Donnerstag, 4. Oktober 2012

Das ist nicht das Tor zur Hölle. Das ist mein Kleiderschrank


Leider besteht das Leben nicht nur aus Vergnügen und Freizeit, sondern auch die lästigen Aufgaben wollen erledigt werden. Was nun individuell als lästig empfunden wird ist sehr verschieden, doch eins haben lästige Aufgaben, worum es sich nun konkret auch handelt, gemein: sie werden gern wegprokrastiniert. Irgendwann muss man das unliebsame Zeug trotzdem erledigen und genau das habe ich kürzlich getan: ich habe meinen Kleiderschrank aussortiert.

Es ist offenbar ein sehr typisches und in gar nicht so wenigen Fällen aber sogar treffendes Klischee, dass Frauen gern einkaufen gehen. Warum das so ist, konnte ich noch nie nachvollziehen aber wenn sie Spaß dran haben sollen sie doch ihre Freude daran haben.
Mit der Zeit hatte man in anstrengenden und ans Einkaufen vergeudeten Stunden in irgendwelchen Konsumtempeln eine gewisse Grundausstattung zusammen, die es ermöglichte, ohne ständig bei Saisonwechsel oder festlicheren Anlässen - kurz allem, was angepasste Kleidung erfordert - wieder in die Läden hetzen zu müssen. Mit meiner Grundausstattung kam ich gut klar. Ich war der Meinung, nicht besonders viel in meinem Kleiderschrank zu horten und um das auch in Zahlen bestätigen zu können, zählte ich beim Ausräumen alle Teile genau. Statistiken sind sowieso grandios und warum nicht eine für den eigenen Kleiderschrankinhalt erstellen?

Also fing ich an, alles gewissenhaft durchzuzählen. Ich musste nicht den kompletten Bestand erfassen um zu der überraschenden Erkenntnis zu kommen, wie viel ich da eigentlich in meinem Kleiderschrank habe. Noch schockierender war die Einsicht, dass ich von einigen Dingen nicht einmal mehr wusste, dass ich sie besitze.
Oh je, da wurde der Überfluss offensichtlich. Zu meiner Verteidigung kann ich zwar sagen, dass ich diverse Teile schon seit Jahren habe - teilweise schon über fünf Jahre - und noch immer trage, sodass sich eben nur im Laufe der Zeit so viel Zeug ansammeln konnte und ich eben nicht mit drei Shoppingorgien den Schrank gefüllt habe, doch das erklärt noch immer nicht, warum ich teilweise nicht einmal mehr von der Existenz einiger Kleidungsstücke wusste.
Die Erklärung dafür ist nämlich, dass ich so viel Kleidung besitze, dass ich nicht alle Ressourcen ausschöpfen muss ergo mehr habe, als ich brauche.

Generell leben wir in einer vom Überfluss geprägten Gesellschaft, in der es normal geworden ist, mehr zu haben als man braucht ohne das als Luxus aufzufassen.
Ich kann es gar nicht leugnen, dass das auch auf mich zutrifft und dass ich mich an diesen Zustand gewöhnt habe. Komfort ist sowieso etwas, an das man sich gern und schnell gewöhnt.
Und doch…irgendwie schockiert es mich, in Zahlen festzustellen, dass auch ich in diesem Überfluss lebe. Wie ich aber schon sagte: man gewöhnt sich daran und wer senkt schon freiwillig seinen Lebensstandard?

Ich habe die Teile aussortiert, die mir nicht mehr passten, die ich inzwischen furchtbar fand oder schon immer für schrecklich hielt, sie aber von jemandem "geerbt" und es nicht übers Herz gebracht hatte, dieses eigentlich "noch gute" Kleidungsstück zu entsorgen. Schließlich wäre das ja Verschwendung.

Schon lustig, dass dieses Ablehnen der Verschwendung zu Überfluss führt. Eigentlich bedeutet ja meiner Ansicht nach Sparsamkeit ein bewusster Umgang mit den Ressourcen, durch das im Falle von Knappheit entsprechender Güter ein Mangel verhindert oder eingedämmt werden kann.
Auch als ich sicher schon mehr im Schrank hatte, als ich brauchte, nahm ich die mir vererbten Teile insofern sie mir denn auch passten. Schließlich konnte ich so - das war ja auch hauptsächlich der große geheime Plan dahinter - die Notwendigkeit weiterer mit nervtötendem Kleidungskauf verbrachter Stunden präventiv verhindern. Na ja, nicht komplett verhindern aber sicherlich doch reduzieren.

