Dienstag, 31. Juli 2012

Einsame Wölfe sind doch Rudeltiere

So lange im Offline verschwunden wie in den letzten zwei Monaten war ich lange nicht. Vier Wochen lang steckte ich insgesamt in diesem quasi unbelebten Vakuum. Das ergibt rein theoretisch viel Zeit für mich, in der ich über Gott und die Welt und mein Leben nachsinnen kann, weil in diesem unbelebten Offline ja nichts los ist. Also zumindest hatte ich das gedacht.Tatsächlich aber ist das Offline belebt.

Mit einigen Freundinnen plante ich schon seit einiger Zeit eine Reise. Es sollte weder eine Party- und Sauftour in Richtung Lloret de Mar oder Osteuropa werden noch ein Kultururlaub: Abenteuerurlaub stand auf dem Plan.

Und so beschwerten wir unsere Fahrräder mit den sicher 10 Kilogramm minimalistisch zusammengestellten Dingen, die man so für die Wildnis braucht und legten als Zugabe noch jeweils Isomatte, Schlafsack und teilweise auch noch ein Zelt obendrauf. Das Beschleunigen, die Beweglichkeit und auch der Bremsvorgang verschlechterten sich dadurch merkbar, doch nur deswegen die Tour abzublasen wäre nicht infrage gekommen. Wir sind ja nicht zimperlich.
So nahmen wir den Radwanderweg nach Usedom in Angriff. Wie praktisch für uns, dass Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sich diese touristische Attraktion leisten. Allein schon, damit sich nach Mecklenburg-Vorpommern neben Wölfen auch mal ein paar Menschen verirren.

Quelle
Auf dem Großteil der Strecke ist der Weg asphaltiert und sehr gut zu befahren, die Beschilderung ist durchgehend und gut sichtbar angebracht. Entlang der Strecke finden sich zahlreiche Zeltplätze sowie Möglichkeiten, ganz abenteuerlich und wild zu zelten, sodass die Übernachtungsmöglichkeiten kein Problem darstellen.
Gekocht wurde mit dem Campingkocher unter Anwendung der äußerst raffinierten Zweitopftechnik. Den Weg in den Topf fanden- ganz abenteuerlich - neben langweiligen Supermarktprodukten unter anderem direkt vom Feld geerntete Maiskölbchen, wilder Majoran oder auch mal Brennnesseln. Sämtliche Botanikkenntnisse dienen nämlich bei mir allein dazu, essbare Pflanzen zu erkennen und mich so hemmungslos durch Wald und Wiese fressen zu können.

Das Wetter war gut, die Stimmung ebenso und die Eindrücke neu. Es war eine viel intensivere Form des Reisens als mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug. Jeden Meter musste man  aus eigener Kraft zurücklegen, konnte die Umgebung dabei aber auch gleichzeitig deutlich besser betrachten, da sie statt mit 120 nur  (bergab mit Rückenwind)  mit 20km/h vorbeizog. Ungefähr 50 Kilometer legten wir jeden Tag zurück und erreichten Usedom nach vier Tagen. Jedoch sollte auch nicht unterschlagen werden, dass das nur gelang, da wir die Fähre zwischen Kamp und Karnin nahmen und uns so einen Weg von gut 30 Kilometern sparten.

Eine Woche lang waren wir gemeinsam unterwegs und verbrachten in diesen Tagen so auch permanent Zeit miteinander. Ich rechnete damit, dass man einander irgendwann überdrüssig würde, doch nichts dergleichen geschah. Es war ein wenig wie Big-Brother im Zelt nur ohne Kameras. Während dieser Woche war abgesehen von Toilettengängen die Privatsphäre quasi gestrichen; man war nie allein.



Das war auch der Aspekt, der mir am negativsten auffiel und zeigte, wie sehr ich es doch schätze, Zeit für mich zu haben. Das Nachdenken stören die anderen nicht, denn stille Momente hat man auch in einer Gruppe und die hirninternen und unsichtbaren Gedanken können derweil ungestört  machen, was sie wollen, doch allein schon das Schreiben von Tagebucheinträgen oder Postkarten in aller Ruhe war kaum möglich. Von ungestörten Telefonaten ganz zu schweigen. Ich fühlte mich beobachtet und in meinen Tätigkeiten, die ich für persönlich hielt, gehemmt. Nicht einmal, weil ich direkt beobachtet wurde, sondern einfach nur, weil ich nicht allein war.

