Sonntag, 15. April 2012

Keksö!

Seitdem ich bei einer Freundin in der siebenten Klasse zum ersten Mal amerikanische Cookies gekostet habe, war es um mich geschehen: diese zart zerbröselnde, mürbe Textur, dieses Goldbraun, die Schokoladenstücke - ein durchweg gelungener Beitrag zur ausgewogenen Ernährung!

Da sich meine Mutter aber weigerte, dieses teuflische Backwerk (gehärtetes Fett! Palmöl! reiner Zucker!) zu kaufen, fiel ich vor Freude stets fast in Ohnmacht, wenn diese Kekse irgendwo angeboten wurden. Andächtig knabberte ich bei Geburtstagen Cookies und bekam dadurch deutlich weniger von der eigentlichen Feier mit, weil ich wie hypnotisiert diese Kekse anstarrte. Nicht anders verhielt ich mich, sobald ich sie in der Werbung, Filmen oder fremden Mündern erblickte.

Es versteht sich von selbst, dass ich seit Ewigkeiten dem perfekten Cookie Rezept hinterherjage. Durch Dutzende, ach es müssen deutlich mehr sein, Rezepte habe ich mich gebacken und war von den Ergebnissen oft ganz erfreut und nur selten enttäuscht. Die originale Mürbe, den Biss und diese zarte Würze (was die Amis wohl für Aromastoffe haben...), die knackigen Stücken billiger schlecht konchierter Kouvertüre - das alles erreichte ich nie vollkommen.

Nicht einmal die Optik der leicht eingerissenen Oberfläche auf dem kompakt dicken Keks erreichte ich oft. Doch nun habe ich Hoffnung. Seht selbst:


Ganz nett, nicht übel, aber jetzt kommt es:


Oh ja. Zeig deine Schokoladenseite, Keks!

Gestern probierte ich zwei Rezepte aus, wovon eins durchschnittlich gut (also ja, die Kekse sind schon sehr lecker, doch nicht wie die gekauften...) und das andere durchschlagend war. Die Optik, die Textur, der Geschmack - all das ließ mich aufgeregt und fassungslos durch die Küche hüpfen. Sollte die Suche ein Ende haben?!
Na ja, sagen wir es so: die Suche kann schon allein deshalb nicht beendet sein, da die besonders gelungenen Kekse nicht klassische Chocolate Chips Cookies sind, sondern Cookies mit Erndüssen und Schokolade. Aber wenn ich einmal das Mysterium der Textur geknackt habe, sollte es mir auch mit anderen Zutaten möglich sein ...

Das Rezept:

1¼ cups all-purpose flour
½ cup unsweetened cocoa powder
1 teaspoon baking powder
½ teaspoon baking soda
½ teaspoon salt
½ cup (4 ounces) unsalted butter, at room temperature
¾ cup creamy peanut butter
2/3 cup light brown sugar
1/3 cup granulated sugar
2 eggs
2 teaspoons vanilla extract
1 cup semisweet chocolate chips
½ cup peanuts


Uuuh ja, abartige amerikanische Rezepte mit Zutaten, die eine anscheinend Mindestenergiedichte haben müssen.  Anders kann ich mir die fetten Kombinationen jedenfalls nicht erklären.

Mein Standardärgernis bei den amerikanischen Rezepten ist die Maßeinheit der Tassen. Unzen, Pfund, Gallonen und sonstigen in Zahlen beschreibbaren Krempel rechne ich gern um, doch was bitte ist eine "Tasse"? Ich weiß, dass es in Amerika genormte Tassen extra fürs Backen gibt, doch da ich diese nicht besitze, bin ich gezwungen, mit einer ganz normalen Tasse zu schätzen, was man über dem Teich wohl für eine Standartasse hält. Und nein, ich werde mir doch keine amerikanische Messtasse kaufen. Dieses Maßeinheitensystem unterstütze ich nicht.

Zuerst habe ich die Trockenzutaten (1.25 Tassen Mehl, eine halbe Tasse Kakao, 1Teelöffel Backpulver, einen halben Teelöffel Natron und einen halben Teelöffel Salz) zusammengestaubt und mich dabei wie Doktor Oetker beim Panschen von Fertigmischungen gefühlt.

