Montag, 22. Februar 2016

I like to party and by party I mean knit

Samstag Abend - da ist man auf Achse, die jungen Leute sowieso. Party, Party, Party und bitte nicht zu knapp Alkohol.
Das scheint in etwa das zu sein, was man sich klischeehaft als Programm für Samstage vorstellt. Zu Hause zu sitzen ist etwas für die älteren Herrschaften oder Leute ohne Freunde. So kommt es mir zumindest vor.

Immer wieder werde ich zu WG Partys eingeladen und jedes Mal überlege ich, ob ich so wirklich meinen Samstag Abend verbringen möchte.
Denn: ich könnte stattdessen mindestens drei Folgen meiner aktuellen Serie anschauen und dabei eine halbe Socke stricken. Oder ein Stündchen die Yogamatte ausrollen und mich im Anschluss in der Küche austoben und einen Kuchen backen, um das Kaloriendefizit wieder auszugleichen. Aber nein, man muss dem Anspruch auf Sozialisierung gerecht werden und den Abend mit einem Haufen Menschen verbringen. Meistens Menschen, die einfach nur auch zufällig zur gleichen Feier eingeladen werden. Menschen, die man nicht immer besonders mag und mit denen man nicht immer unbedingt seinen wertvollen Samstag Abend verbringen will.

Man möchte ja nicht so pessimistisch sein und denken, dass der Abend verschwendet sein wird. Positiv denken oder auch von vornherein nicht zu viel darüber nachdenken (mir wurde immerhin schon mehrfach gesagt, ich wäre verkopft) und einfach offen sein; hin gehen.
Wie soll man denn auch neue Freunde oder gar einen Partner finden, wenn man WG Partys meidet? Die Stimme in meinem Kopf flüstert, dass ich das auch in der Uni, über Hobbys oder im Internet tun könnte. Personen, die ähnlich gestrickt sind wie ich hängen schließlich genauso wenig gerne wie ich auf Stundentenfeiern herum.

Am Ende gehe ich oft tatsächlich hin, bevorzugt früh. Zumindest früh im Sinne von pünktlich zur angegebenen Zeit, die meistens eh in meinen Augen viel zu spät angesetzt wird. Haben die Gastgeber denn am nächsten Tag gar nichts zu erledigen?
Zu Beginn sind die Gäste dann noch halbwegs nüchtern, die Musik noch eher im Hintergrund und man kann sich in Ruhe unterhalten. Dabei lernt man durchaus interessante Leute kennen und hat Spaß.
Irgendwann erreichen diese Partys dann einen kritischen Punkt, an dem der Fokus von Gesprächen zu Alkohol, Trinkspielen, Rauchen, über die Musik hinweg brüllen und wenn es gut läuft Tanzen wechselt. Beziehungsweise die Gespräche finden von Anfang an einfach nicht statt, weil ich keinen Gesprächspartner finde und auch nicht so extrovertiert bin, dass ich ohne Zwang fünf fremde Menschen an einem Abend nacheinander anspreche.

Das ist einfach nicht das, was ich unter Spaß verstehe. Ich habe keine Lust mich zu betrinken - für den Körper ist Alkohol Mist und obwohl mir selbstgemachte Fruchtliköre, Cider, guter Whisky oder Cocktails gut schmecken, habe ich einen großen Widerwillen dagegen, in Gesellschaft eventuell die Kontrolle zu verlieren. Wenn das je passieren sollte, dann bevorzugt im engen Freundeskreis und an einem sicheren Ort, an dem ich dann auch übernachten kann. Plus: auf den klassischen Studentenpartys gibt es meist Bier, Wein, Sekt, Vodka und Cola-Rum. Finde ich geschmacklich alles ekelhaft und trauere gleichzeitig um den schönen Rum, der in der Cola endete.
Meistens greife ich dann auf Leitungswasser zurück und fühle mich wie der größte Getränkenörgler und Langweiler ever. Bin ich wohl auch. In diesen Momenten möchte ich dann auch eigentlich nur nach Hause, mir einen schönen Tee kochen und noch einen entspannten Abend haben. Aber nein - ich wollte mich ja unter Menschen begeben.
Die einzige Möglichkeit, den Abend zu retten, sind dann noch wirklich gute Gespräche oder eine florierende Tanzfläche. Denn ich liebe es zu tanzen, gern auch wild - ganz unabhängig vom Alkoholpegel.