Nachdem ich nun meinen Kleiderschrank entrümpelt habe, leide ich noch lange nicht unter Mangel. Eher im Gegenteil: Dank der hübschen Statistik ist mir endlich mal bewusst geworden, was ich eigentlich so habe. Peinlich, oder?
Ich dachte doch, nur Fashionblogger würden regelmäßig einen Schreck angesichts der Masse an Kleidung, die sich bei ihnen türmt, bekommen. Tja - falsch gedacht.

Damit wird es auch Zeit für meine erstellte Statistik, die Liste der Zahlen, die mich so schockierten.
  • 21 Langarmshirts
  • 14 Strickjacken
  • 3 Blusen langärmlig
  • 2 Blusen kurzärmlig
  • 3 Boleros
  • 31 Kurzarmshirts
  • 6 Halbarmshirts
  • 4 Pullunder
  • 12 Unterhemden / Tops
  • 5 lange Sommerröcke
  • 3 kurze Winterröcke
  • 1 kurzer Sommerrock
  • 2 lange Sommerhosen
  • 2 kurze Sommerhosen
  • 3 3/4 Hosen
  • 6 Sportshirts
  • 3 Sporthosen lang
  • 2 Sporthosen 3/4
  • 5 Jeans
  • 4 schwarze Strumpfhosen
  • 1 Trainingsanzug
  • 3 Tücher
  • 4 kurze Nachthemden
  • 2 lange Nachthemden
  • 4 kurze Schlafanzüge
  • 5 lange Satin Pyjamas
  • 2 lange Baumwollschlafanzüge
  • 1 Bademantel
  • 1 langes Festkleid
  • 1 Anzughose
  • 1 Blazer
  • 1 Sommerkleid
  • 2 Mäntel
  • 1 lange Daunenjacke
  • 2 kurze Daunenjacken
  • 2 Regenjacken
  • 1 gefütterte Funktionsjacke
  • 1 Stoffjacke
Das dicke Ende fehlt übrigens noch. Die Auflistung der nur für zu Hause geeigneten Klamotten. Die nur für zu Hause geeigneten Sachen fehlen noch. Gammelklamotten quasi.
  • 5 Langarmshirts
  • 11 Kurzarmshirts
  • 3 kurze Hosen
  • 4 lange Hosen
  • 2 Batikkleider
  • 2 Kochschürzen
Auch wenn sie hier nicht gelistet wird: ja, ich besitze und trage sogar Unterwäsche. Krass, oder?
Nur die wurde nicht mitgezählt, da sie tatsächlich schon schön ordentlich sortiert in der Schublade lag. Socken und BHs räume ich anscheinend deutlich lieber auf als Pullover und Hosen.

Ist es üblich als "normale" mitteleuropäische Frau solche Mengen Kleidung zu besitzen? Wäre ja mal interessant, wie euer Lagerstand im Vergleich aussieht. Und warum zum Teufel habe ich eigentlich so viele Schlafanzüge?

Mein Fazit aus der Sortieraktion ist jedenfalls, dass ich mich glücklich schätzen kann, demnächst keine Zeit mit dem Kleidungskauf verbringen zu müssen und dass ich endlich mal nicht nur das anziehen sollte, was eh schon oben liegt sondern auch mal zu anderen Dingen greifen sollte. Denn wozu sonst lagere ich das Zeug in meinem Schrank?

Apfelkern

9 Kommentare:

  1. ...wie nicht anders bei uns beiden zu erwarten, halte ich es ähnlich was Kleidung angeht. Riesen Kleidunskauforgien waren irgendwie nie meins, aber es sammelt sich doch so einiges an.
    Ich nehme mir aber jedes Jahr einen Tag Zeit um radikal auszumisten (Kategorien: behalten, weiß noch nicht, Rotes Kreuz, ebay) und wieder aufzuräumen (auc ich habe absolut perfekt sortierte Socken und Unterwäsche, aber der Rest ...). Ja, Wie gesagt, das hättest du dir sicher schon denken können.

    Bestandaufnahme würde ich liebend gern machen (wär ja auch für mich mal interessant), aber wenn man zwischen den Eltern und der Uni pendelt sind die Klamotten leider nicht so praktisch auf einem Haufen...

    P.S.: 2 Kochschürzen in der Gammelklamotten kategorie und ich stell mir die ganze zeit vor, wie das so sein muss, in der Schürze im Wohnzimmer zu relaxen.

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    1. Herrlich, über deinen Kommentar zu den Schürzen muss ich doch schwer grinsen. Natürlich gammle ich immer mit Schürze und Nudelholz in der Hand auf dem Sofa! xD
      Nein, die Schürzen habe ich beide zeitversetzt von meiner Oma geschenkt bekommen und trage sie ernsthaft während des Kochens, damit ich Schmutzfink mich nicht völlig einschmaddere. Und jetzt geht sicher bei dir das Kopfkino los, wie Apfelkern über den Herd gebeugt in der Küche steht und ihr die kochende Soße Siedeverzug sei Dank auf die Schürze spritzt. Oder so ähnlich. Ich stehe zu meinen Schürzen!