Schon immer war ich jemand, der das Alleinsein nicht als Bestrafung oder zu vermeidenden Zustand sah, sondern jemand, der diese Zeit schätzt. Ungestört seinen Gedanken nachhängen, einfach mal durchs Zimmer tanzen  und dabei mitsingen ohne befürchten zu müssen, dabei beobachtet zu werden oder eben auch bloggen. Sich selbst zuhören und sich so selbst kennenlernen. Ich kann mich stundenlang allein beschäftigen ohne mich zu langweilen.
Schnell gilt man als ungesellig oder Eigenbrödler, wenn man sagt, dass man auch gern einmal auf Gesellschaft verzichtet, doch gern allein zu sein schließt nicht aus, auch die Zeit mit anderen genießen zu können.

Teilweise denke ich sogar, dass es wichtig ist, ungestörte Zeit zu haben. In solchen Momenten ist man nicht von den Gedanken anderer abgelenkt, sondern kann sich mit den eigenen beschäftigen. Strömen nicht permanent Informationen aus diversen Quellen auf einen ein, widmet man sich den eigenen Gedanken, weil sie nicht unter eben jener äußeren Informationsflut verschüttet werden. Besonders gut - musste ich schockiert feststellen - klappt das in diesem Offline, da sich dort von vornherein weniger Fremdgedankengut in Form von Posts, Tweets, Mails, Podcasts oder anderen Dingen anbietet und auch nicht ständig so leicht zur Verfügung steht und man so gezwungen ist, selbst zu denken.

Eigene Ansichten können nur durch aktives Nachdenken gebildet werden und das kostet Zeit. Nimmt man sich diese Zeit nicht, sondern stellt sich 24/7 einer Informationsflut von außen - in welcher Form konkret das letztlich auch immer stattfindet- gilt man vielleicht als gesellig und wirkt interessiert, doch ohne die eingehenden Informationen bewusst zu verarbeiten kann man sie letztendlich nur kopieren und im besten Fall selektiert wiedergeben. Und Persönlichkeit bedeutet meiner Ansicht nach nicht, nur die Gedanken anderer nachzuplappern. Copy/paste ist kein Synonym für Charakter.
Solche Personen, die das machen, sind uninteressant, weil man ohne selbstständiges Denken eine leere Leinwand ist auf der sich die Farben anderer schnell festsetzen und einfach nur ein Abklatsch des Originals bilden. Natürlich soll man die Meinung anderer und neue Informationen aufnehmen, doch das nicht unbedacht sondern bewusst und kritisch statt alles einfach hinzunehmen.

Die Einwirkung fremder Gedankengänge ist auch wichtig, um über den eigenen gedanklichen Horizont hinauszukommen und mehr als die gewohnten Facetten wahrzunehmen und so bin ich sehr froh, auf Menschen zu treffen, die solche Gedanken äußern. Gegenseitige Gedankenbereicherung und Diskussionen mag ich sehr; man muss nicht immer zu einem Konsens kommen: wenn die Diskussion zur Weiterentwicklung eigener Ansichten führt ist es meiner Meinung nach bereits eine wertvolle Unterhaltung.

Das Alleinsein ist aber wahrscheinlich nur solange angenehm, solange es ein für eine begrenzte Zeit selbst gewählter Zustand ist. Irgendwann möchte man seine entstandenen Gedanken und Erfahrungen auch einmal austauschen; kommunizieren. Der Mensch ist eindeutig ein geselliges Wesen und ständige Isolation ist bedrückend. Man braucht einen gewissen Austausch mit anderen; es scheint trotz der positiven Rezeption von Momenten für mich allein ein Grundbedürfnis zu sein.
Ich selbst habe nur jene beschriebene positive, episodisch selbst gewählte Einsamkeit erlebt, weshalb ich das Alleinsein auch nicht negativ assoziiere. Dass dauerhafte Einsamkeit, die vielleicht auf Unverständnis oder fehlender Akzeptanz von der Umgebung oder ähnlichen Gründen beruht, die zur permanenten Abkapselung und allein oberflächlichen Kontakten führen, sehr unangenehm sein kann, verstehe ich.

