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Dienstag, 17. Januar 2012

Ein Pfund Gedankenquark

Es gibt Tage an denen hat man verglichen mit anderen Tagen viel Zeit und schafft dennoch nichts nennenswertes, sondern vertrödelt die Stunden mit unkonzentrierter Lektüre, verliert sich zwischen lustigen Videos im Internet oder in Gedankenschleifen. Heute eher letzteres.

Was ist denn nun der Sinn des Lebens?
Dreizehn Jahre lang Schule in denen man wichtige Fähigkeiten vermittelt bekommt und neue Erkenntnisse gewinnen kann (Erkenntnis: es kommt nicht auf dein theoretisches Wissen an, sondern a) wie du es verkaufst und b) was du damit anstellst),  doch wenn danach auch noch vier, fünf oder sechs Jahre Studium folgen, die sicher eine Menge Wissenszuwachs bewirken, wovon aber leider im späteren Beruf nur ein Bruchteil benötigt werden wird, könnte man doch gleich das vom Arbeitgeber gefragte Wissen direkt vermittelt bekommen. Nun, da wären wir wieder bei der Grundidee der Ausbildung. Wenn man in andere Berufsgruppen möchte, muss man ein paar Jahre lang studieren um dann mit viel Glück ab 28 nicht mehr nur durch Nebenjobs zu überleben. Na supi.

Falls man so viel Glück hatte, einen seelenverwandten Partner zu finden und nun gern ein Kind hätte, weil die Natur ruft, Vermehrung mache einen Teil des Sinns des Lebens aus, ruft das Gewissen wiederum, man müsste erst einmal einige Jahre in der entsprechenden Position arbeiten, bevor man Elternzeit beansprucht.
Und dann hat man ein Kind, vielleicht bald zwei, viel Stress, zu wenig Schlaf, keine Zeit für sich und den Partner plus, wenn es gut lief, ein Haus mit einer Menge anfallender Hausarbeit dazu. Na supi.
Andererseits möchte man auch nicht ewiger Single bleiben und bis 40 in WGs wohnen. Überhaupt mal nicht Single zu sein wäre ja schon ein Anfang.

Wir lesen die Gedanken längst Verstorbener in jahrhundertealten Büchern und beachten dabei die Gegenwart nicht, doch um die Gegenwart zu verstehen, muss man die Vergangenheit kennen.
Wir nehmen lesend die Gedanken anderer auf anstatt selbst zu denken.

Manchmal denke ich mir, dass es man als Frau im 19. Jahrhundert zwar vom Mann abhängig und durch diesen definiert war, doch immerhin musste der sich dann in die kalte Welt wagen und die Brötchen erarbeiten während die Frau im warmen Haus bleiben konnte. Da blieben nur noch die zehn Kinder und Hausarbeiten für sie. Kochen, Backen, Aufräumen, Stricken, Socken stopfen, Einkochen und Gärtnern kann ich schon und würde mich wohl gar nicht so übel als Hausfrau in dieser Zeit machen, doch tauschen wollen würde ich auch nicht.

Tätigkeiten wie Handarbeiten, Hausarbeit und Kühe melken geben einem das Gefühl, wirklich etwas zu erarbeiten; etwas "handfestes" zu machen, doch auf lange Zeit sind sie geistig nicht erfüllend. Ach, melken kann ich auch - vielleicht sollte ich bei Bauer sucht Frau mitmachen.
Oder ich mache eine Tischlerausbildung, die meine Hände beschäftigt und den Geist füttere ich am Nachmittag mit klassischer Literatur. Eine Tischlerausbildung bringt Wissen fürs Leben; in Krisenzeiten kann man sich selbst etwas bauen und doch ...


Sehr gute Zeugnisse, praktische Veranlagung, nicht zimperlich - studier' Medizin, Mädel!
Das ist es, was man mir rät. Aber selbst wenn ich Medizin unglaublich spannend finde und mir ein Medizinstudium wunderbar ausmale, könnte ich mir schwer vorstellen, an wildfremden Menschen herumzudoktorn. Und wenn ich versage? Stirbt dann der Patient?
Nicht, wenn ich Hautarzt werde, doch diese Verantwortung möchte ich trotzdem nicht tragen.
Und ewig (sechs Jahre) Medizin zu studieren, um dann doch nur "in die Forschung" zu gehen sehe ich gar nicht ein. Da klingen fünf Semester Biomedizin wie eine vernünftige Alternative, doch ein Arzt ist viel nützlicher. In Krisenzeiten operiert er mit Taschenmesser und Rosenwasser während der Biomediziner nur daneben stehen kann.

