Freitag, 24. Juni 2016

I like to … move it!

Es ist Juni, Mitte des Semesters und das bedeutet zwei Dinge: so langsam muss man sich darauf vorbereiten, mit dem Lernen zu beginnen und zweitens kosten jetzt alle Unisportkurse nur noch die Hälfte. Am liebsten würde ich fast alle davon ausprobieren. So müssen sich wahrscheinlich Menschen, die gern shoppen gehen, fühlen, wenn Sommerschlussverkauf ist. Ich mag klassisches Shoppen von Kleidung nicht besonders aber eins steht fest: ich liebe Sport!

Früher bin ich als bewegungswütiges Kind davon ausgegangen, dass jeder Bewegung und damit Sport genauso genießen würde wie ich aber das hat sich als völlige Fehleinschätzung herausgestellt. Es gibt so viele Menschen, die sich zum Sport nur quälen, um etwas für ihre Gesundheit beziehungsweise ihr Äußeres zu tun aber absolut keine Freude daran haben. Sport ist für sie ein Mittel zum Zweck. Und ich frage mich immer, warum.

Schulsport ist offen gesagt nichts, was sofort Freude an der Bewegung vermittelt. Man wird gezwungen, bestimmte, merkwürdige Bewegungsabläufe durchzuführen und soll nach drei mal Üben das dann perfekt vorführen, um bewertet zu werden. Na danke schön! Frustration ist da vorprogrammiert.
Auch hat man wenig Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Disziplinen und wenn einem eben weder Geräteturnen noch Volleyball oder Leichtathletik leicht fällt und/oder Spaß macht, hat man eben Pech gehabt. Und wenn man dann nach zwei Wochen Übung noch keinen perfekten Aufschwung am Stufenbarren kann, hat man sich auch eine schlechte Note verdient. Dass das nicht motiviert, Sport zu machen, kann ich absolut nachvollziehen. Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass sich dieses Konzept des Schulsports schon so lange im System halten kann. Viel wichtiger als das Beherrschen des formvollendeten Weitsprungs ist meiner Meinung nach nämlich, den Schülern zu vermitteln, dass Sport großartig ist und es wirklich für jeden etwas gibt.

Als ich nämlich den Schulsport endlich hinter mir lassen konnte, probierte ich selbst verschiedene Sportarten aus und wunderte mich, weshalb man in der Schule nie darüber gesprochen hatte. Pilates, Yoga, Inlineskating waren das, was ich zu Hause ausprobierte. Auch mit dem klassischen Joggen habe ich es versucht - und es direkt wieder sein lassen, weil ich es absolut monoton und öde fand. Da mich keiner zwang, mich damit weiter zu quälen, wechselt ich auf Inlineskater und war begeistert dabei.

Man merkt einfach, dass der Körper dazu da ist bewegt zu werden. Es lenkt von jeglichem Stress und Ärger im Alltag ab, sich selbst anzutreiben, den Körper durch die Gegend zu wirbeln und ordentlich zu schwitzen. Als Belohnung gibt es ein Hochgefühl nach dem Sport inklusive. Das ist quasi das Dankeschön des Körpers dafür, dass man mit ihm Gassi gegangen ist.

Primär bereitet mir Sport einfach Freude. Es ist super spannend, herauszufinden, was man mit seinem Körper anstellen kann, welche Bewegungen und Positionen er ausführen kann. Es fühlt sich an wie ein Spiel und alles, was man dafür braucht, ist der eigene Körper. Bestimmte Bewegungsabläufe immer wieder zu versuchen, bis sie dann irgendwann klappen, begeistert mich jedes mal. Das Gefühl, präzise Kontrolle über den Körper zu haben ist absolut faszinierend. Irgendwann nach vielen Fehlversuchen eine neue Bewegung plötzlich zu meistern ist ein unvergleichliches Erlebnis.
Ich kann nur zu gut verstehen, warum Kinder immer umher toben und sich selbst ausprobieren wollen.
Während man sich darauf konzentriert, auf den Armen balancierend nicht nur den Bauch anzuspannen, sondern auch die Beine anzuziehen, verschwindet jeglicher Ärger einfach aus dem Bewusstsein. Sport zu machen ist eigentlich wie eine Droge: man vergisst seinen Kummer und fühlt sich wie im Rausch. Nur dass dieses Vergnügen kostenlos und nicht gesundheitsschädigend ist. So eine gewisse psychische Abhängigkeit entsteht jedoch schon - ich zumindest würde nicht freiwillig auf Sport verzichten wollen.

