Mittwoch, 30. Dezember 2015

Und Cut! Mein Rückblick zum Jahr 2015

Wundert ihr euch alle eigentlich auch so sehr wie ich, weshalb nun plötzlich schon wieder ein Jahr vorbei ist? Hatten wir nicht gerade noch September?!
Was bei dem Prozess, das Voranschreiten der Zeit zu verarbeiten, sicher hilft ist der inzwischen traditionelle Jahresrückblick. Nur um sich klar zu machen, dass alle Monate des Jahres stattgefunden haben indem man sich an sie erinnert.

2015 zum ersten Mal getan?
Einen Sportkurs an der Uni besucht. In den ersten fünf Semestern dachte ich, dass wäre nur für ganz krasse Sportler aber auch als mittelmäßig trainierter Mensch überlebt man die Kurse und hat auch noch Spaß dabei. Für das aktuelle Semester habe ich mich auch gleich wieder für einen Kurs eingeschrieben.
Ich war dieses Jahr zum ersten mal auf einer Wollmesse. Gekauft habe ich wunderbare Stricknadeln.
Zum ersten mal habe ich mich getraut, allein mit einer sehr guten Freundin eine lange Autofahrt von etwa 760 Kilometern nach Texel zu machen. Seitdem ich meinen Führerschein habe bin ich nie so lange Strecken am Stück gefahren und bin schon ein bisschen stolz, dass wir es tatsächlich lebendig und mit unbeschädigtem Auto geschafft haben.

2015 nach langer Zeit wieder getan?
Eine Hochzeit besucht. Als Kind habe ich mit meinen Eltern Hochzeiten in deren Freundeskreis besucht und nun geht es in den Reihen der eigenen Freunde mit dem Heiraten los. Die Einschläge kommen näher. Gruselig!
Und ich habe nach langer Zeit wieder das Ende einer Beziehung erleben müssen.
Nach drei Jahren Abstinenz bin ich wieder einmal mit dem Flugzeug in den Urlaub geflogen.
Außerdem gab es nach Jahren wieder ein Gewinnspiel auf meinem Blog.

2015 leider gar nicht getan?
Im Meer geschwommen. Als ich auf Texel und damit an der Nordsee Urlaub gemacht habe, war das Meer einfach schon zu kalt zum Schwimmen. Aber die Füße waren drin!

Worte des Jahres?
Wollö! Studium

Zugenommen oder abgenommen?
Würde ich mich wiegen wüsste ich es. Konstant geblieben würde ich sagen. Im Winter mache ich sonst eigentlich mehr Sport als jetzt aber da es nicht wirklich kalt ist und ich nicht wirklich friere, bin ich nicht so sehr gezwungen, Sport zu machen um aufzutauen. Angeblich soll es ja passend zum sportlich motivierenden Jahresbeginn kalt werden, was Frotbeulen wie mich zur Bewegung zwingt.

Stadt Städte des Jahres?
Berlin, Leipzig, Texel (ich weiß, dass es eine Insel ist aber da Berlin insgesamt mehr Fläche hat, zählt Texel jetzt auch )

Alkoholexzesse?
In den Pub gegangen, Cider und Cocktails getrunken und am Ende nur angeschwipst aber nie betrunken raus gekommen. So läuft es bei mir immer. Aber Alkohol ist eh nicht das beste, was man sich antun kann und daher ist das in Ordnung.

Haare länger oder kürzer?
Ungewollt länger. Erst den Termin aus Bequemlichkeit heraus gezögert und dann hat die Lieblingsfriseurin auch noch einfach so Urlaub und erst im Januar wieder Termine. Ab dann sind die Haare dann wieder kürzer.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Gleichbleibend würde ich schätzen. Ich sollte anfangen, konkreter Buchhaltung zu führen um die Statistik in Zukunft genauer zu gestalten.

Krankenhausbesuche?
Während des Medizinstudiums verbringt man schon viel Zeit im Krankenhaus aber zum Glück ist man selbst dabei meistens wohlauf.

Verliebt?
Ich würde es mal so ausdrücken: All the single ladies! *sing*

Most called person?
Der nicht- mehr- Freund (das Präfix Ex klingt immer so negativ) wurde vor allem in der ersten Jahreshälfte oft angerufen, ansonsten seltener aber konstant Mutti.

Die schönste Zeit verbracht mit?
Freunden. Mir ist sehr klar geworden, wie wichtig gute Freunde sind und wie dankbar ich sein kann, diese Menschen in meinem Leben zu haben. Besonders möchte ich dabei auch Karo danken. Auch wenn wir uns nur alle paar Monate sehen, ist es jedes Mal, als hätten wir uns erst gestern gesehen.

Die meiste Zeit verbracht mit?
Mir selbst, dem Studium, Freunden und meiner Familie. Wahrscheinlich passt in die Aufzählung auch mein Laptop, da der auch fast immer mit dabei ist.

Song des Jahres?
Last.fm sagt meine meist gehörten Lieder wären Saddest summer ever von The Drums und Song to say goodbye von Placebo. Persönlich mochte ich auch gern Porzellan und ganz besonders den Titel Sonne vom Farin Urlaub Racing Team. Alles weniger fröhliche Stücke passend zu meinem saddest summer ever.

Buch des Jahres?
Anfang des Jahres habe ich Jules Vernes mit seinen spannenden Romanen für mich wiederentdeckt und 2000 Leagues Under The Sea und The Underground City von ihm gelesen. Als begeisterter Stricker war der Schafskrimi Glenkill von Leonie Swann für mich auch ein literarischer Höhepunkt.

Serie des Jahres?
Auch wenn ich Orange Is The New Black in diesem Frühjahr/Sommer komplett angesehen habe gilt meine große Serienliebe in diesem Jahr und darüber hinaus Buffy the Vampire Slayer. So wunderbar schlecht gemachte Monster, sympathisch-liebenswerte und besondere Charaktere… hach, ich würde es gern noch einmal zum ersten mal sehen.
Zudem habe ich durch die Serien Jessica Jones und Don't trust the Bitch in Apartment 23 herausgefunden, dass ich die Schauspielerin Krysten Ritter unglaublich gern in Aktion auf dem Bildschirm sehe.

Erkenntnis des Jahres?
Glück ist zerbrechlich.
Es ist mir nichts wirklich tragisches passiert, niemand aus meinem engen Umfeld ist schwer erkrankt oder gestorben und doch zweifelte ich öfter am Sinn des Lebens und meinem eigenen Glück als zuvor. In vielen Momenten konnte ich durch schöne Erlebnisse dieses nagende Gefühl der Unsicherheit des eigenen Glücks und der Zukunft verdrängen aber es kommt wieder.
Noch eine Erkenntnis: beim Sport ist der Körper so beschäftigt, die Muskulatur zu durchbluten, dass man jegliches Grübeln gut verdrängen kann, weil das Hirn gerade seine Kapazitäten braucht, um die Bewegungen zu koordinieren. Vielleicht mache ich unter anderem deshalb so gern Sport.

Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
In der Uni gegen eine gläserne Drehtür zu rennen und dabei durch den lauten Knall des Aufpralls alle Blicke auf mich zu ziehen.
Auch Bootsfahrschulen, die ihre Terminplanung nicht gebacken bekommen bis man selbst im von ihnen vorgeschlagenen Zeitraume keine freien Termine mehr hat, hätte ich nicht unbedingt haben müssen.

Schönstes Ereignis?
Die Game of Thrones Ausstellung in Berlin, meine Reisen nach Budapest und Texel, Westpakete voll mit niederländischer Lakritze, Filmabende, Quizspiele. Spontanbesuche ohne Grund in Cottbus und lautes Singen im Auto. Paddelausflüge im Sommer, nachts Nacktbaden im See.

Hast du dich äußerlich in diesem Jahr verändert ?
Äußerlich nicht wirklich, Veränderungen sind bei mir eher innerlich.

Hast du dich innerlich verändert ?
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man so viel mehr hat als man braucht und habe angefangen, viele vor allem alte Sachen, die ich lange schon nicht mehr benutze, auszusortieren.

Filme, die du besonders gut fandest?
Netflix fehlt wirklich die Funktion, einen Überblick über das anzuzeigen, was man gesehen hat!
Ich kann mich spontan erinnern, den Film Frank sehr gemocht zu haben. Viel Spaß hatte ich auch beim hochaktuellen Film Ghostbusters.

Hast du 2015 neue Freunde gefunden?
Eher alte Freundschaften vertieft und eine gute Bekanntschaft zur Freundschaft gemacht.

Hast du ein neues Hobby dazu gewonnen?
Stricken ist weiterhin mein Hobby Nummer eins, da ich Sport nicht wirklich als Hobby sondern als Teil des Alltags, der dazu beiträgt, mich wohl zu fühlen ansehen. Würde ich Sport Hobby nennen, wäre Duschen und Essen ja auch ein Hobby.
Fun Fact: ich habe dieses Jahr 39 Paar Socken, 3 Mützen, 2 Schals/Tücher, 4 Weihnachtsbaumkugeln sowie einen Anhänger in Form eines Hais gestrickt. Ist das noch Hobby oder schon Großproduktion?

Hat das Bloggen dich verändert? 
Es inspiriert mich. Besonders Kochblogs beeinflussen das, was in Topf- und Pfanne landet, allgemeinere Blogs regen zum Nachdenken an, Blogs zum Thema Yoga bringen mich dazu, mich in komischen Positionen keuchend zu verrenken und Blogs zum Thema Minimalismus haben mich gerade im letzten Monat dazu angeregt, über das nachzudenken, was ich eigentlich wirklich brauche.
So wirklich verändert habe ich mich durch Blogs nicht aber sie bereichern mein Leben definitiv.

Wie wird dein Bloggerjahr 2015? 
Eigentlich habe ich Lust, eine der ganzen Minimalismus Challenges auszuprobieren und regelmäßig eine bestimmte Anzahl von Dingen auszusortieren aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das auf lange Sicht durchhalte.

2015 war mit einem Wort in sechs Worten?
Ein graues Durcheinander mit vielen Lichtblicken.

Bist du glücklich, dass 2015 bald vorbei ist?
Jein. Noch mal das ganze Jahr mit Unzufriedenheit in Beziehung,Trennungsmist, Freunden, die Auslandssemester machen und damit einfach weg sind muss ich nicht noch mal haben. Aber einige Momente wie die Urlaube, Pubbesuche, Konzerte oder Strickorgien würde ich gern noch einmal erleben.

