Montag, 20. Oktober 2014

Komm, wir fahren nach Amsterdam!

Vor noch nicht allzu langer Zeit waren Semesterferien und diese habe ich unter anderem dazu genutzt, eine Städtereise zu unternehmen und habe Amsterdam erkundet. Die dort gewonnenen Eindrücke, möchte ich gerne mit euch teilen.

Von Berlin aus kann man mit dem Zug - falls man denn nicht von einem der Streiks der Lokführer betroffen ist - sehr bequem innerhalb von ungefähr sechs Stunden nach Amsterdam fahren.
Der Hauptbahnhof Amsterdams (Amsterdam Centraal) ist ein sehr schönes Gebäude im historischen Stil und wurde wie die gesamte Stadt auf Pfählen erbaut, um auf dem feuchten Untergrund Stabilität gewährleisten zu können. Es ist kein durchschnittlicher, modern und funktional designter Hauptbahnhof sondern gleich die erste Sehenswürdigkeit nach der Ankunft.


Innerhalb von Amsterdam kann man die Wege auch gut zu Fuß zurücklegen. Ein Vorteil davon ist definitiv, dass man viele der schönen Straßen, Grachten und Häuser zu sehen bekommt. Das Straßenbild in der Innenstadt ist ein sehr typisches: schmale, hohe Häuser ohne Vorgärten, viele Fahrräder. Mir ist sehr schnell aufgefallen, dass auf den ziemlich großen Radwegen hier auch Motoroller und kleine Autos fuhren. Als Tourist in Amsterdam lebt man in der ständigen Gefahr, von den Fahrrädern und eben vor allem auch den motorisierten Fahrzeugen auf den Radwegen überfahren zu werden. Wobei ich immer noch nicht ganz glauben kann, dass es legal ist, mit Motorrollern und Miniautos auf Radwegen umher zu düsen.





"Kein Ding, da passt noch ein Haus zwischen!"

Um viele Sehenswürdigkeiten besichtigen zu können und dabei noch zu sparen, haben wir uns für zwei Tage eine iamsterdam Karte gekauft. Für die 48 Stunden Gültigkeit zahlt man 57€, die sich sehr schnell lohnen.

Zuerst einmal ist mit der Karte der öffentliche Personennahverkehr komplett inklusive. Weiterhin bietet sie eine etwa einstündige kostenlose Kanalfahrt, die wir als vorbildliche Touristen natürlich gemacht haben. Der wichtigste Punkt ist aber, dass es zu Dutzenden Museen und Ausstellungen mit der iamsterdam Karte kostenlosen Eintritt gibt und bei einigen nicht komplett inkludierten Attraktionen zumindest Rabatt. Rabatt gibt es auch in bestimmten Restaurants und Souvenirgeschäften, doch diese Option haben wir nicht genutzt und so kann ich darüber nicht viel mehr erzählen. Was ich aber sagen kann ist, dass sich die Karte definitiv lohnt. Allein schon die Kanalfahrt hätte 15€ gekostet und der Eintritt zum Zoo 19€. Die Kosten für die iamsterdam Karte, deren kompletten Leistungen hier noch einmal aufgelistet sind, haben sich bei fleißigem Museumsbesuch schnell amortisiert.  Die einzige überhaupt nicht in der Karte inbegriffene Sehenswürdigkeit, die wir besucht haben, war das Anne Frank Haus.

Dieses ist aber definitiv eine historische Sehenswürdigkeit, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man in Amsterdam ist. Am besten ist es, sich schon vor der Reise ein Onlineticket zu besorgen, um die wirklich langen Wartezeiten zu umgehen. Es gab zwar freies WLAN in der Warteschlange aber das auch nur, um die Touristen in der wirklich verdammt lange Schlange zu besänftigen.
Man beginnt im Haus mit Einführung in die Gesamtthematik der Judenverfolgung und geht dann über zur persönlichen Geschichte derer, die sich im Hinterhaus der Prinsengracht versteckt hielten.
Ich hatte das Tagebuch der Anne Frank schon in der 6. Klasse gelesen und nur deshalb mit dem Schreiben eines Tagebuchs begonnen, weshalb ich eine persönliche Beziehung und ein Interesse an dem Haus habe über das ich so viel gelesen habe.

