Freitag, 15. August 2014

Was im Regal bleibt

Im Dorf hat ein neuer dm Markt eröffnet, direkt daneben ein neuer Supermarkt. Weil meine Mutti nach eigener Aussage noch nie in einem dm war, wollte sie unbedingt dort hin und sich das ganze einmal genauer ansehen. Vielleicht um zu verstehen, warum ich immer so begeistert von dem Geschäft bin und behaupte, dass es von Quinoa über Strumpfhosen und Postkarten bis hin zu Naturkosmetik dort einfach alles gibt. Weil es sich danach einfach anbot, gingen wir in den Supermarkt. Ein Kaisers: schön groß, schön hell, die Auslagen voller schön gestapelter Waren. Und schön leer war der Laden auch.

Zuerst fiel mir am Obstregal auf, dass viele der Früchte schon etwas angematscht aussahen und bald verbraucht werden mussten. Die Lage im Gemüseregal war die selbe. Im Kühlregal gab es eine Ecke mit reduzierten Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald erreicht sein wird. Wenn ich sehe, dass Lebensmittel bald nicht mehr genießbar sind, habe ich aus irgendeinem Grund immer den Drang, sie zu kaufen.
Eine Aubergine mit Delle wanderte in meinen Korb, eine Packung Heidelbeeren, die auch nicht mehr hundert Prozent knackig und prall waren gesellten sich dazu. Die noch fünf Tage haltbare Milch durfte auch noch mit bis Mutti die Nase davon voll hatte, dass ich eigentlich alles, was bald schlecht würde und was ich eh mochte, mitnahm.

Es macht mir einfach ein verdammt schlechtes Gewissen zu sehen, dass aus der riesigen Menge der angebotenen Waren etwas weggeworfen wird. Das macht die ganze aufwendige Produktion der Lebensmittel einfach nur sinnlos und ist auch noch verlorenes Geld. Wenn ich sehe, dass der Bäcker abends noch viel Kuchen in seiner Theke hat, denke ich immer mit einem schlechten Gefühl daran, dass es am Ende des Tages im Müll landet, denn wer kauft denn beim Bäcker Kuchen vom Vortag. Selbst gebackener Kuchen wird bei uns zu Hause teilweise über eine Woche verteilt aufgegessen und da jammert niemand, dass es ja Gebäck von gestern oder gar vorgestern ist.

Eine prall gefüllte Warenauslage zu sehen ist schön aber wenn der Preis dafür ist, dass die Hälfte weg geworfen werden muss, weil sie schlecht wird, bevor sie verkauft wird, dann kann ich auch auf diese optisch hübsche Theke verzichten.
Niemand kauft im Laden die angematschten Früchte, jeder nimmt doch die Sahne von hinten, weil man sie länger haltbar ist als die weiter vorne im Regal. Wer zahlt schon den vollen Preis für etwas, was nicht mehr 100% perfekt ist? Aber was wird dann aus den Sachen, die liegen bleiben? Wenn es gut läuft, werden sie vielleicht gespendet an die Tafel oder ähnliches aber der Großteil wird wahrscheinlich einfach weggeworfen.

Deshalb habe ich mir in letzter Zeit angewöhnt, Lebensmittel auch zu kaufen, obwohl sie nicht mehr lange haltbar sind oder auch schon nicht mehr perfekt aussehen (Stichwort Zucchini mit Kratzern und sehr reife Früchte), wenn ich weiß, dass ich sie direkt verarbeite. Denn wenn ich aus den leicht schrumpeligen Heidelbeeren am selben Tag noch einen Kuchen backe, stört es keinen, dass sie nicht perfekt prall waren.

Und noch eine Sache zum Mindesthaltbarkeitsdatum: auch wenn in den Geschäften, nichts verkauft werden darf, was sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat, bedeutet es noch lange nicht, dass es dann sofort schlecht ist. Einfach mal öffnen, riechen und wenn bis dahin alles okay ist  kosten und dann den Joghurt auch wenn er schon vier Tage über sein Mindesthaltbarkeitsdatum einfach essen. Viel zu oft höre ich von anderen, dass sie Lebensmittel einfach ungeöffnet wegwerfen nur weil es sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat. Mindestens haltbar bis xx und zu verbrauchen bis xx sind einfach nicht das gleiche!

Was auch noch wichtig ist: nur weil man etwas kauft und es dann nicht im Supermarkt weggeworfen wird, muss man es immer noch selbst rechtzeitig verbrauchen, damit man es nicht am Ende selbst wegwerfen und damit in gewisser Weise verschwenden muss. Daher bringt es meiner Meinung nach auch nichts, alle Lebensmittel aus dem Supermarkt zu "retten" nur um sie dann im eigenen Kühlschrank verfaulen zu lassen.

Kauft ihr auch manchmal bewusst Gemüse mit Dellen und Kratzern oder wegen nur noch kurzer Haltbarkeit reduzierte Lebensmittel?

Apfelkern

5 Kommentare:

  1. Früher war ich total penibel, was das anging. Alles, was das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht hatte, wanderte in den Müll, ohne vorher zu prüfen, ob die Lebensmittel überhaupt bereits verdorben waren. Irgendwie war mir damals aber auch nicht bewusst, dass dieses Datum nur eine Empfehlung ist und die Sachen danach dennoch genießbar sein können und dass viele Lebensmittel deswegen unsinnigerweise weggeschmissen werden. Mittlerweile kaufe ich auch gerne und oft Lebensmittel, die nicht mehr "perfekt" aussehen oder nur noch eine kurze Haltbarkeit haben, denn geschmacklich merkt man eh keinen Unterschied und man spart sogar hier und da Geld. :)

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    1. Ich finde es toll, dass du es von sofort wegwerfen, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten war zu einem bewussten Kauf von unperfekten Lebensmitteln geschafft hast. Damit bist du verdammt vielen weit voraus.

      Gruß,
      Apfelkern

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  2. AMEN! Ich kaufe genauso ein und auch meine Einstellung zu Lebensmitteln ist exakt die gleiche. Bei jedem Brot dass am Ende des Tages nicht verkauft wurde, hoffe ich, dass es noch seinen Herren findet oder an gemeinnützige Projekte geht. Der Gedanke an verschwendetes Essen ist für mich unfassbar unangenehm obwohl ich persönlich dadurch keinen finanziellen Schaden erleide.

    Ich hatte mal eine Mitbewohnerin, die sehr genau auf MHDs geachtet hat und mit keinen guten Argumenten konnte ich sie dazu bringen die Lebensmittel noch zu verzehren. Das hat mich wirklich wuschig gemacht. Und ich hab gemerkt wie sehr mir das gegen den Strich geht.

    Die Rot-Schild-Fraktion sendet liebe Grüße~

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  3. Ich greife zu den Artikeln ganz hinten und manchmal zu den reduzierten(aber nicht weil ich so umweltfreundlich bin wie du, einfach weil man sparen kann). Irgendwie gibt es aber vergleicgsweise noch zu wenig reduzierte Artikel, leider! MHD war für mich oft ein Kriterium,um vorsichtiger zu sein, aber letztendlich habe ich doch immer erstmal geguckt und geschnuppert.

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  4. Bingo. Wenn ich die Flasche Milch noch in dieser Woche verbrauche, kaufe ich eine mit entsprechend kurzem Datum. Joghurt, der seit vier Wochen drüber ist, wird einfach mal angeguckt, in den meisten Fällen ist er nämlich noch einwandfrei. Und ob meine Gurke eine perfekte Schale hat oder ein paar Schneckenbisse ist mir auch egal, dann wird eben an den entsprechenden Stellen der Sparschäler genutzt.

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