Man unterhält sich und stellt eine Frage. Die Person antwortet und man selbst eröffnet kurz darauf seine Meinung, die nicht der kurz zuvor ausgesprochenen Position des anderen entspricht.
Und dann passiert es: der Gesprächspartner ändert seine Meinung ohne erkennbaren Grund und stimmt nun plötzlich doch zu.
(HÄH? Habe ich mich verhört - aus diesem Mund kamen doch gerade noch ganz andere Worte!)
Was soll das?
Es ist wichtig, nicht stur auf seine Meinung zu beharren und sondern durch logische, moralische, erfahrungsbasierte oder auch vergleichende Argumente überzeugbar zu sein. Es ist keine Schande, seine Ansichten zu ändern; ich sehe es eher als Lernprozess. Brecht wusste schon: Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.
Doch das beliebige Anpassen an die Meinung anderer, um diesen zu gefallen, nervt. Ein normaler Mensch braucht mehr als eine Sekunde um seine Meinung aufgrund von Überlegungen, die zu wirklicher Überzeugung führen zu ändern. Kurz: Die meisten Menschen erkennen nicht in zwei Sekunden, dass A nicht richtig war, sondern brauchen länger. Und genau dann fällt auf, dass der Gesprächspartner einem "nach dem Mund redet"; genau genommen lügt.
Ich möchte Gesprächspartner, mit denen ich diskutieren kann und keinen Papagei. Warum sollte ich überhaupt mit jemandem sprechen, der seine Persönlichkeit verbirgt und glaubt, mir so positiver zu erscheinen? Na ja, ich könnte eine solche Person fragen, ob sie mir bitte die Butter reicht oder wo es zum Bahnhof geht, doch für alle darüber hinausgehenden Themen würde ich andere Kommunikationspartner bevorzugen.
Ich frage mich, weshalb dieses Phänomen überhaupt auftritt. Es ist doch einschränkend, seine eigene Meinung verbergen zu müssen und wenn das mir dann nicht einmal das Wohlwollen meines Gegenüber einbringt würde ich es einfach sein lassen. Außerdem bildet das eigene Weltbild die Grundlage des Charakters, der Persönlichkeit.
Oder haben diese Personen gar keine eigene Meinung?
Das bezweifle ich, denn der Mensch ist einfach so, dass er zu allem, was seinen Geist beschäftigt bewusst oder unterbewusst einen Standpunkt einnimmt. Wie auch immer der ausfällt.
Natürlich ist es wesentlich leichter für uns, wenn wir alle glücklich und zufrieden dem Konsens frönen, aber so entwickeln wir uns nicht weiter. Hätten sich die Menschen artig dem System des Feudalismus gefügt würden wir noch immer in einem solchen System leben.
Also sprecht eure Gedanken aus! Wichtig ist es, auch die Meinungen anderer zu akzeptieren auch wenn sie unverständlich erscheinen, denn ohne gegenseitige Akzeptanz funktioniert Meinungsfreiheit auch nicht in einer friedlichen Atmosphäre.
Und dass mir ja keiner anfängt, anderen Honig ums Maul zu schmieren und etwas ganz anderes dabei zu denken.
Meinung kund getan,
Apfelkern
Kommt unter diesem Beitrag vielleicht etwas blöd, aber: Ich stimme dir zu.
AntwortenLöschenOkay, ich führe noch etwas aus: Eine eigene Meinung ist wichtig. Und ich möchte auch niemanden, der mir nur nach dem Mund redet. Zwar jemanden, der meine Meinung respektiert und vielleicht auch verstehen kann, aber keinen Ja-Sager. Manchmal ist man auch selbst auf dem Holzweg und braucht mal ein Widerwort. Das kann einem so jemand nicht bieten.
Und macht diskutieren nicht einfach auch Spaß, solange es vernünftig abläuft? Ich finde schon.
Du darfst mir gern zustimmen, denn du scheinst es ernst zu meinen. ;)
LöschenJa-Sager - genau dieses Wort bringt auf den Punkt, was ein guter Freund meiner Meinung nach nicht sein sollte.
Diskussionen machen definitiv Spaß. Manchmal finde ich es regelrecht traurig, dass man mit einer Person ein Thema nicht unbegrenzt diskutieren kann, ohne sich irgendwann lächerlich vor zu kommen.
