Sonntag, 29. April 2012

Preisgekörnt

Lange schon ist es her, dass ich von Josi und Pearl, zwei Bloggern, die ich sehr schätze, eine Auszeichnung bekommen habe: den Free Blogger Award.

Von diesem Award hatte ich zuvor noch nie gehört; es ist kein Award geworden, den jeder durchschnittliche Blog schon gefühlte drei Mal bekommen hat und längst nicht mehr weiß, wem er ihn weitergeben soll und daher willkürlich andere auszeichnet. Außerdem bringt er keine Fragebögen und Verpflichtungen mit sich, was ich sehr zu schätzen weiß. Es ist eben ein freier Award.

Mir gefiel der Titel sofort, denn ich fühle mich auch in meinem Schreiben sehr frei. Selbst wenn ich Schwachsinn zusammentippe kann ich ihn hier veröffentlichen - schließlich ist mein Blog meine Spielwiese. Es steht euch frei, sie zu betreten und daher freue ich mich umso mehr über einen Besuch und fühle mich umso mehr wie ein undankbarer Klumpen, weil ich meine Freude über den Award noch nicht geäußert habe. Daher möchte ich mich an diese Stelle bei Pearl und Josi dafür bedanken, dass sie mir diese Auszeichnung übergeben und zusätzlich noch lobende Worte für meinen Schreibstil und die Themenauswahl gefunden haben. Ich danke euch aufrichtig.
Und was mache ich nun mit dem Award? Ihn genau wie Pearl auszudrucken und in mein Zimmer zu hängen, ist für mich als freie Bloggerin, die den Free Award erhalten hat, keine Option, denn freie Blogger kopieren einander nicht. Um mich nicht zu sehr anstrengen zu müssen (...), habe ich beschlossen, mir den Award einfach einzuverleiben und mir damit wortwörtlich zu verinnerlichen, dass ich ein freier Blogger bin und es bleiben möchte.

Nun habe ich Bilder der Kekse in den verschiedenen Entstehungsphasen gemacht und wollte sie als GIF animieren, doch bin ich daran gescheitert. Konkret bin ich daran gescheitert, das fertige GIF hochzuladen: immer wieder erhielt ich die Fehlermeldung, die Datei wäre zu groß. Pah, dann bekommt ihr eben die einzelnen Bilder - als Collage! Denn die kann ich neuerdings auch produzieren.




Selten so einen schmackhaften Award bekommen. Hach ja, Shortbread ist schon eine feine Sache...

Awards haben es so an sich, dass sie weitergegeben werden wollen. Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, Preisträger zu wählen und vor allem, nicht immer wieder die selben zu ehren. So wäre ich der Meinung, dass der gute han_man diesen Preis verdient hätte, doch ich habe ihm doch vor nicht allzu langer Zeit schon einmal einen Award überreicht....
Ach egal - hier hast du den Pott Preis! Dafür, dass du mich mit deinen Wortspielen, Bildern und neuerdings sogar auch Zeichnungen (pardon: Comics) immer zum Lachen bringst. Außerdem muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass sein Blog eine wirklich miese PR hat und dementsprechend wenig Leser. So kann das nicht bleiben. Rennt ihm die Pforten ein!

Außerdem soll auch Skye, die Leserin und leidenschaftliche Analysatorin sämtlicher Schundzeitungen, nicht vergessen werden. Sie beschäftigt sich ausgiebig und anregend mit den Geschlechterunterschieden, Feminismus, dem Menschen selbst und seinem Verhalten, sobald er sich zu Horden zusammenrottet.
Skye, du hast den Preis verdient. Greif dir eine Socke und freu dich.

Auffallend unkonventionell ist auch die buntfingrige Tüdel. Sie schreibt zwar auch über Kosmetik und ihre fast krankhafte Passion für High Heels, erreicht aber erstaunlicherweise immer wieder geistigen Tiefgang und legt dabei einen ganz besonderen Charme an den Tag.  Wer hätte das von Beautybloggern erwartet....
Astronomie und versaute Pflanzen mit FSK 18 gibt es bei ihr sogar inklusive. Prädikat Lesenswert dafür.

Ich hoffe, es freut sich irgendwer über den Award statt sich davon belästigt zu fühlen.

Apfelkern

Freitag, 27. April 2012

Redeflüsse im Land der Stille

Mit manchen Menschen kann man stundenlang reden. Einmal angefangen fliegt die Zeit durch den regen Austausch beschleunigt nur so dahin und man muss plötzlich feststellen, dass schon drei Stunden vergangen sind.
Die Themen finden sich wie von selbst. Man freut sich und fachsimpelt über Gemeinsamkeiten oder diskutiert auch über Unterschiede und so rutscht man von einer Thematik zur nächsten und fragt sich Löcher in den Bauch.  Für manche Menschen empfindet man einfach Sympathie und fühlt sich mit ihnen verbunden.

Mit anderen tappt man von einer peinlichen Stille zur nächsten. Die Zweisamkeit wird unangenehm, wenn man bemerkt, dass man sich der aufkommenden Stille nicht erwehren kann. Jeder Gesprächsansatz fühlt sich künstlich und verkrampft an. Es sind reine Höflichkeitsgespräche, die nur zur Vermeidung der Stille dienen.
Es ist offensichtlich. dass man höchstens eine Zweckgemeinschaft bildet, man redet mit dem Ziel eine Aufgabe zu bewältigen. Mit Elan geht man die anstehende Aufgabe an, denn umso schneller man es schafft, desto eher ist man den anderen los.