Mich überraschte, dass die Räume nicht dem historischen Vorbild entsprechend eingerichtet sondern leer waren. Ziel der Leere war es, daran zu erinnern, dass dort Menschen versteckt waren, die nun auch nicht mehr da sind und eben diese Leere hinterlassen.
Im Nachhinein gefällt mir diese Lösung sehr. Es gibt Bilder der extra zum Zwecke der Fotografie eingerichteten Räume und die vermitteln auch eine sehr gute Vorstellung davon, wie es dort ausgesehen hat. Nicht zuletzt hat die Leere auch den logistischen Vorteil, dass die vielen Besucher besser durch die kleinen Zimmer gehen können.

Da das Fotografieren im Anne Frank Huis verboten war, gibt es dazu hier keine Bilder. Seht es euch am besten selbst an. Aber nicht vergessen, euch früh anzustellen oder im Vorverkauf Onlinetickets zu kaufen.

Wirklich gut gefallen hat mir auch das Van Gogh Museum. Dort wird der persönliche und dazu parallel der künstlerische Werdegang van Goghs inklusive einiger der Werke anderer Künstler, die ihn inspirierten, vorgestellt. Es ist sehr harmonisch und schlüssig gestaltet, sodass es wirklich Freude macht, sich die Entwicklung des heute berühmten und zu Lebzeiten so wenig beachteten Künstlers anzusehen. Der Eintritt ist in der iamsterdam Karte inkludiert.

Der Garten des Geelvinck Hauses

Eine weitere Sehenswürdigkeit, an die ich mich gerne erinnere, ist das Museum Geelvinck. Es ist ein prächtiges Haus einer reichen Handelsfamilie. Zuerst einmal beeindruckt deren Garten mit dem größten Teich Amsterdams. Im Inneren des Hauses finden sich eine wunderschön eingerichtete Bibliothek, Speisezimmer, Empfangszimmer und Teezimmer. Mein Lieblingsraum ist definitiv die große Bibliothek mit den hohen Bücherregalen, den Dielen, die einst Schiffsplanken waren und den zu Sitzplätzen ausgebauten Fensterbrettern mit Blick auf eine Gracht.
Die persönlichen Schlafzimmer und die Küche fehlen, doch wer wissen möchte, wie diese im 18./19. Jahrhundert aussahen, kann quasi direkt auf der anderen Seite der Gracht das Museum van Loon ansehen. Das ist auch ein prächtiges Haus einer reichen Familie mit noch mehr erhaltener Einrichtung, die mir aber insgesamt nicht so gut gefallen hat, wie das im Museum Geelvinck. Vielleicht, weil es dort einfach schon zu prunkvoll war, um noch wohnlich zu sein.

Die Kirche auf dem Dachboden
Eine eher ungewöhnliche Sehenswürdigkeit war das Museum Ons’ Lieve Heer op Solder. Es ist kurz gesagt eine Kirche auf dem Dachboden und genau so heißt es auch: Unser lieber Herr auf dem Dachboden. Die einen haben eben unterm Dach Weihnachtssachen, andere eine Kirche.
Es ist eine katholische Kirche aus dem 17. Jahrhundert, in dem es in den Niederlanden untersagt war, den katholischen Glauben auszuüben. Um genau das doch tun zu können, hat man versteckt im Dachboden eine erstaunlich prachtvolle Kirche errichtet, die inzwischen sehr liebevoll renoviert wurde. Auch wenn man kein typischer Kirchengänger ist, lohnt es sich, das Museum zu besuchen. Und von den Fenstern aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Dächer der benachbarten Häuser.