Was wünscht du dir für das neue Jahr? 
Ich wünsche mir, dass ich etwas konkreter für mich definieren kann, was eigentlich mein Weg ist.

Vorherrschendes Gefühl für 2016?
So ein Gefühl des Neubeginns gemischt mit dem Wunsch nach Veränderung. Und Traurigkeit, weil mein Bestbuddy für alle Lebenslagen ein Auslandssemester beginnt. Aber immerhin nur ein Semester und das nur eine Zeitzone weiter in erreichbarer Entfernung.

Wie war euer Jahr und wie wird das neue?
Ganz egal, wie das Fazit eures Rückblicks ausfällt: macht euch die letzten Stunden des Jahres schön. Bis nächstes Jahr!

Freitag, 25. Dezember 2015

Lackschaden

Alle Jahre wieder zu Weihnachten hole ich den Nagellack aus der Schublade. Völlig ungelenk versuche ich mir dann die Keratinplatten meiner Finger zu bemalen. Jedes Jahr fluche ich über mein nicht unbedingt perfektes Werk und laufe dann in der Hektik des Weihnachtsabends mit den Händen wedelnd umher und hoffe, dass der Lack dadurch früher trocknet.
Wenn man das Zeug schon mal hat, muss man es ja auch benutzen.

Nagellack kann richtig schön aussehen und es gibt so unendlich viele ansprechende Farben. Dennoch lackiere ich mir nur genau ein mal im Jahr die Nägel. Das liegt nicht allein daran, dass ich ein bisschen zu kurz geratene Finger habe als dass sie unglaublich elegant wirken könnten, sondern daran, dass ich das Gefühl habe, mit lackierten Nägeln nichts machen zu können.

Am schlimmsten ist es, wenn er frisch aufgetragen ist.
Nur nichts anfassen! Sicherheitsabstand zu den Nägeln halten, bitte! Hände immer hoch halten für mindestens 30 Minuten!
Am Ende dieser völlig lächerlichen Prozedur habe ich dann doch immer einen Delle im Lack auf den Fingern. Ich kann es einfach nicht.


Auch wenn der Lack getrocknet ist werde ich das Gefühl nicht los, dass es damit anders ist und ich viel vorsichtiger agiere.

Teig kneten? Geht nicht, da kommen nur Lacksplitter ins Gebäck und das möchte niemand. 

Umtopfen, Abwaschen, Putzen? Vergiss es, ich habe mir nicht umsonst so viel Mühe beim Lackieren gegeben!

Eine klemmende Schachtel mit Hilfe des Nagels öffnen oder Preisetiketten abkratzen? Hahaha - NEIN!

Ich trage fast täglich Lippenstift und habe in keiner Weise das Gefühl, dass es mich im Alltag beeinträchtigt oder ich darauf speziell Rücksicht nehmen muss. Sobald ich aber Nagellack auftrage behandle ich meine Hände wie zwei rohe Eier. Bloß nichts anfassen und wenn am besten nur mit abgespreizten Fingern.
Nagellack und ich sind einfach nicht kompatibel. Ich bin immer wieder erstaunt, wie andere mit Nagellack an den Fingern noch immer mit den Händen arbeiten können.
Für mich ist aber klar: entweder ich dekoriere meine Hände oder ich kann sie benutzen.

Zum Glück kann man den Nagellack auch in Bastelprojekten verarbeiten. Und man kann mit lackierten Fingern gerade so noch Tastaturen benutzen und stricken.
Fühlt ihr euch manchmal durch Kosmetik im Alltag beeinträchtigt?

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Ich muss euch sagen es wichtelt sehr!

In diesem Jahr habe ich nun schon zum dritten mal beim von Sumi veranstalteten Chaoswichteln mitgemacht. Inzwischen hat es sich damit für mich offiziell zu einer schönen Tradition entwickelt. Mir macht es viel Freude, für jemanden kleine hübsche und/oder nützliche Überraschungen zu suchen und zu verschicken.

Irgendwie wurden in diesem Jahr gefühlt alle Pakete früher verschickt als zuvor oder ich täusche mich und war sonst immer nur spät dran. Auch das Wichtelpaket für mich kam in diesem Jahr sehr früh an. Da ich beschlossen hatte, es erst am 24.12. zu öffnen, lag es zwei Wochen auf meiner Kommode und lächelte mich in seinem schicken Geschenkpapier an. Vorfreude kam auf, die tolle beiliegende Karte verstärkte das nur.

OK - laber nicht und pack es aus!

Was also war nun drin?

Na gut, weg mit dem Papier. Ich habe die Verpackung lang genug angesehen!


Anhand der Form konnte ich ohne weiteres Abtasten des Pakets, das ich mir ganz diszipliniert verkniffen habe, nicht seinen Inhalt erraten. Ein bisschen unförmig sah es aber schon aus.

Ich habe mich unglaublich über die wirklich riesige Tasse gefreut! Tee ist mein absolutes Lieblingsgetränk und die Tassen dafür können nicht zu groß sein. Passend dazu habe ich losen Earl Grey bekommen.
Liebe Netti - hast du heimlich in den Küchenschrank geschmult oder woher wusstest du, dass ich Earl Grey liebe und in rauen Mengen trinke? Ich habe nur geschrieben, dass ich schwarzen Tee mag und du hast einen Volltreffer gelandet. Vielen Dank dafür und auch für die liebe Karte. 
Der Spruch auf der Tasse wird im Internet sehr inflationär verwendet aber ich mag ihn, da die Aussage in meinen Augen schlicht und einfach wahr ist. 

Für den 24. Dezember gibt es da nur ein Problem: nach dem erzgebirgischen Traditionen, die meine Mutter mit in die Familie gebracht hat, darf man Weihnachten keine Handarbeiten machen. Würde ich also machen, was mich glücklich macht und stricken, würde ich nach diesem alten (Aber-) Glauben mein Leichentuch stricken. Dabei werden es eigentlich momentan Socken…
Wie sieht es bei mit den Traditionen aus?

So ein Chaoswichteln ist immer wieder spannend. Man weiß nie, ob es ein Schrottwichteln wird oder der Wichtel einen Volltreffer landet. Und genau das macht es so reizvoll. 
Ob man selbst ein gutes Geschenk macht, ist auch nicht immer so sicher. Anhand von Helenes Blogpost gehe ich aber davon aus, dass ich ihr das Wichtelpaket von mir gefällt. Phew!

Na dann kann Weihnachten ja entspannt weiter gehen! Frohes Fest euch allen!

Montag, 14. Dezember 2015

Weihnachtlicher Gewinnspielwahn: weil mehr mehr ist?

Weihnachten ist ein Fest der Liebe, der Lichter und auch des Schenkens. Vor allem der letzte Aspekt ist in der Welt der Blogs gerade sehr präsent.

An der jährlichen Aktion des Chaoswichtelns, bei dem Blogger sich gegenseitig beschenken, habe ich auch dieses Jahr wieder teilgenommen. Es bereitet einfach Freude, anderen etwas kleines zu schenken, was man selbst mag und sie so zu überraschen. Ich selbst hatte in meinen zwei bisherigen Runden nicht immer eine perfekte Wichtelüberraschung, konnte aber jedes mal etwas mit dem Geschenk anfangen. Das wunderschön verpackte diesjährige Wichtelpaket liegt jetzt auf meiner Kommode und wartet darauf, am 24. Dezember ausgepackt zu werden. Jedes mal, wenn ich daran vorbei gehe, entlockt es mir ein Lächeln und lässt mich grübeln, was wohl darin ist. Allein für diese Vorfreude lohnt sich das Chaoswichteln.

Was mich nicht mit Vorfreude oder Weihnachtsstimmung erfüllt, sind diese ganzen Gewinnspiele oder sogar Gewinnspieladventskalender. Prinzipiell mag ich Gewinnspiele, habe ich doch dieses Jahr tatsächlich sogar selbst eins hier veranstaltet.
Mich stört aber diese geballte Flut von Gewinnspielen. Da wird von Technik über Unterwäsche bis hin zu Nagellacksets alles verlost, was das Sponsoring so her gibt. Es gibt auch einige, die selbst ein paar Dinge kaufen oder sogar selbst machen, um sie zu verschicken und das finde ich toll. Aber die wohl bedacht zusammengestellten Sets sind die Ausnahme. Viel häufiger sieht man Gewinnpakete nach dem Motto "das ist alles, was Firma X dieses Jahr so rausrückt".
Als ich erst mal gezielt nach Gewinnspielen suchte, war ich überrascht und ein bisschen schockiert, wie viele gerade auf privaten Blogs laufen. Gibt es denn keine anderen Themen, über die man zu dieser Jahreszeit schreiben könnte?

Es fühlt sich fast so an, als würde man als Blogger zur Weihnachtszeit mindestens ein Gewinnspiel veranstalten müssen, um mithalten zu können. Als würde man in der Weihnachtszeit sonst keine Geschenke bekommen. Auf eine gewisse Weise sind diese Verlosungen auch recht sinnlos. Da kommt ein famous Blogger daher, lässt sich einen riesigen Gewinn sponsern, macht all seine Leser heiß darauf und verlost am Ende unter 800 Kommentaren an genau EINE Person den Preis. Die anderen 799 sind ihm und seinem Haustier und/oder Zweitaccount dann einfach mal so auf Facebook, Instagram, Twitter, Snapchat und Bloglovin gefolgt sowie haben zwei ihrer Freunde verlinkt und den Newsletter des Sponsors für das Gewinnspiel abonniert. Nur mal so: beim Chaoswichteln bekommt jeder ein kleines Päckchen und das, ohne sein Erstgeborenes zu versprechen.

Ernsthaft: wenn die Gewinnspielbedingungen fordern, dass man darüber direkt schreibt, sei es als Blogpost oder auch nur in einem Tweet oder Regram auf Instagram, nehme ich prinzipiell nicht an den Verlosungen teil und wenn es das schönste Sockenwollset überhaupt ist.
Schließlich möchte ich von Accounts, denen ich folge, auch nicht drei mal täglich eine Information bekommen, an welchen Gewinnspielen sie teilnehmen. Das fällt für mich schon unter Belästigung, wenn plötzlich alle irgendwas posten, um alle am gleichen Gewinnspiel teilzunehmen. Das ist offen gesagt auch ein Grund, einem Account nicht weiter zu folgen, falls das öfter passiert. Denn Social Media ist in meinen Augen primär für Interaktionen mit anderen Menschen sowie gegenseitiges Inspirieren gedacht und nicht als Dauerwerbesendung.

