Donnerstag, 30. April 2015

Petrichor

Der Sommer ist eigentlich nicht unbedingt meine liebste Jahreszeit. Brennend heiße Sonne, man schwitzt im Alltag während man in Kleidung, die öffentlichkeitstauglich und ausreichend bedeckend sein muss, viel zu viel Zeug umher schleppt. Um als Mensch beeindruckend heller Haut nicht gleich in den gerösteten und verbrannten Zustand überzugehen, muss man sich den ganzen Sommer lang an allen exponierten Stellen mit Sonnencreme einreiben. Und während man so in seiner eigenen Cremeschicht mariniert wird und an sich selbst kleben bleibt, schwitzt man noch bei jeder Bewegung vor sich hin und ist jeglicher Belastung abgeneigt.
All das assoziiere ich mit Sommer, wenn man mich danach fragt.

Heute bin ich mit dem Rad unterwegs gewesen. Auf dem Radweg entlang des Rapsfeldes durch die schon lauwarme Luft zu fahren war wunderbar. Der Duft des Rapsfeldes lag schwer und süß in der Luft, das Gelb leuchtete schon fast zu kitschig um angenehm zu sein. Es fühlte sich fast an wie ein warmer Sommerabend - die Zeit, die ich am Sommer am meisten mag.
Denn Abends hat sich die Sonne und damit die sengende Hitze verzogen und es bleibt nur die angenehme Wärme, die Boden und Asphalt noch ausstrahlen. Es ist so ein Wetter, bei dem man nachts gerne einfach mit dem Rad so schnell fährt, wie man kann, nur um sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen und all die Gerüche des Sommers aufzunehmen. Und dabei schreit man in unbeobachteten Momenten seine Lebensfreude heraus, während man den Sommer fühlt. Das sind sehr glückliche und unbeschwerte Momente, die ich mit solchem Wetter verbinde.

Im Sommer ist sogar der Regen schön. Eigentlich ist es ja bloß lästig, nass zu werden und besonders als Brillenträger ist es ein zusätzliches Grauen, vor lauter Wassertropfen auf der Sehhilfe halb blind durch die Gegend irren zu müssen. Dennoch ist im Sommer Regen schön. Manchmal zumindest.
Ich mag es, wie sich der Regen ankündigt. Der Himmel wird grau und düster während doch alles so grün und frisch aussieht. In der sommerlichen Wärme wirkt das Gewitterszenario nicht so bedrohlich. Im Sommer ist ein Regenguss fast etwas erleichterndes. Da kann man auch mal die Brille absetzen und sich in den Regen stellen, um die Erfrischung zu genießen.

Ein Genuss ist auch der Geruch des Regens. Es ist ein wundervoller Geruch, der Sommer, Glück und irgendwie auch Freiheit für mich bedeutet. Er hat sogar einen Namen, der so magisch klingt wie er riecht: Petrichor. Ein Wort, das ich mit diesem ganzen Zauber des Sommerregens verbinde, den ich so sehr liebe.

Und als ich da auf dem Weg zum Einkaufen am Radweg entlang fuhr, deutete sich am Horizont über dem leuchtend gelben Feld eine graue Wolkenfront an. Es war warm.
Als ich aus dem Laden kam, hatte es begonnen, ganz leicht zu nieseln. Es war ein tolles Gefühl, ein Moment, den man am liebsten teilen würde, weil er so schön ist. Ich habe ihn dankbar allein genossen und mich daran erinnert, dass Sommer doch nicht nur grässliche Hitze, Vorbereitung auf die Prüfungen während man gegen das eigene Schmelzen kämpft und Sonnenbrand bedeutet. Ich fürchte, ich freue mich sogar schon auf den Sommer. Und auf Petrichor.

Apfelkern

Donnerstag, 23. April 2015

Nicht mehr ganz knusper?!

Heute morgen beim Frühstücken habe ich mir das Video der Youtuber Simon and und Martina über ihre Pet Peeves angesehen und war sehr begeistert und vor allem sehr amüsiert. Pet Peeves sind Kleinigkeiten, über die man sich immer wieder aufregt obwohl sie objektiv betrachtet nicht weiter schlimm sind. Lieblingsärgernisse sozusagen.


Nachdem ich gerade auch noch bei Karo ihre Liste von Pet Peeves gelesen habe, bin ich nun ganz inspiriert, meine eigenen Haustierärgernisse zu notieren.