Warum stockt das Gespräch nur immer?
Weil man den anderen als unsympathisch empfindet, weil der andere einem allein durch seine Anwesenheit  eine eigene Schwäche vor Augen hält und man das möglichst wenig wahrnehmen möchte, weil der andere nicht dem eigenen Bildungsniveau entspricht, weil sich die Interessen bis auf das berufliche Anliegen nicht überschneiden oder weil man in direkter Konkurrenz steht.

Ich weiß die Stille sehr zu schätzen. Sie bietet Raum, unbeeinflusst von der Umgebung nachzudenken, sich seiner selbst bewusst zu sein. Stille ist etwas fragiles, intimes. Ein plötzliches Geräusch durchbricht alles, bringt die Balance aus dem Gleichgewicht. Stille ist nur schön, wenn sie nicht bedrohlich ist.
Sitzt einem jemand gegenüber, dessen Blick die eigenen Augen durch die Stille unangenehm fixiert, möchte man der Situation entweichen. Ganz natürlich.

Man sollte meinen, mit allen zumindest Smalltalk betreiben zu können, doch einige Personen sind mir bisher allein von ihrer Art zu sprechen und sich zu verhalten so unangenehm gewesen, dass ich selbst das vermeiden wollen würde. Über einen reinen Informationsaustausch wird es in diesem Fall nicht hinausgehen. Mit manchen Menschen will ich mich gar nicht unterhalten, wenn ich schon vorher weiß, dass sie diskussionsunfähig auf ihrer Position verharren und sich in die Festung der Ignoranz zurückziehen werden.

Es ist wunderbar, mit einem Menschen reden zu können und sich dabei ganz fallen zu lassen, sich zu öffnen. Jemand, dem man vertraut als Gesprächspartner zu haben ist unglaublich wertvoll. Man teilt Gedanken, Freude, Hoffnung, Sorgen und Ideen - geteiltes Leid ist halbes Leid und geteiltes Glück ist doppeltes Glück: wie praktisch.
Ich habe festgestellt, dass Menschen, die bezüglich ihrer Persönlichkeit geradezu konträr zu der meinen sind, interessante Gesprächspartner sind. Gerade weil man verschiedene Ansichten hat, lohnt sich ein Austausch. Neue Perspektiven sind oft erfrischend.
Nicht lange ist es her, dass ich bemerkte, wie gut ich mich mit jemandem unterhalten kann, den ich seit dem Kindergarten kenne, aber immer für ein wenig zu extrovertiert und laut hielt, um mich wirklich mit ihr zu beschäftigen. Die Unterhaltungen sind anregend und anstrengend, man fühlt sich akzeptiert und doch nicht vollständig verstanden, denn davon trennen einen doch noch einige Unterschiede.

Man kann nicht immer den Tapetenwechsel suchen. Manchmal möchte man einfach das Gefühl, auf einer Wellenlänge zu sein, genießen.
Es ist großartig, jemanden zu finden, der einen versteht, der einem aus der Seele spricht. Nicht zu vernachlässigen sind aber Menschen, die uns in die Seele sprechen können, uns berühren, bewegen und mental anstoßen. Es hilft nicht, sich völlig in dem Gegenüber widerspiegeln zu können, wenn keine Impulse zurückkommen. Es ist zu leicht, sich in seinem Spiegelbild zu verlieren.

Völliges Verständnis kommt mir manchmal verdächtig vor. Redet man mir nur nach dem Mund? Alles Heuchelei? Permanenter Konsens ist auch ermüdend, sich gegenseitige geistige Anregung durch leicht variierende Ansichten ist oft angenehmer. Ein Gespräch trägt im Idealfall zum persönlichen Glück und der Weiterentwicklung aller Beteiligter bei.
Anschließend fühlt man sich erleichtert, wieder aufnahmefähig, klar. Nach einem so angeregten Gespräch kommt die Stille, in der man tief durchatmet und zufrieden ist. Als würde man nach einem Sommerregen die saubere Luft einatmen und sich diesen Moment möglichst gut einzuprägen zu versuchen.
Diese Stille ist entspannt, denn es hängen keine ungesagten Worte bedrückend in der Luft. Worte haben Gedanken ausgetauscht und die Geister verbunden.
Sich ohne Worte zu verstehen ist vielleicht das erstrebenswerteste Gespräch.

Apfelkern

Donnerstag, 26. April 2012

Hoch die Mundwinkel

Mit dem aktuellen Thema des Projekts 52 hatte ich viel Freude. Während ich mich durch einige Titel hörte, musste ich mehr als nur einmal grinsen. Wahrscheinlich muss das auch so sein, denn das Thema der Woche ist Lachflash.

Machen wir es kurz und schmerzlos: meine Wahl fiel auf den Titel Naurava Kulkuri, ein finnisches Lied. Zum ersten Mal habe ich es im Radio gehört und war begeistert von dem Lied. Es war ungewöhnlich und doch einprägsam und gut. Einfach anders als viele Lieder.
Jahrelang erinnerte ich mich mit Freude an dieses Lied, kannte aber nicht dessen Titel und konnte es daher auch nicht mehr finden. Nachdem ich jetzt aber mit den wildesten Stichwörtern gesucht habe (Lied+Lachen+skandinavisch  - das nennt man  präzise Suchanfrage!), wurde ich tatsächlich fündig, sodass ich das Lied zu diesem Thema einbringen kann. Ich entdeckte sogar, dass es auch eine deutsche Variante names Der lachende Vagabund gibt, doch über diese hätte ich nie derart lachen können, da durch den verständlichen Text viel vom Charme und der Drolligkeit verloren geht.

Vielleicht amüsiert sich ja jemand von euch auch ein wenig.



