Sonntag, 6. November 2011

Ein Helm, ein Kopf und viel Spaß

Auch wenn ich schon unter der sich in der Heimat anhäufenden Arbeit langsam aber sicher zusammenbreche, bin ich an diesem Wochenende wieder ins Krisengebiet ausgerückt. Ich war in der sächsischen Provinz, um dort die Zweitwohnung meiner Oma auszuräumen.

Den Zustand dort habe ich bereits einmal geschrieben: angehäufte Dinge aus dem letzten Jahrhundert - vom Schuhspanner über den Pelzmantel bis hin zum Teppichklopfer ist alles mit dabei. Bei der Menge an DDR Abzeichen für den vorbildlichen Beitrag zum Aufbau des Sozialismus könnte man glauben, dass meine Familie allein den Sozialismus etabliert hat.

Nun haben wir die Wohnung nahezu komplett ausgeräumt. Allein der Gasofen und die Werkzeugkästen sind zurück geblieben.

Eigentlich macht eine solche Aktion wenig Spaß, doch da der Satz mit eigentlich begann, ist nun klar, dass es anders war.
Da ich mir in der letzten Woche inzwischen zwei Mal den Kopf mit Schwung (ja, ich mache keine halben Sachen) und jeweils einem schmerzenden roten Kratzer als Folge gestoßen habe, hat man mir einen Helm verpasst. Ein blauer Plastikhelm mit einer Vorrichtung zum Einhaken eines Grubenlichts über der Stirn zierte so das ganze Wochenende über meinen Kopf.
Er passte nicht perfekt und saß so etwas zu hoch, da mein Schädel etwas zu groß für ihn war. Unter meinen Vorfahren müssen Dinosaurier gewesen sein.
Dennoch habe ich ihn gnadenlos getragen - wenn schon denn schon.

So lief ich mit dem Helm durchs Dorf zu den Papiercontainern oder fragte mit dem Helm auf dem Kopf die Nachbarin nach Zwiebeln.
Immer wenn ich so auf der Straße spazieren ging, konnte ich die Blicke und die Verwunderung der Senioren, die den ganzen Tag über aus dem Fenster zu sehen pflegten, spüren. Es wurden im Verlauf der Tage sogar immer mehr Zaungäste, die das komische Mädel mit dem blauen Helm sehen wollten.
Endlich mal was los in der Provinz.

So zog ich heute als krönenden Abschluss auch extra einen wunderbar ostigen Pullover in grellem Hellblau mit einem hellroten Streifen über der Brust an, um den Dörflern weiteren Gesprächsstoff zu geben. Schließlich werde ich sie nicht wiedersehen und so gönne ich ihnen die Freude.
Unter den Betrachtern meines Schaulaufens war unter anderem ein Großcousin von mir, der zu der Hauspartei gehört, mit der sich meine Oma so sehr zerstritten hat.
Angesprochen hat auch er mich nicht, obwohl ich ihm mit dem Helm doch das Einstiegsthema mitgeliefert hatte.

Das Lachen musste ich mir in dieser Zeit teilweise mit größter Mühe verkneifen. Wenn man in der Einfahrt mit der Axt Stühle zerhackt ist es auch wenig nützlich, in einen Lachkrampf zu verfallen.
Fazit des ganzen Wochenendes wäre, dass man mit wenig Aufwand und Humor selbst in unangenehmen Aufgaben noch etwas Positives sehen kann. Außerdem habe ich bemerkt, dass ich ungeheuren Spaß daran habe, Möbel auseinanderzunehmen. Kurz und klein.

Dank des Helmes hat übrigens der Kopf keine weitere Schlagstellen bekommen. Ich sollte ernsthaft in Erwägung ziehen, den Helm in meinen Alltag zu integrieren.

Stattdessen habe ich nun aber am Oberschenkel einen blauen Fleck von sechs Zentimetern Durchmesser, weil ich es auf eine Konfrontation zwischen einer Kommode und mir habe ankommen lassen. Sind Rüstungen eigentlich noch modern?

Apfelkern

2 Kommentare:

  1. Klar, Rüstungen sind noch supermodern. Du solltest wirklich eine anziehen.
    Ich würde dich so gern mit dem Helm auf dem Kopf sehen. Das sieht bestimmt genial aus! Kann mir ja auch einen besorgen (auch wenn ich mir den Kopf nicht so häufig stoße), dann gehen wir im Partnerlook und alle denken, wir sind Epileptiker. (^_^)

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  2. Was heißt modern?! Um es wieder in Mode zu bringen muss irgendeiner anfangen es toll zu finden und zu tragen. Damit hast du jetzt begonnen und so wird der zweite Frühling der Grubenlampe samt Helm bald ein Come Back auf den Modelaufstegen dieser Welt feiern. Nur deinetwegen. ^^ Das geht in die Geschichte ein... XD

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