Es ist interessant herauszufinden, ob jemand für eine gewisse Zeit gut allein sein kann oder nicht. Es sagt meiner Meinung nach viel über die Person aus, ob sie gesellschaftslose Momente mit Serien und Filmen füllt oder sich auch einmal selbständig beschäftigt; denken kann. Es zeigt sich dabei, ob jemand mit sich selbst im Konflikt ist und sich dementsprechend von sich selbst ablenkt oder eine harmonische Beziehung zur eigenen Persönlichkeit hat, was sich auch immer wieder während des Kontakts zu den Personen offenbart.

Meiner Erfahrung nach findet man selten jemandem, dem man seine Gedankengänge offen darlegen kann und diese vom anderen toleriert und nachvollzogen werden können. In solche Gespräche fühlt man sich dann nicht von der Anwesenheit des anderen gestört, sondern man ist gemeinsam allein. Im positiven Sinne: die Anwesenheit anderer stört oder erstickt das freie Denken nicht; die Gedankengänge laufen nicht gegeneinander und versuchen über die des anderen zu dominieren sondern kollaborieren und ergänzen sich. Und vor allem versucht man sich nicht zu anzupassen oder zu verstellen, wenn man weiß, dass man vom anderen so wie man ist und sich auch allein verhalten würde akzeptiert wird.

In einer Gruppe habe ich eine solche Situation noch nie erlebt; nur mit wenigen Einzelpersonen gelangen mir solche Gespräche. Es ist also eindeutig noch Raum für Weiterentwicklung da; wie eigentlich immer im Leben.
Aber vorher lasse ich noch ein wenig die Gedanken schweifen. Allein.

Apfelkern

Donnerstag, 26. Juli 2012

Viel Spaß mit Lavendel und Buttermilch

Es war einmal ein Tag, an dem die Netzwelt aufgefordert war, ihren Tag fotografisch festzuhalten. Ich beteiligte mich an diesem Spektakel und teilte meine Bilder mit der Menschheit. Unter anderem waren auf diesen Bildern Lavendel-Buttermilch-Muffins zu sehen, an deren Rezept die Madame Himmelblau deutliches Interesse zeigte.  Sollte es kein Geheimrezept sein, bat sie mich, es ihr mitzuteilen. Kein Problem - dieses Rezept verstößt ausnahmsweise mal nicht gegen das Jugendschutzgesetz noch beleidigt es religiöse Gruppen.

Man nehme:
200g zerlassene Butter und rühre dorthinein
170g Zucker, in dem man über Nacht etwa ein Eierbecher voll (Ich verwende welche aus dem Garten. Wichtig ist, dass sie ungespritzt sind!) Lavendelblüten hat ziehen lassen
1Päckchen Vanillezucker
4 Eier
Salz
abgeriebene Schale einer Zitrone und deren Saft
100ml Buttermilch und siebe darauf
200g Mehl
75g Stärke
und 2 Teelöffel Backpulver und rühre die trockenen Zutaten unter, sodass ein homogener Rührteig entsteht.



Diesen Teig füllt man nun in Muffinförmchen und bäckt ihn bei 180°C bis sie gar sind. Einfach hemmungslos ein Holzspieß hineinrammen und überprüfen, ob noch Teig daran klebt, wenn man es wieder herauszieht. Ist das nicht mehr der Fall, sind die Muffins gar. Die ganze Prozedur nennt man dann nicht Hexen- sondern Stäbchenprobe.




Nun lässt man die einen schon so freundlich anlächelnden Muffins auskühlen, statt sie sofort zu verzehren (obwohl diese Option auch nicht die schlechteste ist…) und glasiert sie mit einem Guss aus Puderzucker und Zitronensaft. Als dekorierenden Abschluss streue ich noch einige der Lavendelblüten auf die Muffins. 





Seid ihr an diesem Punkt der Anleitung angelangt, so habt ihr die Mission Muffin erfolgreich erfüllt. Die nächste Aufgabe wird darin bestehen, jedem zu erklären, dass dort keine Fliegen im Teig ertrunken sind, sondern dass es Lavendelblüten sind.