Kugelschreiber auf der Haut
Ich hasse es, mich versehentlich mit dem Kugelschreiber (oder jedem anderen Stift) anzumalen aber noch weniger kann ich es leiden, wenn mich jemand absichtlich anmalt. Nicht, dass es weh tut aber es macht mich wahnsinnig, das zu sehen und ich kann erst wieder ruhig sitzen, wenn ich die Kritzeleien restlos abgerieben habe.
Warum mich das so sehr verrückt macht, kann ich ehrlich gesagt nicht mal beantworten. Ich weiß nur, dass ich dann wie ein Irrer anfange die Tinte auf der Haut weg zu reiben.
Weshalb Menschen sich freiwillig wichtige Dinge auf den Händen und Armen notieren, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.


Heraus fallende Zähne
Für den einen sind es Clowns oder Zombies, die sie dazu bringen, kreischend weg zu rennen, für mich sind es wackelnde und heraus fallende Zähne. 
Ich kann mich noch gut erinnern, als Kind im Kindergartenalter ganz ängstlich jeden Abend an den Zähnen vorsichtig gewackelt zu haben, in der Hoffnung, dass sie nicht lose sind. Denn in einem (definitiv nicht für mein damaliges Alter geeignetem) Film hatte ich gesehen, wie jemandem alle Zähne auf einmal raus gefallen und nicht wieder nachgewachsen sind. 
Aber irgendwann kam der Zahnwechsel und ich hatte totale Angst vor dem Moment, dass der Zahn extrem lose ist, nur noch an ein paar Zahnfleischresten hängt und wartet, dass ich ihn heraus zog. Wenn ich schon darüber nachdenke, bekomme ich jetzt Gänsehaut.*schauder*
Bei jedem verlorenen Milchzahn hatte ich Angst, dass keiner nachwächst. War zum Glück nicht so. Und die Weisheitszähne durfte ich auch alle behalten - dreifaches Halleluja!
Dass Zahnmedizin für mich nichts ist, brauche ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr zu erwähnen. Zahnarztbesuche waren immer von großer Angst geprägt, was jetzt zum Glück langsam nachgelassen hat. Sobald ich mal eigene Kinder habe, die den Zahnwechsel durchmachen, werde ich aber definitiv nicht im finalen Moment des herausfallenden Zahns dabei sein.


Angeatmet werden
Wenn man eng zusammengedrängt in den öffentlichen Verkehrsmitteln steht, passiert es öfter einmal, dass man plötzlich einen Hauch warmer feuchter Luft ins Gesicht geatmet bekommt. Oder wenn man sich zum Patienten runter beugt, um ihn zu untersuchen oder Blut abzunehmen. Am liebsten würde ich dann ein Timeout einlegen, mein Gesicht schrubben und den Mund spülen.
Am schönsten ist es ja, wenn man nicht nur angeatmet sondern auch noch angehustet wird. Tuberkulose, Influenza oder Ebola - es gibt eine Menge Dinge, die man nicht haben will und die man super via Tröpcheninfektion übertragen kann. Impfungen sind in dem Fall sowas von mein Freund. Was trotzdem nicht heißt, dass ich Masernimpfung hin oder her vor Ekel nicht halb sterbe, wenn mich jemand deutlich anatmet und anhustet.


Knackende Gelenke
Wenn Menschen sich neben mir recken und strecken kommt immer gleich die Befürchtung auf, dass sie gleich ihre Fingergelenke knacken lassen. Oder noch schlimmer: die Halswirbelsäule…igittipfui!
Da rollen sich mir gleich die Fußnägel hoch vor Ekel…obwohl, lieber nicht - das klingt nämlich auch widerlich.
Ab und an knackt mein linkes Sprunggelenk und ich erschrecke mich jedes mal. Klingt ekelhaft und fühlt sich mindestens drei mal so schlimm an.. Überhaupt nicht in Ordnung von meinem Körper, mich so fertig zu machen. 


Langsam laufende Menschen
Es gibt Menschen, die aufgrund des Alters, Krankheit oder anderen körperlichen Ursachen nicht schnell laufen können und das ist völlig nachvollziehbar und okay. Wenn aber nicht laufbeeinträchtigte Menschen mit mir zusammen unterwegs sind und vor sich hin trotten als hätte ihr Tag 48 Stunden, bekomme ich auf Dauer einen kleinen Nervenzusammenbruch. Nur weil ich nicht zum nächsten Termin hetzen muss, heißt es nicht, dass ich mir jetzt unendlich viel Zeit lasse!
Möchte man sich etwas genauer ansehen, nachlesen oder weiß der Geier was einen noch beim Laufen aufhalten kann, bleibt man einfach stehen. Möchte man weiter gehen, dann tut man das auch - aber eben in einem ordentlichen Tempo. Und wenn man keine Möglichkeit hat, dem langsam vor sich hin trottenden Pulk auszuweichen wie auf Messen und Weihnachtsmärkten, zerrt das sehr an meinen Nerven, weil ich mich so ausgebremst fühle. Am liebsten würde ich mal laut schreien, um durch gelassen zu werden - aber am Ende fände ich das dann auch zu peinlich um es zu tun.


