Samstag, 31. Dezember 2016

Der traditionelle Jahresrückblick; 2016er Jahrgang

Noch ein bisschen mehr als 24 Stunden bleiben diesem Jahr 2016 und dann wird es von einem neuen abgelöst. Verrückt, dass ich nun hier sitze und schon wieder einen Jahresrückblick tippe. Die scheinen nur so an mir vorbei zu fliegen, diese Jahre.
Die allgemeine Meinung ist ganz klar, dass 2016 ein beschissenes Jahr war. Europa zerrüttet, Brexit, Flüchtlinge, Anschläge, Donald Trump und auch noch gefühlt die Hälfte der liebsten Prominenten gestorben. Für mich persönlich allerdings war es trotz all dem ein wirklich tolles Jahr. Wenn ich so durch meine Instagrambilder der letzten zwölf Monate scrolle, sehe ich ganz klar, wie viele wirklich glückliche Momente ich hatte und dort geteilt habe.

2016 zum ersten Mal getan?
Zuerst fällt mir da ein, dass ich es zum ersten Mal mit Onlinedating versucht habe. Eine gute Entscheidung; danke für den Schubs in diese Richtung, Karo!

In diesem Jahr bin ich von meinen Eltern in eine WG gezogen und damit so glücklich und inzwischen so daran gewöhnt, dass ich mir wirklich Mühe geben musste, mich jetzt an diesen Punkt zu erinnern.
Ganz unerwartet bin ich zu einem Studentenjob gekommen, in dem ich Dinge lerne und meistens Spaß habe und damit offiziell behaupten kann, dass mein erster Job mir gefällt.
Ein weiterer Erfolg war es, das erste mal komplett frei im Kopfstand zu stehen ohne wild umher zu wackeln, sondern mich dabei wirklich stabil zu fühlen. So ein verrücktes Gefühl, wenn das, was man so lange geübt hat, plötzlich einfach wie auf magische Weise klappt.

2016 nach langer Zeit wieder getan?
Nach drei Jahren Abstinenz war ich wieder einmal auf einem Barcamp unterwegs. Es war sehr inspirierend zu sehen, zu welchen Themen Menschen spontan referieren können. Leidenschaft für etwas zu haben, macht Menschen unfassbar interessant.

2016 leider gar nicht getan?
Trotz des ganzen Reisens bin ich wieder ein Jahr mehr nicht im Meer schwimmen gewesen. Na ja, zumindest nicht mit dem ganzen Körper. Wenigstens meine Finger habe ich im Ärmelkanal, der Ostsee und dem Atlantik kurz gebadet.
Ansonsten war es auch wieder ein Jahr, in dem ich nicht am Halbmarathon teilgenommen habe, doch im kommenden Jahr werde ich wieder die 21 Kilometer skaten. Angemeldet bin ich jedenfalls schon.

Worte des Jahres?
Auszug, Minimalismus, Reisen, Datingapp

Zugenommen oder abgenommen?
So minimalistisch wie ich bin, habe ich einfach keine Waage. Problem gelöst. Aber von der Passform der Kleidung her würde ich sagen: gleich geblieben. Sport ist schon was tolles.

Städte des Jahres?
Berlin und London

Alkoholexzesse?
So langsam glaube ich ja, dass das in diesem Leben mit mir und dem exzessiven Alkoholkonsum einfach nichts mehr wird. Und das stört mich auch nicht wirklich, denn ich finde betrunkene Menschen meistens sehr unangenehm und finde auch nicht, dass Kontrollverlust ein erstrebenswerter Zustand wäre. Leitungswasser und Tee ftw!

Haare länger oder kürzer?
Weder noch, doch ich habe zum ersten Mal Spiralzopfgummis ausprobiert und seitdem doch tatsächlich seit Jahren mal wieder Zopf getragen statt immer nur mit der Spange hochgestecktes Haar. Gar nicht so doof diese Telefonkabelhaarbänder.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Wenn man nicht mehr bei den Eltern wohnt und reist, gibt man einfach automatisch mehr aus. Da man aber auch steigende Einkünfte dank Studentenjob hat, geht das voll klar. Der Lauf des Lebens.

Krankenhausbesuche?
Nein. Allerdings war ich zum ersten mal ambulant beim Orthopäden, nachdem ich beim Abgang aus dem Handstand gegen die Tür mit dem Zeh eine Kommode gerammt hatte, da jemand unerwartet die Tür geöffnet hat. Das war aber eine große Enttäuschung. Geröntgt, Entwarnung, dass nix gebrochen sei, keine Diagnose, keine Therapievorschläge sondern nur Fragen, wie denn heute so das Medizinstudium wäre. Orthopäden ey.

Verliebt?
Oh ja! Ich kann hier gar nicht ausdrücken, wie glücklich ich bin und wie fasziniert, dass es einfach so gut funktioniert und wir so viel miteinander unternehmen, voneinander lernen und den anderen motivieren, über sich hinaus zu wachsen. Auf dass ich in einem Jahr nur noch mehr positive Dinge darüber berichten kann.

Most called person?
Mein Telefon sagt: meine Eltern. Allein schon, weil die auf schriftliche Nachrichten erst nach Tagen reagieren.

Die schönste Zeit verbracht mit?
Mir selbst, meiner Familie, Freunden und dann auch mit meinem Freund. Je älter ich werde, desto mehr merke ich, was für eine gute Verbindung ich zu vielen meiner Freunde habe und wie sehr wir auf einer Wellenlänge sind. Gleichzeitig gibt es aber auch einige, bei denen ich bemerke, dass ich mit ihnen nur aus Gewohnheit befreundet bin und die Beziehung niemandem viel gibt. Das beschert mir ein ungutes Gefühl, doch es fällt mir

Die meiste Zeit verbracht mit?
Mir selbst, dem Studium, Freunden und meiner Familie. Wahrscheinlich passt in die Aufzählung auch mein Laptop, da der auch fast immer mit dabei ist.

Song des Jahres?
36 Degrees von Placebo. Sowohl in der originalen als auch in der unplugged Version und live im Konzert liebe ich Text, Musik und all das, was ich inzwischen damit verbinde.


Buch des Jahres?
Jules Vernes "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" hat mich als in Island spielende Geschichte während meiner Reise dorthin sehr gut unterhalten. Genaus habe ich es in Großbritannien genossen, Sherlock Holmes zu lesen.
Ansonsten begeistert mich gerade "Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra" sehr, jedoch werde ich das Buch in diesem Jahr nicht mehr beenden können.


Serie des Jahres?
Jessica Jones, iZombie, Forever und Westworld. Ich bin einfach zu langsam, was das Ansehen von Serien angeht. Das Leben bietet halt noch so viel mehr Dinge.

Erkenntnis des Jahres?
Man muss sich nur trauen, neues auszuprobieren und schon wird das Leben viel spannender. Und man sollte sich weniger Gedanken machen, was alles peinlich sein könnte, da am Ende eh keiner darauf achtet, was genau man macht.

Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Spontan fällt mir nichts ein. Entweder, das Jahr war wirklich gut oder ich bin dabei, das Verdrängen zu perfektionieren.
Selbst gegen die Glastür des Fahrradladens zu laufen, als ich einen Helm kaufen wollte, führte einfach nur zum direkten Hinweis, wo die Helme zu finden sind.


Schönstes Ereignis?
Die Erkenntnis, dass ich einfach relativ günstig viel reisen kann und jetzt als Student noch die Zeit dafür habe, hat dafür gesorgt, dass ich zwei mal in Großbritannien, in Island, in Sofia und in mehreren deutschen Städten war. Auch im kommenden Jahr sind schon zwei Städtetrips geplant und ich freue mich jetzt schon.
Ansonsten bin ich jedes mal einfach nur glücklich, so gute Freunde zu haben. Nicht viele, aber dafür welche, denen ich wirklich nahe stehe.
Es war sehr erleichternd, vor dem Umzug und auch danach sehr viele Dinge auszusortieren und ich bin sehr viel glücklicher, nicht mehr ganz so viel unnützes Zeug zu besitzen. Fühlt sich einfach gut an.

Hast du dich äußerlich in diesem Jahr verändert ?
Äußerlich nicht wirklich, Veränderungen sind bei mir eher innerlich.

Hast du dich innerlich verändert ?
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man so viel mehr hat als man braucht und habe angefangen, viele vor allem alte Sachen, die ich lange schon nicht mehr benutze, auszusortieren.

Filme, die du besonders gut fandest?
Im Kino hat mir spontan Dr. Strange sehr gefallen. Aber wirklich von den Socken gerissen hat mich dann American Beauty. Ohne Erwartungen habe ich ihn gesehen und saß dann einfach nur wie hypnotisiert da. Genialer Film mit toller Botschaft und Atmosphäre.

Hast du 2016 neue Freunde gefunden?
Ja. Total faszinierend, auf wie vielen verschiedenen Wegen man Menschen begegnen und sie zum Freund gewinnen kann.

Hast du ein neues Hobby dazu gewonnen?
Zählt reisen als Hobby? Mir ist einfach klar geworden, wie großartig ich es finde, zu beschließen, irgendwohin zu fahren und es dann tatsächlich zu tun.

Hat das Bloggen dich verändert? 
Nö. Aber gestresst hat es mich auch nicht. So muss das sein.

Wie wird dein Bloggerjahr 2016? 
Ganz ehrlich: ich plane kein Bloggerjahr. Es bleibt weiterhin dabei, dass ich darüber blogge, was mich bewegt. So funktioniert es schlicht am Besten.

2016 war in zwei Worten?
Bewegt und abenteuerreich.

Bist du glücklich, dass 2016 bald vorbei ist?
Nein. Das liegt nicht daran, dass ich jetzt so sehr an diesem Jahr hänge auch wenn es für mich persönlich ein gutes war, sondern viel mehr, dass ich genau weiß, dass mich im kommenden Jahr mein schriftliches Staatsexamen erwartet und damit ein Sommer im Lernstress am Schreibtisch.

Was wünscht du dir für das neue Jahr? 
Sehr viel Selbstdisziplin für den bevorstehenden Lernmarathon und die Fähigkeit, es trotzdem ab und an zu schaffen, die schönen Seiten des Lebens zu genießen.

Vorherrschendes Gefühl für 2017?
Zuerst gehen die Gedanken in Richtung Staatsexamen, Ende des Studiums und das führt zu einem Gefühlsgemisch aus Aufbruchsstimmung, Stress und Vorfreude auf Veränderungen. Mal sehen, was daraus wird.

Wie war euer Jahr und wie wird das neue?
Ganz egal, wie das Fazit eures Rückblicks ausfällt: macht euch die letzten Stunden des Jahres schön. Bis nächstes Jahr!

Freitag, 23. Dezember 2016

Stressige Besinnlichkeit

Was wäre, wenn Weihnachten wirklich besinnlich wäre? Also nicht nur in den idealisierten Darstellungen in Werbung, Fernsehen oder Büchern, sondern auch in der Realität?