Nur weil jemand einen besonders wertvollen oder tollen Preis verlost, heißt das lange noch nicht, dass ich all seine Dinge like und abonniere und ihm damit dafür meine Seele und meine Glaubwürdigkeit verkaufe.
Per se sind Gewinnspiele nicht schlecht. Ich habe auch aktuell bei der Verlosung von einem Gutschein für Unterwäsche teilgenommen, da gut sitzende BHs nun mal auch teuer sind oder auch bei einem Gewinnspiel um einen Fön, da der alte kaputt ist. Würde ich diese Preise erhalten, wäre das für mich hilfreich und sinnvoll.
Aber im Gegenteil dazu muss ich nicht jedes Körperpflegepaket und eine zweite elektrische Zahnbürste gewinnen, wenn ich etwas ähnliches sowieso schon besitze. Nur weil man die Möglichkeit hat, etwas zu gewinnen, muss man es nicht tun. Dann lieber nicht teilnehmen und hoffen, dass es jemand erhält, der etwas damit anfangen kann.

So viel mehr Vernunft als Gier sollte der Mensch schon haben - denkt man. Und dann sieht man, dass das Set mit den 30 Nagellacken mehr als 500 Gewinnspielteilnehmer hat. Wollen die etwa alle ihren Gartenzaun damit lackieren, weil andere Farbe zu teuer ist oder glauben sie ernsthaft, dass sie all das Zeug wirklich brauchen oder sogar angemessen verwenden können?
Manchmal ist weniger eben doch mehr und mehr ein Follower weniger.

Wie nehmt ihr den vorweihnachtlichen Gewinnspielwahn wahr?

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Der Mann in der Werbung

Eigentlich wollte ich darüber schreiben, wie sehr mich der ganze Rabattwahn wegen des Black Friday nervt. Dass es schrecklich ist, wie jeder Online Shop einen nach einem Kauf dort einen treuen Kunden schimpft und deshalb 30% Rabatt anbietet während sie das Postfach mit Werbemails füllen. Und was soll das überhaupt für ein Anlass zum großen Rabattieren hierzulande sein? Aber hey - der ganze Wahn scheint überstanden und es haben nicht nur Leute sinnlos Geld rausgeschmissen, sondern einige konnten sicher auch Dinge günstiger kaufen, die sie wirklich brauchen.
Also zum eigentlichen Thema des Posts: Der Mann in der Werbung.

Ab und an kommt Opa spontan zum Abendessen vorbei. Man fühlt sich dann in seiner gestressten Abendroutine mit Univorbereitung, im Internet Zeit verschwenden, lesen, Sport und all den Dingen, die man noch tun möchte, immer ein bisschen gestört. Trotzdem wird dann extra für Opa gekocht, mit ihm gesprochen, alle essen zusammen. Schon eine schöne Sache.
Natürlich wurde Opa auch gefragt, wie es ihm geht. Seine Antwort:"Wie dem Mann in der Werbung."
"Aha, welche Werbung denn?"
"Na - die von dem Supermarkt mit den 20% Wurstrabatt am Dienstag. "
Sparsame Rentner wissen Bescheid.

Als er dann gegangen war, suchte ich im Internet nach dem Mann in der Werbung und wurde sehr schnell fündig. Opa bezog sich auf ein aktuelles Werbevideo von EDEKA. Ich sah es mir an und nach dem anderthalbminütigen Clip saß ich da, hatte feuchte Augen und nasse Wangen. Schon peinlich, wenn einen die Werbung zum Weinen bringt aber genau das ist mir passiert.


Worum geht es in dem Werbefilmchen? Es geht darum, dass man zu Weihnachten versucht, die ganze Familie zusammen zu bringen. In diesem Clip hat die Familie aber nicht mal dazu Zeit. Also täuscht der Großvater seinen eigenen Tod vor, um die Familie anlässlich der Trauerfeier zusammen zu bringen. Dieser Streich gelingt ihm und so kommt die trauernde schwarz gekleidete Familie bei ihm an und kann kaum fassen, dass Opa lebt.
Es klingt so lächerlich und doch hat es mich sehr berührt. Zeit mit älteren Menschen und seien es die eigenen Großeltern zu verbringen, kann sehr anstrengend sein. Man nimmt sich dafür keine Zeit, jeder hetzt seinen eigenen Problemen und Aufgaben hinterher. Karriere, Familie, Erlebnisse, Weltherrschaft - jeder verfolgt andere Ziele aber ganz egal, welches es nun ist: viel Zeit für die Familie bleibt im Normalfall nicht. So muss auch ich gestehen, dass ich meine Großeltern seltener besuche als ich könnte. Einfach, weil man viel zu tun hat. Wenn es einmal nicht so ist, trifft man Freunde oder erfreut sich am Internet sowie Serien und Filmen. Und die Großeltern sehen nix von ihrer Familie.

Dabei ist weder bei Großeltern, Eltern noch Freunden sicher, dass sie einem immer erhalten bleiben. Man könnte sie jeden Moment verlieren.
Gerade gestern erst haben wir uns gewundert, dass wir von Oma schon mehrere Tage nichts gehört hatten und sie telefonisch den ganzen Tag auch nicht erreichen konnten. Mit dem Bild vor Augen, wie sie bewusstlos auf dem Boden liegt, waren wir kurz davor, ins Auto zu steigen und zu ihr zu fahren, als sie zurück rief und sagte, dass sie einen Busausflug mit Weihnachtsmenü am Ende des Tages mit einer Rentnergruppe gemacht hätte und uns nur nichts davon erzählt hat, weil wir doch eh nicht anrufen würden. Autsch.

Nur angesichts dieses Wissens, dass jedes Leben jeden Moment enden könnte, kann man natürlich nicht jede Minute zwanghaft mit anderen Menschen verbringen, um ja nichts zu verpassen. Aber wir könnten uns aktiv bemühen, unsere Familie kennen zu lernen und auch von ihr zu lernen so lange es noch geht.

Wie macht ihr das so mit der Familie?

Montag, 23. November 2015

Schnee

Sobald gegen Ende des Jahres draußen die ersten weißen Flocken fallen, kann ich gar nicht aufhören, aus dem Fenster zu starren. Die Aufregung, dass die Weihnachtszeit naht, die so viel Geborgenheit und Gemütlichkeit verspricht, wächst. Lichter, die typischen Gerüche und Lebensmittel, diese Vorfreude auf eine Zeit mit der Familie und Freunden. In mir kommt jedes Jahr aufs neue eine rational nicht erklärbare Begeisterung auf, die allem Stress zu trotz mich in Hochstimmung bringt. Ich habe das Gefühl, dass der erste Schnee mich immer wieder ein bisschen in meine Kindheit zurück versetzt.

Es kommt mir schon ein bisschen albern vor, dass ich nur weil nun Schnee liegt, am liebsten sofort Weihnachten feiern oder zumindest schon den ersten Advent erreicht haben würde. Es ist auch nur eine Wettererscheinung und dieses christliche Fest ist assoziiert mit einem Glauben, nach dem ich nicht lebe. Weihnachten ist für mich ein Phänomen, das ich als Zeit der Familie betrachte. Man hat eine Auszeit am Ende des Jahres, in der man ein paar Tage durchlebt, die sich wie ein kleines Zeitloch anfühlen. Nach dem 24. Dezember herrscht plötzlich Ruhe. Keine Suche nach Geschenken mehr, aufgeräumt und dekoriert hat man längst und nun bleibt für ein paar Tage gefühlt die Zeit stehen und man kann all das tun, wofür man sonst keine Ruhe findet.

Wahrscheinlich verbinde ich diese Momente so sehr mit Weihnachten und Schnee, dass mich die ersten Flocken so heftig in Aufregung versetzen und mich debil grinsen lassen. Ich freue mich auf ruhige Tage voller Glück und der Schnee kündigt genau das an.
Ich weiß auch, dass nicht für jeden Weihnachten so eine glückliche und unbeschwerte Zeit ist. Damit meine ich nicht einmal, dass die Bahn jedes Jahr aus Neue davon überrascht wird, dass es einen Winter gibt und dementsprechend erst einmal nichts mehr nach Plan fährt. Mehr denke ich daran, dass nicht alle das Glück haben, sich innerhalb ihrer Familie nahe zu stehen und harmonisch miteinander feiern aber andere haben noch viel größere als diese "Luxusprobleme". Auch daran denken wir während wir unser eigenes Glück genießen schuldbewusst. Zumindest erkläre ich mir so die zur Weihnachtszeit steigende Spendenbereitschaft gegenüber Obdachlosen, Katastrophenopfern oder Entwicklungshilfen.

Dennoch kann ich nicht anders, als einfach aus dem Fenster zu sehen, fasziniert den Schnee anzusehen und mich auf diese Zeit zu freuen ganz egal was für ein Stress mich im Alltag gerade belastet und wie schrecklich die Welt doch sein kann. Der Schnee legt sich über all den Dreck und die hässlichen Ecken werden durch die weiße Decke geebnet und erscheinen zauberhaft schön. Zumindest für einen Moment.

Dienstag, 17. November 2015

Much too much

Jeder Mensch hat seine eigene Strategie, was das Aufräumen und das Bewahren einer Ordnung angeht. Bei mir funktioniert es so, dass ich gut sortierte Fächer für Dinge, die ich täglich brauche, habe und der Rest gemeinsam durcheinander in Schubläden schlummert. Kleidung, Unterlagen für die Uni oder auch mein Strickzeug werden ständig benutzt, ich weiß genau, wo welches Objekt liegt und ich bin recht zufrieden damit. Und dann gibt es noch diese Fächer und Schubladen, wo sich alle Gegenstände einer Kategorie einfach sammeln.

Ab und an ereilt mich eine Sortierwut und genau das war jetzt der Fall. Ich habe einfach mal den großen Schub unterm Bett hervor gezogen und war ein wenig schockiert angesichts der Unmengen von Bastelzubehör, das ich seit Jahren nicht mehr angefasst habe.
Scoubidou Knüpfschnüre aus Grundschulzeiten. Buntpapiersets, die ich vor Jahren mal im Kunstunterricht brauchte. Materialien zum Herstellen von Perlentieren.
In der Kommode sind ordentlich gestapelt Hefter aus Schulzeiten. Die für mich ganz abwegigen und wenig gemochten Fächer sind schon lange in den Papiermüll gewandert, aber der Biologieordner wartet noch immer darauf, dass ich ihn wie gedacht im Studium noch mal brauche. Ich fürchte, dass er da endlos warten wird.
In einem separaten Fach sind all die kleinen gebastelten Geschenke, die ich von meiner Schwester bekommen habe. Da liegt ein pailettenbedecktes Styroporei in grässlichen Farben, dass ich nutzlos und hässlich finde und doch noch nicht weg geworfen habe, weil es für mich gemacht wurde.