Ich wünsche viel Erfolg beim Backen und guten Appetit!

Apfelkern

Samstag, 21. Juli 2012

Gegen die Wand


Es gibt Momente, in denen man mindestens unendlich viele Ideen für Blogposts hat. Mental entwickelt man bereits deren Inhalt, überlegt sich besonderes treffende Formulierungen und freut sich darauf, möglichst bald in Reichweite eines Computers zu gelangen, um diese Gedanken niederzuschreiben, bevor sie sich wieder verflüchtigen.
Und sitzt man dann am Computer erinnert man sich voller Vorfreude auf das Niederschreiben an die Gedankengänge zum gewählten Thema und will beginnen. Ein Satz entsteht, wird zur Hälfte entfernt. Man ergänzt wieder ein paar Wortgruppen, Satzpunkt; angestrengtes Nachdenken, neuer Satz. Beim Lesen der mühsam hervorgebrachten Sätze kommt Unzufriedenheit auf.


Das wirkt ja absolut an den Haaren herbeigezogen! Ein viel zu konstruierter Satzbau, zu gestelzt - man merkt aber sowas von, dass du ewig daran formuliert hast! Und überhaupt: dieses Thema interessiert doch eh keinen!
Die Zweifel an dem eigenen Schreibtalent kommen auf. Moment; das liegt nur an dem blöden Thema über das man so schwer etwas schreiben kann. Diese verflixten Gedankenfragmente sind flüchtig und wollen sich nicht in Worte fassen lassen.


Wo ist der Punkt in der Aussage? Was will ich denn überhaupt vermitteln und wieder: will das eigentlich jemand lesen?!

Man schreibt und löscht, schreibt und löscht und überwindet sich zum Schreiben, produziert letztendlich verkrampft einen Text, der jedoch zu keinem abschließenden Fazit kommt, da man selbst nicht weißt, welches Fazit man zu dieser Thematik ziehen soll. Und der Text ist sowieso Mist.

Schreibblockade.

Warum bitte sehr ließ sich in Gedanken der Artikel zu dem Ereignis so gut entwickeln und warum ist er notiert nett formuliert einfach bloß öde statt lesenswert?
Genau so einen Moment erlebte ich gerade. Das für gut gehaltenes Thema entpuppte sich als nicht blogkompatibel und das wurmt natürlich sehr, sodass man leicht in ein stures Formulieren verfällt.

Das jedoch bringt gar nichts. Statt stur gegen die Wand zu rennen, muss man sich auch überwinden können, seinen geplanten Weg zu verlassen und durch die Tür zu gehen. Je mehr man versucht, etwas zu erzwingen, umso kleiner wird die Wahrscheinlichkeit, dass man sein Ziel erreicht. Das vermaledeite Stichwort heißt Flexibilität.

Ganz egal wie ärgerlich es zuerst erscheinen mag, von seinem nicht funktionierenden Plan abzuweichen: es ist die beste Lösung dieses Problems, Alternativen zu suchen. So entstand dieser Text im Gegensatz zu dem vorher mit bloßer Sturheit zu schaffen begonnener Post auch in einem Durchgang statt in krampfhaften Schreibversuchen.
Es war keine Schreibblockade im Sinne des Wortes, dass die Schreibfähigkeit deaktiviert war: es war einfach nur das falsche Ziel, das man sich gesetzt hat und das unterbewusste Widerstreben, weiter in Richtung Sackgasse zu laufen, wenn man doch einfach umkehren könnte. Je länger man in die falsche Richtung läuft, umso länger wird bekanntlich auch der Rückweg. Und das gilt nicht nur für Blogposts.

Apfelkern



Dienstag, 17. Juli 2012

Ausgetretene Pfade


Kaum aus dem Urlaub zurückgekehrt öffnete ich kürzlich die Liste meiner abonnierten Blogs und wollte beginnen, die erschienenen Artikel zu lesen. Hunderte auf mich wartende Posts. Das Lesen erschien mir in dem Moment viel mehr als ein Abarbeiten.
Ich scrollte durch die Liste, las Titel und den Beginn der Posts und konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass das alles der gleiche Mist ist. Alles nach dem gleichen Schema, nichts neues.
Einer der wenigen Posttitel, der mir ins Auge fiel, war das recht provokante Bloggen ist langweilig! von Konna.