Was wäre, wenn Weihnachten tatsächlich eine Auszeit vom Trubel des Alltags wäre, in der wir uns mit Familie und Freunden treffen, um wirklich Zeit mit ihnen zu verbringen? Damit meine ich nicht, Zeit verbringen im Sinne von Sitzen im selben Raum wobei jeder mental noch einmal durchgeht ob er nun auch wirklich an Geschenken alles besorgt, die Dekoration optimiert und das opulente Essen in stundenlanger Arbeit nun auf den Punkt vorbereitet hat, damit man es in zehn Minuten festlich herunter schlingen kann, sondern wirklich die gesamte Aufmerksamkeit auf den Moment richten zu können? Offen reden, zuhören ohne an die nächsten Aufgaben zu denken, Emotionen der Mitmenschen wahrnehmen und einmal entschleunigen und sich zurück lehnen.

Die Realität sieht anders aus; zumindest bei mir. Gestern habe ich neun Pakete für Nachbarn angenommen - das sind sicher nicht nur die üblichen Lustkäufe oder Bestellungen für den Eigenbedarf, sondern ganz sicher auch Weihnachtsgeschenke, die in letzter Minute bestellt wurden. Denn das oberste Ziel an Weihnachten scheint ja zu sein, für jeden ein Geschenk zu haben, das man in tadellos aufgeräumter und dekortierter Wohnung unter dem idealen Tannenbaum in bester Kleidung überreicht. Das alles kann den Punkt Weihnachten zu einer schier endlosen Quelle von Stress machen, wenn man sich zu sehr an diese idealisierten "Ziele" klammert.

Ich liebe es, Menschen, die mir wichtig sind, Geschenke zu machen. Wenn ich weiß, dass ich etwas gefunden habe, das jemandem aufrichtig Freude bereiten wird, kann ich es immer kaum erwarten, das Geschenk zu überreichen. Es ist dann jedes Mal, als würde ich selbst beschenkt werden, wenn ich sehe, wie sehr sich ein anderer Mensch über ein Päckchen von mir freut.
Das ist dann Weihnachten. Meinen Liebsten eine Freude machen ganz egal, ob sie nun vom monetären Wert her teuer ist oder auch "nur" ein Paar selbstgestrickte Socken und ganz bewusst und aktiv gemeinsam Zeit zu verbringen ist es, was ich mir unter einer weihnachtlichen Atmosphäre vorstelle. Dabei ist es egal, ob nun die Geschenke perfekt verpackt, der Baum absolut symmetrisch und das Essen unvergleichbar deliziös ist. Natürlich freue ich mich, wenn das alles gelingt, doch im Endeffekt wird man sich kaum daran erinnern, wie poliert in einem Jahr die Fenster waren, wie gut die aufwendig hergerichtete Frisur saß oder sich darüber freuen, stundenlang in der Küche die Gans gebraten zu haben. Was wirklich hängen bleibt, sind die ganz persönlichen Momente der geteilten Freude, die kleinen Missgeschicke, die passieren und wie man sie zusammen überwindet.

In einem Jahr ist uns beim Aufsetzen der Spitze auf den Tannenbaum selbiger umgekippt, wobei die Spitze zu Bruch ging und wir dann kurzfristig eine neue besorgen mussten. Es war die hässlichste Baumarktsbaumspitze aus billig beglittertem zu glänzend hellgold lackiertem Glas, die wir je hatten. Doch die Aufregung im Baumarkt und das riesige Glück, doch noch im letzten Moment fündig geworden zu sein, werde ich nie vergessen.

Es gibt Menschen, da habe ich tausend Ideen, wie ich sie beschenken könnte und es gibt andere, da fällt es mir wirklich schwer, mir ein Geschenk aus den Rippen zu leiern. Diejenigen bekommen dann einfach selbstgemachte Pralinen, gebrannte Mandeln oder ähnliche Leckereien aus der Küche. Das ist zwar nicht besonders persönlich aber meiner Meinung nach unendlich viel besser als unnützer Dekokram oder einfallslose Duschbadsets.
Denn auch wenn es uns immer wieder so verkauft wird, als wäre das Schenken der wichtigste Teil des Weihnachtsfests, ist es das genau nicht.

Weihnachten sollte nicht um den Konsum und den damit verbundenen Stress kreisen, sondern wir sollten uns wieder bewusster machen, dass es eigentlich um die nicht mit Geld bezahlbaren Dinge im Leben geht: Familie, Freunde, Nähe und geteilte Momente des Glücks.
Vielleicht könnt ihr den Gedanken mitnehmen und statt nun auf den letzten Drücker Geschenke zu jagen, den zu Beschenkenden lieber ein paar Zeilen schreiben, was sie euch eigentlich bedeuten. Denn das ist ein so unendlich viel besseres Geschenk als eine in der Einfallslosigkeit und Not gekaufte Schachtel Pralinen.

In dem Sinne: habt ein entspanntes Weihnachtsfest ohne sinnlosen Konsum unnötiger Dinge sondern stattdessen mit guten Gesprächen und Treffen mit Menschen, die euch wichtig sind!

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Ins Netz gegangen: meine Erfahrung mit Onlinedating

Es ist ein paar Monate her, dass ich das letzte mal etwas zum Thema Beziehungen, Dating und dem Gefühl, wahrscheinlich für immer allein bleiben zu müssen, geschrieben habe. Seitdem hat sich einiges verändert und zwar ganz besonders an meiner Einstellung zum Thema Onlinedating, was ich zuvor ja immer konsequent abgelehnt hatte. 
Ich war überzeugt, dass man dort eh nur die wirklich verzweifelten Seelen antreffen würde. Dann war ich aber irgendwann anscheinend selbst verzweifelt genug, es trotzdem auszuprobieren. Immerhin kann ich jetzt auch zu dem Thema eine fundiertere Meinung abgeben, auch wenn ich meilenweit davon entfernt bin, so einen riesigen Erfahrungsschatz zu dem Thema zu besitzen, wie Juliane.

Es gibt wohl genauso wenig DAS Onlinedatingportal wie es DIE Cloud gibt. Daher kommen wir direkt zu Frage Nummer eins: auf welcher Plattform wollen wir denn suchen?
Für das spontane Ausprobieren (powered by ganz viel Selbstüberwindung und einer Freundin, die genug davon hatte, dass ich regelmäßig über Einsamkeit jammerte) kam für mich nicht infrage, etwas zu nutzen, was ein Abonnement oder generell Bezahlung erfordert. Ganz klischeehaft versuchte ich also Tinder zu installieren. Es blieb jedoch beim Versuch, da die App sich nach dem Öffnen immer wieder selbst beendete oder ewig im Suchmodus festhing. Dann wird halt woanders gematcht.
Gesagt, getan und zack die nächste Datingapp in der Liste installiert. Dieses mal hieß sie Pink und/oder Jaumo, was nicht durchgängig klar war. Scheinbar wurden da mal zwei Plattformen fusioniert, doch wen interessiert das schon. Hauptsache, die App lief. 

Kaum hatte ich ein Profil erstellt, meinen Namen und das Alter eingegeben, schon bekam ich die erste Nachricht.
"Hey Süße! Gibt es auch ein Bild von dir?"
Na klar gibt es das! Gib mir aber bitte erst mal fünf Minuten, überhaupt mein Profil einzurichten. Also Nachricht ignoriert, zwei Bilder hinzugefügt und noch ein bisschen was über mich ausgefüllt. Das Freitextfeld erschien mir auf den ersten Blick als zu viel Freiraum, um mich sofort auf einen Text festlegen zu können. Es ist nun mal wirklich schwer, seine Persönlichkeit und Ziele im Leben in vier Sätzen so zu verpacken, dass Fremde eine grobe Idee davon bekommen, was für ein Mensch man ist.
Scheinbar hat man zumindest als Lady solche Texte aber auch gar nicht nötig, da schon innerhalb der ersten Stunden nach Anmeldung zahlreiche Nachrichten eintrudelten. Wow, das ging fix!

Halbnackte Typen, die selbstdarstellerisch an ihre Karre gelehnt Sixpack und Tattoos präsentierten, Aufreißer, die sich für extrem verführerisch hielten und ab und an auch mal zurückhaltendere, sympathische Nachrichten purzelten in mein Postfach. Dazwischen gestreut wie Schokostückchen auch mal Männer mit Rechtschreibkenntnissen und neutralen bis attraktiven Prodilbildern. Das ging ganz schön ab dafür, dass ich mich dabei völlig ahnungslos fühlte, was ich da eigentlich tat. 

Die Art der oberflächlichen bis hin zu viel zu direkten Nachrichten störte mich dabei von Beginn an. Zugegeben ist es wirklich schwer, einen Gesprächseinstieg zu finden, wenn man den anderen gar nicht kennt und dabei einen guten Eindruck zu hinterlassen ist gleich mal noch einen Schritt näher an unmöglich, doch es gibt definitiv so ein paar Dinge, die wirklich nicht sein müssen.
Ich zweifelte ernsthaft an der Intelligenz der Menschheit.

Darunter waren sowohl Dinge, die genauso harmlos wie häufig waren wie das unvermeidliche"Hey Süße!" (Woher willst du wissen, dass ich süß bin, wenn du mich gar nicht kennst? Und noch schlimmer: wer gibt dir das Recht, mich so zu nennen?) als auch komische Anreden á la"Hey Prinzessin! Bist du auf der Suche nach einem Prinzen, der dich mit in sein Schloss nimmt?" bis hin zu Formulierungen, die mich einfach nur irritierten ("Hallo schöne Frau! Auch wenn du es gar nicht geschrieben hast: du bist extrem sexy. Lust, Bilder auszutauschen und zu fantasieren? ;)" ), weil ich nicht wusste, was zur Hölle ich darauf sagen sollte, mir aber klar war, dass ich eigentlich auch nicht weiter darauf eingehen wollte. Schon verrückt, wie direkt manche versuchen, zur Sache zu kommen.

Mein liebster Chatverlauf, bei dem ich sofort wusste, was ich sagen sollte, war folgender: 
Krass trainierter Typ mit halbnacktem Profilbild:"Du siehst wunderschön aus!" 
Apfelkern: "Ja, ich weiß!" 
Typ: *antwortet nie wieder*
Wahrscheinlich kam er mit so viel Direktheit und Selbstbewusstsein auch nicht klar. Dabei war das nicht mal komplett ernst gemeint, sondern war bloß ein alberner Reflex. 

Das führte aber zu einer ganz anderen Erkenntnis: Partnersuche funktioniert über auf selbiges optimierte Plattformen einfach komplett anders als im alltäglichen Leben.
Da hat man plötzlich einen riesigen Katalog potentieller Partner, die man gemütlich nach Kriterien von Körpergröße und Augenfarben über Anzahl der Rechtschreibfehler im Profil bis hin zur Angabe des Berufs oder Attraktivität auf den Bildern aussortieren kann. Auf der einen Seite wurden mir so viele Typen vorgeschlagen, die ich im realen Leben niemals mit dem Gedanken, dass sie für mich ein potentieller Partner sein könnten, angesehen hätte (sorry, bin eh zu vernünftig für schwer tättowierte Rapper!) und auf der anderen Seite gab es so eine riesige Auswahl an Profilen, dass ich ohne es sofort zu bemerken, sehr wählerisch wurde. 

