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Dienstag, 20. März 2012

Das nahende Ende von etwas

Dass meine Einschulung nicht erst gestern war, hatte ich schon seit einigen Jahren realisiert, doch dass die Schulzeit so kurz vor ihrem Ende steht, war mir nicht ganz klar. Emsig überschütteten die Lehrer uns mit Leistungskontrollen, Klausuren wurden in aller Hast geschrieben, Noten zusammengekratzt wo es nur ging und der Abiball geplant. Kein Wunder, dass ich es dabei nicht bemerken konnte.
Nun steht der Notenschluss kurz bevor und diese Spannung hat nachgelassen. Man weiß genau, dass bis auf einige Ausnahmen keine Tests mehr bevorstehen und so hat sich von einer Woche auf die nächste die durchschnittliche Anzahl der Hausaufgaben pro Tag von vier plus mindestens eine Leistungskontrolle auf eine halbe reduziert.

In dieser zwanglosen Zeit ist das Verhalten der Schüler sehr bemerkenswert. Einige lassen nun vom Druck befreit jegliche Aufmerksamkeit vermissen, kommen erst gar nicht. Warum sollte man sich noch mehr über die Neutralisationsreaktion anhören, wenn man plant, nie wieder ein Chemiebuch anzufassen? Warum sollte man sich freiwillig zur Lösung der Stochastikaufgaben bewegen, wenn man in diesem Fach nicht einmal eine Abiturprüfung absolvieren wird?
Die Luft ist raus, die Motivation weg; bei denjenigen, die eh immer Mühe hatten, diese aufzubringen ist es am deutlichsten: sie kommen einfach nicht mehr zum Unterricht. Auch ich schenke es mir inzwischen in Fächern, von denen ich genau weiß, dass ich die Notizen höchstwahrscheinlich nicht wieder ansehen würde, mitzuschreiben. Wäre ja auch Energieverschwendung.

Ohne entsprechenden Zwang würde der Mensch eine ganze Menge Dinge nicht machen. So würde ich mir aus persönlichem Interesse nichts über die Geschichte der Rhythmischen Gymnastik zu Gemüte führen, doch im Austausch für eine gute Note erledigte ich es schließlich doch. Schon jetzt ist mir klar: der Hefter der Sporttheorie ist der erste, der in den Papierkorb wandert. Ich wüsste jetzt spontan gar nicht, welchen Hefter ich noch umgehend entsorgen wollen würde. Schließlich hat man mühevoll über Monate hinweg das Wissen notiert und das doch eigentlich nicht, um es wegzuwerfen. Andererseits: werde ich jemals wieder meinen Kunsthefter zücken und über den Darstellungswert der Farbe nachlesen?

Mit dem Gedanken daran,  dass wir ohne entsprechenden Zwang so einiges nicht machen würden, dachte ich beschämt, dass die Eigenmotivation dem zufolge ja eher ernüchternd ist. Und doch verspüre ich nicht den kleinsten Anflug eines schlechten Gewissens, in einigen Fächern, in denen ich keine Prüfung absolvieren werde, nur noch dem Lehrer zu lauschen aber nicht mehr mitzuschreiben außer es interessiert mich doch etwas spezielles, was er sagt.
Dadurch schreibe ich deutlich weniger auf, habe aber letztendlich nur Stichpunkte und Fakten, welche mich wirklich interessieren und nicht nur etwas, das ich wegen des bevorstehenden Tests stupide mitgepinselt habe. Mir ist schon klar, dass dieses System der Beschränkung auf Notizen von persönlichem Interesse wenig nutzbringend wäre, vielleicht aber würde man sich so schon früher auf einige Hauptinteressen beschränken und dort ein besonders hohes Niveau  durch selbstständige Vertiefung zu erreichen statt riesige Mengen von Theorie verschiedenster Fachgebiete auswendig zu lernen, aufs Papier zu bringen um danach fast alles zu vergessen.

Bald fängt die Mottowoche an, in der die Personen des Abiturjahrgangs verkleidet zur Schule kommen, um noch ein wenig Spaß auf den letzten Metern zu haben. In nicht einmal zwei Wochen steht das schriftliche Deutschabitur für mich an.
Und was will ich damit jetzt eigentlich sagen? Dass die vom Vanitasgedanken und Ordnungswillen geprägte Literaturepoche des Barock die Zeit von 1600-1720 umfasste? Oder aber vielleicht, dass ich schon vor dem Ende der Schulzeit wehmütig werde und beim Anblick jüngerer Klassen solche Ach-damals-Gedanken habe, nur um im nächsten Moment zu bemerken, dass ich gewisse Dinge und Personen überhaupt nicht missen werde und sogar froh wäre, sie los zu sein?

Ich glaube, ich möchte mich einfach nur von der Struktur der Sonette ablenken und das, obwohl ich diese eigentlich ganz gern mag.

Selten einen so sinnfreien Post geschrieben. Egal, hier geht es um die Quote.

Apfelkern

4 Kommentare:

  1. Ihr habt jetzt schon alle Klausuren hinter euch und die Mottowoche habt ihr noch vor demAbi??
    Ich stecke gerade mitten in den Abiklausuren und wir haben bis vor 2 Wochen noch ganz normal Klausuren geschrieben und nach Ostern wird das auch noch so weiter gehen :(. Ich würde mich wahnsinnig freuen wenn ich das jetzt schon alles hinter mir hätte :D aber das wehmütige Denken an die "gute, alte" Schulzeit wird bei mir gegen Ende wahrscheinlich auch noch einsetzen.
    Aber im Moment beschwere mich noch über zu schwere Klausuren und entspanne mich vom Englischabi :)
    Rechtschreibfehler sind der Unkonzentriertheit als Folgen der Hochkonzentration während der Abiklausuren zu Verschulden :D
    (und der Autokorrektur des I-Pads, das gerade spinnt!!)

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    1. Die hinter uns liegenden Klausuren sind nicht die Abiprüfungsklausuren sondern die üblichen Klausuren, die jedes Halbjahr fällig sind.
      Beginn der Mottowoche ist morgen (Rentner - yay!), die erste Prüfung wird direkt nach dem letzten Schultag am 30.03. stattfinden.

      Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen Klausuren!

      *Panik*

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  2. Same here!

    Bei uns sind jetzt auch alle sehr Motivationslos, wobei es jaeigentlich erst noch richtig los geht mit den Abiprüfungen, ich merke auch wie ICH selbst extrem nachgelassen habe. Die Vorabiprüfungen waren nicht gut und fürs Abi selbst hab ich auch noch nicht gelernt...ich merke jetzt: ich KANN nicht lernen. Ich musste es nie, reines aufpassen im Unterricht hat absolut gereicht...und nun brauche ich Stoff von zwei Jahren - no way

    Unsere Mottowoche fängt morgen an, diesmal mit Hippie, die anderen Themen sind eigentlich alle doof

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    1. Gleichfalls. Unsere Themen sind auch nicht der Bringer: Rentner war noch mein Favorit, Business, Geschlechtertausch, Penner und Horror sind eher öde.

      Ich setze auch stark darauf, durch Aufmerksamkeit im Unterricht keine ungeheure Vorbereitung zu benötigen, doch ein wenig bemühe ich mich schon. Gerade erst habe ich mich mit dem Theaterstreit und den Unterschieden zwischen dramatischem und epischem Theater auseinandergesetzt. Mal sehen; ich bin optimistisch.

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