Apfelkern


Mittwoch, 25. April 2012

Schwebezustand

Als ich gestern nach meiner Prüfungsklausur durch die leeren Gänge der Schule ging, fühlte ich mich dort fremd. Die ganzen Schüler, die ich vom Gang aus durch die langen Fensterreihen der Schule in den Räumen hinter den großen Glasscheiben sehen konnte, waren in einer Parallelwelt; weit entfernt. Sie waren Schüler, ich nicht. Offiziell bin ich es noch, doch besteht dieses Schülertum nur noch aus einer mündlichen Prüfung. Mich interessierte es nicht mehr, ob die Klingel läutet oder nicht - die Zeiten sind vorbei.

Ich konnte in meinen Gedanken die Schule nicht mehr als "meine" bezeichnen. So viele jüngere Gesichter, die ich nie wirklich beachtet habe. Sie gehören hierher, ich nicht. Nicht mehr. Es ist völlig normal und doch verstörend. Wie, das war's jetzt mit der Schulzeit?

Plakate, die zu Schülerpartys einluden, die längst gefeiert waren, bedeckten die Pinnwand. Da ich mich nie verbunden gefühlt habe mit denjenigen des Jahrgangs, die für gewöhnlich auf diesen Partys anzutreffen waren, habe ich keine der Feiern besucht. Sollte ich ihnen zusehen, wie sie sich zu irgendwelchen stumpfsinnigen Hits betrinken und sich quer durch die Clique knutschen?
Die Bilder der Schülerfeiern, die ich zu sehen bekommen habe, bestätigen diese Vorstellungen.

Vielleicht hilft das Trinken und Loslassen jeglicher Selbstkontrolle ja gegen das ständige Grübeln. Aber es ist doch nur eine Vorschubhandlung, ein bloßes Unterdrücken und Verdrängen. Wir wünschen uns ständig, mehr Zeit zu haben, doch wenn wir sie haben, wollen wir eilen statt denken und uns mit uns selbst beschäftigen zu müssen. Zumindest, wenn der nächste Termin fern scheint. Ich lese, stricke, skate, lerne für die Prüfung, sehe Folgen von Game of Thrones und habe das Gefühl, nichts zu schaffen. Es fühlt sich an, als wären Ferien und gleichzeitig erscheint es falsch. Ich weiß doch, dass es bis zu den eigentlichen Ferien noch dauert. Ach stimmt ja - für mich haben die Ferien genauso an Gültigkeit verloren wie das Schulklingeln. Ich bin in der Schwebe.
Dieses Mal wird es nicht helfen, die Augen zu schließen und zu warten.

Es kann doch nicht so schwer sein, einen Weg zum persönlichen Glück zu finden! Ist es denn ein maßlos gieriger Gedanke, sich persönliche Zufriedenheit und Geborgenheit zu wünschen?
Denke ich an die Studienwahl, kommt mir immer wieder der Gedanke, dass es heutzutage auch keine Festlegung für das restliche Leben mehr bedeutet. Man studiert jahrelang irgendwas, um mit Wissen, das man nie mehr benötigt, an eine Stelle zu kommen, an der man sich völlig neu orientieren muss.

Als wäre ich dem plötzlichen Wechsel von chronischem Stress zu freier Zeit nicht gewachsen. Der Mensch sucht mehr als nur Vergnügung, er sucht eine Aufgabe. Es ist Zeit für ein Praktikum, Zeit, die wüsten Schubladen der Erinnerungen zu sortieren, um anschließend geordnet weitergehen zu können.

Nicht nur für mich mache ich diese Suche durch, nein, anscheinend suche ich auch, um die Fragen meines Umfeldes nach meinem Ziel zu beantworten. Mir selbst und einigen anderen Zufriedenheit zu schenken reicht anscheinend nicht als Antwort.

Ich wünschte, es wäre Sommer und ich auf dem Boot meines Großvaters. Dort könnte ich jetzt ein Nachtbad im dunklen See nehmen. Einfach durch das seidige Wasser auf den Mond zuschwimmen und unbeschwert sein.

Apfelkern



Montag, 23. April 2012

Schreiend versteinert

Eine normaler Tag, eine Routinehandlung, ein Ausbruch aus der Routine und -zack! Die Katastrophe ist geboren.

Da kocht das Kartoffelwasser über, ein Reh springt auf die Fahrbahn, man wedelt mit dem Kochlöffel umher und schon hat er Muttis Lieblingsvase zertrümmert, jemand bricht spontan einen Streit mit euch vom Zaun oder Oma kippt von der Bank. Was nun - wie reagiert man in mehr oder weniger brenzligen Gefahrensituationen?

Im Tierreich gibt es drei klassische Reaktionen: Fight, Flee or Freeze. Kämpfen, flüchten oder erstarren. Die Alternative wäre im Ernstfall wäre der Tod. Nun ist der Mensch auch ein Tier, sodass es interessant wäre, unsere Reaktionen näher zu betrachten Besonders, da wir ja nicht unbedingt wie die Antilope als Fluchttier oder wie der Marienkäfer als stets durch Starre den Tod vortäuschendes und sich als Beute so uninteressant machendes Wesen einzuordenen sind.
Vielleicht sind wir ja je nach Situation zu verschiedenen Folgehandlungen geneigt.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich vor inzwischen mehr als nur einigen Jahren mit meiner jüngeren Schwester in der Vorweihnachtszeit einen schönen elternfreien Abend verbrachte. Im Kunstunterricht hatten wir an diesem Tag Kerzen aus Wachsplatten gerollt und auch Kerzen gegossen, was mich unglaublich beeindruckt hatte. Jeder durfte nur eine Kerze herstellen und ich hatte mich gleich entschieden, eine Kerze zu rollen und anschließend zu Hause Wachs zu schmelzen und meine eigene Kerze zu gießen. Meine Schwester war sofort begeistert von der Idee und somit dabei.
Mit Spülmittel als Antihaftschicht eingeriebene Marmeladengläser (fragt mich nicht, woher ich die Idee mit dem Spülmittel hatte) dienten als Form, mit Schaschlikspieß und Wäscheklammer positionierte ich den Docht in der Mitte des Glases.
Die Wachsreste fast abgebrannter Kerzen hatte ich gesammelt. Jetzt war nur noch die Frage, wie ich sie am besten schmelzen konnte. So kreativ wie ich war, nahm ich eine leere Konservendose, die ich mit dem Wachs füllte und auf der Herdplatte erhitzte. Sagen wir es so: geschmolzen ist das Wachs prima. Und plötzlich war da die riesige Stichflamme. Meine Schwester schrie nur, ich wusste gar nicht, was ich machen sollte. Zwei hilflose Grundschulkinder und eine Dose brennendes Wachs.