Ich fasse zusammen: Ich verbringe freie Zeit, die ich nicht im Überfluss habe mit Menschen, die ich nicht kenne und eventuell nicht mag um auf einer Party herum zu hängen, was definitiv eine Tätigkeit ist, der ich wenig abgewinnen kann. Zeit verschwenden, jedes mal Wein und Bier ablehnen und hoffen, dass ich bald nach Hause kann.

Das klingt jetzt alles so, als wäre ich ein ziemlicher Einzelgänger mit Sozialphobie. Entspricht jedoch nicht ganz der Realität. Neue Menschen kennen lernen ist anstrengend und nichts, was ich als Freizeitbeschäftigung an einem oder gar jedem Wochenende machen möchte. Wenn ich mich verabrede, dann bevorzugt mit Personen, die ich bereits kenne und schätze; Personen, mit denen sich die Zeit lohnt. Sei es allein durch eine gute Unterhaltung, gemeinsamen Sport, gegenseitige Hilfe, Verständnis oder sonstiges.
Ich merke jedes Mal selbst, dass das klassische Konzept der Studentenparty nichts für mich ist. Ein Filmabend mit Freuden und Stricken auf der Couch ist mir so unendlich viel lieber. Was ist eigentlich aus Singen am Lagerfeuer oder Spieleabenden als Partykonzept geworden? Muss ich erst vierzig werden, damit das als Abendgestaltung akzeptabel wird?

Manchmal ärgere ich mich, dass ich nicht so sein kann wie scheinbar die meisten anderen Partygäste und tatsächlich den ganzen Abend sorglos Alkohol in mich hinein kippen und Shisha rauchen kann ohne mich davor unglaublich zu ekeln. Inhalative Drogen sind für mich etwas, das ich absolut abstoßend finde. Ich kann mich nicht überwinden, irgendwelche Rauchwolken freiwillig einzuatmen. Sollte ich mal kiffen wollen, dann wird die Methode der Wahl definitiv der klassische Haschkeks.

Man kann nicht aus seiner Haut und so weiß ich, dass ich diese Homepartys nie mögen werde. Aber das ist okay. Nur leider weiß ich ebenso, dass ich sie weiter besuchen werde. Weil ich sonst ein schlechtes Gewissen habe, dass ich mich zu sehr isoliere. Schon albern.

Das, was ich an diesen Samstagabenden auf Feiern am meisten hasse, ist es, mich dort wie ein Fremdkörper zu fühlen. Dieses Gefühl, so unendlich langweilig zu sein habe ich sonst nie. Und wenn einem diese Abende ein schlechtes Gefühl vermitteln, wird man sich dort auch nie wohl fühlen.

Wie verbringt ihr eure freien Abende?

12 Kommentare:

  1. Also ich gehe gerne auf Partys und muss da auch nicht immer was trinken - obwohl ich die Wirkung des Alkohols interessant und nett finde. Besonders großartig finde ich es, dass man auf Partys auf einmal viele Leute sieht, die man mag.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich fasse zusammen: Anscheinend gehe ich auf die falschen Partys!
      Oder ich trinke zu wenig Alkohol, um festzustellen, dass ich die meisten der Leute dort mag. Es wird definitiv zu wenig Lakritzlikör auf Partys angeboten…

      Löschen
    2. DEFINITIV zu wenig Lakritzlikör!
      Mittlerweile mache ich ihn selber :D

      Löschen
    3. WAAAAS - das klingt ja genial! Also entweder du schickst mir davon direkt eine Ladung oder postest alternativ das Rezept. Du kannst mich jetzt ja nicht so anfüttern und dann ohne eine Kostprobe sitzen lassen.

      Löschen
  2. Homepartys sind ja noch das beste. Und auf solchen Feiern trinke ich eh mein Leitungswasser oder Tee. Letzteres trinke ich auch in einer Bar. :D
    Ich war auch schon auf Partys, bei denen ich nur den Gastgeber kannte. War eine Erfahrung für sich. Naja!:D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Leitungswasser ist mein bester Freund auf Homepartys und ich schäme mich nicht dafür. Einmal habe ich tatsächlich bei der Bitte um ein Glas Wasser aber Vodka bekommen, weil der Barkeeper nicht glauben konnte, dass ich tatsächlich Wasser im Sinne von H2O möchte.xD

