Montag, 1. Juli 2013

Familienurlaube jetzt mit 25% weniger Familie

In meinem Leben hat sich im letzten Jahr etwas entscheidendes verändert: ich habe ein Studium begonnen. Nach inzwischen fast zwei Semestern hat man sich auch daran schon gewöhnt und eingelebt. Nur manchmal ist da noch ein befremdliches Gefühl.

Man hört im Radio, dass die Sommerferien beginnen und zum ersten Mal heißt es nicht, dass man selbst auch frei hat. Denn das Schülerdasein ist vorbei.
Na gut, ich habe auch meine Semesterferien wenn auch sie etwas später beginnen und mit einem weiteren aber zu meiner Freude letztem Pflegepraktikum gespickt sind.
Wirklich seltsam aber ist für mich, dass meine Familie in den Urlaub fährt und ich nicht mitkomme.

In den letzten Schuljahren verbreitete sich das Phänomen der Schüler, die in den Ferien unabhängig von den Eltern verreisten oder einfach zu Hause blieben, immer mehr. In meinem Fall war es anders: da ich mich gut mit meiner Familie verstehe und die Reiseziele immer interessant waren, kam ich mit. Da ich jetzt noch regelmäßig Lehrveranstaltungen statt Ferien habe, wird das natürlich nichts mehr.

Es ist komisch zu wissen, dass die eigene Familie gut 10 000 Kilometer weit weg ist. Ich bin und war meiner Meinung nach nie ein "Muttikind" aber der Gedanke ist schon irgendwie unangenehm. Alle weg. Wahrscheinlich der normale Lauf des Lebens, dass man sich von der Familie abnabelt und ein eigenes Leben, irgendwann eine eigene Familie aufbaut. Ich fürchte mich nicht allein im Haus zu sein, kann kochen, waschen, bügeln, mit dem Auto einkaufen fahren und mich generell versorgen - das alles ist nicht das Problem. Es ist der Gedanke, dass ich jetzt nicht mehr wirklich bei den Familienaktivitäten dabei bin, langsam aus dem Nest geschoben werde. Das war's dann mit der Kindheit fürchte ich.

Das Studentenleben hat Vorteile und damit meine ich nicht das im Studentenausweis enthaltene Bahnticket für alle Bereiche Berlins. Man kann selbstständig planen, lernt so viel neues kennen, genießt neue Freiheiten und Verpflichtungen. Mein Studium macht mir Freude. Ich bin nur noch leicht wehmütig wenn ich an meine schöne Schulzeit denke.

Ich glaube, ich werde auch mal einer der Menschen, die allen Schülern eindringlich erzählen, dass sie ihre Schulzeit möglichst bewusst genießen sollen.
Aber erst mal genieße ich es, sturmfrei zu haben, die Küche zu verwüsten (und sie allein wieder aufräumen zu müssen), Filmabende mit Freunden im Wohnzimmer mit dem großen Fernseher zu veranstalten.

Apfelkern

2 Kommentare:

  1. Sturmfrei zu haben, besonders wenn man in festen Händen ist, ist ja sicherlich nicht das Allerschlimmste. ;) Semesterferien mit Praktikum verbringen - das klingt ja äußerst super.

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  2. Oh mann, ich weiß wie sich das anfühlt. Meine Familie unternimmt zum Beispiel sehr selten etwas (also so Tagesausflüge) und gerade als ich natürlich im Ausland war, fahren die zu den Harlem Globetrotters!! T_T Da war ich echt sauer.
    So sauer, dass ich mir wirklich vorsagen musste, dass ich doch schon ü20 bin und keine 5.

    Aber das hat eben alles Vor- und Nachteile, wie du schon sagtest. Trotzdem... so ein bitterer Beigeschmack bleibt.

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