Warum hebe ich all das eigentlich noch auf, wenn ich es gar nicht benutze und es nur Platz einnimmt?
Es hängen Erinnerungen daran. Man sagt sich, dass man die guten alten Zeiten bestimmt noch einmal aufleben lassen wird und die Plastikschnüre unter dem Bett hervor holt, um daraus Anhänger zu machen. Man redet sich ein, dass man dafür Geld ausgegeben hat und deshalb jetzt quasi verpflichtet ist, es auch zu nutzen, um das Geld nicht am Ende verschwendet zu haben.
Trotzdem weiß ich in meinem Unterbewusstsein, dass ich die Schnüre nicht mehr mag. Sie riechen nach Weichmachern, böse Zungen würden sagen, sie riechen nach China. Wolle ist ein viel schöneres Material, das ich nicht gegen Plastikschnüre tauschen möchte. Also will ich das Plastikzeug loswerden. Aber einfach wegschmeißen käme mir wie Verschwendung vor. Nur an wen soll man Scoubidou Schnüre verschenken? Die waren 2005 mal modern und es fragte seitdem niemand mehr danach.

Wenn man so seine Sachen durchgeht, stellt man fest, wie viele Dinge man eigentlich hat. Diese ganzen Aktionen auf Blogs über Minimalismus, jeden Tag einen Gegenstand auszusortieren, habe ich bisher immer belächelt. Es kam mit vor wie ein zwanghaftes Aussortieren von Dingen, die man eigentlich noch benutzen würde aber wegen der Aktion weg werfen oder verschenken muss.
Nun ist mir klar geworden, wie viele Dinge ich habe, die lange schon kein Teil meines Lebens mehr sind und mich dennoch weiterhin umgeben. Ein bisschen davon bedrückt fühle ich mich auch. Es ist wie eine Art schlechtes Gewissen, Dinge zu haben, die man nicht braucht.

Würde man all die Besitztümer weggeben, die man gar nicht mehr liebt und benutzt, wäre das bestimmt ein gutes Gefühl. Ich erinnere mich noch, dass meine Mutti früher aus dem Kinderzimmer von meiner Schwester und mir immer heimlich einige Sachen für ein paar Monate in eine Mülltüte gepackt und versteckt haben. Alles, wonach wir in der Zeit fragten, gab sie heraus, der Rest des Sackes wanderte geschlossen in den Müll.
Diese Methode ist drastisch aber effektiv. Ob ich genau auf diese Weise aussortieren möchte, weiß ich noch nicht. Und wohin mit den Dingen, die für die Tonne zu gut sind und für die sich im Umkreis kein Abnehmer findet? Entweder verkaufen oder ab damit zum Schenkflohmarkt. Da ich nicht viel Erfahrung mit dem Verkaufen gebrauchter Gegenstände habe, ist die Hemmschwelle, einfach alles gratis beim Schenkflohmarkt weg zu geben, viel geringer.

Ich nehme aber noch ein anderes Fazit aus dem Öffnen der Schublade unter dem Bett mit: so verlockend beim Einkaufen das schöne Kerzenglas und das niedliche Lesezeichen wirken - man braucht diese Dinge einfach nicht. Geld auszugeben und sich den Lebensraum mit Gegenständen voll zu stellen, die man eigentlich nicht benötigt wäre Schwachsinn.
Nur noch Dinge zu kaufen, die man wirklich braucht und benutzt wäre die logische Konsequenz aber so einfach ist das eben doch nicht, wie es sich anhört. Der Mensch ist eben doch ein Sammler und hortet für schlechte Zeiten. Nur dann hilft der von Opa gebaute Miniaturwebrahmen und die Kollektion von Buntstiften auch nicht.

Donnerstag, 5. November 2015

Und was ist mit Teeeee? Oder auch: Kein Herz für Kaffee

Vor einigen Wochen saß ich morgens noch mit leichtem Jet-Lag durch die Zeitumstellung in der Bahn und war auf dem Weg zu einer viel zu frühen Vorlesung. Draußen war es dunkel und mein Instinkt sagte, es wäre der perfekte Moment, noch ein wenig zu dösen. Friedlich nickte ich immer wieder ein wenig weg, sah ab und an auf, um festzustellen, wo die Bahn sich inzwischen befand.
Ein stechender, muffiger Geruch unterbrach diese Verlängerungsrunde meiner Nachtruhe - Kaffee.
Neben mir saß ein junger Mann mit Kaffeebecher, aus dem es heiß dampfte und aufdringlich roch.

Gefühlt bin ich der einzige Mensch, der morgens beim Geruch von Kaffee nicht fröhlich aus dem Bett springt, sondern sich überlegt, ob er unter der Bettdecke warten soll, bis der Mief sich verzogen hat oder mit angehaltenem Atem aus dem Bett hastet um möglichst schnell die Quelle des Geruchs zu eliminieren.

Ich bin in einer Familie von Teetrinkern aufgewachsen. Morgens gab es am Wochenende immer eine 2,5 Liter Kanne schwarzen Tee für vier Personen, die wir problemlos geleert haben. Obwohl in der Küche auch eine Kaffeemaschine steht, wird sie so selten angeworfen, dass man das aufs Jahr gerechnet an einer Hand abzählen kann. Regelmäßig passiert es, dass der Kaffee, der bei meinen Eltern für unerwarteten Besuch im Schrank gelagert wird, sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschreitet.
Als Kind bekam man wie selbstverständlich immer sein Tässchen Milch zum Geburtstagskaffeetrinken mit den Verwandten. Proportional zum steigendem Alter kam die Frage, ob man denn auch Kaffee wolle, immer häufiger. Danke nein, ich trinke keinen Kaffee.
Die typische Antwort: Warte nur ab, bis du älter bist - dann wirst du Kaffee lieben! Oder auch die beliebte Variante davon: Wenn du erst einmal studierst, wirst du dir ein Leben ohne Kaffee gar nicht mehr vorstellen können!

Nun, ich bin älter und habe sechs Semester erfolgreich hinter mich gebracht und muss die Verwandtschaft leider enttäuschen: ich finde Kaffee weiterhin widerlich.
Als ich früher weder Oliven noch Pilze oder Naturjoghurt mochte, sagten die weisen Erwachsenen im Überzeugungston der Erfahrung, dass sich mein Geschmack verändern und ich all diese in dem Moment abstoßend erscheinenden Lebensmittel lieben würde. Und sie behielten tatsächlich Recht, was Oliven, Pilze und Naturjoghurt angeht. Doch um Kaffee schlage ich weiterhin einen großen Bogen.

Ob man nun Oliven mag oder nicht interessiert eigentlich niemanden. Aber wenn man keinen Kaffee trinkt, fällt man in der Gesellschaft schon negativ auf. Am Frühstückstisch, wenn das einzige angebotene Getränk Kaffee ist und man notgedrungen zu Leitungswasser greift oder auch wenn einem einfach ein Kaffee mitgebracht oder eingegossen wurde und man dann beichten muss, dass man eigentlich gar keinen Kaffee trinkt. Das mit dem lächelnd versuchen, das Zeug runter zu würgen oder mit ganz viel Milch zu verdünnen habe ich schon versucht. Und bin gescheitert. Ich würde gern auch den hippen Pumpkin Spice Latte mal probieren, aber da er Kaffee enthält, weiß ich, dass ich nach einmal daran nippen eh die Nase voll haben werde.
Es reicht ja schon ein Biss in eine Praline mit Kaffeegeschmack, um das typische muffig-beißende Aroma zu bemerken, den Rest der Süßigkeit liegen zu lassen und sich schnell was zum Nachspülen zu suchen.

Ich kann mich aufgrund des Geschmacks einfach nicht überwinden, Kaffee zu trinken und ich denke, dass es auch nicht nötig ist. Heißgetränke am Morgen sind etwas wundervolles und ich bin sehr dankbar, dass es dafür Tee gibt. Warum also mich mit Kaffee quälen, wenn ich ihn eigentlich nicht mag?
Manchmal wünsche ich mir einfach nur, dass nicht alle es als selbstverständlich ansehen würden, dass man ab einem gewissen Alter Kaffee mag. Wahrscheinlich ist das auch eine Einschränkung für sämtliche soziale Kontakte, wenn man den anderen keinen Kaffee kochen kann. Aber wie soll ich kontrollieren, wie das Produkt am Ende schmeckt, wenn ich es immer ekelhaft finde egal wie das Verhältnis von Wasser zu Kaffee nun ist? Man erwartet von Veganern schließlich auch nicht, dass sie Hackbraten zubereiten - weshalb also sollte ich Kaffee kochen?

Dass andere Kaffee trinken ist für mich völlig in Ordnung. Der Geruch ist nun nicht mein liebster, aber im Gegensatz zu Zigarettenrauch stört er nur olfaktorisch und schädigt mich nicht gesundheitlich.
Trotzdem bin ich noch immer fasziniert, wie gut sich Kaffee verkauft. Fast als wäre er lebensnotwendig. Morgens steht jeder Dritte mit seinem Coffee-to-go Becher am Bahnhof und in der Uni kommt auch die Hälfte des Kurses mit Kaffeebecher in der Hand in die Vorlesung. Ehrlich: spielt das Zeug eine so wichtige Rolle im leben, wenn es einem schmeckt?
Aber Faszination hin oder her: ich bin glücklich als passionierter Teetrinker. Man spart jede Menge Geld, wenn man nicht den Drang hat, sich täglich unterwegs Kaffee kaufen zu müssen. Dennoch bin ich interessiert: Könnt ihr euch ein Leben ohne Kaffee vorstellen?

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Warum Shopping Horror ist

Es ist Glamour Shopping Week und die lockenden Rabatte reichen als Anstoß, sich mal wieder aufzuraffen, um shoppen zu gehen. Dass das Lieblingsshirt ausgeleiert aussieht und meine schwarze Hose nach Jahren des Tragens eher ausgewaschen-grünlich als schwarz wirkt, weiß ich schon lange, doch freiwillig gehe ich doch nicht shoppen. Denn ich hasse Shoppen - und zwar abgrundtief!