Ich tat das erstbeste, das mir einfiel: ich zog die Backhandschuhe an, griff damit die Dose und sprang damit begleitet vom panischen Kreischen meiner Schwester die zwei Meter zur Spüle. Und was hilft gegen Feuer? Genau, Wasser. Schade nur, dass es bei Fettbränden die Situation alles andere als besser macht.
Ich ließ Wasser aus dem Hahn in die Dose - sofort spritzte das Wachs in einer weiteren Stichflamme nach oben. Dann erlosch die Flamme. Ruß war an den Wandfliesen und in jedem erdenklichen Winkel Wachsspritzer. Mir ist schleierhaft, wie ich das geschafft habe, doch ich habe weder meine Schwester mit dem heißen Wachs übergossen noch mich verbrannt.

Erst dann realisierte ich die eben durchlebte Gefahr und begann zu zittern. Nicht nur ein bisschen - ich habe richtig geschlottert vor Angst. Wie in einem schlechten Film. Ich musste mich erst einmal setzen. Mir war klar, dass nicht viel gefehlt hätte, die Küche anzuzünden. Zwölfjährige Pyromanin legt Brand, ich sah es schon vor mir.

Es fällt auf, wie unterschiedlich Menschen auf Notsituationen reagieren.

Welche Reaktion ist am günstigsten? In Panik und Hysterie zu verfallen hilft sicher nicht, doch im Nahhinein fast vor Zittern umzukippen ist sicher auch nicht die optimale Reaktion.
Es heißt immer, dass man einen kühlen Kopf bewahren soll und vernünftig reagieren soll, doch das sagt sich auch viel leichter als es sich umsetzen lässt. Erst denken und dann handeln. Aber doch nicht, wenn die Handlungsentscheidung sofort getroffen werden muss. Reflexe, Intuition und Urinstinkt mögen wirksam werden - aber ausgiebige vorrausschauende Situationsanalysen?

Gibt es wirklich Menschen, die wenn neben ihnen einen Schuss fällt sofort überlegen, wohinter sie sich ducken können, das möglichst kugelfest ist? Überlegen sie sich in der Millisekunde, in der sie zum Sprung ansetzten, in welchen vom Angreifer aus möglichst schwer erreichbaren Winkel sie sich zurückziehen wollen? Ich meine damit nicht James Bond und Freunde, sondern Otto Normalverbraucher. Es wäre besser, vorher zu überlegen, welchen Fluchtweg man nimmt, bevor man in einen abgesperrten Gang stürmt. Klar. Aber ich zweifle dennoch, ob ich nicht einfach den ersten entdeckten Weg, der  aus dem einstürzenden Gebäude führen könnte, nehmen würde.
Entscheidungen, die unüberlegt getroffen werden und doch entscheidend sein können.

Na gut, wenn es um das Kartoffelwasser geht, ist es weniger tragisch.
Ich ziehe den Topf vom Herd (Symptombekämpfung), meine Mutter dreht die Herdstufe zurück (Ursachenbekämpfung - ist was für Fortgeschrittene), meine Schwester erschreckt sich vor dem Zischen des verdampfenden Wassers und mein Vater ruft, dass sich mal jemand um die Kartoffeln kümmern soll.

Meine Frage an euch: wie reagiert ihr? Panisch, pragmatisch, Fluchtreflex oder doch das Reh im Scheinwerferlicht?

Apfelkern

Donnerstag, 19. April 2012

Alles Gute!

Hiermit gratuliere ich meinem Blog zu seinem ersten Geburtstag! Unglaublich, dass seine Gründung schon ein Jahr her ist. Erstaunlich, dass ich die Freude am Schreiben nie auch nur ansatzweise verloren habe. Faszinierend, dass sich inzwischen tatsächlich Leser eingefunden haben.

Am 19.April des letzten Jahres waren Osterferien und ich hatte ein wenig Zeit. Nachdem ich zufällig den Blog meiner guten Freundin Karo gefunden hatte, begann ich mich näher dafür zu interessieren. Was die da wohl so treibt? Blogger - für mich waren das fremde Wesen, komische Einzelgänger und Promis, die sich ein wenig um Fankontakt bemühen. Die üblichen Vorurteile eben.
Während ich in der langen Feriennacht durch unzählige Blogs stöberte, begeisterte mich die Möglichkeit, Gedanken und Texte unabhängig mit anderen zu teilen immer mehr. Nach einem gewissen Zögern entschloss ich mich spontan, einen eigenen Blog zu gründen. In diesem Moment verstand ich mich wohl selbst nicht. Und so stürzte ich mich in das neue unbekannte Phänomen Blog und schrieb den berühmt berüchtigten ersten Post, den irgendwie sowieso nie jemand liest.