Der Artikel gibt genau das Gefühl wieder, was ich beim Durchsehen der erschienenen Posts der vergangenen drei Wochen hatte:

"Im Prinzip schreiben wir doch alle die ganze Zeit über nur noch dieselbe Scheiße. Vielleicht in anderen Worten und mit anderer Duftnote, aber grundsätzlich wird alles immer und immer wieder durchgekaut."

Alles schon mal gehabt - die 52-er Projekte, Themenreihen, Wochenrückblicke - immer wieder das gleiche Schema mit einem langsam zu Altpapieraroma werdenden Beigeschmack.
Wann hat das Bloggen aufgehört, anregend und erfrischend zu sein?

Als ich begann, Blogs zu lesen war es wie alles neue noch unerforscht und aufregend. Nach der Gründung eines eigenen Blogs fühlte ich mich ganz stolz wie ein Teil einer großen Familie und postete eifrig auch ohne dass viele Notiz davon nahmen. Das war völlig egal; es reichte zu wissen, dass ich meine Gedanken mit neuen Menschen teilen und diskutieren konnte, auch wenn es nicht viele waren.

Mit der Zeit wurde das Bloggen Teil des Alltags, Routine. Erwarten die Leser nicht mindestens zwei Posts pro Woche, um mir erhalten zu bleiben? Also wurden diese Posts geschrieben. Es änderte sich zwar nicht die Art des Artikels und hoffentlich auch nicht deren Qualität, doch allein schon der veränderte Grund zum Bloggen störte mich.

Ich bin ein unbezahlter und freiwilliger Blogger mit einer Leidenschaft für die hier fabrizierten Texte und gleichzeitig schreibe ich doch auch aus Pflichtgefühl. Weil es Teil des Alltags geworden ist und man sich einbildet, andere würden auf die von einem selbst produzierten Texte warten. Natürlich doch.
Wenn man diese Aufgabe des Bloggens nur noch als Teil des abzuarbeitenden Stapels ansieht, können die Artikel nicht besser werden. Krampfhafte Themensuche und Lustlosigkeit zum Schreiben haben mich noch nicht befallen; Lustlosigkeit bezüglich des Lesens in vielen Fällen schon.
Man merkt den Artikeln an, ob sie für die Quote geschrieben wurden oder weil man etwas mitteilen wollte.
Es tritt eine gewisse Sättigung auf. Man will nicht Diskussion xy neu aufrollen, nicht die hundertste Rezension eines Buches, eines Albums oder was auch immer lesen.
Ja - aber was denn dann? Das Rad kann nicht täglich neu erfunden werden. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, sich ein Postthema auszuwählen, über das noch nie jemand seine Gedanken aufgeschrieben hat? Eben.

Ich denke, es liegt einfach an der immer größer werdenden Menge von existierenden Blogs durch die natürlich auch die Zahl der für lesenswert befundenen Seiten darunter steigt, welche man abonniert. Dadurch kommt es zu Unmengen von neu erscheinenden Artikeln, die zu lesen man aber nicht immer schafft und so immer öfter einfach Posts überspringt obgleich sie durchaus interessant und geistig bereichernd sein könnten. So verfolgt man nur noch die wenigsten Blogs durchgehend und verliert so auch die persönliche Bindung zu Autoren und deren Seiten, abgesehen von wenigen Ausnahmen, deren Autoren man vielleicht persönlich oder die Seite auch einfach nur lange kennt, bis alles zu einem anonymen Einheitsbrei wird. Einfach nur noch eine belastenden Textflut. Wie gut, dass man sie ignorieren kann, ohne dass der Autor es merkt.
Ein möglicher Grund für den von mir bereits angesprochenen Kommentarmangel.

Es strömt einfach auf zu vielen Kanälen zu viel Information auf einen ein und diesen Umstand hat man sich auch noch selbst zuzuschreiben. Weil man ja am Ball bleiben will; nur nichts verpassen will.
Unter Lawinen fremder Gedanken ersticken manchmal auch die eigenen.