Das liegt nicht unbedingt daran, dass ich es nicht mag, schöne neue Dinge zu haben und dieses Gefühl zu genießen, sich mit dem neuen Stück einmal im Jahr stylisch gekleidet zu fühlen. Da geht es mir wie wahrscheinlich fast jedem anderen, dass ich dieses Gefühl mag. Doch um an diesen Punkt zu kommen, muss man erst mal den grausamen Prozess des Einkaufens erfolgreich hinter sich bringen.

Jedes mal fühle ich mich neben top durchgestylten, modisch frisierten und gelegentlich überschminkten Verkäuferinnen wie der letzte Dorftrottel. Ich in meinem bequemen Shirt, das ich vor Jahren gekauft habe und so ganz ohne Accessories. Im Alltag stört mich das nicht im geringsten, doch im direkten Vergleich mit den modischen Verkäufern und vielen anderen Kunden fühle ich mich unwohl. Als würde ich so gar nicht an den Ort namens Shoppingcenter gehören. Resultat: ich möchte möglichst schnell wieder raus dort.
Mir ist es regelrecht peinlich, zwischen den Auslagen umher zu laufen ohne mich vorher ein bisschen hübsch gemacht zu haben. Das ist eigentlich unglaublich oberflächlich und albern - das ist mir sehr bewusst - doch dieses Unwohlsein wegen meines Aussehens lässt sich während des Einkaufs schwer verdrängen.
Als ob sich irgendwer darum kümmern würde, wie die Kunden aussehen. Wahrscheinlich ist ihnen das total egal, solange man bloß was kauft und freundlich ist, aber es wäre zu vernünftig, diese Einsicht in seinem Verhalten umzusetzen und sich zu entspannen.

Zu dem Fremdkörpergefühl in der Welt des Shoppings kommt so eine überwältigende Überforderung. Mode-Center, eine Etage voller Kleidung, Schuhe, Unterwäsche und weiß der Geier was. Und ich dachte vorher noch, so viel Auswahl zu haben, wäre gut.
Ich wusste nicht, wo ich anfangen soll mit dem Suchen. Was suche ich überhaupt? Eine schwarze Hose - warum gibt es nur zerrissene, bestickte und mit Nieten zugepflasterte schwarze Hosen? Das kann doch nicht so schwer sein. Oh - welche Größe brauche ich hier eigentlich, wenn ich nicht einfach eine 42 und die Langgröße kaufen kann?
Die unglaublich freundliche Verkäuferin hilft, sucht neutral gestaltete schwarze Hosen. Keine passt. Alle zu kurz, einige zu eng, Stoff zu dünn und legginsartig. Ich weiß schon, warum ich sonst immer die gleichen Hosenmodelle in verschiedenen Farben kaufe.

Am Ende gehe ich wie immer mit der gleichen Art Einkauf nach Hause insofern ich etwas finde. Bequeme, unauffällige und bezahlbare Mode ist es, was ich kaufe. Und dann bin ich ein wenig frustriert, weil ich nicht einmal etwas ausgefalleneres für besondere Anlässe mitgenommen habe.
Ich mag es, Socken und Unterhosen zu kaufen. Die passen wenigstens immer und sind modisch eher unwichtig, was heißt, dass man wenig falsch machen kann. Sie müssen nur bequem sein.

Beim Shoppen muss ich daran denken, wie sehr ich Krankenhauskleidung liebe. Man muss sich absolut keine Gedanken machen, was man am nächsten Tag auf Arbeit trägt, denn das ist vorgeschrieben. Noch dazu sind Hose, Kasack und Kittel super weich und bequem mit vielen praktischen Taschen. Als würde man heimlich seine Wochenend-Wohlfühlkleidung auf Arbeit tragen, nur mit dem Unterschied, dass es tatsächlich offiziell vorgeschrieben ist. Traumhafte Zustände.
Manchmal wünsche ich mir auch, dass es so ein Outfit für den Alltag gäbe, so ein festgelegtes. Vielleicht nicht unbedingt in fleckenanfälligem Weiß. Man muss ja die Bevölkerung nicht dazu verpflichten, es zu tragen, doch es würde einige Dinge einfacher machen. Zum Beispiel den Fakt, dass ich von Mode keine Ahnung habe.

Eigentlich soll so ein Einkauf einem ein gutes Gefühl vermitteln, damit man brav mehr kauft, doch bei mir löst es nur ein Gefühl der Hilflosigkeit aus. Zu viel Angebot, keine Ahnung, was ich nun kaufen soll. Noch dazu dieser Eindruck, dass man auffällt, weil man sich so wenig gekonnt kleidet und deshalb vielleicht sogar nicht ernst genommen wird. Kleidungskauf ist bei mir mit negativen Empfindungen assoziiert, es zeigt mir die ganze Zeit, was ich nicht gut kann.
Wäre ich Protagonist eines Horrorfilms, würde man mich in ein gigantisches Einkaufscentrum locken, aus dem nicht heraus komme, in einer Endlosschleife Kleidung anprobieren müsste und von anderen verspottet werde.
Online Shopping hilft da ein wenig, doch am Ende bin ich auch von der Auswahl überwältigt und ahnungslos, welche Größe ich bestellen sollte, wenn ich das Stück denn nicht direkt anprobieren kann.

Am Ende des Einkaufs stand ich mit einer schwarzen Hose in dem Geschäft, wo ich immer meine Hosen kaufe, an der Kasse und mental kurz vorm Nervenzusammenbruch. Na ja, fast.
Und ich weiß auch, dass ich bald wieder vorm Kleiderschrank stehen werde und denke, dass ich nichts zum Anziehen habe. Doch immerhin bin ich raus aus dem Einkaufscenter und werde auch nicht so bald wieder freiwillig da rein gehen.

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Herbstzeit, Kuchenzeit: Kirsch Brownies mit Käsekuchenwirbeln

Es wird Herbst und damit draußen kälter. Weg mit den bauchfreien Tops und Bikinis, denn dicke Pullover und Schals regieren ab sofort die Garderobe. Das bedeutet auch, dass man auch mal einen unglaublich saftigen und schokoladigen Brownie essen kann, ohne akute Angst leiden zu müssen, dass man in den Shorts gleich die Folgen davon sieht. Oder man hat einfach jahreszeitenunabhängig keine Angst vor Kalorien und darf sich deshalb noch mehr über ein potentielles neues Lieblingsrezept freuen: Kirsch-Käsekuchenwirbel-Brownies.

Für ihre Geburtstagsfeier wünschte sich meine Schwester einen Kuchen von mir. Bloß nicht langweilig, bloß nicht trocken. Meine erste Idee waren Brownies. Da es einen Nussallergiker unter den Gästen gab, fielen die üblichen Walnüsse weg. Und Brownies nur mit Schokolade? Zu langweilig. Also suchte ich nach einem Rezept für Brownies mit Früchten und Käsekuchen. Da es online aber nur Varianten gab, die Kuchenmischungen, fertige Cherry Pie Füllungen aus der Dose oder anderen Mist erforderten, machte ich mich selbst daran, kreativ meine liebsten Komponenten aus anderen Rezepten zusammen zu werfen.
So kombinierte ich Kirschen als fruchtige Komponente und Käsekuchenwirbel für eine spannende Textur dazu. Das Ergebnis hat mich so sehr begeistert, dass ich das Rezept unbedingt mit euch teilen muss.

Das Rezept ist für eine Springform mit 28cm Durchmesser gedacht, doch ich habe hier einfach die doppelte Menge für eine größere Form gemacht. Also nicht von der Größe des Bleches verwirren lassen.

200g Butter in einem Topf schmelzen. 225g gehackte Zartbitter Kouvertüre in der warmen Butter schmelzen lassen. Dabei gut durchrühren, damit eine homogene Masse entsteht.



Während sich das alles schön verflüssigt, könnt ihr in einer Schüssel schon einmal 250g Zucker und 5 Eier mit einer Prise Salz aufschlagenDas Fett-Zucker…ähm Butter-Schokoladengemisch nun langsam unter Rühren in die Eimasse geben.



Nun kommen 160g Mehl, 30g Kakao und 1 Teelöffel Backpulver in die Mischung hinein. Alles gut durchmischen und schon kann es in eine mit Backpapier ausgelegte Form mit 28cm Durchmesser.

Nun nehmt ihr den Inhalt von einem halben Glas Sauerkirschen und verstreut die Früchtchen gleichmäßig auf dem Teig.
Dann geht es weiter mit dem Käsekuchenpart. Dafür werden 200g Doppelrahmfrischkäse1 Päckchen Vanilliezucker und ein Ei  gut durchgerührt. Die Mischung kommt in Klecksen über den Kuchen. Weiter geht es mit dem optisch ansprechendsten Teil des Backvorganges: die weißen Kleckse werden mit einer Gabel unter den dunklen Teig gerührt. Das Prinzip ist das gleiche wie beim Marmorkuchen.




Bei 180°C wird die Leckerei nun für 30 Minuten gebacken.
Und dann darf das schokoladige Werk - nach ein wenig Zeit zum Auskühlen - endlich angeschnitten werden. Aaaaahhh…



Aber Achtung: der Kuchen ist selbstvernichtend - anders kann ich mir es jedenfalls nicht erklären, wie er so schnell komplett verschwinden konnte.

Viel Spaß und Erfolg beim Nachbacken!


Dienstag, 22. September 2015

Warum Socken das ideale Strickprojekt sind

Es wird kälter draußen, der Sommer neigt sich dem Ende entgegen und so sehr ich es auch vermissen werde, dass es draußen bis abends hell ist, freue ich mich gleichzeitig auf den Herbst. Denn Herbst bedeutet nicht nur Kuschelpullover, Tee und bunte Blätter sondern auch Strickzeit.
Auch wenn ich eigentlich das ganze Jahr über Dinge aus Wolle produziere, hat das Stricken gerade Hochsaison. Fragt sich nur: was konkret strickt man?

Meine Antwort wäre - egal ob für Anfänger oder Fortgeschrittene: Socken!
Denn meiner Meinung nach sind sie das ideale Strickprojekt für alle Gelegenheiten.