Der Name war schnell gefunden, da ich ihn einfach meinem vorher schon genutzten Internet Pseudonym an glich. Apfelkerne - klingt doch gut.
Zudem sind Apfelkerne für mich ein Sinnbild für all das besondere, das man für gewöhnlich übersieht. Habt ihr schon einmal einen Apfel quer aufgeschnitten und die wunderschöne "Blume" des Quergehäuses gesehen?
Ich hatte kein konkretes Konzept für den Blog und wahrscheinlich habe ich das noch immer nicht. Aktuelle Eindrücke und Erlebnisse werden in Posts verwandelt und dieses unmittelbare Mitteilen der Gedanken gefiel mir. Anfangs bezweifelte ich, dass sich irgendwer für meinen Hirnquark interessieren könnte. Wie sollte jemand denn überhaupt hier landen?
Über meine Kommentare auf anderen Seiten landete dann aber doch irgendwann jemand auf meinem Blog und als ich dann einen ersten Kommentar und sogar eine Leserin bekam, war ich vor Freude völlig außer mir und war den gesamten Tag lang so beschwingt, dass ich gefragt wurde, was passiert sei.
Vielen Dank für diese besondere Freude an meine erste Leserin T., die ich noch immer nicht vergraulen konnte!

Manchmal langsam, dann wieder schneller kamen Leser hinzu. Ich schrieb über jeden Schwachsinn, der mir ins Hirn flatterte, jede Grübelei, die mich befiel, Strickkram, Kochwerk und dann gefiel das sogar noch den Lesern. Als ich dann irgendwann 50 Leser hatte, stellte ich mir einmal bildlich vor, wie sich fünfzig Personen um mich scharen und mir zuhören. Die Vorstellung war so unglaublich, dass sie lächerlich schien. Aber nein - mit einem Blog ist das möglich.
Der Austausch in den Kommentaren mit euch Lesern ist wunderbar. Durch das Bloggen habe ich mich in menschlicher und auch technischer Hinsicht sehr weiterentwickelt, was so viel mehr als das ist, was ich mir anfangs vom Bloggen erhofft hatte.
Außerhalb der Kommentare vertiefte sich der Kontakt zu anderen Bloggern, was mich für unglaublich wertvoll halte. Wer hätte gedacht, dass sich so viele Blogger als derart sympathische Menschen erweisen würden? Diese Verbindungen sind mich für äußerst wertvoll.

Ähnlich unfassbar ist es für mich, dass ich inzwischen 83 + 8 (GFC und Bloglovin) Leser = 91 habe. Ich meine - 91!!! Das sind doch fast hundert Personen und damit eine riesige Menge. Mehr, als ich mir je erhofft hätte und das dann auch noch in einem Jahr. Wow.

Nun zu den Statistiken. In einem Jahr durfte ich ganze 25674 Aufrufe verzeichnen, Tendenz steigend.

monatliche Zugriffsanzahl

Die Hauptzugriffsquellen:
72 mal: apfelkerne Blog
39 mal: was haben die zellen von fliegenpilz apfelbaum und hauskatze gemeinsam
Worauf diese Zugriffsquelle sich bezieht, verstehe ich immer noch nicht.
21 mal: wer hat mich gegoogelt
Und weil er so schön ist darf auch dieser 19 mal gewählter Zugriff nicht fehlen: reizwäsche.

Ganze 246 Posts habe ich diesen inklusive in einem Jahr produziert, wovon die meistaufgerufenen Sorbische Ostereier (165x), Gestockt (136x) und Klöppeln (131x) sind. Ihr fandet die Post mitreißend, anregend und ernüchternd - jeder Klick in die Bewertungszeile gab mir die freudige Gewissheit, dass meine Kritzeleien tatsächlich gelesen wurden. Ein "ernüchternd" gab mir oft ein dumpfes Gefühl im Magen, hatte ich doch Leidenschaft, Zeit und Mühe aufgewendet, doch bin ich  für diese Ehrlichkeit zugleich dankbar.
Unbeschreiblich dankbar bin ich auch allen meinen Lesern für sagenhafte 1179 Kommentare. DANKE! Ohne eure Rückmeldung und all die wertvollen Gedanken wäre das Bloggen auch nur ein öffentliches Tagebuch, das Gedanken schluckt, aber keine zurückwirft. Große Leserzahlen sind ja schön und gut, doch wenn niemand wirklich interessiert die Texte liest, hätte ich lieber nur fünf Leser, die wirklich auf meine Gedanken reagieren. Wie gut, dass gleich 91 dieser Individuen sich hier versammelt haben. Meine Dankbarkeit ist endlos.
Jetzt werde ich albern und sentimental aber; das ist für euch:



Ich schätze, dass ich von einer einst das Internet skeptisch beäugenden Person zu einem Teil dieses Netzwerkes geworden bin. Ich bereue es ganz und gar nicht und freue mich auf die nächsten Jahre. Hoffentlich habt ihr an diesem Blog genauso viel Freude wie ich. Na dann - cheerio!

Apfelkern

Dienstag, 17. April 2012

They're picking up pieces of me

Ach ja, das waren noch Zeiten, als ich vor der Nachtruhe den Sandmann sah. Pickeldi und Frederik waren neben Pitti Platsch und Moppi meine absoluten Favriten vor dem Schlafen. Inzwischen sieht das ein wenig anders aus und daher werde ich Konnas Frage nach meiner Einschlafmusik nicht mit einer Folge mit Herrn Fuchs und Frau Elster beantworten.