Typ nur genauso groß wie ich oder kleiner? Next!
Bilder von zu vielen alkoholreichen Partynächten? Next!
Schon sehr deutlicher Bauchansatz? Next!
Raucher? Ewwww! Next!

Trifft man jemanden auf eine andere Weise und lernt erst denjenigen kennen und seinen Charakter zu schätzen, würde man ganz anders mit kleinen Makeln umgehen und sie sehr viel eher schlichtweg akzeptieren. So hat man aber die Auswahl und sucht vor lauter Angebot noch kritischer. Ganz nach dem Motto, wozu mit den faden Tiefkühlwindbeuteln zufrieden geben, wenn man auch die Gourmettorte mit Edelbitterschokolade vom Konditor haben kann.

Zum einen war es gut zu sehen, wer eigentlich wie nach einem Partner sucht und ein Gefühl dafür zu bekommen, dass man selbst a) nicht allein und b) definitiv nicht der verzweifeltste Mensch in dieser Situation ist, zum anderen lässt einen zu viel Auswahl und zu viel Aufmerksamkeit dann leider doch schnell ein wenig voreingenommen bis arrogant werden. Teilweise habe ich einfach anderen direkt einen Korb gegeben, weil mich das Profil auf den ersten Blick nicht angesprochen hat. Zwar immer auf möglichst freundlich-sachliche Art und Weise, um den anderen nicht völlig zu traumatisieren, am Ende dann aber doch ganz klar abweisend.

Und dabei bin ich mir unglaublich arschig vorgekommen. Ich fand mich selbst schrecklich. Wie kann man denn nur so oberflächlich sein und gleich nein wischen, nur weil derjenige klein ist und auf dem Bild einen dümmlichen Gesichtsausdruck hat, von dem ausgehend man direkt darauf schließt, dass derjenige tendenziell nicht die hellste Birne des Kronleuchters sein wird? Das verstößt komplett gegen meinen Grundsatz, einfach jedem erst einmal eine Chance zu geben.
Beim Dating offline in der Realität bin ich schon froh bis hin zu überrascht-schockiert gewesen, wenn mich zum Beispiel auf der Tanzfläche jemand angesprochen hat, online dagegen rechnete ich damit und habe von vornherein den anderen extrem viel kritischer betrachtet. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Verhaltensweise ist, um den möglichst fittesten und intelligentesten Partner zu finden, oder einfach wie schon erwähnt das Verhalten eines Dating-Arschlochs. 

Ganz ehrlich aber: ich möchte nicht nur aus Höflichkeit Zeit und Mühe in einen Kontakt investieren, von dem ich mir meinem Bauchgefühl zum ersten Eindruck folgend sowieso nichts erwarte oder noch schlimmer absolut keine Lust darauf habe. Am Ende würde ich auch nur den anderen enttäuschen, wenn ich dann plötzlich doch gar kein wirkliches Interesse habe, weshalb ich es von vorn herein sein lassen kann. 

Es gab auch noch einen anderen Gedanken, der mich beschäftigt. Wenn mir da so viele potentielle Traumprinzen angezeigt werden: mit wie vielen davon könnte ich wirklich glücklich werden? Könnte man nicht mit theoretisch jedem, mit dem man auf einem in etwa gleichen Intelligenzniveau ist, ähnliche Wertvorstellungen und Ansprüche an eine Beziehung hat, eine gute Partnerschaft führen? 
Man muss nur offen miteinander kommunizieren und dann Zeit sowie Arbeit investieren, damit es funktioniert und dann wird eine Beziehung mit Menschen, die auch dazu bereit sind, wahrscheinlich gut laufen. 

Mit anderen Worten: ich persönlich glaube nicht daran, dass es The One gibt, den einzig wahren Partner, mit dem man für immer und ewig glücklich sein kann. Es gibt für jeden Menschen sicher einige, mit denen das glücklich zusammen leben und alt werden funktionieren kann, solange beide aktiv dafür etwas tun. Man muss eben nur mal so jemanden finden und denjenigen dann bestenfalls nicht nur als Gleichgesinnten erkennen, sondern auch noch attraktiv finden.

Apropos aktiv dafür etwas tun: nach meinen paar Erlebnissen bin ich überzeugt, dass genau das in der Welt des Onlinedatings Timing eine extrem große Rolle spielt. Noch viel mehr als in offline Situationen, wo man jemanden im Alltag immer wieder trifft, immer wieder Kontakt haben und diesen intensivieren kann, wenn man Interesse hat, vielleicht mehr aus dieser Bekanntschaft zu machen. Schließlich ist der andere nicht ständig online erreichbar, viel wichtiger sucht er aber auch parallel aktiv nach Kontakten, weshalb der Moment so wichtig ist. Sonst hat er vielleicht schon was am Wickel.
Wen erwischt man gerade online, wer sieht und matcht einen zufällig? Der andere kann noch so attraktiv, korrekt in Orthographie und Grammatik sowie kreativ in den Formulierungen als auch interessant sein: wenn er nie Zeit für Antworten oder ein Treffen findet, wird es wahrscheinlich einfach nichts mit demjenigen werden. 
Und je öfter man das Treffen dann schon verschieben musste, desto unwahrscheinlicher wird es, dieses Vorhaben tatsächlich noch zu realisieren. Unter anderem auch, weil das Angebot ja noch mehr potentielle Dates hergibt.

Wirklich unangenehm wird es dann, wenn man den einen schon getroffen hat, wiedersehen will und dann der nächste Kandidat aus einem anderen Chat, den man nebenbei weiter geführt hat, doch noch einen Termin für ein Rendezvous findet. Das waren schwere Momente für mein Gewissen, bis ich mich entschieden hatte, nicht zwei Männer parallel zu daten, weil das nur in Ärger und Enttäuschung ausgeufert wäre. Vor allem, wenn das schon statt gehabte Treffen auch noch richtig gut war.

Es gibt also ein paar Tipps, die ich meinem Vergangenheits-Ich gern gegeben hätte, bevor es sich in diese Datingsache hinein gestürzt hat:

  • Es ist in Ordnung, wählerisch zu sein! 
  • Traue deinem Bauchgefühl und dem ersten Eindruck
  • Ehrlichkeit lohnt sich, Spielchen spielen frustriert nur und sind irreführend.
  • Immer nur einen Chat ernsthaft führen und nicht mehrere nebeneinander
  • Finde heraus, welche Richtung des Swipens in der App ja und welche nein bedeutet, bevor du versehentlich einfach alle matchst, weil du dir nur mal die Profile ansehen wolltest...
Am Ende hat sich viel von dem, was ich vom Onlinedating erwartet habe, als wahr erwiesen. Man wird von merkwürdigen Gestalten mit furchtbaren Anmachsprüchen angeschrieben, einige davon wollen direkt zum Sex(-ting) übergehen, andere sind auf den ersten Blick selbstunsicher, hilflos und verzweifelt und man muss sich daran erinnern, dass man ihnen dennoch einen Korb geben darf, weil es keine Selbsthilfegruppe ist, sondern ein Portal für eine Partnersuche. Mit anderen Worten: das ist das, was ich damit meinte, als ich sagte, Onlinedating wäre eine Sammelstelle für die ganz verzweifelten Singles.
Schließlich hatte ich doch interessante und sehr lebhafte Chats, von denen aus sich Dates und ein Dauerdate ergeben haben, aus dem dann eine Beziehung entstanden ist. Es klappt also tatsächlich mit dieser Partnersuche im Netz.

Habt ihr schon mal online nach Partnern gesucht? Was habt ihr erlebt?

Donnerstag, 24. November 2016

Man muss nicht immer versuchen, ein Einhorn zu werden

Ich habe ein Hämatom mitten auf der Nase. So in etwa münzgroß, richtig direkt auf der Nasenwurzel zwischen den Augen. Man könnte meinen, dass es in meinem Umfeld keinen mehr gäbe, der mich noch nicht darauf angesprochen hätte.
Tatsächlich ist es aber bis auf meiner Mutter noch niemandem aufgefallen. Verrückt, oder?!

Da hat man quasi ein leuchtendes Schild im Gesicht und trotzdem schauen alle darüber hinweg. Wie blind können Menschen nur für das sein können, was sie direkt vor Augen haben!
Während ich weiter darüber nachdachte, was Menschen alles nicht bemerken, weil sie so angestrengt über die Dinge nachgrübeln, wurde mir klar, dass ich selbst nicht ansatzweise besser bin. Vielleicht nicht unbedingt, was das Entdecken von Hämatomen im Gesicht meiner Mitmenschen geht, sondern vielmehr, wenn es zum Thema Selbstkritik kommt. Ständig fokussiert man nur auf das negative, alles andere wird übersehen.

Da wäre zum Beispiel der Post zum Thema Selbstbild des Körpers. Da wäre auch mein ständiges Grübeln, warum alle so glücklich und selbstsicher wirken und gefühlt nur ich dauernd an mir zweifle und sehe, was ich alles nicht kann und darüber dann die Gedanken kreisen lasse, um mich gezielt und sicher in Panik und Verzweiflung zu manövrieren. Klassiker zu diesem Stichwort wäre das Thema, dass ich mich inzwischen am Ende des Studiums befinde und damit regulär keine zwei Jahre mehr habe, bevor ich dann offiziell mit einem Schildchen, das mich als Arzt zu erkennen gibt, vor den Patienten trete. Dabei gibt es so unendlich viel, was ich noch nicht oder - noch viel schlimmer - nicht mehr weiß. #omgichwerdesiealleumbringen

Mit all den Dingen im Sinn, die an mir nicht perfekt sondern verbesserungsbedürftig sind, mache ich Pläne in meinen Gedanken. Dinge, die ich lernen muss, Punkte, die ich ändern sollte und so entwerfe ich Schritt für Schritt das Idealbild meiner Selbst, das ich in ein paar Jahren sein möchte. Es erscheint mir dann mit jeder weiteren Minute, die ich in diese Art der Planung investiere, dass ich noch desorganisierter, ungebildeter, tollpatschiger, selbstunsicherer und langweiliger wäre, als es tatsächlich zutrifft. Es tut nicht gut, immer nur die Fehler heraus zu picken und auf ihnen herum zu hacken.