Wie war das eigentlich mit dem Spaß am Beruf?
Ach,  dann werde ich einfach Konditorin. Oder Maitre Chocolatier bei Lindt. Oder ich arbeite in einem Bioladen. Oder ich werde Autorin.  Oder .... glücklich? Ich bin ja Optimist.

Jetzt zumindest backe ich einen Kuchen, um wenigstens etwas geschafft zu haben und meinem Gedankenquark zu entfliehen.


Apfelkern

10 Kommentare:

  1. Du schreibst wirklich großartig. Ich lese auf Blogs nicht so gerne fließtexte, obwohl ich an sich sehr gerne lese, aber deine Texte lese ich immer sehr gerne. Danke! :)

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    1. Danke danke danke! Genau diese Kommentare sind es, die den Bloggerus vulgaris motivieren und ihn sich dann doch dafür entscheiden lassen, Schachtelsätze mit durchdachter Struktur statt *rofl* xD <3 zu produzieren. Schön, dass es jemandem Freude bereitet. 8D

      Doch Autorin?

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  2. Diese Eintönigkeit, die das Leben für die meisten Menschen mit sich bringt - Haus, Kinder, Beruf - ist es wohl, die mich immer dazu verleitet von der "Wildnis" zu träumen und mich vor wichtigen Zukunftsentscheidungen zu drücken. Obwohl ich mir mal mit mehr Erfolg und mal mit weniger versuche einzureden, dass eine Entscheidung nicht gleich bedeuten muss, dass es kein Zurück mehr gibt. Man kann jederzit aussteigen, wenn man es wirklich möchte und sich hineinhängt.
    Oder doch lieber Buchhändlerin oder doch lieber Journalistin oder doch lieber in Richtung Filme gehen?

    Und was ist der Sinn des Lebens? Die Antwort ist vielleicht schon ausgelutscht, doch glaube ich, dass ihn jeder selbst für sich bestimmen muss. "Der Sinn des Lebens ist, dem Leben einen Sinn zu geben."

    Na toll, jetzt produziere ich hier gerade Gedankenquark. Und wer lernt für mich Musik?

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  3. Das wird aber ein gedankenschwerer Kuchen ;)


    Das was du da durchmachst, macht, glaube ich, jeder in der Oberstufe durch...und es wird auch später immer mal wieder aufkeimen...Man wird sich immer hinterfragen, was man will, ob das, was man tut oder tat, richtig ist oder war...Und diese Selbstreflexion ist sehr wichtig, wenn man auch aufpassen muss, adss man sich dabei nicht zu sehr im Kreis dreht...

    Liebe Grüße und guten Appetit:)

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  4. Du wirst Autorin und ich verkauf dann deine Bücher?

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  5. Das faszinierende an solcherlei Überlegungen ist unter anderem, dass man, egal welche neue Idee man seinem Umfeld vorschwärmt, eigentlich in 95% der Fälle als Reaktion ein "Oh Gott - mach das bloß nicht" bekommt. Ich bezweifle, dass es daran liegt, dass man nur in 5% der Fälle was halbwegs passendes am Wickel hat.

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  6. Oh ja, Alverde-Quads sind toll und ich kann nie genug von ihnen bekommen ;)


    Liebe Grüße...

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  7. Du kannst auch Laminat werden. Oder Zwieback. Dir steht die ganze Welt offen!

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  8. Hach, dieser Text könnte von mir sein. Ich mache momentan so ziemlich das Gleiche durch...und bin jedes Mal etwas getröstet wenn es jemandem gerade ähnlich geht wie mir.
    Danke.

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  9. Also, ich für meinen Teil würde mich sehr freuen irgendwann mal ein Buch von dir in Händen halten zu können. Abgedrehte Titel wie "Wenn du dieses Buck kaufst, bekommst du 10 Euro" oder "was passieren würde, hätten Zwiebeln Augen" würde ich nur zu gern lesen. Und wenn sie dann auch noch von dir währen, wär das natürlich noch besser! XD Oh je, ein dummer Smiley... Mach was dir Spaß macht und nicht das, wovon alle denken, dass es toll wär!

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