Kurz bevor die Zeit sich Mitternacht nähert und ich müde werde, beginne ich mir langsamere Musikstücke anzuhören. Von Noah And The Whale, Sigur Rós oder The Tallest Man On Earth variiert die Auswahl, doch auch Podcasts höre ich mir am Abend gelegentlich an, wenn dazu die Zeit reicht.
Aber was ist das letzte Lied, das ich mir gern vor dem Löschen des Lichts zu Gemüte führen?

Vor ein paar Jahren hatte ich eine Phase, in der ich immer dieses Hey there Delilah ... hörte, wurde dem aber schnell überdrüssig. Ich mochte die Gitarrenmusik
Inzwischen ist mein absoluter Abendfavorit Kings Of Medicine von Placebo. Es ist langsam, fast bedächtig und endet in einer aufgelösten Zufriedenheit, die von Streichern untermalt wird. Besonders gefällt mir, dass diese Stimmung so konträr zum Text ist. Einsamkeit, Enttäuschung, Orientierungslosigkeit, Verzweiflung werden von siegesverheißenden Bläsern begleitet. Für mich ist es ein Lied, das wohlige Gänsehaut auslöst. Jetzt schon wieder.

Montag, 16. April 2012

Frauentausch war gestern

In einem Zeitalter der Vernetzung ist man völlig aufgeschmissen, wenn man keinen Zugang zu diesem Netzwerk hat.
Zumindest dachte ich bisher, dass kein Internetzugang das absolute Game-Over-Kriterium wäre, doch nun musste ich feststellen, dass das Arbeiten mit einem fremden Computer ähnlich verwirrend ist.

Meine Schwester konnte auf ihrem Laptop ein bestimmtes Video nicht abspielen und bat daher mich, ihr meinen Laptop zu geben. Klar doch. Im Gegenzug erlaubte sie mir, derweil ihren zu nutzen. Zur Sicherheit noch meine Chronik löschen und fein überall ausloggen, damit sie nicht doch noch meinen Blog findet oder Mails liest und dann hieß es bis bald liebstes MacBook.
Das Video lief auf meinem Computer und so wurde es ruhig in ihrem Zimmer. Ich nahm mir ihren Laptop und loggte mich in meinem Mailaccount ein, um eine Nachricht zu beantworten. Sagen wir so: ich wollte es zumindest.

Das kleine Touchpadfeld funktionierte in Kombination mit dem Klicken völlig anders, ständig landete ein Klick dort, wo er nicht hinsollte. Ich litt an akutem Phantomscollen: zwei Finger auf dem Berührfeld wischten in bester Gewohnheit nach unten, doch es bewegte sich nichts. Hä?!
Erst mal Musik anmachen. Ich drückte die Playtaste und nichts geschah. Ach, es war wohl einfach gerade kein Titel ausgewählt. Der Mauszeiger wanderte nach unten auf der Suche nach dem Dock. Nichts geschah. Also noch mal nach unten mit der Maus. Noch immer kein Dock in Sicht. Verflixt,  Ubuntu Betriebssystem und iTunes findet sich dort auch nicht. Na dann höre ich bei last.fm mein personalisiertes Radio an. URL eingegeben, eingeloggt, Radio gefunden - Enttäuschung: der Computer spielt es nicht ab. Frust. Pah, dann werde ich einfach auf YouTube Hintergrundmusik einschalten. Immerhin funktionierte das.

Die Mail wurde im Kampf mit der Klickfunktion und akutem Phantomscrollen sowie einem Problem beim Einfügen des @ (ALT+L - was bitte ist dein Problem, Laptop?!) geschrieben, dann entschied ich, meine Bilddateien ein wenig zu sortieren. So viel dazu - die lagern ja auf meinem Laptop.

Und so endete ich schließlich damit, einen frustrierten Post über die Verwirrung mit fremden Laptops zu schreiben. Davon abgesehen, dass man seine Daten ja übertragen kann und sich garantiert bald an ein anderes Betriebssystem gewöhnt hätte und damit das Problem überwunden hätte, hat es mich doch tief beeindruckt, wie sehr ich auf meinen Laptop eingestellt bin. Konkret darüber nachdenkend wundert es mich nicht: ich benutze ja auch keinen anderen Computer so regelmäßig wie diesen. Wahrscheinlich könnte ich ihn blind bedienen.

Es brachte mich auf die wahnwitzige Idee, für einen Tag einen Computertausch zu veranstalten, um einfach mal den festgefahrenen Alltag am Computer zu durchbrechen. Ganz nach dem bewährten Prinzip von RTL müsste man natürlich zwei ganz und gar nicht kompatible Modelle den Platz tauschen lassen, um möglichst viel Chaos zu stiften.

Nein, lieber nicht. Mir haben die Fehlklicke und das verzweifelte Phantomscrollen schon völlig gereicht. Der PC ist schließlich ein Gebrauchsgegenstand und hat zu funktionieren. Erschreckend, wie sehr man an den eigenen Computer gewöhnt ist. Früher wusste auch allein ich, wo man meinen alten Windows 2000 treten musste, damit dessen laut anschwellendes Surren aufhörte.

So sehr wie heute ist mir das noch nie aufgefallen, doch da nutzte ich auch stets statt eines fremden Laptops feste PCs, die sich anscheinend in der grundlegenden Bedienung nicht zu sehr unterscheiden. Durch die Maus fallen zumindest schon einmal die Schwierigkeiten beim Klicken und Scrollen weg.
Wie auch immer, ab sofort halte ich meinen Laptop an der kurzen Leine. Na gut, während der Schlafenszeit könnte ich ihn ja eventuell verborgen...