Der Song In My Mind von Amanda Palmer fasst dieses ständige Streben nach einem perfekten Selbst in der Zukunft perfekt zusammen. Das Bewusstsein über die eigenen Fehler führt zu Unzufriedenheit mit der Gegenwart, die in Rastlosigkeit übergeht und leicht zu viel zu viel Verbitterung der eigenen Person gegenüber verleitet.
Wir sollten es öfter so machen wie Amanda, die, nachdem sie in ihrem Song ihre ganzen unrealistischen, alten Vorstellungen und Ansprüche an sich selbst mit der tatsächlichen Entwicklung verglichen hat, nach anfänglicher Frustration erkennt, dass man so wie man ist bereits viel erreicht hat und auch mal für einen Moment ruhig durchatmen sollte, um der Erkenntnis eine Chance zu geben, dass man auch im Hier und Jetzt genau der Mensch sein könnte, der man in diesem Moment sein möchte. Dass es gut ist, der Mensch zu sein, zu dem man sich entwickelt hat.



Veränderung und Bewegung nach vorn ist wichtig im Leben. Trotzdem sollte man sich einmal zurücklehnen und mit ein wenig Abstand erkennen, dass man eben nicht nur in Richtung Zukunft voran arbeiten muss, um irgendwann eventuell dem Ideal von einem selbst zu entsprechen. Es gibt nämlich mehr als das große ganze Bild und mit diesem Wissen können wir im Alltag die Augen öffnen, um die kleinen Dinge zu sehen. Die Hämatome auf den Nasen unserer Mitmenschen, unsere kleinen Erfolgsmomente und die täglich aufblitzenden Momente des Glücks. Dass wir nicht nur immer weiter ackern müssen, um ein Endziel zu erreichen, sondern dass wir auch schon ganz viele Dinge geschafft und erlebt haben und darüber glücklich sein können, uns zu dem entwickelt zu haben, was wir sind.  Denn es lebt sich viel schöner, wenn man nicht übersieht, was in der Gegenwart passiert und wie gut das Jetzt eigentlich ist. Ich vergesse nur immer zu gern, mich selbst daran zu erinnern.

Oder wie Amanda Palmer es so schön auf den Punkt bringt:
Fuck yes - I'm exactly the person that I want to be!

Donnerstag, 3. November 2016

Sitzplatz!

... so lautet zumindest bei mir die Standardaufforderung an Menschen, die mit dem wilden Hüpfen und Tanzen vor der Bühne bei Konzerten nicht zurecht kommen und sich beschweren, dass man bitte nicht während die Musik läuft sich zu sehr bewegen oder gar schubsen soll. Das wäre ja hier schließlich keine Veranstaltung zum Tanzen oder gar Spaß haben…
Ist man mental nicht Willens oder in der Lage, sich der Musik hin zu geben und mitzumachen, dann ist man in meinen Augen ein Fremdkörper in der Gruppe vor der Bühne und so ein klarer Fall für den Sitzplatz. Damit meine ich natürlich nicht in Opern oder klassischen Konzerte, für die ein Sitzplatz ausnahmsweise völlig in Ordnung ist.

Nach langen Monaten der Abstinenz was Konzerte angeht, habe ich heute endlich wieder eins besucht. Dieses mal war ein Punkt von vorn herein anders als gewohnt: ich wusste von Anfang an, dass ich einen Platz im Rang haben würde. Und das heißt konkret - Sitzplatz!

Oh je, Sitzplatz?! Das ist doch die inoffizielle Höchststrafe, wenn live Musik gespielt wird, die einem gefällt. Immerhin drängt dann jeder Muskel zuckend in mir, sich zur Musik zu bewegen und mitzuhüpfen, was auf der Freifläche vor der Bühne am besten funktioniert. Auf einem Sitzplatz gefangen zu sein, bedeutet dagegen, in der Bewegung eingeschränkt zu sein und nicht in die zur Musik wogende Menschenmenge eintauchen zu können.
Aber das waren ja nur meine Vorstellungen, die ich nie auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft hatte. Man sollte Dinge nicht beurteilen, bevor man sie ausprobiert hat und da ich eh keine Wahl hatte, begab ich mich schließlich zu meinem Sitzplatz.

Immerhin war es möglich, sich den Sitzplatz frei auszusuchen. Fluch und Segen zugleich, wie sich herausstellen sollte, denn die Sitzplätze der Balkone der Arena, in der das Konzert stattfand, waren zumindest in der ersten Reihe an der Brüstung schon sehr gut gefüllt und ich fürchtete kurz, nur noch ganz hinten etwas zu finden. Im eine Etage höher gelegenen nächsten Rang fand ich aber nach kurzer Suche noch einen Sitzplatz in der zweiten Reihe hinter der Brüstung. Phew, noch mal gut gelaufen.

Zu meiner Überraschung war der Blick auf die Bühne großartig. Ein komplett anderer Eindruck, als unten in der Menge zu stehen. Jetzt konnte ich die ganze Halle erfassen mit ihren zwei Reihen der Balkone voller Sitzplätze, den beleuchteten Notausgängen dazwischen sowie des Setups von Technik und Tontechnikern. Zum Beobachten war das die perfekte Position, so viel Übersicht über die gesamte Konzerthalle hatte ich noch nie. Sonst fokussiere ich mich immer allein auf das Bühnengeschehen, während all die Menschen hinter mir ausgeblendet werden.
Auch die Seitenzugänge zur Bühne lagen gut in meinem Sichtfeld, sodass ich die Wege des Sängers von der Bühne ins Publikum oder auch einmal um selbige herum gut beobachten konnte.

"Thank you for wasting your phone battery on me. What a nice compliment!" 
Als die aus einer Person bestehende Vorband dann auf die kam, hatte ich einen idealen Überblick darüber, erfasste aber direkt, warum Sitzplatz für mich seit Jahren eine Beleidigung war: man ist zwar anwesend aber nicht wirklich dabei.
Während die Menge vor der Bühne springend und schreiend sich in der Musik verliert und die Emotionen auslebt, ist man selbst in seinem Sitzplatz ordentlich nebeneinander platziert und somit gefangen. Klar, man kann aufstehen, die Arme hoch reißen, die gesamte Bühne überblickend jubeln und doch ist es ein sehr viel distanzierteres Erlebnis.
Niemand rammt einen im Rausch der Musik von hinten, niemand fängt einen danach auf. Kein Springen, bis die Waden schmerzen, kein nach vorn geschwemmt werden und den Drummer aus nächster Nähe dabei beobachten, wie ihm der Schweiß vom Gesicht tropft während man selbst merkt, wie einem der Schweiß den Rücken entlang läuft, weil man sich körperlich so verausgabt. Es ist schon ein herabgesetztes Konzerterlebnis, alle Eindrücke gefiltert durch physische Distanz und Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten.

Auch die Band interagiert vor allem mit dem Publikum vor der Bühne. Man fühlt sich ein bisschen ausgeschlossen auf den Rängen selbst wenn man die besten Bilder davon schießen kann, wie der Sänger sich beim Stagediving ins Publikum wirft. Schon seltsam, bei einem Konzert überhaupt das Handy zu zücken.

Besagte schöne Bilder sind zwar super, um sie auf Social Media Seiten zu posten oder seine Freunde zu beeindrucken, aber das eigentliche Konzerterlebnis gefällt mir persönlich vor der Bühne im Gedränge der Menge unendlich viel besser. Denn auf dem Sitzplatz kann man die Show perfekt ansehen und fotografieren, aber nur vor der Bühne ist man meiner Meinung nach live wirklich dabei.

Donnerstag, 29. September 2016

Einfach darauf festlegen, offen zu sein

Letztens kam in einem Gespräch mit Freunden meiner Eltern das Thema Sport auf. Im Rahmen dessen stellten sie reihum die Frage, was denn die Lieblingssportart jeder der anwesenden Personen wäre. Ganz brav wurde geantwortet: Tennis, Schach, Yoga. Dann wurde die Frage an mich gerichtet und ich konnte nur verständnislos mit den Schultern zucken.

Ja, magst du denn keinen Sport?!
Oh doch, ich liebe Sport, Bewegung und einfach damit herauszufinden, was der Körper so alles kann. Aber genau deshalb stellt sich für mich die Frage: weshalb sollte ich mich auf eine Lieblingssportart festlegen?

Um am Ende sagen zu können, was meine liebste Sportart ist, muss ich ja schließlich erst mal alle ausprobiert haben, die mir vom theoretischen Konzept her zusagen. Das wären dann schon mal einige, die ich in meinem Alter längst noch nicht alle ausprobiert habe.
Nur, weil ich Spaß daran habe, jede Woche Tennis zu spielen, heißt es nämlich nicht, dass ich an einer anderen Sportart nicht auch Freude finden könnte. Die Chance, neben Tennis noch ein ganze andere Universen verschiedener Sportarten zu entdecken, die mich begeistern, reicht für mich, um über den Tellerrand des Tennisfeldes hinaus zu blicken.

Zudem ist nicht jede Art von Sport auf die gleiche Art fordernd für Körper und Geist. Einige Sportarten erfordern Kraft, andere Ausdauer, Balance oder Flexibilität. Warum sollte ich mich darauf limitieren, immer nur joggen zu gehen und dabei Kraft, Balance und Flexibilität zu vernachlässigen? Allein aufgrund dessen würde mir eine Sportart für den Rest meines Lebens nicht genug sein.
Niemand würde sich sein ganzes Leben lang nur von Spaghetti Bolognese ernähren wollen auch wenn es einem schmeckt und man prinzipiell vielleicht damit überleben könnte. Genau deshalb möchte ich eben auch nicht mein Leben lang nur eine einzige Sportart zu betreiben, sondern möglichst viel ausprobieren. Damit ich neben Yoga, Inlineskaten, Training mit Gewichten, Pilates, Kickboxen, Schwimmen und Badminton vielleicht noch mehr Arten der Bewegung entdecke, die ich liebe.

Sport hat für mich viel mit Genuss zu tun. Den Körper zu bewegen ist einfach das, wofür er da ist und dementsprechend belohnt er das auch mit einer guten Stimmung, Energie am nächsten Tag und tiefem Schlaf.
Ganz klar ist nicht jeder Sport ein Genuss und das ist auch ein Teil der Erfahrung. So habe ich schon bemerkt, dass ich Tischtennis, Zumba oder Ballett nicht wirklich genießen kann und dann lasse ich es einfach sein, mich in diesen Disziplinen zu versuchen.
Denn einen Sport, zu dem ich mich quälen müsste, würde ich nicht ausüben. Viel mehr ist Sport für mich Entspannung, eine schöne Freizeitaktivität mit einer spielerischen Komponente.

Den Gedanken, dass es schön ist, einen Sport schon lange zu betreiben und aufgrund dessen darin sehr erfahren und vielleicht auch erfolgreich zu sein, mag ich. Das schließt aber nicht aus, nebenbei noch anderen Sport zu betreiben.
Wahrscheinlich werde ich auf lange Sicht schon meine liebsten Sportarten finden und bevorzugt diese ausüben. Dennoch würde ich mich nicht auf nur einen Sport festlegen, nur um so die Frage nach dem Lieblingssport genau beantworten zu können. Denn man hat viel mehr davon, offen zu sein als stur für immer nur ein und dieselbe Sportart zu praktizieren.