Zigarettenrauch
Wenn ich hinter langsam gehenden Rauchern her laufe, halte ich beim Überholen immer die Luft an, denn ihren Zigarettenrauch will ich auf gar keinen Fall einatmen. Dieser abstoßende Geruch und das Wissen, was es alles anrichten kann, reichen, um unendlich angewidert zu sein. Raucht an der Haltestelle jemand neben mir, ergreife ich schleunigst die Flucht und gehe auf Distanz. Besonders schrecklich sind Raucherabteile in Restaurants oder Autos, in denen geraucht wird: man ist eingesperrt mit diesem höllischen Rauch und ist ihm dank fehlender Fluchtmöglichkeit völlig ausgeliefert. Ein Albtraum.
Vielleicht ist das ein völlig überzogenes Verhalten aber bei dem Geruch von Zigaretten geht es einfach mit mir durch und ich habe ein absolutes Bedürfnis zu fliehen. Wenn ihr rauchen wollt, dann tut es - aber bitte nicht neben mir!


Und, denkt ihr nun, dass ich in der Birne auch nicht mehr ganz knusper bin oder könnt ihr einige der Punkte nachvollziehen? Welche alltäglichen Kleinigkeiten treiben euch auf die Palme?

Montag, 20. April 2015

#PMDD18

Am Picture My Day Day geht es darum, einen Tag in seinem Leben zu dokumentieren. Es ist nicht erforderlich, dafür etwas besonderes zu unternehmen oder große Abenteuer zu erleben - was für ein Glück für mich, denn diesen Anforderungen entspricht mein erlebter Tag nicht. Trotzdem werde ich wie immer mein Bestes geben, die Quote der gezeigten Katzen und Füße hoch zu halten.

Dieses Mal wird der Picture My Day Day übrigens von Leeri veranstaltet.

Vor dem Wecker am Wochenende früh aufwachen kann ich.


Erst mal ein bisschen im Bett stricken. #grannyatheart


Mich in meinen leuchtend grünen Socken aus dem Bett schwingen. Die tolle Farbe macht mir immer gute Laune. Ich kleide mich eigentlich nie besonders farbenfroh aber wenn ich Socken stricke, tobe ich mich gern mit Farben aus.


Der herzallerliebste Kater muss morgens erst mal ordentlich durchgeflauscht werden. Ich liebe das Geräusch einer schnurrenden Katze!


Schwarzer Tee und Käsebrot. What I call a Frühstück.


Neues Semester bedeutet neue Lernmaterialien, die ich mir aus den Vorlesungen der Woche zusammen bastle.


Meine Rundstricknadel ist da!!! Und nein, ich habe kein gestörtes Verhältnis zum Stricken.


Dass #PMDD ist und es deshalb nur roh-vegane Gerichte geben kann, galt nicht in der gemeinschaftlichen Abstimmung über das Mittagessen. Trotz der Gefahr, 20% meiner Leser durch das Bild der Grützwurst zu verlieren und ein Opfer des Wurstshamings zu werden, verschweige ich diesen Teil des Tages nicht.


Selbstgemachten Schlehenlikör abgefüllt. 
*Nein, ich habe nicht die Hälfte schon getrunken. *hicks*


Samstagskuchen backen.


Backen macht hungrig. Himbeerjoghurt mit Kakao Stückchen hilft.


Während der Kuchen im Ofen bäckt, erhitze ich mich mit Sport. Anstrengend!


Der Kuchen sieht nach seiner Hitzeeinwirkung im Ofen schon attraktiver aus als ich nach dem Sport. 


Ab in die Bahn und auf in die große Stadt. Wie schön es doch ist, wenn die Bahnen fahren!


Ich mag exotische Supermärkte unheimlich gerne, um darin nach ungewohnten, aufregenden Lebensmitteln zu stöbern. Dieses mal war ich im türkischen Supermarkt zwischen den Regalen unterwegs.


Meine Ausbeute. Verzehrfertige Snack-Esskastanien sind nach aktuellem Stand übrigens nicht mein Fall.