Doch da kommt auch schon das nächste Problem: will man das Gerät, das so viele Informationen über einen selbst von Aufsätzen über Rezepten, Reisebildern, Mails, Sprengsatzbauanleitungen und Musik enthält, wirklich verleihen? Dazu gehört entweder ein sehr großes Vertrauen, verschlüsselte Ordner oder eine sorgfältig gereinigte Festplatte. Obwohl - habe ich denn so brisante Daten auf meinem Laptop? Allein die mit dem Blog in Verbindung stehenden Daten würde ich ungern in meinem Umkreis verbreiten, denn sonst wäre ja die Anonymität dahin und Muttis mir als neuer Leser sicher.


Der Post endet hiermit abrupt, denn ich sehe gerade meinen Laptop zurückkehren. Komm zu Mami!
Zwischenspeichern, ausloggen, später veröffentlichen.

Mal so ganz plump:
Wie sieht es mit eurer Beziehung zu eurem Laptop aus?

Apfelkern

Sonntag, 15. April 2012

Keksö!

Seitdem ich bei einer Freundin in der siebenten Klasse zum ersten Mal amerikanische Cookies gekostet habe, war es um mich geschehen: diese zart zerbröselnde, mürbe Textur, dieses Goldbraun, die Schokoladenstücke - ein durchweg gelungener Beitrag zur ausgewogenen Ernährung!

Da sich meine Mutter aber weigerte, dieses teuflische Backwerk (gehärtetes Fett! Palmöl! reiner Zucker!) zu kaufen, fiel ich vor Freude stets fast in Ohnmacht, wenn diese Kekse irgendwo angeboten wurden. Andächtig knabberte ich bei Geburtstagen Cookies und bekam dadurch deutlich weniger von der eigentlichen Feier mit, weil ich wie hypnotisiert diese Kekse anstarrte. Nicht anders verhielt ich mich, sobald ich sie in der Werbung, Filmen oder fremden Mündern erblickte.

Es versteht sich von selbst, dass ich seit Ewigkeiten dem perfekten Cookie Rezept hinterherjage. Durch Dutzende, ach es müssen deutlich mehr sein, Rezepte habe ich mich gebacken und war von den Ergebnissen oft ganz erfreut und nur selten enttäuscht. Die originale Mürbe, den Biss und diese zarte Würze (was die Amis wohl für Aromastoffe haben...), die knackigen Stücken billiger schlecht konchierter Kouvertüre - das alles erreichte ich nie vollkommen.

Nicht einmal die Optik der leicht eingerissenen Oberfläche auf dem kompakt dicken Keks erreichte ich oft. Doch nun habe ich Hoffnung. Seht selbst:


Ganz nett, nicht übel, aber jetzt kommt es:


Oh ja. Zeig deine Schokoladenseite, Keks!

Gestern probierte ich zwei Rezepte aus, wovon eins durchschnittlich gut (also ja, die Kekse sind schon sehr lecker, doch nicht wie die gekauften...) und das andere durchschlagend war. Die Optik, die Textur, der Geschmack - all das ließ mich aufgeregt und fassungslos durch die Küche hüpfen. Sollte die Suche ein Ende haben?!
Na ja, sagen wir es so: die Suche kann schon allein deshalb nicht beendet sein, da die besonders gelungenen Kekse nicht klassische Chocolate Chips Cookies sind, sondern Cookies mit Erndüssen und Schokolade. Aber wenn ich einmal das Mysterium der Textur geknackt habe, sollte es mir auch mit anderen Zutaten möglich sein ...

Das Rezept:

1¼ cups all-purpose flour
½ cup unsweetened cocoa powder
1 teaspoon baking powder
½ teaspoon baking soda
½ teaspoon salt
½ cup (4 ounces) unsalted butter, at room temperature
¾ cup creamy peanut butter
2/3 cup light brown sugar
1/3 cup granulated sugar
2 eggs
2 teaspoons vanilla extract
1 cup semisweet chocolate chips
½ cup peanuts


Uuuh ja, abartige amerikanische Rezepte mit Zutaten, die eine anscheinend Mindestenergiedichte haben müssen.  Anders kann ich mir die fetten Kombinationen jedenfalls nicht erklären.

Mein Standardärgernis bei den amerikanischen Rezepten ist die Maßeinheit der Tassen. Unzen, Pfund, Gallonen und sonstigen in Zahlen beschreibbaren Krempel rechne ich gern um, doch was bitte ist eine "Tasse"? Ich weiß, dass es in Amerika genormte Tassen extra fürs Backen gibt, doch da ich diese nicht besitze, bin ich gezwungen, mit einer ganz normalen Tasse zu schätzen, was man über dem Teich wohl für eine Standartasse hält. Und nein, ich werde mir doch keine amerikanische Messtasse kaufen. Dieses Maßeinheitensystem unterstütze ich nicht.

Zuerst habe ich die Trockenzutaten (1.25 Tassen Mehl, eine halbe Tasse Kakao, 1Teelöffel Backpulver, einen halben Teelöffel Natron und einen halben Teelöffel Salz) zusammengestaubt und mich dabei wie Doktor Oetker beim Panschen von Fertigmischungen gefühlt.

Dann werden die 4 Unze Butter (etwa 60g) mit einer zu drei Vierteln mit Erdnussbutter gefüllten  Tasse, 2 Eiern und laut Rezept eineinviertel Tassen Zucker aufgeschlagen, doch ich habe "nur" eine halbe Tasse Zucker genommen. Im Nachhinein hat sich das als sehr richtig herausgestellt, denn so zuckeraffin wie der amerikanische ist mein Geschmack wohl doch nicht. Glück gehabt.
In die erschreckend leckere Masse mit den rohen Eiern werden 2 Teelöffel Vanilleextrakt gegeben. Nun mischt man die trockenen und die feuchten Zutaten zusammen.
Das Rezept fordert zusätzlich noch eine Tasse Schokotröpfchen, doch das war mir auch zu viel des Guten und so rührte ich nur die halbe Tasse gehackte Ernüsse unter. Der Teig ist recht fest, ich würde ihn als Knetteig bezeichnen wollen, was die Konsistenz angeht.
Was man nicht alles auf sich nimmt, um die typische amerikanische Cookie-Konsistenz zu imitieren.