Warum auch für immer nur Spaghetti essen, wenn ich jedes Gericht der Karte ausprobieren kann?

Samstag, 17. September 2016

True colours

Wir müssen reden. Und zwar über das Thema Vertrauen.
An sich bin ich ein Mensch, der relativ schnell Vertrauen fasst. Das hat sich über Jahre bei mir bewährt und ich könnte kein wirkliches Beispiel benennen, wo es mir im Nachhinein tatsächlich mal auf die Füße gefallen ist, jemandem zu vertrauen. Bis jetzt.

Mir ist klar, dass Menschen nicht immer die Wahrheit sagen. Mal aus Bequemlichkeit, mal aus sozialem Druck. Wer will oberflächlichen Bekannten auf die Frage, wie es einem ginge, auch schon all seine Sorgen und Hoffnungen eröffnen? Es ist in dem Moment sehr viel einfacher zu sagen, es ginge einem gut. Das ist eine der gesellschaftlich akzeptiertesten Lügen überhaupt. So sehr, dass ich mich oft frage, warum Menschen diese Frage überhaupt noch stellen, ohne eine wirkliche Antwort zu wollen. Aber darum geht es nicht.

Viel mehr geht es darum, Menschen eine klare Frage mit den Antwortmöglichkeiten ja oder nein zu stellen und auch wenn ja der Realität entspräche, antworten sie mit nein. Daraufhin verhält man sich, als wäre Antwort ja die Realität und am Ende steht man da und wundert sich, wieso die andere Person sich nicht auch langfristig passend dazu verhält, wie sie geantwortet hat.
Tl;dr: ich wurde ganz bewusst angelogen, sodass der andere Vorteile daraus ziehen konnte.

Für mich hat sich daraus kein wirklicher Schaden ergeben bis auf die Verunsicherung, ob ich anderen eigentlich überhaupt noch vertrauen sollte. Offen gesagt habe ich bei privaten Personen, die mir nicht gerade etwas verkaufen wollten, um Geld bettelten oder mir davon erzählten, wie Jehova uns alle vorm Armageddon retten würde, wenn ich sofort beitreten würde, nahezu immer vertraut. Nicht unbedingt so sehr, dass ich sie sofort mit meiner Geldbörse los geschickt hätte, um uns ein Eis zu holen, aber doch so, dass ich annahm, sie würden mir nicht bewusst über relevante Dingen ins Gesicht lügen.

Diese Erfahrung hat eine ganze Kette von Überlegungen angestoßen. Ich bin gedanklich verschiedene Punkte abgegangen, in denen ich Menschen einfach immer geglaubt habe, was sie mir erzählten.
Antworten auf die Frage, wo sie waren. Antworten auf die Frage, ob sie daran gedacht haben, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Antworten auf meine Frage, nach ihrer Meinung zu einem gewissen Thema. Es ließe sich unendlich fortsetzen.

Was mir klar wurde ist, dass Vertrauen die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens ist. All die Angelegenheiten, in denen wir unserem Gegenüber nicht vertrauen, werden vertraglich geregelt, um quasi Vertrauen zu erzwingen, indem man ein juristisch gültiges Abkommen schließt, das mit Konsequenzen droht, wenn das Übereinkommen nicht eingehalten wird. Das ist für finanzielle Dinge vielleicht hilfreich, doch im privaten Bereich möchte ich mir Vertrauen nicht mit solchen Mitteln erkaufen müssen. Es hinterlässt einfach einen bitteren Beigeschmack zu wissen, dass jemand vielleicht auch nur wegen einer bindenden Abmachung sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält.
Weil Vertrauen so basal ist, weiß ich, dass ich in Zukunft nicht darauf verzichten können werde und es auch nicht will. Trotzdem ist es bitter zu realisieren, dass man auf Grundlage einer Lüge, die man nicht hinterfragt hat, für eine gewisse Zeit ein Vertrauen aufgebaut hat.

Man lernt nie aus im Leben. Man muss nur aufpassen, dass man dabei nicht zu verbittert wird.
Ich hoffe, dass ich so etwas nicht so bald wieder erleben muss. Es verunsichert einen nur und und schadet so viel mehr als der Urheber sich im Moment seiner unwahren Äußerung hätte vorstellen können. Also überlegt, was ihr anderen erzählt und wem ihr vertraut.

Dienstag, 6. September 2016

Zu viel des Guten: Gedanken zur Selbstkritik

Baden gewesen, Bikini getragen, Bilder davon gemacht. Heute bin ich dazu gekommen, mir diese Bilder anzusehen und es war grässlich. Nicht mal, weil ich so furchtbar aussehe, sondern weil mir klar wurde, wie schrecklich kritisch und gemein ich mir selbst gegenüber bin.

Andere sehen auf den Fotos am See einen glücklichen Moment des Sommers. Ich sehe platt herabhängendes, zotteliges Haar, eine schief auf der Nase hängende Brille, mein breitestes Zahnfleischlächeln (kann ich denn nicht einmal normal lächeln wie jeder andere auch?!), Hautunreinheiten und eine schreckliche Speckfalte, weil ich mich auf dem Bild natürlich maximal nach vorn beugen muss. Boah und dann auch noch auf allen Fotos diese zusammengekniffenen Augen! Das kommt davon, wenn man sich gegen das Sonnenlicht fotografieren lässt.
Noch dazu betont das Licht so schön meine Ganzkörper-Tiefenweiße, die wahrscheinlich noch die Passagiere der Flugzeuge über mir blendet. Wobei die Blässe der Teil des Gesamtbildes ist, mit dem ich mich dann noch am meisten anfreunden kann.

Es ist schrecklich, meinen Gedanken zuzuhören, die Bilder von mir auseinandernehmen und darüber her ziehen. Jede Schwachstelle, jeder Fehler wird diskutiert. Aber warum nur? Freude macht es mir nicht, doch ich kann diese Gedankengänge auch nur schwer unterdrücken, wenn ich Bilder, Texte oder Audioaufnahmen von mir in die Finger bekomme.

Manchmal denke ich mir, dass wir uns selbst so streng betrachten, damit es kein anderer tut. Wenn wir selbst jeden unserer Fehler gnadenlos beleuchten und analysieren, können wir ihn beheben und so eventuell vor anderen verbergen, bevor es ihnen auch nur auffällt. Schließlich kritisieren wir uns still und heimlich in Gedanken und nicht öffentlich für andere hörbar.
Auch wenn diese Methode der Selbstanalyse mit nachfolgender "Problem"-optimierung funktionieren kann,  hinterlässt sie ein schlechtes Gefühl. Es macht das Verhältnis zur eigenen Person einfach nicht besser, wenn man sich Gedanken darüber macht, wie wohl jede Pore des eigenen Körpers auf andere wirkt. Sich mental selbst zu mobben ist wohl nie hilfreich - vor allem nicht fürs Selbstbewusstsein.

Schließlich bewerte ich Bilder anderer auch nicht so kritisch und fies wie meine eigenen. Bei anderen fixiere ich mich mehr auf das Gesamtbild, das dargestellte Ereignis und die Stimmung und nicht etwa darauf, ob ihre Brille dreckig und die Mascara verschmiert aussehen.
Dass man seine Wirkung auf die Umwelt so detailliert zu analysieren versucht, ist für mich auch ein Ausdruck davon, dass man sich selbst viel zu wichtig nimmt. Man ist aber nur das Zentrum seiner eigenen Handlungen und Entscheidungen, jedoch nicht das des Universums. Vergisst man manchmal auch zu schnell.

Was man nicht vergessen sollte: irgendwann werden diese Bilder Erinnerungen und wenn es gut läuft, werden es gute. Ein Sommertag am See, noch kein graues Haar in Sicht (egal ob nun zottelig oder perfekt geföhnt), kein Stress und so betrachtet sah man dann doch vielleicht nicht so furchtbar aus, wie man in dem Moment dachte und hätte gar keinen Grund gehabt, sich so viele Gedanken darüber zu machen.
So oft habe ich es schon von meinen Eltern, Großeltern, "älteren" Bekannten und ähnlichen gehört, dass sie sich ärgern, in ihren Teenagerzeiten und Zwanzigern so selbstunsicher gewesen zu sein, wozu sie rückblickend gar keinen Grund gehabt hätten. Sommersprossen, Pickel, Brillen, dicke Beine, die gar nicht wirklich dick sind und merkwürdige Mode, die irgendwann nur noch eine witzige Erinnerung werden, sind nichts, weshalb man sich selbst beschimpfen oder vor anderen verstecken muss. Sie alle meinten nur, sie wünschten sich, das früher erkannt zu haben und so nicht immer die blassen nicht ganz spindeldürren Beine auch im Hochsommer ständig unter langen Hosen versteckt, die Brillen für Bilder abgenommen (und dann mit zusammengekniffenen Augen weg von der Kamera geschaut) oder die Sommersprossen mit Schneckenschleim zu bleichen versucht zu haben.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf versuche ich auch, mir gegenüber nicht zu kritisch zu sein. Meistens klappt es ganz gut und ich traue mich trotz imperfekter Haut mit Unreinheiten auf dem Rücken im Sommer im Top raus, das die "Problematik" nicht komplett verbirgt oder trage kurze Hosen, die über den Knien enden obwohl meine Oberschenkel definitiv breiter sind als meine Waden. Einfach, weil es normal ist. Trotzdem kommentiere ich mental mein von mir als unpassend oder peinlich wahrgenommenes Verhalten und Aussehen dabei weiter. Es ist nicht so leicht, mit sich selbst im Gleichgewicht und voller Selbstbewusstsein zu sein. Selbstbewusstsein im Sinne von Selbstsicherheit und nicht Bewusstsein gegenüber der eigenen Fehler. Sich nicht in den Handlungen von der Selbstunsicherheit einschränken zu lassen ist zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Denn jeder Mensch hat Aspekte, die dem gesellschaftlichen Ideal nicht entsprechen und die ihn verunsichern. Nur fallen die einem bei anderen meist nicht auf, weil es eben nicht die eigenen sind und man einfach darüber hinweg sieht.

Mittwoch, 31. August 2016

Warum die Anzahl meiner Blogleser mir egal ist

Letztens bis ich auf einen Artikel gestoßen, der Bloggern helfen soll, mehr Leser zu gewinnen. Ganz interessiert fing ich an, ihn zu lesen und am Ende saß ich nur da und war beeindruckt, was man alles so tun könnte und angeblich dringend sollte, um seine Reichweite zu erweitern. Bleibt nur eine Frage: warum eigentlich?

In über fünf Jahren des Bloggens habe ich noch keine 200 Leser zusammen. Ehrlich gesagt habe ich nicht mal ganz auf dem Schirm, wie viele Leser ich überhaupt habe und wie viele davon Karteileichen sind. All das ist Ausdruck davon, dass es mir offensichtlich nicht wichtig ist, wie viele Abonnenten mein Blog nun hat. Wäre es für mich persönlich bedeutsam, hätte ich wahrscheinlich auch schon frustriert den Blog gelöscht.

