Sonntag, 10. August 2014

Plötzlich Semesterferien

Die Prüfungen sind vorbei, ich habe Sommerferien! Ein bisschen unwirklich ist der Gedanke schon, jetzt einfach bis Anfang Oktober abgesehen von vier Wochen Famulatur ausschlafen und den Tag nach eigenem Belieben gestalten zu können nachdem ich die letzten Wochen nur noch gelernt, geschlafen und ab und zu zur Entspannung ein bisschen Sport gemacht habe. Alle sonstigen Freizeitaktivitäten haben mir bloß schlechtes Gewissen bereitet, dass ich Zeit verschwende, die ich zum Lernen nutzen könnte.

Ich bin absolut kein Prüfungsmensch. In meinen Lehrbüchern zu lesen, Fakten zu erfahren und mich auf Veranstaltungen vorzubereiten und einfach Dinge zu wissen macht mir unheimlich viel Spaß. Tief in meinem Herzen bin ich ein kleiner Streber. Aber ich hasse Prüfungen.
Das Wissen, dass man bestehen muss um im Studium weiter zu kommen, baut Druck auf und nimmt mir in gewisser Weise die Freude am Lernen. Dass es ohne eine Form von Lernkontrolle nicht geht ist mir bewusst doch mögen muss ich sie ja deswegen auch nicht.

Meine ganz besondere Abneigung gilt ja den praktischen Prüfungen. Etwas in den schriftlichen Prüfungen nicht zu wissen ist blöd, aber nie peinlich. Dann muss man eben nachdenken, grübeln und sich in den ollen Multiple Choice Bögen für die wahrscheinlichste Antwort entscheiden. Wobei in vielen Fällen Nachdenken auch nicht hilft, wenn es um starres Faktenwissen geht und man muss eben den Fehler kassieren. Das ist aber nicht ansatzweise peinlich und niemand wird darüber lachen machen außer die Maschine, die unsere Prüfungsbögen auswertet, hat einen schadenfreudigen Humor.

Ganz anders bei den praktischen Prüfungen.
Während einer praktischen Prüfung nicht weiter zu wissen gehört zu einer der am tiefsten in mir verwurzelten Ängsten. Man blamiert sich vor den Prüfern. Man blamiert sich vor den Patienten beziehungsweise Simulationspatienten. Und obendrein blamiert man sich auch noch vor den Kommilitonen, die mit einem in der Prüfung sitzen. In diesem Jahr habe ich vor der praktischen Prüfung drei mal geträumt, dass mir während der praktischen Prüfung weil ich mich so unendlich blöd angestellt habe mein Abitur aberkannt wird. Mir selbst Psychoterror selbst machen kann ich prima.

Auf eine praktische Prüfung bereite ich mich doch immer noch eine Spur penibler vor als auf schriftliche, denn man weiß ja nie, ob nach den kleinsten Details doch noch gefragt wird. Für mich hat es sich bewährt, den Prüfer einmal zu googlen und zu sehen, in welchem Bereich er arbeitet, denn der Notarzt wird ganz andere Fragen stellen als der Dermatologe und der Anatom wird nicht unbedingt nach biochemischen Details fragen sondern eher nach dem Thema, über das er selbst schon in zig wissenschaftlichen Veröffentlichungen geschrieben hat.

Bisher habe ich alle Prüfungen bestanden und auch in diesem Semester hoffe ich, dass es wieder so gut läuft. Dann habe ich schon vier Semester geschafft. Vier Semester - zwei Jahre. Das ist schon eine ziemlich lange Zeit. Mit meinem Medizinstudium bin ich noch immer sehr zufrieden und genieße das vielfältige und unheimlich spannende Studium abgesehen von der Prüfungszeit sehr. Und in besagter Prüfungszeit frage ich mich immer, wie zur Hölle ich auf den bekloppten Gedanken gekommen bin, ein Medizinstudium zu beginnen, wo ich mir doch denken konnte, dass die Prüfungen nicht entspannt und einfach werden.

Mein Abitur liegt jetzt zwei Jahre zurück und ich kann es kaum fassen, dass die Zeit so verdammt schnell vergangen ist. Als Schüler habe ich immer beobachtet wie der aktuelle Abiturjahrgang immer nach den Sommerferien verschwunden war als wäre plötzlich er nicht mehr Teil dieser Welt. Hinten von der Erdscheibe runter gefallen und nie wieder von mir gesehen. Ich habe mich immer gefragt, wo all die Menschen nach dem Abitur hin gehen und was ich dann wohl machen werde. Jetzt weiß ich es. Zumindest für diesen Moment.

Apfelkern

4 Kommentare:

  1. Hallo Apfelkern,

    so habe ich das Multiple-Choice-Verfahren noch nie gesehen. Aus meinem ersten Studium kenne ich vor allem Hausarbeiten als Prüfungsleistung und die ersten beiden Multiple-Choice-Klausuren an der FernUni in Hagen haben mich echt überrascht.

    Anders als bei einer Hausarbeit (oder Klausuren mit frei zu beantwortenden Aufgaben) wird dort nämlich nur Detailwissen abgefragt und das Verständnis für's große Ganze sowie eigene Ideen rücken total in den Hintergrund. Das finde ich schade. Ehe ich mich jedoch in Zukunft wieder über die Ankreuzprüfungen aufrege, werde ich daran denken, dass es auch Menschen gibt, die dadurch ihre Angst vor Prüfungen besser kontrollieren können..

    Liebe Grüße, Svenja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh ja, dass bei MC Klausuren das Verständnis für das Ganze nicht wirklich abgefragt wird, finde ich auch blöd. Dann weiß man halt die Flimmerfusionsfrequenz der Zapfenzellen und hat dann den Sehvorgang letztlich doch nicht verstanden. Aber gefragt wird ja eh nur nach dem Zahlenwert der Frequenz. In der Hinsicht ist es vielleicht doch nicht schlecht, die praktischen Prüfungen zu haben, da dann wirklich Zusammenhänge abgefragt werden.
      Aber obwohl ich einsehe, dass praktische Prüfungen nötig sind, sterbe ich dennoch jedes Mal vorher fast an Aufregung.

      Grüße,
      Apfelkern

      Löschen
  2. Bei Mutiple Choice stört mich gar nicht, dass nur Teilwissen abgefragt wird, sondern das Benotungssystem! Das hat mich schon des öfteren durchfallen lassen. Denn wenn 3 von 4 Antworten richtig ist und man nur 2 ankreuzt, kriegt man keine Punkte. ):

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh, das stimmt natürlich auch! Es ist schon krass, wenn man bedenkt, wie schnell Punkte dadurch wegfallen und einen durchfallen lassen können. Am aller gemeinsten sind ja Systeme, in denen falsche Antworten Punktabzüge bringen aber zum Glück ist das in meinen Klausuren nicht so. Punktabzüge bei Falschantworten - das wäre ja der größte Horror. :S

      Löschen