Zuerst einmal: Socken braucht man immer. Zehn Mützen braucht niemand wirklich, doch zehn Paar Socken zu haben ist nichts ungewöhnliches. Oder auch zwanzig Paar...
Das macht selbstgestrickte Socken auch zum perfekten Geschenk, denn ein Paar warme Socken kann man immer gebrauchen. Anders als bei komplexeren Strickwerken reicht es, die Schuhgröße zu kennen, um jemandem eine passende Socke zu stricken. Und im Gegensatz zu einem Pullover lassen sich zwei Socken in einer Woche statt in mindestens einem Monat anfertigen. Wie gesagt: sie sind das ideale Geschenk. Nicht ohne Grund bin ich gerade dabei, das zweite Paar Socken zu stricken, das ich zu Weihnachten verschenken werde.

Auch rein finanziell und logistisch sind Socken kaum zu übertreffen. Man braucht wenig Garn und damit wenig Geld für das Material und da Socken ein relativ kleines Strickprojekt sind, kann man sie ohne Probleme überall hin mitnehmen. Stricken im Auto hat sich für mich als extrem produktiv erwiesen, besonders für Socken mit simplen Mustern.
Ein weiterer Pluspunkt daran, dass Socken so klein sind ist, dass man sie schnell fertig stellen kann und damit auch schnell zu einem anderen tollen Garn wechseln kann statt wie bei größeren Projekten wochenlang mit der gleichen Farbe zu arbeiten.

Sockööööön! <3
Ich habe ja schon erwähnt, dass meiner Meinung nach sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene Socken zu stricken immer eine gute gute Sache ist. Denn sobald man Socken stricken kann, kann man fast alles stricken, da dort die wichtigsten Techniken angewendet werden: Maschen anschlagen, linke und rechte Maschen stricken sowie Maschen abnehmen und aufnehmen. Das in verschiedenen Kombinationen ist die Grundlage für so gut wie alle anderen Strickprojekte.
Das mag jetzt für passionierte Stricker zu unterfordernd erscheinen, doch man muss es ja nicht bei einer simplen Socke belassen. Mit komplizierten Zopfmustern, Lochmustern, Techniken mit mehreren Farben oder dem Einbringen von Perlen lassen sich unendlich viele neue Designs zaubern. Und wenn man mal quietschbunte Socken mit Perlen produziert hat, kann man sie sogar tragen, ohne sich damit schwer zu blamieren. Denn orange-violette Streifen an den Füßen zu tragen ist etwas ganz anderes, als diese Farben auf dem Pullover zu haben. Ich selbst bin in Sachen Kleidung farblich immer sehr zurückhalten, doch bei Socken kann ich machen, was ich will und auch mal tiefer in die Farbkiste greifen. Die Füße haben Narrenfreiheit.

Okay, jetzt wisst ihr also, weshalb Socken das ideale Strickprojekt sind. Nun müsst ihr nur noch damit anfangen, selbst welche zu stricken!
Natürlich kann man sich von handarbeitskundigen Omas und Freunden die Grundlagen erklären lassen, doch wenn diese nicht verfügbar sind, bietet YouTube eine sehr gute Alternative. Mein Favorit in Sachen Strickanleitungen ist der Kanal Verypinkknits, der optisch großartige und auch von der ganzen Präsentation ansprechende Videos bietet, die mit der Kamera gut einfangen, was man sehen muss, um die entsprechende Technik zu verstehen. Es ist zwar alles auf englisch, doch da auch die meisten Strickanleitungen online sowieso auf englisch veröffentlicht werden, kann man sich gleich mit den Vokabeln rund ums Stricken vertraut machen.
Hier gibt es eine Playlist, mit deren Hilfe ihr die allgemeinen Grundlagen erlernen könnt und auch für das Sockenstricken gibt es eine eigene Videoreihe, die euch vom Anschlag bis zur letzten Masche durch die Socke begleitet.

Viel Erfolg und viel Spaß mit der ersten Socke! Bis Weihnachten sollten auch komplette Anfänger noch ein Paar Socken fertig bekommen.

Apfelkern

Montag, 7. September 2015

Theoretisch neidisch

Heute bin ich zufällig über einen Instagram Account einer ehemaligen Mitschülerin gestolpert, die mit mir gemeinsam Abitur gemacht hat. Die Neugier siegte und ich sah mir an, was sie in den letzten Jahren so getan hat. Von diesem Account aus fand ich schnell weitere Benutzerkonten ehemaliger Mitschüler.  Man hangelt sich von einem zum anderen. Ich sah Bilder von wilden Partys, Trunkenheit, Glück, Drogen, vielen vielen Tattoos, Urlaubsbilder; sogar Hochzeitsbilder.

Dann sah ich mir meinen eigenen Instagramaccount an. Viele Naturbilder, Essen, Lakritze, Bilder von Urlauben, Bilder unseres Kater und von meinen Strickprojekten. Keine Partybilder, keine fotografischen Erinnerungen an durchzechte Nächte, keine Drogen, keine Tattoos und generell keine Bilder von Gesichtern. Ganz schön langweilig im Vergleich zu all den wilden Momentaufnahmen.

Ich fühlte mich schlecht und vor allem als Langweiler. Mache ich gerade einen großen Fehler, indem ich mir diese wilde Jugend entgehen lasse? Ich war noch nie betrunken, weil ich Alkohol lieber genieße als einfach nur in mich rein kippe und Kontrollverlust scheiße finde. Zigaretten und alles, was man rauchen könnte, rühre ich nicht an, weil ich es einfach nur unendlich widerlich finde. Und so richtige Drogen im Sinne synthetischer Rauschmittel würde ich allein schon niemals nehmen, weil ich viel zu viel Angst vor den Folgen habe. Den Nebenwirkungen, den beigesetzten Stoffen, der Abhängigkeit, dem Zeitraum des Rausches und den gesundheitlichen Schäden. Auch ich gehe gern tanzen - aber dann lieber früh, wenn die Tanzfläche noch leer ist und um dann gegen spätestens ein Uhr erschöpft nach Hause zu können. Damit der Rhythmus des nächsten Tages nicht völlig durcheinander kommt.

Ich klinge wie eine Omi. Passt ja zu meiner Leidenschaft fürs Stricken.

Im Ernst: ich weiß nicht, ob ich neidisch sein soll, dass alle anderen so entspannt und unbesorgt leben oder bestürzt über deren Eskapaden.
Ich studiere Medizin, das Studium läuft gut, ich mache regelmäßig Sport, ernähre mich mehr oder weniger gesund, habe vielleicht nicht unendlich viele aber sehr gute Freunde. Eigentlich bin ich glücklich mit dem, was ich habe. Eigentlich glücklich, bis man in den sozialen Netzwerken vorgeführt bekommt, was die anderen haben. Will ich das überhaupt? Aber sie sehen doch aus, als würden sie im Glück schwimmen!

Natürlich habe ich schon daran gedacht, dass Instagram nicht unbedingt das wahre Leben zeigt. Den Morgen nach der alkoholgetränkten Party mit Kater und Kotzen zeigen die wenigsten. Trotz dieser Logik ist meine Bewunderung für diese fast naive Lebensweise, die sie auf ihren Profilen zeigen, noch da. In meinem Inneren weiß ich, dass ich das nie haben werde und auch nicht möchte. Das bin einfach nicht ich. All diese Situationen wären für mich nicht besonders angenehm. Saufurlaube sind für mich Horror, ich gehe lieber klassisch die Stadt erkunden oder in Museen. Bilder von meinem halbnackten Ich auf einer Party öffentlich zu posten ist so ziemlich das letzte, was ich freiwillig tun würde. Ich würde direkt an all die möglichen Konsequenzen denken - ich bin dafür zu verkopft. Und dieser Kopf weiß auch, dass dieser Neid ein Neid ist, weil ich diese Situationen des spontanen Freundschaftstattoos oder des Rauchens im Sonnenuntergang nicht erleben werde, weil ich sie nicht erleben will.

Aber so ist es ja immer: man sehnt sich nach dem, was man nicht haben kann und vielleicht nicht mal haben will. So ist das Leben einfach.

Mittwoch, 2. September 2015

#PMDD19

Erinnert sich jemand von euch noch, was er am 1.September getan hat? Mir fiel es auch schwer, alles zusammen zu bekommen aber zum Glück war ja Picture My Day Day und so habe ich genug Bilder gemacht, um rekonstruieren zu können, was ich den Tag lang eigentlich getrieben habe.
Dieses Mal wurde der PMDD von Anne von neontrauma organisiert.

Mein Tag begann sehr früh im Vergleich zu all den wunderbaren Urlaubstagen davor.


Sich aus dem Bett schieben, waschen, schminken. Kurzer Einblick in den Alltag eines Beauty Bloggers - so habe ich mich zumindest gefühlt, als ich meine Kosmetik dekorativ angeordnet habe.  Sehr ungewohnt aber optisch ansprechend.


Frühstück. Schwarzer Tee und Haferbrei mit Früchten.


Auf zur Bahn!


Ich hatte an diesem Tag meinen ersten Arbeitstag als Famulant in der Rettungsstelle. Da das alles ziemlich stressig und zuerst von Bürokratie, dann von Patienten geprägt war, keine Bilder weil a) zu stressig, b) langweilig und c) Schutz der Privatsphäre. In weißer Kleidung umher rennen, bis die Füße weh tun, Patienten aufnehmen, untersuchen, Zugänge legen, Blut entnehmen. Das übliche eben.

Irgendwann kam ich da nachmittags wieder raus, zurück in die Bahn, mit dem Rad vom Bahnhof nach Hause.


Erst mal einen schwarzen Tee mit Milch, ein Stück Kuchen und ein bisschen Lektüre zur Entspannung.


Abendessen. Den allerbesten Matjes, den ich kenne, importiert aus Emden mit Gurken und Zwiebeln als Fischbrötchen verpackt. Nomnomnom!


Voller Vorfreude auf deren Konzert am Wochenende Lieder von AnnenMayKantereit anhören und dabei an meinen Socken weiter stricken. 


Nach dem anstrengenden Tag konnte ich mich tatsächlich zum Sport motivieren. Und es hat auch noch Spaß gemacht! Muskelkater in den Beinen am nächsten Tag inklusive.


Duschen mit meinem aktuell allerliebsten Duschgel. Es riecht so wundervoll nach Sommer! 



Vor dem Schlafen noch ein wenig in einem Lehrbuch zum Thema EKG nachlesen, was man alles schon vergessen hat.


Todmüde ins Bett fallen und sofort einschlafen. So langsam glaube ich, Instantschlaf ist meine heimliche Superkraft.


Und das war er auch schon, mein erster Tag des Septembers. Bis zum nächsten Picture My Day Day!