Tja, da hätte ich mich wohl mal früher an die Tipps halten sollen.
Täglich posten und mir damit ordentlich Stress mit meinem Hobby machen. Regelmäßig Gewinnspiele dediziert nur für Leser veranstalten, um die gierige Meute zu zwingen, mich zu abonnieren, wenn sie etwas gewinnen wollen. Auch auf den anderen Social Media Kanälen hätte ich aktiver sein müssen und nicht nur meine blöden Gedanken teilen sollen, sondern vor allem Links zu meinen Blogposts. Das habe ich aber tatsächlich fast nie getan, weil ich einfach keinen bei Twitter oder Instagram zu spammen wollte. Immerhin steht der Link zu meinem Blog dort im Profil und wer interessiert ist, hätte ja selbst klicken können. Ohne, dass ich ihn davor endlos mit meiner Eigenwerbung nerve.

Was ich natürlich auch verpasst habe und so noch nicht mal tausend Leser habe, ist es, andere Blogs hier vorzustellen und deren Autoren dadurch im Austausch auf ihrer Plattform die Werbetrommel für meinen Blog rühren zu lassen.
Nicht mal eine Facebookfanseite, eine Visitenkarte oder gar Apfelkerne-Merchandise gibt es. Also ehrlich - ich könnte nie ein erfolgreicher Blogger werden.

Und das stört mich nicht im geringsten.
Denn was die Autoren der ganzen Tipps für mehr Bekanntheit im Internet nicht bedacht haben, ist, dass es vielleicht gar nicht das große Ziel eines jeden Bloggers ist, möglichst groß raus zu kommen. Auch wenn tendenziell mehr Leute ihren Blog zu einer lukrativen Einnahmequelle machen können, heißt es nicht, dass jeder das will. Verrückt, oder?

Tatsächlich sehe ich diese Seite einfach nur als Hobby an, als Möglichkeit, Gedanken und Ideen zu teilen sowie im besten Fall eine Rückmeldung von jemand anderem dazu zu bekommen. Ob derjenige nun offiziell mein Leser ist oder nicht, ist mir dabei völlig gleich. Kommentare sind mir nämlich sehr viel mehr wert als Leserzahlen. Immerhin kann man "Leser" und Facebookfans auch einfach kaufen aber konstruktive, interessante Kommentare nicht.

Trotzdem sind Leserzahlen indirekt eine Möglichkeit, die Anzahl der Kommentare abzuschätzen - wird der Artikel häufiger gelesen, steigt immerhin die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende jemand kommentiert. Beim nächsten Post dazu, wie man seine Leser dazu bringt, mehr zu kommentieren, werde ich dann aufmerksam lesen. Denn ich strebe nicht nach der größten möglichen Anzahl an Lesern, sondern nach einem regen Austausch.

Freitag, 26. August 2016

Drei Ersatzhosen weniger: woran minimalistisches Packen bei mir scheiterete

Eigentlich sollte ich jetzt für meinen Besuch der Minimal-Kon am Wochenende in Essen packen, doch ich kann einfach nicht aufhören, über das Packen nachzudenken. Da ich in diesem Monat bereits zwei mal außerhalb des Landes gereist bin, hatte ich auch schon ausreichend Gelegenheit, Taschen zu packen. Dabei ist mir rückblickend gerade etwas aufgefallen: die Anzahl der Übernachtungen beziehungsweise die Dauer der Reise scheint keinen Zusammenhang mit dem Gewicht des Gepäcks zu haben.

Zur Übersicht:
11 Tage Großbritannien - 6kg Handgepäck
14 Tage Island - 14kg Koffer
4 Tage Bulgarien - 7kg Koffer

Anscheinend habe ich das minimalistische Packen verlernt. Viel kälter als in Großbritannien war es in Island auch nicht, sodass besonders schwere wärmende Kleidung keinesfalls als Ausrede durchgehen kann. Und warum braucht man bitte so viel Kram für vier Tage in Bulgarien?!

Die Erklärung ist ganz simpel: minimalistisches Packen erfordert Sicherheit. Wenn man nur das einpacken möchte, was man wirklich braucht, muss man sich gewiss sein, damit auch alle Anforderungen an die Kleidung und die generelle Ausrüstung während der Reise abzudecken. Nicht noch mal zur Sicherheit eine eigentlich überflüssige Ersatzhose, ein Regencape, eine wasserfeste Hose und ein alternatives Outfit für warmes Wetter einzupacken, erfordert in gewisser Weise Mut. Denn man verzichtet damit quasi ganz bewusst auf die Reißleine.

Während der Reise in Großbritannien habe ich wirklich 100% des Tascheninhalts (nun ja, bis auf die Menstruationstasse und das Pflasterset, aber das geht absolut klar) gebraucht und war damit sehr zufrieden. In Island dagegen hatte ich mit der wasserfesten Hose, dem Regencape und Kleidung für den Fall, dass es mal wärmer würde, einfach zu viel unnötiges Zeug mit. Dabei wusste ich, dass mich keine Reittouren durch den Schlamm erwarteten, ich schon eh eine wasserfeste Jacke dabei hatte und es sowieso nicht über 18° werden würden. Aber man weiß ja nie - und mit diesem Spruch in Gedanken landete viel unnötiger Ballast im Koffer.

Für die Hochzeit, zu der ich in Bulgarien eingeladen war, hätte es absolut auch Handgepäck getan. Da ich aber auf Nagelschere, Taschenmesser (man weiß ja nie!!!), Deodorant zum Sprühen und Haarspray nicht verzichten wollte, entschied ich mich, das eh im Kombiticket enthaltene Gepäckstück zur Aufgabe zu nutzen, obwohl vom Gewicht und Format her auch ein Handgepäckstück ausgereicht hätte.
Die Beschränkungen zum Transport von Flüssigkeiten und spitzen Gegenständen schränken das Reisen allein mit Handgepäck schon ein. Ich würde nur ungern zwei Wochen ohne Nagelschere unterwegs sein. Und wer reist schon ohne Taschenmesser - vom Zubereiten von Mahlzeiten in Hostels ohne ordentliches Küchenequipment über das Sammeln von Pilzen bis hin zum Öffnen von Verpackungen braucht man einfach immer eins. Leider darf man es nur im Koffer transportieren. Ich würde offen gesagt aber auch nicht wollen, dass meine Mitreisenden im Flugzeug alle ein Taschenmesser hätten.

Zurück zum minimalistischen Packen. Es ist damit wie auch im minimalistischen Alltag: entscheidet man sich dagegen, für jedes Teil drei Ersatzstücke zu besitzen, hat man im Notfall weniger in Reserve, doch in der Realität des Alltags hat man einfach viel weniger Ballast, um den man sich kümmern muss. Und ehrlich gesagt: wie oft kommt es schon zu einem Notfall, in dem sich das jahrelange Lagern der Ersatzgummistiefel auszahlt? Eben.

Beim Packen fällt es auch leichter, auf zusätzliche Kleidungsstücke zu verzichten, wenn man selbstsicher ist. Zumindest war ich es für die Reise nach Bulgarien nicht, da ich einmal ein Outfit mit Hose und eins mit Rock für den Junggesellinnenabschied eingepackt hatte, um mich vor Ort noch an der Kleidungswahl meiner Mitreisenden orientieren zu können. Hätte ich nur mein Lieblingsoutfit eingepackt, hätte ich am Ende aber auch nichts anderes angezogen, als ich nun letztlich getragen habe. Tja. Absprache mit den anderen vorher hätte auch geholfen. Oder auch einfach auf mein Bauchgefühl zu hören und zu wissen, dass ich eh das anziehen möchte, was sich für mich bequemer anfühlt.

Fazit: man braucht keine dritte Ersatzhose und ein Regencape, wenn man schon eine wasserfeste Hose hat. Und man sollte das einpacken, worin man sich wohl fühlt ganz unabhängig von dem, was die anderen anziehen - immerhin muss man sich selbst wohl fühlen. Ach und man braucht auch nicht immer das größte und schönste Handtuch nur für den Fall, dass man mal baden gehen würde und das Hotel keine Handtücher anbietet.

Generell braucht man nicht so viel Scheiß - sowohl im Alltag als auch auf Reisen. Und damit mache ich mich auf, meinen kleinen Rucksack für das Wochenende zu packen. Auf dass er unter fünf Kilo Gewicht bleibt und ich nicht auf einen Koffer wechseln muss.

Mittwoch, 24. August 2016

Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei

Hello again! Ich bin zurück aus dem Sommerloch; Prüfungen und Urlaub liegen hinter mir und ich komme nun endlich wieder dazu, all die Dinge, über die ich bloggen wollte, aufzuschreiben.
Kennt ihr das auch? Sobald man Zeit hat, fällt einem kaum ein großartiges Thema für einen Blogeintrag ein aber sobald das Hirn gestresst ist und man von einem Termin zum anderen rennt, kann man sich vor spontanen Eingebungen gar nicht mehr retten.
Nun aber zu einem Thema, das mich wirklich beschäftigt hat.

Denkt ihr ab und an über den Tod nach?
Im Medizinstudium kommt man nicht drum herum, sich über die verschiedenen Varianten zu sterben, genau zu informieren, doch dabei denke ich fast nie an meinen eigenen Tod. Weil es statistisch einfach noch nicht sehr wahrscheinlich ist, weil ich zu jung bin und nicht risikoreich genug lebe, um mir wirklich Sorgen machen zu müssen. Mit anderen Worten: ich mache mir wegen tausenden Dingen Gedanken aber in nächster Zeit zu sterben gehört definitiv nicht dazu. Und das ist eigentlich ein Fehler.

Nicht, weil ich jetzt entdeckt habe, dass es doch ernsthafte Gründe für mich gäbe, in naher Zukunft sterben zu müssen, sondern weil es jeglicher Statistik zu trotz doch einfach passieren kann.
Vor mehreren Wochen starb ein Kommilitone von mir ganz überraschend bei einem Verkehrsunfall. Einfach so. In einem Moment noch mitten im Alltag und dann - zack - Schädelhirntrauma, Koma, Organspender, Ende Gelände.
Es kam mir alles so unwirklich vor, als ich davon hörte. Dass dieser gesunde junge Mensch ganz plötzlich einfach nicht mehr da sein sollte, wollte mir nicht in den Kopf. Das war kein typisches die Einschläge kommen näher wie bei den Hochzeiten in meinem Umfeld - das ist einfach purer Zufall gewesen. Sowohl der Lottogewinn als auch der Blitz könnten aus heiterem Himmel jeden treffen. Wobei - für den Blitzschlag muss man sich nicht mal ein Los kaufen.