Das Bloggen ist nicht langweilig, die Themen sind nicht in allen Fällen schlechter geworden - wir sind einfach nur abgestumpft.
Ich fürchte, dass uns das nicht nur hinsichtlich der Blogs passieren kann: es kann auch das ganze Leben betreffen. Jedes Jahr wiederholt sich im exakt gleichen Schema, jeder Tag hat den selben Ablauf.
Kann ja sein, dass besagter Ablauf ein bequemer ist, doch will ich für den Rest meines Lebens jeden das den Vortag aufgewärmt noch einmal erleben? Nein.

Denn der Sinn des Lebens - was auch immer er sein mag - beinhaltet meiner Meinung nach, dass man sich verändert und weiter entwickelt, was mit einer Routine in Endlosschleife nicht möglich ist.

So weit so gut. Und was nun? Selbst wenn man Neuerungen macht, wird man sich irgendwann auch an diese gewöhnt haben. Darauf folgt dann mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder eine Welle von Anregungen zur Veränderung und im besten Fall dadurch ausgelöst auch ein tatsächliches Verlassen ausgetretener Pfade.
Und betrachtet man all das mit einiger Distanz ist auch das ein sich ewig wiederholendes Phänomen insofern man es nicht schon ganz aufgegeben hat, sich an der Monotonie zu stören und irgendwas ändern zu wollen. Dennoch ergibt es für mich auch keinen Sinn, sich dem bloßen Dahinleben hinzugeben. Wie eine Aufgabe, die einen schon lange nicht mehr reizt und nur noch aus Gewohnheit erfüllt wird. Seine limitierte Zeit so zu verbringen ist für mich als Konsequenz eine Verschwendung.

Bloggen ist nicht langweilig; wir selbst sind es, die im Gewohnheitstrott fad und farbenblind werden. Wie auch immer die individuelle Veränderung aussieht - uninteressant und zu Ballast gewordenes loswerden, neue Begeisterungen und Herausforderungen zu entdecken oder auch neue  Personen kennen zu werden: einfach mal die ausgetretenen Pfade verlassen. Denn nur mit dem Schaffen neuer Pfade kann man auch Spuren hinterlassen.

Apfelkern

Sonntag, 8. Juli 2012

Du bist wie du schreibst

Ich habe das Gefühl, die Handschrift geht in Zeiten moderner Technik zugrunde. Jeder Idiot tippt alles nur noch auf der Tastatur. Es geht schneller, man kann leichter korrigieren und die Schrift ist auch für jeden lesbar, was bei Handschriften nicht immer gegeben ist. Schade, denn aus einer Seite Comic Sans und Arial kann man nichts ablesen und unpersönlich ist es auch noch.


Das Ablesen von Charaktereigenschaften aus der Handschrift schimpft sich Graphologie. Pseudowissenschaftlicher Spaß oder wissenschaftliche Analyse - bevor die Fähigkeit handschriftlich Notizen zu verfassen der Menschheit komplett verloren geht, habe ich meine Handschrift auf graphologies.de gedeutet. 

Zuerst eine kleine Schriftprobe...




Und dann das Ergebnis des ganzen Spaßes:

Apfelkern ist ein impulsiver, unsteter, vielseitiger und unkonventioneller Typ.
Es fällt ihr nicht leicht, sich anzupassen.
Stimmt. Ich folge gern einer Laune und passe mich nur an, wenn ich es für sinnvoll halte. Ich will mich einfach nicht verstellen und allein schon durch diesen Grundgedanken sträube ich mich dagegen, mich stets anzupassen
Als wirklich unstet würde ich mich nicht bezeichnen, denn bis zu einem gewissen Grad bin ich wie so viele auch ein Gewohnheitstier.

Apfelkern ist von sich überzeugt und hat eine eigene Meinung.
Sie lässt sich von anderen nicht so leicht beeinflussen
Auch nicht von einem "Das gehört sich aber so."
Stimmt auch. Diskutieren kann man gern mit mir, doch ich nicke nicht alles gedankenlos ab. Wenn ich nicht an die Existenz der Manna Maschine glaube, dann lasse ich mich von einem sturen "Doch!" nicht beeindrucken.