Das Grauen hat einen Namen! OPPORTUNISMUS. Schreckliche Sache.
AntwortenLöschenIch habe nicht immer einen klaren Standpunkt zu Dingen, mit denen ich mich beschäftige. In dem einen Moment bin ich ganz sicher, im nächsten zweifle ich wieder.
AntwortenLöschenErwischt man mich in dem Moment mit einer Frage zu diesem Thema, kann meine Antwort heute die eine sein. Und morgen eine andere. Allerdings gebe ich dann auch offen zu, das ich da gerade etwas wankelmütig bin.
Allerdings glaube ich auch dass viele auf eine Frage antworten, obwohl sie sich vorher noch nie mit deren Inhalt beschäftigt haben. Weil sie Angst haben, als desinteressiert oder gar dumm zu gelten. Und kommt dann eine entgegengesetzte Meinung schließen sie sich lieber an - sonst müssten sie ihren (nicht vorhandenen) Standpunkt noch erläutern.
Ich gebe Dir recht, jeder sollte mutig genug sein, seine ehrlich, eigene Meinung zu äußern. Oder zuzugeben, dass er gerade gar keine hat. Mutig? Ja, mutig. Weil er bei Dir mit Akzeptanz rechnen darf. Bei vielen anderen aber nicht...
Sagen, was man meint und meinen, was man sagt, das sind sicher zwei verschiedene Baustellen. Es ist eine Frage der Diplomatie, seinem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln, verstanden und geschätzt zu sein. Es ist ein fließender Übergang. Wie schnell kann man welche Meinung prozessieren? Ich treffe jeden Tag hunderte von Entscheidungen binnen Bruchteilen von Sekunden. Aber ja, es gibt Momente des Innehaltens, vielleicht sogar eines sich Abstand schaffens, um Eindrücke bewerten zu können. Eine Mitteilung ist selten auf eine Ebene beschränkt. Ist die Frage etwa auch, wieviel dieses Gegenüber überhaupt von sich preisgibt? Vielleicht ist es manchmal auch unsere uns selbst angelegtes Meinungskorsett, welches uns in der Beurteilung behindert? Immerhin ist Realität auch nur eine Quersumme von Wahrnehmungen.
AntwortenLöschenIch schließe mich voll und ganz dem literarisch sehr wertvollen Kommentar meines Vorrgängers an.
AntwortenLöschenAuch wenn das vielleicht Bockmist ist, unter so einem Post. :D
Zuerst einmal kenne ich diese Situation und ich habe mich auch schon oft gefragt, warum man nicht einfach geradeheraus sagen kann, was man denkt. Ich habe festgestellt, dass manche Menschen einfach nicht so SIND. Sei es wegen des Gruppenzwangs, aufgrund von unsicherheit in dem aktuellen Themenbereich oder einfach generell aus Bequemlichkeit. Wenn du dich mit ihnen alleine unterhälst, wirst du vermutlich schnell feststellen, dass sie dir ihre Meinung in der Situation zu zweit schon viel eher mitteilen.
Es könnte allerdings auch sein, dass sie schlicht und einfach einen Denkfehler drin hatten und sich kurzum deiner Meinung anschließen, weil sie merken, dass du Recht hast -auch nicht so schlecht oder? :):)
Liebste Samstagsgrüße von Josi
Ja, ich habe meine eigene Meinung und nein, ich ändere diese nicht je nach Gesprächspartner. Aber auch ich stimme ab und zu einfach zu, einfach damit der Gegenüber endlich still ist. Diskussionen schön und gut, ich liebe es zu diskutieren, aber irgendwann kommt man einen Punkt, an dem man sich nur noch im Kreis dreht oder seine Aussagen einfach nicht belegen kann. Wenn dann der Gesprächspartner mich einfach immer wieder mit den gleichen Argumenten überzeugen will, sage ich kurzum "Jaja, du hast ja Recht."
AntwortenLöschendanke dir :)
AntwortenLöschengrundsätzlich bin ich auch eher beständig was meine meinung angeht aber bei manchen leuten/gesprächen halt ich mich gern mal an: "du host recht und ich mei ruh"
lg