Samstag, 4. Oktober 2014

Und du warst…?

Ganz normaler Tag, ich sitze in der Bahn. Schräg gegenüber sitzt ein Mann, der mir sehr bekannt vorkommt. Mhm, woher kenne ich ihn nur? Zu alt, um ein Mitschüler gewesen zu sein, zu jung, um ein Freund meiner Eltern zu sein. Kommilitone? Eher nicht. Mhm, Patient? Oder vielleicht ein Ingress Spieler an den ich mich jetzt nur nicht mehr explizit erinnern kann? Vielleicht kenne ich ihn ja doch nicht.
Er lächelt mich an und winkt dezent. Okay, ich kenne ihn wohl doch irgendwie. Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht rüber kommt und sich unterhalten will, denn ich habe absolut keinen Plan, woher ich ihn kenne.

Solche Sachen sind mir wirklich peinlich. Wenn ich jemanden treffe, der wie selbstverständlich mit mir interagiert als würden wir uns kennen und ich kann das Gesicht einfach nicht zuordnen. Man könnte ja nachfragen, aber ehrlich: das ist mir mehr als nur unangenehm. Immerhin zeigt man dem Gegenüber damit ja in gewisser Weise, dass man ihn zwar wieder erkennt, aber nicht zuordnen kann und gibt ihm damit womöglich das Gefühl, nicht wichtig genug zu sein, sich den Namen zum Gesicht zu merken.

Ich merke jetzt, wo mein Praktikum beim Hausarzt nahezu vorbei ist, schon, dass ich beim Einkaufen im Dorf einige Gesichter der Patienten zu erkennen glaube. Das hat man davon, wenn man so leichtsinnig ist, in dem Dorf, in dem man wohnt ein Praktikum beim Hausarzt zu machen.
Interessanter Weise werde ich aber nicht oft von den Patienten wieder erkannt, was daran liegen kann, dass ich weder weiß gekleidet bin noch wie in der Praxis die Haare hoch gesteckt trage. Man glaubt es kaum aber die Frisur macht einen gewaltigen Unterschied, wenn es darum geht, jemanden wieder zu erkennen. Manchmal habe ich das schon ausgenutzt - zum Beispiel, wenn es kostenlose Proben gibt. Stichwort Grüne Woche oder Messen generell. Einmal ganz normal die Probierüte oder die Gewürzprobe abholen, etwas später mit hochgebundenen Haaren und ohne Brille wiederkommen. Hat bisher immer geklappt. Und ja, im Nachhinein finde ich sowas doch schon sehr beschämend.

Manchmal finde ich es ein wenig schade, Personen, die ich wieder zu erkennen glaube nicht darauf angesprochen zu haben, woher man sich kennen könnte. Vor allem, wenn ich vermute, dass es ein Kindergartenfreund ist oder generell eine Person, mit der man gute Erinnerungen verbindet. Es entgeht einem da wahrscheinlich viel. Und ich Trulla bin auch nahezu immer zu schüchtern mal einfach so auf gut Glück zu fragen, ob man sich kennt. Und selbst wenn es nicht so wäre: wirklich etwas zu verlieren hat man nicht.

Apfelkern

4 Kommentare:

  1. Oh, das klingt nur allzu vertraut. Mir gehts da genauso. Leider habe ich so absolut gar kein Gedächtnis für Gesichter und erkenne Leute immer eher an der Stimme als am Äußen. Ich hoffe also immer dass der andere anfängt zu reden um mir so auf die Sprünge zu helfen. Blöderweise habe ich mich seit der 2ten Klasse fast gar nicht verändert (würde ich jetzt einen lila Samtpulli und eine rosa Cordhose tragen wäre es perfekt), also erkennen mich wiederum viele Leute. :/

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    1. Das Problem, mich äußerlich seit Jahren nicht wirklich verändert zu haben, kenne ich nur zu gut. Mein einziges Ass im Ärmel ist es, die Haare irgendwie zurück zu binden, weil ich sie seit Jahren im Alltag einfach immer offen trage. Daher werde ich mit hochgewurstelten Haaren auch eher nicht erkannt - außer von Patienten, die mich nur so kennen. Argh, das Leben ist kompliziert.

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  2. Ich empfehle da mal wieder Direktheit. Andererseits bin ich meist diejenige, die die Person anquatscht, weil ich sie wiedererkannt habe. Hatte bisher nie das Gefühl, dass man mich nicht zuordben konnte. Aber dass der Name schon mal vergessen wird, kann ja passieren. Deshalb begrüße ich die Person dann so :Ich bins (Name einfüg), damit die Person nichr erst in so peinliche Lage kommt.

    Andersherum ist eine Frage"Sag mal woher kennen wir uns nochmal"? doch auch kein Ding. Vielleicht bin ich in der Sache aber einfach unschüchtern. Und ich habe ein gutes Namens-und Gesichtsgedächtnis. :D

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    1. Direktheit - klingt so einfach, ist aber alles andere als das. Schließlich muss man dafür erst einmal über seinen eigenen Schatten springen.
      Das mit dem Namen kenne ich. Wenn man sich nicht mehr sicher ist, ob es Christine, Christina oder nur Tina war, schweigt man erst mal in der Hoffnung, den Namen irgendwo auf den persönlichen Sachen lesen zu können oder dass er von jemand anderem erwähnt wird.

      An sich habe ich auch ein gutes Namensgedächtnis für Personen, mit denen ich näher zu tun hatte. Wenn ich jemanden aber nur mal im Zuge einer WG Party kurz namentlich vorgestellt bekomme, erinnere ich mich später ans Gesicht aber sehr unwahrscheinlich nicht mehr an den dazugehörigen Namen. Vielleicht sollte ich es ja wirklich mal mit Nachfragen versuchen. Wenn ich mich traue.

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