Nicht nur während des Trainings profitiert man vom Sport, sondern auch noch darüber hinaus. Man kann der Bahn hinterher rennen, ohne anschließend auf dem Bahnsteig zusammen zu brechen, jede Menge Treppen steigen, ohne alle vier Etagen pausieren zu müssen und auch seinen schweren Wocheneinkauf mit einem Gang zum Kühlschrank schleppen. Die zusätzliche Ausdauer, Kraft und so ein gewisses motorisches Feingefühl durch das körperliche Training, verbessern meiner Ansicht nach die Lebensqualität extrem.
So weiß ich, dass ich beim Konzert nicht nach dem fünften Lied des durchgängigen Hüpfens erschöpft sein werde. Zu wissen, dass man sich auf seinen Körper verlassen kann, gibt einem Sicherheit und Freiheit. Es kann immer etwas passieren, eine plötzliche Krankheitsdiagnose kommen aber soweit es mir möglich ist, möchte ich durch Sport dafür sorgen, dass mein Körper Belastung gewohnt ist und mich nicht einschränkt sondern Aktivitäten ermöglicht.

Weiterhin kann man über sportliche Aktivitäten neue Menschen kennen lernen. Sei es aus der Community des liebsten Fitness Youtubers oder direkt vor Ort im Yoga Kurs. In Teamsportarten hat man gar keine andere Wahl, als neue Kontakte zu knüpfen.
Das großartige ist, dass man oft eine bunte Mischung aus Menschen verschiedenster Alters-, Berufs-, Kultur- und Sozialgruppen im Sport trifft. Würde ich in einer neuen Stadt Probleme haben, soziale Kontakte zu knüpfen, würde es über einen Sportverein sicher funktionieren.
Darüber hinaus lernt man nebenbei auch noch viel mehr. Die Landesgeschichte der Ursprungländer einer Sportart zum Beispiel oder auch eine ganze Philosophie, die hinter traditionellen Ertüchtigungsarten steht. So kann ich dank Shorinji Kempo - einem japanischen Kampfsport -  jetzt auf japanisch bis drei zählen und weiß, dass Kanpai Prost bedeutet. Durch Yoga lernt man völlig alltagsuntaugliche Wörter auf Sanskrit, die man selbst kaum aussprechen kann und dazu jede Menge zur spirituellen Bedeutung und Geschichte der Yoga Praxis. Essentielle Kenntnisse für den Alltag sind das noch nicht wirklich aber immerhin. Über zusätzliches Wissen sollte man sich nie beschweren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sport für mich so viel mehr ist, als nur die lästige Pflicht, mit dem Körper Gassi zu gehen. Es macht mich glücklich, es ermöglicht mir, mich frei im Alltag zu bewegen wenn es darum geht, sicher zu sein, dass mein Körper die täglichen Belastungen mitmacht statt mich zu limitieren. Sport bedeutet, neue Menschen und auf gewisse Weise zugleich aber auch mich selbst kennen zu lernen. Und am Ende des Tages schläft man auch noch großartig, nachdem man sich ordentlich angestrengt hat.
Nicht jede Sportart macht mir Spaß aber ich bin davon überzeugt, dass jeder eine finden kann, die ihm persönlich zusagt und ihn begeistert. Man muss sie einfach nur finden.

Mittwoch, 8. Juni 2016

Vom Bildschirm in den Alltag: wenn man plötzlich Prominente trifft

Es gibt so viele Momente im Leben, die man mental schon durchgespielt aber tatsächlich nie erlebt hat. Dazu zählt auch das Treffen von mehr oder weniger prominenten Menschen. Auch wenn ich schon oft aus Jux fiktive Dialoge mit ihnen geführt habe, wüsste ich nicht, was ich tun sollte, wenn J.K. Rowling, Hayley Williams oder Simon und Martina jetzt plötzlich im Supermarkt vor mir in der Warteschlange an der Kasse stehen würden.
Aber man rechnet ja ehrlich gesagt auch nicht wirklich damit, mal in so eine Situation zu kommen.

Letzten Sonntag war ich mal wieder auf dem Flohmarkt am Mauerpark und danach in einem veganen Café - was man in Berlin eben so macht als Student. Als ich auf meinen mit frischen Sprossen und Hummus gefüllten Wrap wartete, sah ich mich ein bisschen im Lokal um - und musste mich direkt einmal am Stuhl festhalten, weil ich einen meiner liebsten Youtuber fünf Meter von mir entfernt erblickte. Mein Blick verharrte - man könnte es auch als Starren bezeichnen - und wurde von einem eher genervten Blick erwidert. Upsi, erwischt!