      Löschen
  3. Oh man, das kann ich absolut nachvollziehen. War als Ersti auch erstmal überfordert auf dieser Art von Party und kam mir auch komisch vor an Sauferei zu lauter Musik als Einzige keinen Gefallen zu finden. Mittlerweile denke ich aber man kann selbst diese Partys irgendwie für sich nutzen. Ein, zwei Bierchen am Abend reichen mir und man findet ja eigentlich immer zumindest eine Person mit der man sich den Abend vernünftig unterhalten kann ;) Und auf Tanzen steh ich ebenfalls.
    Und Spieleabende sind ja mal super! Gibts bei uns im Wohnheim ständig, find da auch nichts Spießiges bei. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wie schön zu hören, dass ich mit meiner nicht existierenden Vorliebe für Sauferei zu lauter Musik nicht allein bin!
      Meistens findet sich tatsächlich ein Gesprächspartner aber das gelingt mir auch nur solange, wie die Musik noch Zimmerlautstärke hat. Sobald es lauter wird, will ich einfach nur noch tanzen oder nach Hause.

      Löschen
  4. Ihr habt sie ja nicht mehr alle, Lakritzlikör ist widerlich! Pfui!

    Ansonsten muss ich sagen, ich gehe tatsächlich ganz gerne los wenn ich zu den "großen Feiertagen" bei meinen Eltern auf dem Dorf bin, weil dann die gesammelte Dorfjugend wieder einkehrt (, die sich sonst in alle Himmelsrichtungen verstreut hat) und sich auf der "Großen Osterparty" trifft und man einfach Leute sieht, die man halt nur zwei Mal im Jahr sieht und seit Jahren kennt!
    Ob ich dann die "gute" Korn-Cola mittrinke oder doch nur Wasser, spielt dann auch keine große Rolle. Spätestens wenn der Dorf-DJ den Pur Partymix auflegt, fühlt man sich eh wieder gedanklich zu den ersten Schützenfesten mit 15 zurückversetzt :D

    Clubs finde ich ziemlich ätzend und auch den meisten WG-Partys kann ich seit Ende der Pubertät nicht mehr viel abgewinnen - da sind mir Serien- oder Spieleabende, Kinobesuch oder gemeinsames Kochen unendlich viel lieber! :)
    Tanzen tu ich zwar auch gerne, aber gefühlt komme ich in Clubs auch nie dazu, weil sich irgendwelche Freundinnen mit dem Alkohol übernommen haben und entweder einen emotionalen Koller samt peinlichen SMS an die Ex-Flammen der letzten 5 Jahre schieben oder weil meine Single-Freundinnen alle zu gut aussehend sind und sich nicht vor brünstigen Kerlen retten können, was dann mein Job ist (ich kann das tatsächlich sehr gut, macht's aber auch nicht spaßiger)... Tja, ich geh einfach nicht mehr in Clubs.

    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich sehe schon, du weißt die Großartigkeit von Lakritz noch nicht zu schätzen. Es bleibt Hoffnung, dass es sich eines Tages ändert!

      Das mit der Dorfgemeinschaft klingt großartig! Zu Ostern wird in meinem Heimatdorf auch immer ein großes Feuer mit Party gemacht aber seitdem es Eintritt kostet, bleiben die jüngeren Besucher fern. Wahrscheinlich investieren sie lieber in Korn-Cola.

      Bei Clubs ist es schwer, einen guten zu finden, der angenehme Musik, angenehmes Klientel und eine gute Raumaufteilung bietet. Da ich mich in Clubs nicht auskenne, gehe ich einfach immer nur zu den Medizinerpartys. Funktioniert ganz gut - bis alle betrunken sind und ich flüchte, bevor sich jemand in meiner Nähe übergibt.

      Liebste Grüße zurück!

      Löschen
  5. Die Medizinerpartys sind bei uns auch schrecklich, finde ich - die meisten sind in einem Unigebäude, das man über den Asta gratis mieten kann und das einen entsprechenden Charme versprüht... Ein kreisförmiger Flur plus Atrium im 70er Jahre Stil mit genopttem Gummiboden wie man ihn sich in seinem Albtraum nicht hässlicher ausmalen könnte :D
    Dazu kommt dann noch sehr mäßige Musik und dumme Sponsoring-Aktionen, wo mit Jägermeister-Hüten um sich geworfen wird und sowas...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Sache mit den Locations kann ich nur bestätigen. Man entdeckt die merkwürdigsten, abgelegensten Clubs, wenn man die Medizinerpartys besucht. Die Musik variiert extrem je nach DJ von grottig schlechtem Durchschnittskram bis wirklich genial tanzbarem Mix. Am schlimmsten sind die DJs, die sich gefühlt nur die ganze Zeit selbst feiern.
      Das wichtigste ist aber die Musik - schließlich komme ich nur zum Tanzen!

      Löschen