Montag, 16. April 2012

Frauentausch war gestern

In einem Zeitalter der Vernetzung ist man völlig aufgeschmissen, wenn man keinen Zugang zu diesem Netzwerk hat.
Zumindest dachte ich bisher, dass kein Internetzugang das absolute Game-Over-Kriterium wäre, doch nun musste ich feststellen, dass das Arbeiten mit einem fremden Computer ähnlich verwirrend ist.

Meine Schwester konnte auf ihrem Laptop ein bestimmtes Video nicht abspielen und bat daher mich, ihr meinen Laptop zu geben. Klar doch. Im Gegenzug erlaubte sie mir, derweil ihren zu nutzen. Zur Sicherheit noch meine Chronik löschen und fein überall ausloggen, damit sie nicht doch noch meinen Blog findet oder Mails liest und dann hieß es bis bald liebstes MacBook.
Das Video lief auf meinem Computer und so wurde es ruhig in ihrem Zimmer. Ich nahm mir ihren Laptop und loggte mich in meinem Mailaccount ein, um eine Nachricht zu beantworten. Sagen wir so: ich wollte es zumindest.

Das kleine Touchpadfeld funktionierte in Kombination mit dem Klicken völlig anders, ständig landete ein Klick dort, wo er nicht hinsollte. Ich litt an akutem Phantomscollen: zwei Finger auf dem Berührfeld wischten in bester Gewohnheit nach unten, doch es bewegte sich nichts. Hä?!
Erst mal Musik anmachen. Ich drückte die Playtaste und nichts geschah. Ach, es war wohl einfach gerade kein Titel ausgewählt. Der Mauszeiger wanderte nach unten auf der Suche nach dem Dock. Nichts geschah. Also noch mal nach unten mit der Maus. Noch immer kein Dock in Sicht. Verflixt,  Ubuntu Betriebssystem und iTunes findet sich dort auch nicht. Na dann höre ich bei last.fm mein personalisiertes Radio an. URL eingegeben, eingeloggt, Radio gefunden - Enttäuschung: der Computer spielt es nicht ab. Frust. Pah, dann werde ich einfach auf YouTube Hintergrundmusik einschalten. Immerhin funktionierte das.

Die Mail wurde im Kampf mit der Klickfunktion und akutem Phantomscrollen sowie einem Problem beim Einfügen des @ (ALT+L - was bitte ist dein Problem, Laptop?!) geschrieben, dann entschied ich, meine Bilddateien ein wenig zu sortieren. So viel dazu - die lagern ja auf meinem Laptop.

Und so endete ich schließlich damit, einen frustrierten Post über die Verwirrung mit fremden Laptops zu schreiben. Davon abgesehen, dass man seine Daten ja übertragen kann und sich garantiert bald an ein anderes Betriebssystem gewöhnt hätte und damit das Problem überwunden hätte, hat es mich doch tief beeindruckt, wie sehr ich auf meinen Laptop eingestellt bin. Konkret darüber nachdenkend wundert es mich nicht: ich benutze ja auch keinen anderen Computer so regelmäßig wie diesen. Wahrscheinlich könnte ich ihn blind bedienen.

Es brachte mich auf die wahnwitzige Idee, für einen Tag einen Computertausch zu veranstalten, um einfach mal den festgefahrenen Alltag am Computer zu durchbrechen. Ganz nach dem bewährten Prinzip von RTL müsste man natürlich zwei ganz und gar nicht kompatible Modelle den Platz tauschen lassen, um möglichst viel Chaos zu stiften.

Nein, lieber nicht. Mir haben die Fehlklicke und das verzweifelte Phantomscrollen schon völlig gereicht. Der PC ist schließlich ein Gebrauchsgegenstand und hat zu funktionieren. Erschreckend, wie sehr man an den eigenen Computer gewöhnt ist. Früher wusste auch allein ich, wo man meinen alten Windows 2000 treten musste, damit dessen laut anschwellendes Surren aufhörte.

So sehr wie heute ist mir das noch nie aufgefallen, doch da nutzte ich auch stets statt eines fremden Laptops feste PCs, die sich anscheinend in der grundlegenden Bedienung nicht zu sehr unterscheiden. Durch die Maus fallen zumindest schon einmal die Schwierigkeiten beim Klicken und Scrollen weg.
Wie auch immer, ab sofort halte ich meinen Laptop an der kurzen Leine. Na gut, während der Schlafenszeit könnte ich ihn ja eventuell verborgen...

Doch da kommt auch schon das nächste Problem: will man das Gerät, das so viele Informationen über einen selbst von Aufsätzen über Rezepten, Reisebildern, Mails, Sprengsatzbauanleitungen und Musik enthält, wirklich verleihen? Dazu gehört entweder ein sehr großes Vertrauen, verschlüsselte Ordner oder eine sorgfältig gereinigte Festplatte. Obwohl - habe ich denn so brisante Daten auf meinem Laptop? Allein die mit dem Blog in Verbindung stehenden Daten würde ich ungern in meinem Umkreis verbreiten, denn sonst wäre ja die Anonymität dahin und Muttis mir als neuer Leser sicher.


Der Post endet hiermit abrupt, denn ich sehe gerade meinen Laptop zurückkehren. Komm zu Mami!
Zwischenspeichern, ausloggen, später veröffentlichen.

Mal so ganz plump:
Wie sieht es mit eurer Beziehung zu eurem Laptop aus?

Apfelkern

4 Kommentare:

  1. meiner is SO zugemüllt mit privatkram..oO
    in meiner kompletten wohnung würde man nicht soviel über mich finden (bilder, meinungen) wie auf dem laptop...daher kann man auf eine recht enge beziehung bei uns schließen ^^
    da darf auch nur der liebste, der auch den blog kennt ran. nich dass die geheime bloggeridentität im reallife auftaucht ;)

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  2. meine könnte ich nun eine woche ausleihen ;) (abgesehen davon das ich ihn brauche und vermisse aber so rein datentechnisch gesehen=
    ich hab eh immer alle daten auf einer externen festplatte, also besteh da schon einmal keine gefahre, abgesehen davon das mein vater den am wochenende kommplett neu aufsetzen musste und gerade eh nichts weiter darauf ist.

    aber was die bedienung angeht kann ich dich verstehen, andere betriebssysteme sind sehr gewöhnungsbedürftig und ich hab allein schon ein problem wenn der mauszeiger zu schnell eingestellt ist...

    liebe grüße

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  3. Ich kann durchaus nachvollziehen was du meinst. Ohne meinen Lap Top kann ich nicht mehr leben, wobei ich doch besser auf einen normalen PC umsteigen sollte. Für den fast Dauerbetreib ist mein Lappi dann doch nicht ausgelegt und so ging ja auch schon einemal sein Inneres in Rauch auf. -.- Während der Reparaturzeit musste ich auf den Rechner meines Kuscheltieres ausweichen und war immer genervt. Blödes System, unterirdische Tastatur, beknackter Tisch, ungemütlicher Stuhl. Also ist nicht nur der Rechner gewöhnungsbedürftig...

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  4. Tja Mac-User "verdummen" bei der Benutzung von Mac OS X. Es ist einfach zu einfach. Windows-User hingegen sind an Schwierigkeiten bezüglich des Umgangs gewöhnt und werden ja täglich aufs neue herausgefordert. Ein Max ist ein Mac weil er keine Probleme macht und immer funktioniert, wenn du ihn brauchst.

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