Montag, 17. März 2014

Liegen lernen

Ich habe Semesterferien und zum ersten Mal seit Beginn meines Studiums vor immerhin schon drei Semestern kein Pflegepraktikum aka 40 Stunden Woche mit Schichtdienst in den Ferien. Seit nicht ganz einer Woche habe ich auch meine Benachrichtigung, dass ich sämtliche Prüfungen des dritten Semesters bestanden habe und ergo nicht für den zweiten Prüfungstermin lernen muss. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, alle Viere von sich zu strecken und die Auszeit zu genießen, die so schnell auch nicht wiederkommen wird.

Trotz des Wissens, dass ich noch knapp einen Monat absolut frei habe, kann ich nicht einfach mal einen Tag entspannt im Bett verbringen. Frühaufsteher bin ich eh und so fällt die Sache mit den halben Tag verschlafen sowieso aus.
Wenn ich am Ende des Tages darüber nachdenke, was ich an dem Tag geschafft habe und nichts nennen kann, ärgert mich das sehr. Etwas schaffen, bedeutet, etwas produktives getan zu haben. Aufgeräumt, Sport gemacht, Freunde getroffen, einen Blogpost geschrieben, etwas besichtigt und erlebt, etwas neues gelernt zu haben - das bedeutet für mich, den Tag nicht verschwendet zu haben. Habe ich bloß einen Film gesehen, Blogs gelesen und herum gegammelt, macht mich das ungemein unzufrieden. Ist es aber nicht genau das, was man in den Ferien machen sollte?

Einfach mal morgens liegen bleiben und den ganzen Tag gar nichts tun - ich kann es einfach nicht! Um ganz ehrlich zu sein, will ich es vielleicht aber auch gar nicht. Ich habe Freude daran, etwas zu schaffen und produktiv zu sein. Es erfüllt mich mit sehr viel mehr Zufriedenheit als die Zeit zu "verschwenden".
Auch im Urlaub auf Reisen mag ich es lieber, mir Sehenswürdigkeiten anzusehen, aktiv zu sein und schöne Momente mit meinen Mitreisenden zu erleben als nur den ganzen Tag am Strand zu liegen. Nicht dass ihr denkt, ich würde keinen Strandurlaub mögen - ich möchte bloß nicht den ganzen Tag nur stupide am Strand liegen, sondern schnorcheln, lesen, kommunizieren, lachen, den Strand erkunden und etwas erleben.

Es gibt Menschen, die einen absoluten Gammeltag brauchen, um Kraft zu schöpfen. Ich bin einfach der Typ Mensch, der seine Kraft daraus zieht, Dinge zu tun, die ihm Freude bereiten und sich dann daran zu erfreuen, was er geschafft hat.
Prag besucht, regelmäßig für den Halbmarathon trainieren, sich zu nötigem Kleidungskauf aufgerafft, Freunde getroffen, die Leipziger Buchmesse besucht, Bücher gelesen wie nichts, weil ich genau weiß, dass ich bald wieder ein Semester lang nicht dazu komme - rückblickend bin ich mit den bisherigen freien Tagen genau wegen solcher Aktivitäten sehr zufrieden.

Ach ja, Bücher…
Früher - das meint zu Schulzeiten - habe ich wirklich viele Bücher in kurzer Zeit verschlungen. Heute habe ich wenn ich denn mal die Zeit dazu habe, dabei eine Art schlechtes Gewissen, wenn ich den Großteil des Tages nichts anderes tue als zu lesen. Schließlich ist die freie Zeit insgesamt weniger geworden und will daher besser genutzt werden. Und sie zu großen Teilen allein mit Büchern zu verbringen ist vielleicht nicht die beste Nutzungsmöglichkeit - schließlich gibt es noch so unendlich viele Dinge, die ich auch gern tun würde.

Wahrscheinlich muss ich ein wenig von meinem Nützlichkeitswahn absehen - manchmal muss man sich einfach eine Auszeit gönnen und darf dann auch mal den halben Tag lang nur lesen. Gleichzeitig bin ich aber auch froh über meinen Drang, etwas zu tun, denn der bewahrt mich davor, zu bereuen, dass ich meine Zeit nur verschwendet habe und hilft mir, Dinge erledigt zu kommen.

Wie geht es euch - könnt ihr euch einfach einen Tag nur entspannen ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen oder geht es euch wie mir, dass ihr noch lernen müsst, einmal ruhig zu liegen ohne gleich die nächste Aktion zu planen? Entspannung ist anscheinend nicht jedem in die Wiege gelegt aber was für den einen Entspannung ist, muss es noch lange nicht für einen anderen sein.

Apfelkern

P.S.: Die ToDo Liste für Morgen steht.

1 Kommentar:

  1. Ich habe keine Probleme damit stundenlang Videos zu gucken und Blogs zu lesen. Deine Entdeckernatur kannst du ja auch gut ausleben und trotzdem das Lesen beibehalten. Lange Zugreise + Buch= win win.

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