Jetzt gab es nur zwei Varianten: entweder, ich gebe meiner Neugier nach, gehe rüber, sage hallo und versuche, all die verrückten Dialoge, die ich mental beim Sehen seiner Videos schon mit ihm geführt hatte, nicht zu sehr das Gespräch beeinflussen zu lassen oder ich bleibe weiter der creepy Fan und starre völlig entgeistert zum Nachbartisch. Hatte er nicht schon mehrfach in Videos gesagt, dass er Leute hasst, die ihn offensichtlich erkennen aber dann nur anstarren statt ihn einfach kurz zu grüßen?
Offen gesagt brachte ich in der Situation einfach nicht den Mut auf, ihn direkt anzusprechen aber weiter durch unhöfliche Blicke belästigen war auch keine Option für mich. Daher entschied ich mich, ganz fixiert auf mein Essen zu sein und bloß nicht den Blick zum Nachbartisch wandern zu lassen. Scheuklappentaktik. Momente, in denen es besonders frustrierend ist, introvertiert zu sein.

Während ich an meinem leckeren veganen super healthy Wrap knabberte, dachte ich fieberhaft darüber nach, ob ich nicht doch die Chance nutzen sollte, ihn anzusprechen.
Aber passierte ihm das nicht dauernd? Selbst Youtuber und prominentere Prominente sind Privatpersonen mit einem gewissen Recht, nicht immer nur ihre Mitmenschen zu unterhalten. Schließlich sind sie kein Gemälde in einer Galerie, das man jederzeit ungeniert von allen Seiten anstarren darf. Ich hätte auch keine Lust, dass alle fünf Meter jemand auf mich zu kommt und dringend Selfies mit mir machen möchte. Besonders schlimm wird es wahrscheinlich, wenn die Fans dann deren typische Gesten sehen und Sprüche von ihnen hören wollen, für die sie ja schließlich bekannt sind. Wie ein Tanzbär, der immer und immer wieder seinen beliebtesten Trick vorführen muss. Ich hatte Mitleid. Selbst die Berühmtheiten des Internets haben ab und an ein Privatleben.

Und so saß ich da, sprach ihn weder an noch machte ich heimlich Fotos (denn das ist noch eine Stufe merkwürdiger als nur auffällig unauffällig rüber zu starren) bis er nach Konsum eines hippen veganen Snacks ging.
So ein bisschen ärgerte ich mich schon, nicht gegrüßt zu haben, doch ich weiß genau, dass ich es niemals anders gemacht hätte. Zudem kannte ihn meine mich begleitende Freundin gar nicht (Offliner…*seufz*) und so wäre ich mir noch einmal verrückter vorgekommen, zum Nachbartisch zu laufen und ihn anzusprechen.

Was lernen wir daraus? Wenn man nicht weiß, wie man sich als insgeheimer Fan verhält, sollte man trendige vegane Restaurants in Berlin meiden.
Im Ernst: ich war einfach nicht darauf vorbereitet, es war zu spontan. Als ich vor einigen Wochen einen Yogakurs bei einer Yogalehrerin mit Youtubekanal gemacht habe, den ich auch schon lange verfolge und daher völlig inadäquat aufgeregt war, sie live zu treffen, ahnte ich vorher schon, dass ich einen ordentlichen Fangirl-Moment haben würde. Ich wusste aber auch, dass ich damit nicht allein sein würde. Mit diesem Wissen gewappnet, konnte ich mich brav in die Schlange für eine Audienz einreihen, mich überschwänglich für ihre Videos bedanken und mehr oder weniger tiefgründige Fragen stellen.
Zudem ist es auch alles anders, wenn man der einzige verrückte Fan im Raum ist.

Es muss auch sehr merkwürdig bis extrem unangenehm sein, von fremden Personen angesprochen zu werden, die viele Dinge über dich wissen aber man selbst gleichzeitig null Informationen über sie hat. Absolut gruselig. Damit muss man wohl rechnen, wenn man im Internet Dinge über sich postet und es durch Bilder von sich den Zuschauern und Lesern einfach macht, einen auch offline zu identifizieren.
Je bekannter die Person, desto unangenehmer wäre es auch für mich, sie anzusprechen. Das heißt, einen mittelmäßig bekannten Blogger würde ich grüßen wollen (zumindest denke ich das jetzt allein vor dem Schreibtisch sitzend), da er sich bestimmt auch darüber freuen würde aber einen international gefeierten Johnny Depp würde ich mich nicht zu grüßen trauen. Seine Bodyguards würden das wohl auch nicht zulassen. Plus er wäre eh schon von zwanzig anderen Fans umringt, bevor ich auch nur in seine Nähe käme.

Habt ihr schon mal Internetprominenz oder andere bekannte Menschen live gesehen und was mich noch viel mehr interessiert: wie seid ihr damit umgegangen?