Was mir nachdem das beklemmende Gefühl und der Schock etwas abgeflaut waren klar wurde: man muss ganz klar damit rechnen, jeden Tag unerwartet sterben zu können. Natürlich steigt das Risiko dafür im Laufe der Zeit doch rein theoretisch ist es jederzeit möglich.
Diese Erkenntnis, die nicht neu aber bei den meisten bestens verdrängt ist, muss uns nicht unbedingt deprimieren, sondern kann uns auch motivieren.

Zum Beispiel dazu, Dinge nicht ewig heraus zu zögern und Gelegenheiten zu nutzen. Neue Dinge auszuprobieren, sich etwas trauen und allein reisen, einfach mal die Schüchternheit überwinden und seine Mitmenschen ansprechen und Prioritäten setzen.
Prioritäten sind für mich in dem Kontext Dinge, von denen ich und oder andere langfristig profitieren. Das ist dann eventuell nicht die Designertasche aus der neuesten Kollektion, die ich mir vom Ersparten in den Schrank stelle, sondern Erfahrungen wie spontane Treffen mit Freunden, Konzertbesuche oder Reisen sowie selbst geschaffene Dinge und Inhalte. Ich bin davon überzeugt, dass es den Wert von Wissen und Erfahrungen steigert, wenn man sie teilt. So haben alle mehr davon, wenn man nicht nur für sich selbst die schönsten Urlaubsbilder macht oder weiß, wie man pochierte Eier macht, die Scheinwerfer des Autos wechselt oder welche Sehenswürdigkeiten man bei einem Besuch in Prag auf keinen Fall verpassen sollte, sondern dieses Wissen teilt. Ob man das über Filme, Bücher, Blogs, Twitter, Instagram, Youtube oder anderweitig schafft, ist dabei völlig gleich.
Das Leben gewinnt an Bedeutung, wenn man es einerseits selbst mit Freude erlebt und andererseits dazu beitragen kann, dass andere durch das eigene Wirken wenn auch nur für einen kurzen Moment ein besseres Leben haben.

Dabei hilft es einfach zu wissen, dass man nicht endlos Zeit hat, all das, was man schaffen möchte, auf die Reihe zu bekommen. Nicht umsonst waren Vanitasstillleben vor gut 350 Jahren schwer angesagt und erinnerten daran, dass aller weltlicher Reichtum vergänglich ist. Auch der Spruch Memento mori (denke daran, dass du sterben wirst) schlägt genau in die gleiche Kerbe. Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei ist noch einmal inhaltlich identisch nur nicht halb so schön formuliert. Wie gesagt - diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern nur für mich gerade noch einmal sehr deutlich geworden.
Also: Hintern hoch, den freien Tag nicht unbedingt mit Netflix vergammeln (denn ehrlich: was habe ich schon davon, wenn ich das komplette Angebot an Serien gesehen habe?) sondern etwas neues ausprobieren, Freunde treffen, Objekte oder Inhalte erschaffen, sich bewegen und etwas aus seiner Zeit machen. Natürlich kann nicht jeder Tag extrem produktiv sein aber man kann es zumindest versuchen.

Wenn das Leben endlos wäre, würde man wahrscheinlich auch probieren, produktiv zu sein und das beste für sich und andere daraus zu machen - allein schon, um sich eine Aufgaben und dem Leben einen Sinn zu geben. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass viele Menschen ein zielloses umher Driften in der Zeit genießen würden. Die Endlichkeit des Seins hilft uns auch daran zu erinnern, dass wir an einen Zeitverlauf gebunden sind und innerhalb dieses umsetzen müssen, was wir realisieren wollen oder es nie geschehen wird.

Wann habt ihr das letzte mal an die eigene Vergänglichkeit gedacht und wie geht ihr mit diesem Wissen um?



Sonntag, 31. Juli 2016

Bist du schon vegan oder ignorierst du noch?

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass ich ein kleines Selbstexperiment gemacht und mich eine Woche vegan ernährt habe. Etwa sieben Monate ist es her, dass ich von meinem Vorsatz fürs neue Jahr, weniger Tierprodukte zu konsumieren, geschrieben habe. Ja da stellt sich doch eine Frage: was ist denn daraus geworden?

Spoiler: aus mir ist bisher kein Veganer geworden. Ehrlich gesagt habe ich damit aber auch nicht gerechnet. Aber so ein paar Sachen haben sich getan.
Ich denke weiterhin, dass es ganz objektiv gesehen die gesündeste und ökonomisch effizienteste Ernährungsweise ist, auf tierische Produkte zu verzichten. Obst, Gemüse, Getreide - viel mehr braucht man nicht. Also ja, Wasser, Spurenelemente, Mineralien… aber ihr wisst schon, was ich meine. Nichts tierisches zumindest.

Wenn man es ganz sachlich betrachtet, ist es auch definitiv nicht angenehm, sich klar zu machen, dass Fleischkonsum letztlich Leichenkonsum ist. Und gruseliger Weise sehen tote Tiere anders als tote Pflanzen auch noch sehr ähnlich aus wie menschliche Leichen. Es ist schon seltsam, beim Zerlegen des Spanferkels die gleichen anatomischen Strukturen wie beim menschlichen Körper aus dem Präparierkurs zu finden. Und dann hat man plötzlich das Nervengeflecht des Plexus brachialis aus dem Spanferkel freigelegt, das exakt so aufgebaut ist wie der humane. Muss man das essen? Wie unangenehm. Das reicht schon, um mir ein ungutes Gefühl zu geben, wenn ich Fleisch esse.

So so, ich finde es also nicht nett, Leichenteile zu essen. Ja aber warum mache ich es denn trotzdem?!
Es gibt dafür zwei Gründe für mich und die sind alle beide durchweg egoistisch.

Nummer eins: leider schmeckt es mir einfach, ganz offen zugegeben.

Ich kann viele Dinge fleischlos ähnlich lecker kochen aber solche Dinge wie den puren Fleischgeschmack eines Rindersteaks oder gebratenen Lamms kann man einfach nicht imitieren. Sagen Kannibalen sowas sich verteidigend auch über Menschenfleisch und klingt das dann genauso grotesk?
Einerseits denke ich gerade an den vollen Geschmack eines medium gebratenen Rindersteaks und gleichzeitig frage ich mich, wie man nur so grausam sein kann, gern Teile von kleinen wolligen Lämmer zu essen. Ich bin ein großer Haufen Widersprüche und Zwiespalt, was Fleischessen angeht.

Nummer zwei: es schränkt mich ein, vegan zu leben. 

Es bedeutet nicht, dass man keine vielfältige Ernährung haben kann, die einem Genuss bereitet (das kann man nämlich definitiv), doch es fällt viel Spontanität weg. Nicht einfach mal am Buffet kosten, was gut aussieht, sondern immer vorher die Inhaltsstoffe erfragen. Man kann nicht einfach auf gut Glück in irgendein Restaurant gehen und etwas essen, weil der Salat vielleicht das einzige rein pflanzliche Gericht auf der Karte ist.
Noch blöder ist aber, dass ich damit meine eigenen Erlebnisse einschränke. Im Urlaub kann ich so nicht das landestypische nonvegane Gericht probieren, sondern muss immer Alternativen suchen. Die Alternativen müssen ja nicht schlecht sein, doch eigentlich würde ich noch viel lieber den frischen isländischen Fisch essen oder Haggis probieren. Es würde für mich einen persönlichen Verzicht bedeuten, mich in diesem Moment vegan zu ernähren und dafür ist der innere egoistische Schweinehund offen gestanden zu groß.

Generell ist es ein absolut rein egoistisches, rücksichtsloses Verhalten, Fleisch und andere tierische Produkte zu verzehren. Da muss man sich gar nichts anderes einreden. Man stellt sich damit ganz klar über die anderen Lebewesen und das nicht nur in irgendwelchen metaphorischen Weisen sondern ganz realistisch, da man durch die Entscheidung, was es zum Mittag gibt, deren Leben nachhaltig schädigt. Oder beendet. Nicht so nett.

Ihr seht: ich bin sehr gespalten, was den Konsum tierischer Produkte angeht. Insgeheim bin ich im Herzen ein kleiner Möchtegern-Veganer aber am Ende nur inkonsequent und egoistisch. Muss ich leider zugeben, denn das ist einfach die Wahrheit.

Solange es mich nicht einschränkt, treffe ich immer die Entscheidung für vegetarische oder vegane Lebensmittel. So gibt es bei uns in der WG ausschließlich Sojamilch statt Kuhmilch im Kühlschrank, Fleisch wird eh erst gar nicht gekauft und wenn ich für mich allein koche, dann in 98% der Fälle vegetarisch und oft auch vegan. Wenn da nicht Butter und Käse wären.
Zusätzlich zu Milchprodukten und Eiern kommt dann ungefähr jedes Wochenende ein soziales Essen, ein gemeinsames Essen mit Freunden und Familie. Und damit auch Situationen, in denen Fleisch serviert wird.

Sobald die Freunde nun zum Grillen einladen und mir den gegarten marinierten Brustkorb eines Schweins vorsetzen, ist es schnell vorbei mit all den rationalen Einsichten. Ich sage nicht nein zum Fleisch aber während ich esse und schuldbewusst feststelle, dass es mir schmeckt, notiere ich still, dass Schweine die exakt gleiche Anordnung der Zwischenrippenmuskulatur haben wie Menschen. Wie unangenehm.
So rein von der Vorstellung her, wäre ich im Präparierkurs des Studiums niemals auf die Idee gekommen, menschliche Leichen zu essen oder nur ansatzweise als potentielles Nahrungsmittel zu betrachten. Wie sind wir dann nur auf die absurde Idee gekommen, dass Tiere ein Nahrungsmittel wären? Ach ja, dieser Kampf ums Überleben und der Evolutionsdruck. Damals.

Nun sitze ich da und fühle mich schlecht dabei, Fleisch zu essen und gleichzeitig wäre es mir vor meinen omnivoren Freunden und Familienmitgliedern peinlich bis hin zu einem Grund für Spott, sich als Veganer oder auch nur Vegetarier zu outen. Das würde ja auch gleichzeitig bedeuten, dass ich mich selbst dauerhaft disziplinieren in meiner Ernährung einschränken müsste. In manchen Momenten würde sich es anfühlen wie Selbstbestrafung.

Ich wünschte, ich könnte mich durch Photosynthese ernähren. Auch wenn ich gern esse und das sehr genieße: es ist anstrengend, wenn Essen plötzlich zur moralischen Frage wird, die jedes mal aufs neue Entscheidungen und Schuldgefühle provoziert. Das Problem ist nur, dass ich nicht mehr ignorant genug bin, um guten Gewissens Fleisch essen zu können.

Dienstag, 26. Juli 2016

Forever alone: Die Sache mit dem Dating

Seid ihr gerade dabei zu heiraten oder ein Kind zu bekommen? Wenn ja, dann würde das perfekt zu meiner Wahrnehmung der Umwelt passen. Denn gefühlt heiratet momentan mein ganzer Freundes- und Bekanntenkreis sowohl im realen Leben als auch online und fängt danach mit der Reproduktion da. Und ich sitze da und weiß nicht, ob ich es absolut surreal und gruselig finden oder Torschlusspanik bekommen soll.