Samstag, 22. August 2015

Dating Queen oder: Eine authentische Filmrezension

Vor anderthalb Wochen war ich bei der Social Movie Night und habe den Film Dating Queen zwei Tage vor seiner Deutschlandpremiere gesehen. So als Blogger dachte ich mir natürlich direkt, dass ich das nutzen könnte, um diese exklusiven Informationen zu verbloggen. Wenn man seine Leser mit noch exklusiven Dingen versorgt, macht man sich immerhin sehr beliebt.

Aber es kam natürlich ganz anders: ich konnte mich beim besten Willen nicht dazu zu bringen, diesen Beitrag zu schreiben. Ich bin nämlich alles andere als ein leidenschaftlicher Filmfan. Eher bin ich der Typ für Serien. Ich bin beim Filmabend immer die, welche strickt, um nicht einzuschlafen. Und so konnte ich keine Rezension zu dem Film schreiben und mich dabei authentisch fühlen. Denn ernsthaft: was mich primär interessiert, ist die Laufzeit und dass es bitte kein stinklangweiliger Krimi oder ein hohler Actionfilm ist. Mit diesen Vorraussetzungen sieht es schlecht aus für meine Zukunft als Filmkritiker.

Während ich überlegte, wie ich das Format einer Filmrezension nun strukturieren könnte und dabei nicht zu einem Schluss kam, was die Rezension angeht, kam ich zu einem ganz anderen Ergebnis: ich kann das nicht. Es fühlt sich einfach an, als würde ich mich ein bisschen selbst verraten. Rezepte, Konzerte, Alben, Strickanleitungen, Reisen, Bücher, Sportprogramme - darüber könnte ich leidenschaftlich schreiben. Aber nicht über Filme.
Und deshalb werde ich mich jetzt nicht an den gefühlten inneren Zwang verkaufen, einen Blogpost zu verfassen, nur weil ich exklusive Inhalte gesehen habe. Inzwischen ist der Film schon in den deutschen Kinos angelaufen und die Rezension wäre vielleicht überflüssig. Doch das ist egal - es wird keine professionelle Rezension geben.

Das zu schreiben erleichtert mich auf gewisse Weise sehr. Niemand hat von außen Ansprüche gestellt oder Druck gemacht - das war ich alles selbst. Jetzt mir gegenüber einzugestehen, dass ich einfach keine Filmrezension schreiben kann, weil das einfach nicht ich bin, tut gut.

Und nun doch noch ganz kurz zum Film:

Dating Queen ist eine Komödie mit nicht zu wenig Romantik. Ewig hat Protagonistin Amy nur One-Night-Stands und ist dann plötzlich verliebt. Das mit der Liebe ist aber nicht so einfach und bietet viel Material für Drama. Ein bisschen Kitsch, ein bisschen amerikanische Begeisterung für Sport und Cheerleader kombiniert mit ein paar Klischeerollen.

Der Film hat trotz der viel zu ausgedehnten Länge von 125 Minuten Spaß gemacht. Es wurde viel gelacht, weil wirklich gute Witze dabei waren. Amy Schumer ist in der weiblichen Hauptrolle wirklich genial und mal nicht das wunderhübsche Dummchen sondern sympathisch-unperfekte Protagonistin mit Charakter und Problemen. Ein bisschen bleibt das Gefühl, dass durch die Übersetzung ins Deutsche einiges an Witz verloren geht und auch der Originaltitel Trainwreck (Totalschaden) klingt nicht so nach zuckersüßem Kitschfilm für das weibliche Publikum wie der deutsche Titel Dating Queen. Unglücklich übersetzt, würde ich sagen.
Wer findet die zwei Amy Schumers und die zwei Bill Haders im Bild?
Hätte ich keine Tickets gewonnen, hätte ich mir den Film nicht angesehen. Er bietet kurzweilige Unterhaltung über erstaunlich lange Zeit und ist durchaus sehenswert. Ihn zu verpassen wäre aber nicht allzu tragisch, denn der Film des Jahrzehnts ist es eher nicht.
Wenn ihr eine vernünftige Informationsquelle zum Film wollt: hier findet ihr die grundsätzlichen Informationen und hier sowohl den Trailer als auch eine gute Review.

Die Social Movie Night ist eine vom professionell Filme rezensierenden Youtuber Robert Hofmann organisierten Veranstaltung, bei der im Kino Filme angesehen werden. Die Tickets dazu werden verlost, es gibt immer wechselnde Youtuber als Gastgeber, Popcorn und ein Getränk und vor allem jede Menge Spaß. Eine gute Sache also.

Besonders toll fand ich neben dem Fakt, dass ich mit einer Begleitung kostenlos einen Film sehen durfte, dass tatsächlich drei Darsteller des Films sowie der Regisseur vor Ort waren und ein paar Worte zum Film gesagt haben. Alle waren sehr witzig aufgelegt und es vermittelte einem eine besondere Art der Aufregung, die man sich nicht rational erklären kann. Hollywood war für ein paar Minuten in Reichweite.

Und viel mehr als das möchte ich zu dem Film nicht sagen. Denn das ist einfach nicht mein Ding.

Könnt ihr euch überwinden, über Dinge zu berichten, von denen ihr glaubt, sie nicht authentisch präsentieren zu können?



Dienstag, 11. August 2015

Everybody melt now!

Mit dem sich bei Benutzung leider erhitzenden Laptop und einem Eis sitze ich im Keller, um einen Blogpost zu schreiben. Gott sei Dank reicht das WLAN teilweise bis in den Keller! In meinem Zimmer auf der Südseite des Hauses unter dem Dach ist es nämlich zu heiß um selbst allein durch Atmen nicht in Schweiß auszubrechen. Bewohner südlicher heißer Länder würden wahrscheinlich über diese Versuche, der Hitze zu entgehen, nur schmunzeln.

Nach fast einer Woche der sengenden Hitze und Temperaturen jenseits der 30°C, muss ich feststellen, dass Deutschland absolut nicht mit diesem Wetter klar kommt. Oder besser gesagt: wir als Nordeuropäer kommen damit nicht klar.

Ungeachtet des Wetters versuchen wir, unseren Tagesplan wie gewöhnlich abzuarbeiten. Bloß nicht in Rückstand geraten, weil man sich vor lauter Schweiß kaum noch bewegen möchte! Ich habe ernsthaft schon mehr als einen Jogger gesehen, der sich in der Mittagshitze durch die Straßen schleppt. Ehrgeiz ist ja was schönes, doch bei dem Wetter kann ich beim besten Willen nicht zur Mittagszeit trainieren.

Da wir hier im Normalfall eher frieren als schmelzen, haben wir auch eher eine Fußbodenheizung als eine Klimaanlage und dementsprechend wenig vorbereitet sind wir auf diese Sommerhitze. Generell ist die deutsche Mentalität nicht auf Hitze eingestellt. Eine Siesta ist nicht vorgesehen, sondern ein emsiges Fortsetzen der Arbeit nach dem Mittagessen pünktlich um zwölf. Kein Wunder, dass wir völlig fertig sind bei dem Wetter. Man kann es nicht ignorieren und weiter machen wie üblich, denn das ist zwecklos.

Lieber früher aufstehen wenn es noch kühler aber schon hell ist, in den Mittagsstunden alles ruhiger angehen lassen und dann Abends mehr Aktivitäten planen. Bei diesem fast mediterranen Wetter kann man auch problemlos in den warmen Nächten lange draußen sein. Und Dank der Trockenheit gibt es kaum stehendes Wasser und damit wenig Brutstätten für fiese Mücken, die uns die Sommernächte ruinieren könnten.

Wir wünschen uns immer wieder die Wärme aber wenn sie dann mal da ist, kommen wir offensichtlich doch nicht mit ihr zurecht. Es wird zwar nicht ewig so bleiben, doch so lange es anhält, genieße ich die Sommerhitze so gut wie möglich. Siesta inklusive. Das sollte man mit ein bisschen Vernunft auch einsehen, dass man nicht so weiter ackern kann wie sonst, wenn die Sonne gnadenlos scheint. Versucht es mal mit ein bisschen mediterranem Lebensstil und lasst alles entspannt angehen. Der Winter hat uns eh früh genug wieder.

Wie sorgt ihr dafür, dass ihr momentan nicht schmelzt? Jegliche Tipps sind willkommen!

Donnerstag, 6. August 2015

Veganer auf Zeit - Teil zwei des Selbstversuchs

Wir in meinem Post über den Versuch, sich als Omnivore eine Woche vegetarisch zu ernähren, schon angekündigt, folgte auf die vegetarische Woche nun eine vegane.

Gleich zu Anfang hatte ich viel positives Feedback und Angebote für Hilfestellung, von lieben Menschen aus dem Netz (vielen Dank, Svenja!) als auch von einer vegan lebenden Kommilitonin. Das war ein toller erster Eindruck, auf so viel Unterstützung zu stoßen!

Dann habe ich schon am noch vegetarischen Sonntag mir überlegt, was ich in der nächsten Woche kochen möchte, um in den kommenden Tagen nicht in ein Loch aus Hunger und Verzweiflung zu fallen, weil ich nicht weiß, was ich veganes und leckeres essen kann.
So habe ich mir gleich Notfallkekse gebacken (nach diesem Rezept, den Honig habe ich durch Agavendicksaft ersetzt) und Montag alles für die geplanten Mahlzeiten eingekauft.

Die ersten paar Tage hat es mir richtig viel Spaß gemacht, ein wenig anders zu kochen als sonst und neue Rezepte auszuprobieren. Ich habe ein ultimativ köstliches Rezept für Möhrensalat gefunden, eine Freundin mit veganem Falafel und Tzatziki verköstigt und sogar einen veganen Marmorkuchen mit "Eischnee" aus Kichererbsenwasser gebacken. Auf den nächsten Bildern könnt ihr euch einen kleinen Eindruck davon verschaffen, dass man auch vegan vielfältig kochen kann. Besonders genial fand ich, dass man sogar Sushi vegan gestalten kann, indem man die Rollen einfach nur mit Gurke, Avocado und anderem Gemüse füllt.

Spaghetti mit Tomatensauce, Ofengemüse, Falafel, Möhrensalat und Tzatziki sowie Schmorgurken mit Kartoffeln

Veganes Sushi mit Gurke, Avocado und gebratenen Pilzen sowie Resteessen

Neben meiner Leidenschaft fürs Kochen backe ich auch gerne. Das wollte ich auch in der veganen Woche nicht auslassen und habe sehr tolle Rezepte entdeckt. Besonders faszinierend war, dass sich Kichererbsenwasser tatsächlich ähnlich wie Eischnee aufschlagen lässt. Und der Marmorkuchen, in den der Kichererbseneischnee wanderte, schmeckte auch großartig.

