Samstag, 17. September 2016

True colours

Wir müssen reden. Und zwar über das Thema Vertrauen.
An sich bin ich ein Mensch, der relativ schnell Vertrauen fasst. Das hat sich über Jahre bei mir bewährt und ich könnte kein wirkliches Beispiel benennen, wo es mir im Nachhinein tatsächlich mal auf die Füße gefallen ist, jemandem zu vertrauen. Bis jetzt.

Mir ist klar, dass Menschen nicht immer die Wahrheit sagen. Mal aus Bequemlichkeit, mal aus sozialem Druck. Wer will oberflächlichen Bekannten auf die Frage, wie es einem ginge, auch schon all seine Sorgen und Hoffnungen eröffnen? Es ist in dem Moment sehr viel einfacher zu sagen, es ginge einem gut. Das ist eine der gesellschaftlich akzeptiertesten Lügen überhaupt. So sehr, dass ich mich oft frage, warum Menschen diese Frage überhaupt noch stellen, ohne eine wirkliche Antwort zu wollen. Aber darum geht es nicht.

Viel mehr geht es darum, Menschen eine klare Frage mit den Antwortmöglichkeiten ja oder nein zu stellen und auch wenn ja der Realität entspräche, antworten sie mit nein. Daraufhin verhält man sich, als wäre Antwort ja die Realität und am Ende steht man da und wundert sich, wieso die andere Person sich nicht auch langfristig passend dazu verhält, wie sie geantwortet hat.
Tl;dr: ich wurde ganz bewusst angelogen, sodass der andere Vorteile daraus ziehen konnte.

Für mich hat sich daraus kein wirklicher Schaden ergeben bis auf die Verunsicherung, ob ich anderen eigentlich überhaupt noch vertrauen sollte. Offen gesagt habe ich bei privaten Personen, die mir nicht gerade etwas verkaufen wollten, um Geld bettelten oder mir davon erzählten, wie Jehova uns alle vorm Armageddon retten würde, wenn ich sofort beitreten würde, nahezu immer vertraut. Nicht unbedingt so sehr, dass ich sie sofort mit meiner Geldbörse los geschickt hätte, um uns ein Eis zu holen, aber doch so, dass ich annahm, sie würden mir nicht bewusst über relevante Dingen ins Gesicht lügen.

Diese Erfahrung hat eine ganze Kette von Überlegungen angestoßen. Ich bin gedanklich verschiedene Punkte abgegangen, in denen ich Menschen einfach immer geglaubt habe, was sie mir erzählten.
Antworten auf die Frage, wo sie waren. Antworten auf die Frage, ob sie daran gedacht haben, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Antworten auf meine Frage, nach ihrer Meinung zu einem gewissen Thema. Es ließe sich unendlich fortsetzen.

Was mir klar wurde ist, dass Vertrauen die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens ist. All die Angelegenheiten, in denen wir unserem Gegenüber nicht vertrauen, werden vertraglich geregelt, um quasi Vertrauen zu erzwingen, indem man ein juristisch gültiges Abkommen schließt, das mit Konsequenzen droht, wenn das Übereinkommen nicht eingehalten wird. Das ist für finanzielle Dinge vielleicht hilfreich, doch im privaten Bereich möchte ich mir Vertrauen nicht mit solchen Mitteln erkaufen müssen. Es hinterlässt einfach einen bitteren Beigeschmack zu wissen, dass jemand vielleicht auch nur wegen einer bindenden Abmachung sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält.
Weil Vertrauen so basal ist, weiß ich, dass ich in Zukunft nicht darauf verzichten können werde und es auch nicht will. Trotzdem ist es bitter zu realisieren, dass man auf Grundlage einer Lüge, die man nicht hinterfragt hat, für eine gewisse Zeit ein Vertrauen aufgebaut hat.

Man lernt nie aus im Leben. Man muss nur aufpassen, dass man dabei nicht zu verbittert wird.
Ich hoffe, dass ich so etwas nicht so bald wieder erleben muss. Es verunsichert einen nur und und schadet so viel mehr als der Urheber sich im Moment seiner unwahren Äußerung hätte vorstellen können. Also überlegt, was ihr anderen erzählt und wem ihr vertraut.

1 Kommentar:

  1. Ich glaube jeder kennt diese Situation lieber Apfelkern

    Meistens wird die "Unwahrheit" gesagt um sich selbst vor Unannehmlichkeiten zu schützen.

    -"Wollen wir heute Nachmittag zusammen Kuchen essen?"
    -Nein ich bin heute Nachmittag bei meiner Tante im Krankenhaus

    Und dann sitzt man alleine im Café und der besagte Mensch mit dem man sich verabreden wollte sitzt am Nachbartisch mit einer anderen Freundin und lacht sich scheckig, man selbst kann sich nicht dazu setzten weil man dieser Person nichts zu tun haben möchte.

    Da wurde gelogen weil man der Person nicht erzählen will das man sich mit "dem Feind" trifft, um sich vor Diskussionen oder gar Vorwürfen zu schützen.

    Wenn so etwas einmal passiert dann ist man einfach traurig. Aber passiert dies öfter dann hält die Verbitterung Einzug.

    Ich habe jemanden zu Hause sitzen der aufgrund solcher Situationen verbittert ist. Er war die liebste Seele und hat immer jedem Vertraut.

    Das ging sogar soweit das er einem Herren auf eine Rastplatz in Dänemark 20 Euro gegeben hat weil dessen Mutter ja im Krankenhaus liegt und er Geld für den Tank braucht um Sie aus dem Krankenhaus zu holen. Dafür hat er ihm diverse Kettchen und Armbänder angeboten.. Komisch nur das der ganze Kofferraum voll mit solcher Ware war..

    Was aber wohl gerade am meisten zu der Gutgläubigkeit und damit zu der Verbitterung führt ist, dass er gefühlt 100 Leuten beim Einzug- Umzug- Renovierung- und Sanierung geholfen, immer unentgeltlich weil man ja auch mal deren Hilfe gebrauchen kann. Jetzt benötigen wir diese Hilfe aber keiner fühlt sich dazu genötigt oder in der Lage zu helfen. Man müsse das ja auch mal verstehen, man muss selbst bei sich etwas tun.

    Leider führt so ein verhalten, dazu das die Welt ein kleines bisschen schlechter wird..

    Den der Mensch der immer geholfen hat und immer lieb und nett war, verbittert und denkt sich dann

    "Warum sollte ich helfen, es geht mir besser wenn ich mich nur noch um meine Sachen kümmere"

    Ich möchte das Ihr glaubt denn die die vertrauen können das sind die besseren Menschen, die geben mehr als das Sie nehmen und misstrauen nicht alles und jedem!

    AntwortenLöschen