Als ich von den ersten Kommilitonen in meinem Alter hörte, dass sie heiraten würden, fragte ich mich überhaupt, ob sie das denn schon dürften. Sie waren ja noch nicht mal 25!
Anscheinend durften sie es, denn sie haben die Sache durchgezogen.
Nun hat vor einigen Tagen eine Bekannte ihr erstes Kind bekommen. Das ist meiner Meinung nach noch eine viel verrücktere Sache als das Heiraten - schließlich unterschreibt man nicht nur einen Vertrag und ändert den sozialen Status sondern hat plötzlich ein Projekt für den Rest seines Lebens oder mindestens die nächsten zwanzig Jahre an der Backe. Sicher kann das auch etwas schönes sein, doch sind wir nicht noch ein bisschen jung dafür?

Ich meine: macht man sowas nicht erst ab fünfundzwanzig? Frühestens! Also nicht, dass ich das jetzt für dieses Alter planen würde. Scheinbar bin ich mit der Meinung nicht allein aber tendenziell nicht Teil einer Mehrheit. Denn nun hat sich doch gleich die nächste Schwangere im Umkreis geoutet. Als wäre es ansteckend. *Sicherheitsabstand*
Als hätte er es geahnt schmerzte mein Uterus am Tag der Geburt des Kindes der Bekannten noch bevor ich davon wusste, dass sie an dem Tag Mutter wurde, ganz fürchterlich und ich war schon sehr beeindruckt, was der Körper alles mitbekommt ohne dass man aktiv davon weiß.
Aber nein, es war nur die Vorbereitung meines Körpers dafür, mir dann zwei Tage später bei einem Gespräch mit einer Professorin in einer weißen Sommerhose mir zu präsentieren, dass ich nun meine Periode hätte. Good times! Na ja, immerhin war es keine Geburt.

Und was macht man jetzt so mit 23, wenn man eben nicht dabei ist, seine Hochzeit zu planen oder ein Kind auszubrüten? Ganz einfach: man denkt darüber nach, wie alle um einen herum scheinbar jemanden gefunden haben, mit dem sie für immer glücklich sein werden oder das zumindest bei jeder Gelegenheit jedem ungefragt mitteilen während man selbst Single ist. Jawoll, daher der Frust.

Ich mache schon Pläne, wie ich mein Leben als Crazy Cat Lady später am besten organisiere, da ich insgeheim schon ein bisschen mehr als nur ein bisschen verzweifelt bin. Gefühlt sind alle sympathischen und attraktiven Männer in meinem Umfeld bereits vergeben, langweilig, nicht interessiert oder winzig (aka kleiner als 1,80m). Aber hey, da muss man doch nicht jammern - es gibt schließlich doch auch eine Möglichkeit, seine Suchressourcen zu erweitern: Onlinedating!

Davor schrecke ich ehrlich gesagt noch sehr zurück. In meiner Vorstellung ist das der reine Fleischmarkt. Man muss sich auf den Bildern facettenreich und interessant zeigen. Immer schön die Reiselust, die eigene körperliche Fitness, die Intelligenz und seinen großen Freundeskreis präsentieren. Wenn ich da nicht meinen gut trainierten Hintern -  weil ich schließlich keine Torte im Schaufenster bin - sondern mich strickend zeige, wird mich nämlich kein Schwein anschreiben. Allerdings habe ich wenig Lust, mich für sowas zu verstellen, nur damit die Nachrichten irgendwelcher Männer ohne Ende bei mir landen.
Schließlich möchte ich mir keinen dämlichen Lustmolch anlachen sondern einen Partner.


These are the  only juicy dates I have
Für Onlinedating bin ich zum einen noch nicht ganz verzweifelt genug und zum anderen kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass ich damit überhaupt zurecht käme. Es würde schon reichen, dass mich jemand mit "Na Süße" anschreibt, um mich in eine Mischung aus Abscheu und Grübeln zu versetzen. Erst letztens (in einer App für Persönlichkeitstests, die ich nur mit meiner Schwester nutze, die aber anscheinend eigentlich zum Dating da ist) erlebt.
Nachdem ich die Nachricht bekam, war ich völlig geschockt, hab denjenigen erst mal blockiert und kam nicht darüber hinweg, dass fremde Menschen einen einfach so Süße nennen.

Ich meine - wie kann mich denn jemand einfach Süße nennen, der mich nicht kennt?! Wie dreist und erniedrigend ist das denn? Hält der mich für bescheuert? Muss ein ganz schöner Macho sein. Oder ein Troll. Sowas kann schließlich niemand ernst meinen.

Man sieht - ich bin ein Naturtalent im Dating. Nicht. Und wahrscheinlich war das ein ganz normaler Spruch zum Eröffnen eines Gesprächs für denjenigen. Nur mal im Ernst: was soll man denn darauf sinnvoll antworten?

Mir ist schon klar, dass es nicht unbedingt daran liegt, dass ich eine so unsympathische, miespetrige und hässliche Person bin, dass ich Single bin. Viel mehr hängt es damit zusammen, dass ich Treffen mit vielen Fremden wie WG Party meide und wenn ich mal Abends tanzen gehe oder auf einem Konzert bin, viel zu sehr beschäftigt bin, mich selbst zu amüsieren als dass ich die potentiellen Partner um mich herum abchecken würde.
Und das größte Problem bleibt, dass Menschen, die genauso ticken wie ich, auch lieber allein zu hause bleiben als sich auf jeder WG Party der Stadt mit neuen Leuten zu betrinken. Ein ewiges Dilemma.

Natürlich gibt es sehr viele sehr viel größere Probleme auf der Welt aber momentan bewegt mich persönlich das Thema der Partnerschaft sehr. Es wird gesellschaftlich vorausgesetzt, dass man jemanden findet, mit dem man bis ans Ende aller Zeiten zusammen ist und Nachkommen produziert. So ein bisschen habe ich das Gefühl, mit dem Single Status negativ aufzufallen. Oder habt ihr schon mal jemanden prahlen gehört, wie wunderbar allein er ist? Ich auch nicht. Ich muss mir nur ständig anhören, wie großartig der Freund oder die Freundin meiner Mitmenschen wäre. Was ja an sich auch schön ist, dass diejenigen glücklich sind. Zugleich fühlt es sich aber auch immer mies an zu wissen, dass man all das selbst nicht hat.
Auch wenn ich weiß, dass das persönliche Glück nicht allein von einer Beziehung abhängt, bedeutet es trotzdem nicht, dass ich mir keine wünschen würde.

Und abgesehen davon: muss ich jetzt wirklich forever alone sein, nur weil ich introvertiert bin? Das kann doch wohl nicht wahr sein...

Wie geht es euch mit dem Thema Partnerschaft? Schweigt ihr es lieber tot oder berichtet ihr allen zum x-ten mal von der Planung eurer Traumhochzeit?

Mittwoch, 13. Juli 2016

#PMDD21

Ein bisschen spät dran lautet ganz offensichtlich das Motto meines aktuellen Picture my Day Days.
Irgendwie habe ich es dieses Mal so gar nicht mitbekommen, wann der #PMDD stattfinden wird und plötzlich stolperte ich auf Twitter über Tweets und Bilder zu diesem Event. So fing ich dann gegen 11:00 Uhr ganz spontan noch an, meinen Tag fotografisch festzuhalten.
Organisiert wurde der #PMDD dieses mal übrigens von Frau Margarete. 

Auf Bilder von dem epischen Frühstück aus Haferflocken, gerösteten Sonnenblumenkernen, Sojamilch und Apfelstücken müsst ihr daher leider verzichten. Es ähnelt aber dem Frühstück des letzten Picture My Day Days - einfach mal auf das Label unter dem Post klicken, um sich das ersatzweise anzusehen.

Und nun auf in den studentischen Sonntag!


Wäsche waschen

Ganz passend war ich zufällig im absoluten Non-Fashion Blogger Style gekleidet: Jogginghose und gestreiftes Shirt. Das Buch gehört übrigens zum Outfit und zum Tagesprogramm. Prüfungen stehen an und ich stecke meine Nase den ganzen Tag lang in meine Unterlagen.

Hunger! Zeit, Mittagessen kochen. Essentielles Grundnahrungsmittel ist dabei übrigens für mich immer Knoblauch. 

Tadaaa - in Gemüsebrühe gekochte rote Linsen, Brokkoli, Paprika und Pak Choi gedünstet in Knoblauchbutter. Macht für euch ein Spritzer Zitronensaft darüber Gemüse auch immer zehn mal fabulöser?

Nach dem Essen ging es zurück ans Lernen. Das ist jedoch kein gutes Bildmotiv, weshalb ich euch die gefaltete Yogamatte zeige. Für eine kleine Lernpause bietet es sich nämlich immer an, Kopfstände zu üben. Bringt den Kreislauf in Schwung, hält wach und hilft vielleicht, irgendwann den Kopfstand sicher zu beherrschen.


Saugstauben! Ein Klassiker am Sonntag, wenn man den laut (seine Computerspiele? an-) schreienden Nachbarn daran erinnern will, dass er nicht allein im Haus ist. 
*insert random foot content here*

17:30 Uhr und es ereilt mich ein spontaner Anfall von Hunger. Lösung: Sojamilch, Grieß, Kakaopulver und Erbeermarmelade zu einem schmackhaften Brei zusammen kochen. 

Sportsachen packen und auf zum Unisport. Body Shape Intensiv… es heißt nicht umsonst intensiv. Ich konnte den Schweiß dabei beobachten, wie er an mir herunter strömt, aber ich hatte Spaß und eine großartige Auszeit vom Lernen. 


Auf dem Heimweg wurde ich im Flur von der kuscheligen Nachbarskatze begrüßt. Als ob sie gewusst hätte, dass das Internet Katzen liebt! #catcontent

Duschen nach dem Sport. Das blaue Duschbad ist mein Lieblingsduschbad für den Sommer, weil es einfach so sommerlich nach Sonnencreme-Kokos-Meer riecht. Wie ein kleiner Kurzurlaub.

Die finale Folge der Serie Forever ansehen und dabei den restlichen Brokkoli mit Tomate und Sriracha Sauce mit einem Knäckebrot mit Avocado essen. Ahh, es ist nach einer Serie, die man mochte, immer so frustrierend, wenn sie abgesetzt wurde! Nun ja, immerhin ist da jetzt keine Versuchung, weiter zu schauen, obwohl man lernen muss.

Licht aus. Gute Nacht!

Das war es auch schon mit meinem Picture My Day Day! Nicht besonders aufregend aber das ist ja auch die Definition von Sonntagen. Nun ja, es könnte mehr Entspannung dabei sein. In knapp einem Monat dann wieder.