Hafer-Fruchtkekse für vegane Hungerattacken und Marmorkuchen
Erfahrungen einer Woche veganer Ernährung
Nummer eins: man verhungert definitiv nicht! Im Gegenteil: ich habe viele neue Dinge in der Küche ausprobiert und dabei viel Spaß gehabt. In der Mensa zu essen war kein Problem, da dort alles bis ins Detail gekennzeichnet ist. Nur das Joghurteis nach der Uni kann man nicht spontan mit Freunden essen. Auch wenn ich es in dieser Woche nicht getan habe, kann ich mir vorstellen, dass ein Essen in normalen Restaurants nicht immer einfach für Veganer ist, da die Auswahl beschränkt ist. Beim Essen mit Freunden könnte man zumindest immer selbst etwas mitbringen und damit gleichzeitig die eigene Verköstigung sichern.

Oft wird propagiert, dass man sich mit veganer Ernährung gleich viel fitter und besser fühlt. Ich habe nicht erlebt, dass ich mich sofort viel energiereicher fühle, aber ich habe auch nichts negatives bemerkt. Wahrscheinlich macht auch viel von dem Erleben, dass es einigen mit veganer Ernährung besser geht aus, dass sie sich vorher weniger ausgewogen ernährt haben.
Das einzige, was anders war: ich hatte subjektiv mehr…nun ja, Gas im Bauch. Meine Vermutung ist, dass die ganze pflanzliche nicht stark verarbeitete Nahrung nicht immer einfach verdaulich ist. Vor allem Cellulose kann der Mensch nicht selbst abbauen, sondern das übernehmen Bakterien, wenn sie es beim Menschen auch nicht komplett schaffen, die Polysaccharide der Cellulose zu Einfachzucker abzubauen. Daher können wir uns mit unserem Verdauungssystem und unserer Darmflora anders als Kühe auch nicht von Gras allein ernähren, ohne in ein Energiedefizit zu rutschen.
Vielleicht hat dieses Erlebnis es auch eine ganz andere Ursache als mehr pflanzliche Nahrung aber ich empfand es doch als auffällig. Habt ihr euch schon einmal vegan ernährt und diese Erfahrungen mit der vermehrten Gasproduktion gemacht?

Das Einkaufen im Supermarkt war ein komplett anderes Erlebnis: es gab so viele Dinge, die ich einfach nicht essen konnte, dass die Auswahl eingeschränkt war und zu meinem Erstaunen fühlte sich das gut an. Das ganze große verwirrende Kühlregal konnte man fast komplett links liegen lassen. Es fühlte sich minimalistisch an, die Entscheidungen für bestimmte Produkte konnten viel schneller getroffen werden, weil einfach die Auswahl nicht endlos war. Das war auf gewisse Weise sehr befreiend.
Ähnlich war es in der Mensa: wenn es nur ein veganes Gericht gab, musste man nicht lange überlegen, was man denn nun isst. Es fühlte sich effizient an.

Gegen Ende des sechsten veganen Tages war ich nicht unbedingt genervt von meiner Ernährung, träumte aber schon sehnsüchtig von Käsebroten.
Fleisch, Eier und Milch als Getränk habe ich in der gesamten Zeit nicht vermisst, Butter und Käse dagegen jedoch sehr. Vor allem als ich mir ein frisches Vollkornbrot besorgt hatte, war es sehr deprimierend, nicht wie sonst das frische Brot mit Butter und ein bisschen Salz essen zu können. Und geschmacklich kann pur verzehrt für mich Margarine nicht mit Butter mithalten. Im Gebäck hat es wenig Unterschied gemacht aber zum Anbraten und aufs Brot ist der Geschmack von Butter für mich einfach ungeschlagen.
Genauso sehr wie Butter liebe ich Käse. Marmelade und vegetarische Pasten waren lecker als Brotaufstrich aber sie konnten nicht verhindern, dass ich mich nach Käse sehnte. Eine vegane Alternative zu Käse habe ich in der Zeit nicht probiert.
Was ich getestet habe, ist Sojajoghurt. Auch wenn ich schon öfter welchen gegessen hatte, war ich doch angenehm überrascht, wie realistisch und lecker diverse Sorten von Alpro und Provamel waren. Sogar Tzatziki ließ sich ohne Probleme damit zubereiten.

Mein langfristiges Fazit
Es war super interessant, sich eine Woche lang vegan zu ernähren und verschiedene Dinge auszuprobieren. Ich habe festgestellt, dass es mit ein bisschen Planung gut umsetzbar ist. Was das Essen außerhalb angeht, überzeugt mich das ganze noch nicht. Sobald man Beispielsweise in einer nicht veganen Gruppe grillt, muss man immer eigenes Essen mitbringen oder für jeden Salat dessen Hersteller fragen, was denn da drin ist. Klar, Allergiker müssen das auch, aber ich empfand es schon als belastend für mich und auch andere, immer alles essbare drei mal vorsichtig beäugen zu müssen, bevor ich es eventuell essen konnte.
Außerdem kann ich mir aktuell nicht vorstellen, auf Milchprodukte zu verzichten. Eier oder Fleisch habe ich tatsächlich gar nicht vermisst.

Unvegane Dinge, die ich nicht lassen konnte? Stricken mit Schafswolle! Das ist auch etwas, was ich nicht aus meinem Leben streichen wollen würde. Klar gibt es zum Beispiel auch Baumwollgarne, aber die verhalten sich im gestrickten Endprodukt ganz anders und ersetzen Schafswolle nicht.

Ähnlich denke ich über Schuhe aus Leder: es ist schon kein besonders angenehmer Gedanke, die Haut eines anderen Lebewesens an seinen Füßen zu tragen, jedoch ist das Material viel belastbarer, bequemer und auch langlebiger als viele synthetische Materialien. So habe ich seit acht Jahren ein Paar dicke Winterstiefel mit Lederanteil, die ich jeden Winter bei klirrender Kälte wieder raus hole. Sie sind noch immer warm und gut nutzbar, weshalb ich denke, dass Leder als Material für Schuhe vertretbar ist, wenn man die Schuhe auch tatsächlich nutzt.

In der veganen Woche habe ich mich durch meine Ernährung deutlich eingeschränkter gefühlt als in der vegetarischen Woche. Ich hatte Appetit auf Dinge, die ich nicht essen konnte, ich war froh, dass ich nicht mit Freunden essen gehen "musste", weil es vielleicht gar nicht so einfach gewesen wäre, etwas für mich zu finden. Als meine vegane Kommilitonin mir etwas von ihrer veganen Lakritze abgegeben hat, war ich doch extrem dankbar, eine der Sachen, die ich so vermisse, doch essen zu können.
Ich kann mir vorstellen, in Zukunft für mich allein hauptsächlich vegetarisch zu kochen und mich weiter durch die ganzen leckeren Produkte aus Seitan, Tofu und Co. zu testen statt Fleisch als Beilage zu wählen, doch ein veganes Leben würde mich nach der Erfahrung eher belasten. Dennoch habe ich in der Woche viel ausprobiert und wüsste jetzt auch, wie ich vegane Freunde lecker bekoche und habe auch ein paar Rezepte entdeckt, die es so öfter geben wird (ich sage nur: Möhrensalat, Falafel und Rosinen-Fruchtkekse) und auch Produkte wie Hummus aus dem Kühlregal, Sojajoghurt oder eine bestimmte vegane Tomatensauce gefunden, die es wieder in meinen Einkaufwagens schaffen werden. Nie wieder dagegen werde ich auf Dinkelsahne herein fallen.

Insgesamt hat sich der Selbstversuch für mich gelohnt: ich habe neues ausprobiert, über meine Ernährung nachgedacht und tolle vegane Kochblogs entdeckt. Um aber dauerhaft vegan zu leben, bin ich vielleicht einfach nicht hardcore genug. Und liebe Käse, Butter und Wolle viel zu sehr.

Dienstag, 4. August 2015

Auslosung: Sommersocken

Erinnert ihr euch noch an mein Gewinnspiel, mit dem ich zwei Paar selbst gestrickte Sommersocken verlose? Nun, wenn ihr bis jetzt nicht teil genommen habt, dann ist es ehrlich gesagt zu spät, denn gestern war der letzte Tag an dem ihr euren Namen in den Lostopf werfen konntet.

Es gab insgesamt fünf Kommentare und damit fünf Teilnehmer zu meiner kleinen Verlosung.

Als erstes werde ich unter den Kommentatoren einen auswählen, der meiner Meinung nach am dringendsten Socken braucht.
Insgesamt gab es zwei Teilnehmer, die noch nie handgestrickte Socken hatten, was sie gleich in die nähere Auswahl brachte. Letztlich überzeugt hat mich die Aussage, dass ein Paar gewonnener Socken Anlass sein wird, selbst stricken zu lernen und so die eigenen Kinder und Enkel später vor dem Elend zu bewahren, niemals selbst gestrickte Socken zu haben. Und ich möchte wirklich nicht die Verantwortung dafür tragen, dass ihre Enkel kalte Füße haben.

Von daher ist Judith meine erste Gewinnerin!


Und nun wird aus den übrigen vier Teilnehmern ausgelost. Stilecht mit Fruit Machine. Alles andere wäre auch nicht authentisch bei einem Blog, der den Apfel in seinem Namen hat.


Herzlichen Glückwunsch an Dominique!

Und nun zu den Details für die beiden Gewinner:
Bitte schreibt mir eine Mail an bioapfelkern@googlemail.com und verratet mir

- eure Schuhgröße und auch, ob sie groß oder eher klein ausfällt
- welche Wollfarbe(n) ihr euch wünscht
- eure Adresse, an die ich den Gewinn schicken soll

Für die Socken kann man auch gut mehrere Farben kombinieren, um Streifen zu stricken. Oder den ganzen Socken in einer Farbe halten und die Ferse sowie die Spitze in einer Kontrastfarbe gestalten wie zum Beispiel bei diesem Modell. 

 Hier noch einmal die Wollauswahl mit Nummern:

Ich freue mich schon auf eure Mails und noch mehr darauf, eure Socken zu stricken. Aber ganz besonders warte ich auf dem Moment, an dem Judith irgendwann über ihre eigenen Strickprojekte berichtet.

Apfelkern