Abendessen mit meinem Freund. Wild gewürzte Beute aus dem türkischen Supermarkt mit Fladenbrot. Man beachte die unterschiedliche Dosierung von frischen Kräutern auf männlichen und weiblichen Speiseplänen.


Während wir den Abend mit zwei Folgen Game of Thrones ausklingen ließen, habe ich fleißig an den Geburtstagssocken für eine Freundin weiter gestrickt.
Und dann sind wir ins Bett gefallen und ich habe spontan vergessen, noch ein Bild der Uhrzeit zu machen. Man kann halt nicht alles haben. Aber zumindest hatte ich einen schönen Tag und viel Spaß dabei, meinen Mitmenschen zu irritieren, indem ich vor deren Augen willkürlich meine Umgebung fotografiert habe.


Apfelkern

Donnerstag, 9. April 2015

Abends an der Supermarktkasse

Schnell noch ein paar Lebensmittel einkaufen vor dem entspannten Weiberabend. Nicht so entspannt ist die Situation am Freitag Abend im Supermarkt.
In der Schlange vor der Kasse angekommen spähe ich zum Zeitvertreib in die Einkaufswagen der Menschen um mich herum. Großeinkauf mit Klopapier, ein Wagen voller Gemüse und Vollkornprodukten zeugen neben mir von Ambition in Sachen gesunder Ernährung und hinter mir quengeln Kinder, weil die Mutter ihnen nicht noch ein Ü-Ei spendieren will.

Im Wagen des Mannes vor mir an der Kasse klirrt es. Nur Bierflaschen sowie eine Flasche Korn finden sich darin. Das sieht mir nicht unbedingt nach Bier für den Grillabend mit Freuden aus. Das Bild spricht eher für Einsamkeit und Trostlosigkeit.

Der Mann riecht nach kaltem Rauch, Schweiß und ein wenig nach Alkohol. Nichts, was man gerne genauer olfaktorisch differenzieren will.
Das ganze Bild berührt mich. Der erste Gedanke ist es, ihm einfach den Alkohol weg zu nehmen. Ihn davor zu bewahren, überhaupt damit anzufangen kann man jetzt auch nicht mehr. Ob er überhaupt ein Alkoholproblem hat? Am Hinterkopf ablesen kann man es ihm schlecht. Jogginghose, speckige Lederjacke, herausgewachsene Kurzhaarfrisur - ein gepflegtes Äußeres ist es nicht.

Freiheit und Selbstbestimmung sind großartig und eröffnen so viele Möglichkeiten. Leider sind einige davon auch Sucht und Einsamkeit.
Selbst wenn es offensichtlich ist, dass dieser Mann wahrscheinlich ein gestörtes Verhältnis zu Alkohol hat, kann man ihn nicht zwingen, die Flaschen im Laden zu lassen solange er sie bezahlen kann. Und wenn die Verkäufer in diesem Supermarkt die Ware nicht verkaufen würden, dann kauft er sich halt an der Tankstelle das Zeug. Alles im Leben hat seine Vor- und Nachteile.

Der Verkäuferin scheint auch nicht ganz wohl dabei zu sein, ihm die ganzen Bierflaschen und den Korn zu verkaufen. Zumindest sagt das ihr Gesichtsausdruck. Sie tut es dennoch.

Hätte ich den Mann jetzt ansprechen sollen? Ihn aufhalten sollen? Aber warum soll ich gerade verantwortlich sein für eine fremde Person? Wer sagt denn, dass er sich hätte helfen lassen?
Jeden Tag sieht man irgendeine Form von Elend, in die man eingreifen könnte. Doch ich denke mir immer wieder, dass man nicht alle retten kann. Wir tragen doch selbst die Verantwortung für uns und doch funktioniert das eben doch nicht immer reibungslos. Dabei komme ich mir nicht wirklich hartherzig vor, viele andere Menschen denken doch auch so. Aber dieser Mann mit seinen ganzen Flaschen hat mich irgendwie besonders berührt.

Vielleicht, weil er so bemüht war, sich normal zu verhalten und die ganzen Flaschen auf das Band gelegt hat als würden wir alle ein Dutzend Flaschen Bier und Korn allein für den Wocheneinkauf einpacken.
Und ich will gar nicht wissen, was er nun mit dem ganzen Alkohol gemacht hat. Vielleicht war es ja doch nur eine Gartenparty. Unwissenheit kann so schön sein.

Kennt ihr diese Situationen? Wie kann man mit ihnen geschickter umgehen ohne danach noch tagelang daran denken zu müssen?

Apfelkern