Apfelkern ist bestrebt, nach außen etwas darzustellen.
Wie genau ist das gemeint? Heißt es, dass ich ein bestimmtes Image herüberbringen will, dann lautet die Antwort eher nein. Allerdings achte ich auch darauf, was mich regelmäßig umgebendem andere über mich denken könnten, obwohl einen genau das nicht beeinflussen sollte. Man könnte sagen, ich versuche manche Images zu vermeiden, doch nicht eines konkret darzustellen.

Apfelkern ist ein Gewohnheitsmensch.
Sie ist mit einer praktischen Intelligenz ausgestattet,
die es ihr erlaubt, rationell zu arbeiten,
und zwar im Privat- wie auch im Berufsleben.
Für sie ist verbindliches Auftreten und Arbeiten selbstverständlich.
Uh ja, ich bin in vielen Fällen ein Gewohnheitstier, bis es mich langweilt und ich eine Veränderung brauche. Ein Küchenchemiker bin ich auch. Soll heißen ich probiere etwas aus und sehe dann, ob es funktioniert statt nur theoretisch darüber nachzusinnen, doch das auch nicht, ohne zuvor zumindest die wichtigsten möglichen Folgen der Handlung bedacht zu haben. Eine Mischung.

Moment, hieß es nicht gerade noch, ich wäre ein unsteter Typ? Da widerspricht sich die Analyse doch selbst...

Sie ist sinnlich, warmherzig, gemütlich und phantasievoll.
Im Großen und Ganzen wirkt sie gelassen bis uninteressiert,
wenn sie aber von einer Sache überzeugt ist, überrascht sie
ihre Umwelt durch ihr überschwängliches und begeisterungsfähiges Auftreten.
Und was soll ich nun dazu ergänzen? Den Eigenschaftsbeschreibungen würde ich zustimmen, dass ich insgesamt uninteressiert wirke... na ja. Ich zeige meine Begeisterung für etwas nur nicht schnell und vor allem auch nicht jedem. Wirkliche Begeisterung lässt sich allerdings auch schwer verbergen.

Apfelkern legt Wert auf eine Grunddistanz zu ihren Mitmenschen.
Auch gute Kollegen müssen nicht alles wissen.
Definitiv falle ich nicht gleich jedem um den Hals und möchte auch nicht von jedem zur Begrüßung umarmt und erst recht nicht geküsst werden. Ich lasse nicht jeden sofort an mich heran. Es dauert eine Weile, bis ich jemanden mein Vertrauen schenke.

Sie ist ein sehr humorvoller Mensch, bemüht sich, mit diesem Humor niemanden zu verletzen.
Als humorvoll würde ich mich selbst bezeichnen wollen, ob ich mich bemühe, mit diesem Humor niemanden zu verletzen... nicht bewusst. Und bei einigen derben Witzen könnte sich doch schon einmal jemand vor den Kopf gestoßen fühlen, nur behalte ich die Gedanken zu solchen Scherzen gegenüber den meisten für mich.

Apfelkern legt sehr viel Wert darauf, dass sie von der Umwelt ernst genommen wird.
Privat- und Berufsleben trennt sie sehr stark voneinander.
Kann ich beides nur so unterschreiben. Handschriftlich natürlich.

Ich war überrascht, dass die Analyseergebnisse so zutreffend waren. Natürlich handelt es sich dabei um eher allgemeine Aussagen, die so angelegt sind, dass sie von vielen auf sich als zutreffend gewertet werden können und doch hätte ich nicht erwartet, dass die Übereinstimmung von Analyse und Selbsteinschätzung so groß wäre. Ob auch Menschen, die meine Schrift sehen, zu den selben Analyseergebnissen kommen?

Bei dem Gedanken an andere Menschen und deren Schrift stelle ich mir die Frage, ob ich eigentlich die Handschrift meiner Freunde erkennen würde. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es oft nicht kann. Zu selten tauscht man sich eben die Handschrift nutzend auf und entsprechend schlecht kennt man die seiner Mitmenschen. Was mich auf den Gedanken bringt, dass ich wieder einmal einen Brief schreiben sollte...

Apfelkern