Dann werden die 4 Unze Butter (etwa 60g) mit einer zu drei Vierteln mit Erdnussbutter gefüllten  Tasse, 2 Eiern und laut Rezept eineinviertel Tassen Zucker aufgeschlagen, doch ich habe "nur" eine halbe Tasse Zucker genommen. Im Nachhinein hat sich das als sehr richtig herausgestellt, denn so zuckeraffin wie der amerikanische ist mein Geschmack wohl doch nicht. Glück gehabt.
In die erschreckend leckere Masse mit den rohen Eiern werden 2 Teelöffel Vanilleextrakt gegeben. Nun mischt man die trockenen und die feuchten Zutaten zusammen.
Das Rezept fordert zusätzlich noch eine Tasse Schokotröpfchen, doch das war mir auch zu viel des Guten und so rührte ich nur die halbe Tasse gehackte Ernüsse unter. Der Teig ist recht fest, ich würde ihn als Knetteig bezeichnen wollen, was die Konsistenz angeht.
Was man nicht alles auf sich nimmt, um die typische amerikanische Cookie-Konsistenz zu imitieren.

Mit Fingerspitzengefühl habe ich aus dem Teig Schokomurmeln gerollt und diese anschließend bei 180°C in den Ofen geschoben.
Da saß ich dann bangend vor dem Ofen, hoffend, dass die Kekse großartig und wie gekauft schmecken würden und befürchtend, dass sie doch wieder mal nicht an die Fabrikkekse herankommen würden.

Warum bin ich eigentlich so scharf darauf, dass die mit Herzblut gebackenen Kekse wie maschinengerührte Fabrikware schmecken? Ist ganz logisch betrachtet unsinnig, doch ganz praktisch betrachtet mag ich anscheinend die synthetisierte Geschmackstoffsmischung der gekauften Kekse.

Langsam schmolzen die Teigkugeln und was erblickte mein hoffendes Auge? Die Kekse bekamen die typische rissige Oberfläche - boooyaaah!
So konnte ich es kaum erwarten, sie aus dem Ofen holen zu können. Ich ließ sie während des Auskühlens nicht aus den Augen und wagte schließlich kaum, sie zu kosten, nachdem ich sie so ehrfürchtig angesehen hatte.

Was soll ich sagen? Die Optik hat nicht zu viel versprochen - die Kekse waren knusprig und innen doch nicht staubtrocken, sondern saftig, tiefschokoladig und nussig zugleich. So wie man es sich vorstellt.
Es gibt nur einen Haken: das perfekte Rezept für die klassischen Chocolate Cookies habe ich damit noch immer nicht entschlüsselt, denn das waren ja gerade Chocolate Peanut Cookies Na ja, wenn ich statt des Kakaos die von der Backwirkung identische Stärke nehmen, die Erdnüsse durch Schokotropfen ersetzen würde....
Moment - was wäre dann mit der Erndussbutter?! Es müsste etwas cremiges sein, um den Flüssigkeitgehalt des Teiges gleich zu halten. Nutella vielleicht? Nee, dann würde es ja ein dunkler Teig.... mmh. Eine hochkomplexe Aufgabe, die mich angemessen fordert.

Da brauche ich wohl nur noch durch dreihundert weitere Versuche, um das Rezept in die Variante Chocolate Chip Cookie  umzuwandeln.

Eine Erkenntnis habe ich bis jetzt immerhin gewonnen:
Erdnüsse sind die Verkörperung des Bösen. Entweder, sie töten uns durch fiese Kreuzallergien oder wir sterben wegen ihnen an Fettsucht.

Darauf nehme ich doch gleich noch einen Keks.

Apfelkern

4 Kommentare:

  1. Ich habe beim Lesen schon 3 Kilo zugenommen!

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  2. Herrlich.. <3
    Werde das Rezept demnächst mal testen - ist ja glücklicherweise einfach zu veganisieren. ;) Bei Schokogedöns find ich's immer am wichtigsten, nen Haufen Salz rein zu kippen (yay, Bluthochdruck!). Fetzt einfach.
    (Und ja, Erdnussbutter ist einfach ein Knaller. Ich verwende zum Kochen ziiiemlich oft einen TL davon. Nom.)
    Viel Erfolg noch auf der Suche nach DEN Cookies! :)

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  3. Die Suche kenne ich.. Ich hab auch schon ein DUTZEND Rezepte ausprobiert. Irgendwie wird's nichts. Ich hatte mal ein annähernd gutes Rezept. Ich guck mal wo das hin verschwunden ist.

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