Das Innere der Oude Kerk
Amsterdam hat noch mehr Kirchen zu bieten und darunter ist auch die Alte Kirche, die Oude Kerk. So richtig sehenswert ist die Kirche an sich vielleicht nicht. Es ist ein durchschnittlich schöner Sakralbau mit Buntglasfenstern, schönen Wendeltreppen und einem Boden, der aus den Grabsteinen berühmter Amsterdamer Persönlichkeiten wie zum Beispiel Rembrandts Frau Saskia besteht.
Als wir den Eingang der Kirche suchend um diese herum liefen, öffnete sich ein Vorhang vor einem Fenster und uns lachte eine üppige Frau in Reizwäsche entgegen. Und das war nicht nur bei einem Fenster so, denn die Oude Kerk steht mitten im Rotlichtviertel. Ein sehr schöner Kontrast, der die Kirche für mich besonders gemacht hat und den man sich als Tourist ansehen sollte.

Im Rotlichtviertel sah ich auch zum ersten mal eine Art Urinierzelle für Männer: ein telefonzellenähnlicher Sichtschutz mit Eingang und kleinem Abfluss am Boden. Das soll wahrscheinlich verhindern, dass gegen Hauswände und ähnliches uriniert wird. Dufte Angelegenheit jedenfalls, die ich so noch nie gesehen hatte.

Was man sich bei einem Besuch in Amsterdam auch nicht entgehen lassen sollte, ist einmal Poffertjes zu kosten. Das sind kleine fluffige Eierkuchen, die in einer speziellen Form gebraten werden. Wir haben die Poffertjes und eine Waffel auf einem Jahrmarkt in der Innenstadt gekauft und direkt warm gegessen. Das Leben kann so schön sein, wenn man in kalter Umgebung leckeres warmes Gebäck hat.
Was das Essen angeht: die Niederländer haben eine große Auswahl an Lakritze, die deutlich größer als das Angebot in Deutschland ist. Falls man die schwarze Süßigkeit mag, kann man sich vergnügt durchs ganze Sortiment futtern. Falls Lakritz nicht unbedingt zu eueren Lieblingsspeisen gehört, solltet ihr die Stroopwaffeln probieren, denn die knusprigen, sirupgefüllten Waffeln schmecken besser als es auf Dauer gesund ist.
Poffertjes!
Mein Fazit zu dem Städetrip ist, dass Amsterdam absolut eine Reise wert ist! Ich bin sehr froh, dass wir das Angebot der iamsterdam Karte rechtzeitig entdeckt haben, denn so konnten wir relativ günstig sehr viel von der Stadt sehen und vieles besichtigen.
Wenn man sich nicht von den Fahrrädern überfahren lässt, nicht erwartet, dass das Brot nicht nach Kuchen sondern wie richtiges Brot schmeckt und weiß, dass Grachtenfahrten eigentlich völlig überbewertet sind, wird man viel Spaß in dieser charmanten Stadt haben.

Was man sonst noch Schönes in Amsterdam machen kann, könnt ihr hier bei Karo lesen. Was für ein Zufall, dass wir schon wieder gleichzeitig am gleichen Ort Urlaub gemacht haben.

Apfelkern

4 Kommentare:

  1. Da habt ihr aber ne Menge gesehen! Ich habe mir eher wenig Kultur gegönnt (weshalb auch immer), aber die öffentliche Bibliothek musste ich mir auf jeden Fall angucken.

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    1. Wir sind immer sehr fleißige Touristen, denn wenn man schon mal da ist, möchte man ja auch etwas sehen. Allerdings haben wir nur an zwei Tagen so ein straffes Programm mit bis zu sechs Museumsbesuchen am Tag durchgezogen und dann davor und danach je einen entspannenden Tag ohne besonderes Programm gehabt.
      Die öffentliche Bibliothek haben wir dennoch zu besuchen verpasst - schade! Da müssen wir wohl doch noch mal hin…

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  2. Sehr schöne Bilder. Da fällt mir direkt auf, wie viel ich bei meinem Besuch verpasst habe. Ich muss da mal wieder hin.

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    1. Danke für dein Lob zu den Bildern! Von einem Fotografieaffinen wie dir ist das gleich noch mal etwas anderes.
      Und ja, Amsterdam ist wirklich schön und der Besuch lohnt sich. Außerdem wohnst du eh näher an Amsterdam als ich weshalb ein spontaner Trip dorthin leichter realisierbar wäre.

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