      Interessant, dass du es mit der Kleidung ähnlich hältst wie ich.War irgendwie zu erwarten aber dennoch…und absolut faszinierend, dass du auch anders als die restliche Sachen Unterwäsche gern sortierst.
      Was ich schon einmal sagte: sicher, dass wir nicht irgendwie verwandt sind?

      Gruß,

      Apfelkern

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    2. ..das können wir erst nach einem Bluttest genau sagen.
      Das Kopfkino läuft auf Hochtouren! xD Trotz dass ich es meist auch schaffe mich beim kochen zu bekleckern bin ich bisher nie auf die idee gekommen eine Schürze zu tragen. Ich werds mir auf jeden fall auf den Wunschzettel schreiben.

      liebe Grüße~
      Connü

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  2. DAS sind ja Mengen! Ich hätte jetzt mit wesentlich weniger gerechnet. Allein so viele Oberteile. Ich staune.

    Da ich Dinge verbanne, wegschmeiße oder verkaufe, wenn sie mir lästig sind, ist mein Kleiderschrank wesentlich leerer. Es wär natürlich interessant in Zahlen zu wissen, wieviel genau es dann doch ist.

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    1. Du bist ja nicht die einzige, die mit weniger ausufernden Mengen gerechnet hatte. Ich distanziere mich davon, ein modebewusster Mensch/Fashionblogger/derartiges zu sein.

      Die perspektivisch vernünftigste Option wäre es, den Schrank einfach regelmäßiger auszuräumen, um ein Ansammeln zu verhindern.

      Jetzt bin ich aber gespannt auf deine Kleiderschrankstatistik. Wäre ja lustig, wenn du nach dem Zählen auch mehr Füllstand als erwartet vorfändest.

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  3. Das kenne ich...Die Freundin einer Freundin deren Schwester...Ach wat soll´s, lassen wir das Vertuschen ;), in MEINEM Schrank schlummert auch so vieles. Derzeit sortiere ich auch aus und was da noch so zu Tage tritt ist teilweise nicht mehr feierlich. Musste schon zwei Tüten aussortieren, da viele Sachen einfach nur uralt, ungetragen oder kaputt sind.

    Liebe Grüße...

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    1. Kleidung weiter zu vererben hat Tradition. Mein schrecklich niedliches Kleid zur Einschulung (weißer Satin mit Schmetterlingen und Rüschen :S ) bekam ich von der Tochter des Sohns des Bruders des Vaters meiner Oma. Also nix Freundin einer Freundin deren Schwester - so einfach ist es nämlich nicht immer.
      Weitervererbt wurde dieses Kleid zuerst an meine Schwester, dann an die Tochter einer Studienfreundin meiner Mutter und wer es nun hat ist mir unbekannt. Dutzende Kinder eingeschult im gleichen Kleid. Das nennt sich Effizienz.
      Und jetzt nenn solche Geschichten mal nicht Ausrede. Das ist die bittere Wahrheit!

      Im Schrank schlummern…eine sehr passende Formulierung. Und ich habe die schlafenden Hunde geweckt.

      Grüße an dich!

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  4. Man stelle bei dieser Erhebung fest, daß du offenbar im Winter lieber kurze Röcke trägst und im Sommer lange.
    Ein Haufen Kleidung jedenfalls. Da könnte ich nie mithalten. Ich kenne sogar meinen Bestand auswendig, so wenig ist das. Aber es genügt, um länger als eine Woche nicht nackt rumlaufen zu müssen. Ansonsten kaufe ich nicht nur ungern Kleidung ein, ich geb auch ungern Geld dafür aus. Jedenfalls inzwischen. Als ich jung war, und noch keine Blankshirts (ausschließlich Hemd, Polohemd oder T-Shirt) trug, da hatte ich auch an die hundert Band und Funshirts, die ich dann teilweise ungetragen irgendwann auf die Bucht gebracht habe. Witzigerweise gab es für ranzige Vintagetourshirts, die bestimmt einige hundert Mal in der Wäsche waren und deren Druck in Rissen bröckelte, die höchsten Preise. Heute genügt es mir, wenn ich zu Geburtstag und Feiertagen ein paar Teile bekomme. Die aufgetragenen Sachen werden dann erst Zuhause zum Exitus gebracht und danach zu Lappen.

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  5. Sag mal, du verweigerst dich Facebook aber postest deinen Kleiderschrank? Irgendwie verstehe ich deine Logik nicht :O. Allein mit den Bildern die du in deinem Blog postest kann jeder halbwegs gut programmierte Bot, user-spezifische Werbung erstellen, zB. für tollen neuen Sushi-Reis ;).

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