Creme gegeben und nur noch wenig von dieser zurückgehalten.
Der dritte und letzte Boden wird nun obenauf gesetzt, mit dem übrigen Kirschwasser getränkt und mit dem Rest der Creme bestrichen. Mein Tortenring war nun fast bis zum Rand gefüllt.
An diesem Punkt muss die Torte eine kleine Pause einlegen und gekühlt werden.

Nach drei Stunden oder auch mehr (ich gab ihr über Nacht Zeit) im Kühlschrank oder bei den aktuellen Temperaturen gern auch auf dem Fensterbrett kann der Tortenring vorsichtig abgenommen werden.
Ich habe dann mit meinem großen Küchenmesser die Stückeinteilung auf der Torte markiert, um später leichter gleichmäßige Stücke schneiden zu können.


300g Sahne werden zu Verzierung geschlagen. Damit wird der Rand bestrichen, jedes einzelne Stück mit Sahne besprüht und am Ende jedes Stückes eine Sahnerosette gespritzt. Auf jede dieser Rosetten setzt man eine Kirsche.
Mit einem Messer hobelt man von der gekühlten Zartbitter Kouvertüre Schokoladenspäne, die über der Mitte der Torte verteilt werden.

Das sah dann bei mir wie folgt aus:


Und weil es so ein schöner Anblick ist, gibt es auch ein Bild aus Vogelperspektive.


Optisch ist die Torte nicht schlecht...


... und auch hinsichtlich des Geschmacks war sie ein voller Erfolg.
Damit ist das definitiv ein Tortenrezept, das ich noch einmal backen würde.

Ach und ... ich musste feststellen, dass man auf Rentnergeburtstagen ziemlich schief angesehen wird, wenn man plötzlich den Fotoapparat zückt, um sein Stück Torte zu knipsen. Bloggerkrankheit, würde ich ganz spontan diagnostizieren.

Apfelkern


6 Kommentare:

  1. XD Haha! Wenn ich irgendetwas fotografiere, überlege ich mir immer was die Menschen drumherum denken mögen. "Zum ersten Mal Freigang?" XD

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  2. Sieht toll aus. Ich backe auch gern. Allerdings alkoholfrei. Ich mag es nicht und eventuell wollen meine Nichte und mein Neffe ja auch probieren. :)

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  3. Tripple Wow.
    Nicht jeder Mensch macht da so einen krassen Unterschied, aber während ich beim Kochen eher hilflos bin, behaupte ich dass ich eigentlich ganz gut Backen kann; insofern habe ich mich auch in der Vergangenheit durchaus mit Torten herumgeschlagen. Die durchaus sehr lecker waren (Sahne mit Zucker und Sahne, was soll ich sagen, mir schmeckt's halt).
    Aber von etwas, das so aussieht wie deine Schwarzwälder Kirschtorte, davon hätte ich nichtmal zu träumen gewagt.

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  4. Ein Award für dich! ^^ http://jules-oase.blogspot.com/2012/02/ein-award.html

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  5. Sieht echt gut aus und es ist schön, dass die Zubereitung geklappt hat, aber Torten sind ganz und gar nicht mein Ding, deshalb werde ich das wohl nicht nachmachen (bei meinen regelmäßigen Kücherorgien)... ;)

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  6. oh, die sieht ja super aus!
    da werden erinnerungen an meine omi wach... :)
    so ein stück hätte ich jetzt gern!!

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