Mit Fingerspitzengefühl habe ich aus dem Teig Schokomurmeln gerollt und diese anschließend bei 180°C in den Ofen geschoben.
Da saß ich dann bangend vor dem Ofen, hoffend, dass die Kekse großartig und wie gekauft schmecken würden und befürchtend, dass sie doch wieder mal nicht an die Fabrikkekse herankommen würden.

Warum bin ich eigentlich so scharf darauf, dass die mit Herzblut gebackenen Kekse wie maschinengerührte Fabrikware schmecken? Ist ganz logisch betrachtet unsinnig, doch ganz praktisch betrachtet mag ich anscheinend die synthetisierte Geschmackstoffsmischung der gekauften Kekse.

Langsam schmolzen die Teigkugeln und was erblickte mein hoffendes Auge? Die Kekse bekamen die typische rissige Oberfläche - boooyaaah!
So konnte ich es kaum erwarten, sie aus dem Ofen holen zu können. Ich ließ sie während des Auskühlens nicht aus den Augen und wagte schließlich kaum, sie zu kosten, nachdem ich sie so ehrfürchtig angesehen hatte.

Was soll ich sagen? Die Optik hat nicht zu viel versprochen - die Kekse waren knusprig und innen doch nicht staubtrocken, sondern saftig, tiefschokoladig und nussig zugleich. So wie man es sich vorstellt.
Es gibt nur einen Haken: das perfekte Rezept für die klassischen Chocolate Cookies habe ich damit noch immer nicht entschlüsselt, denn das waren ja gerade Chocolate Peanut Cookies Na ja, wenn ich statt des Kakaos die von der Backwirkung identische Stärke nehmen, die Erdnüsse durch Schokotropfen ersetzen würde....
Moment - was wäre dann mit der Erndussbutter?! Es müsste etwas cremiges sein, um den Flüssigkeitgehalt des Teiges gleich zu halten. Nutella vielleicht? Nee, dann würde es ja ein dunkler Teig.... mmh. Eine hochkomplexe Aufgabe, die mich angemessen fordert.

Da brauche ich wohl nur noch durch dreihundert weitere Versuche, um das Rezept in die Variante Chocolate Chip Cookie  umzuwandeln.

Eine Erkenntnis habe ich bis jetzt immerhin gewonnen:
Erdnüsse sind die Verkörperung des Bösen. Entweder, sie töten uns durch fiese Kreuzallergien oder wir sterben wegen ihnen an Fettsucht.

Darauf nehme ich doch gleich noch einen Keks.

Apfelkern

Donnerstag, 12. April 2012

Selbstangelegte Scheuklappen

Klare Formen, viel Licht und Weiß, Blüten und ein mit Seviettentechnik verziertes Tablett. Darauf Porzellan mit Goldrand vom Flohmarkt, ein Becher Bubble Tea, ein mit Liebe gebackener pompöser Cupcake, dessen gestern vorgestelltes Rezept natürlich verlinkt ist und ein aufgeschlagenes Buch. Irgendein Klassiker mit dekorativem Einband und individuellem Lesezeichen.
Das ist ein klassisches Motiv für die Bilder diverser Lifestyleblogs. Inspiration steht darunter.
Man zeigt Ordnung, Sauberkeit und Harmonie, sodass der Leser fast vergisst, dass die Welt nicht aussieht, als wäre sie dem IKEA Katalog entsprungen. Man fokussiert sich auf sorglose, angenehme Bilder und verschwendet keinen Gedanken daran, welches Chaos allein die Cupcakes in der Küche verursacht haben.

Es ist wie mit allem im Leben: wenn wir die Wahl haben, richten wir unseren Blick auf jegliche sich bietende scheinbar perfekte Idylle und ignorieren den dreckigen Rest. Schließlich ist es nur verständlich, wenn man sich angesichts eigener Probleme nicht noch mit denen anderer belasten will.

Nur weil wir für eine bevorstehende Feier bei unserer liebsten Restaurants das Catering bestellen wollten, verschlug es uns in ein kleines Einkaufszenrum, das wir lange nicht mehr besucht hatten. Durch zwei verschiedenen Baustellen war der Weg dorthin über ein Jahr lang fast völlig blockiert gewesen und so hatten wir wie viele andere längst schon Alternativen gefunden.
Der Zustand des Einkaufszentrums erschreckte: viele leerstehende Läden, in den noch existierenden war man mit dem Betreten dieser bester Kunde. Der Gang war verlassen. Es ist ein seltsames Gefühl, fast allein zwischen den löchrigen Ladenzeilen zu sein. So muss es sich wohl in einem Geisterhaus anfühlen.
Als wir an einem Geschäft vorbeiliefen, winkte uns eine einsame Verkäuferin gleich herein und versuchte vergeblich, uns für ihren Schmuck zu begeistern. Von ihr erfuhren wir auch, dass der Schlecker nebenan gerade geschlossen hätte, weil die Verkäuferin allein war und ihre Arbeitszeit für heute vorbei war, aber keine Ablösung kommen würde.

Das Gefühl des Unwohlseins beschlich uns alle, es drängte sich förmlich auf. Die Leere, die dunklen gescheiterten Geschäfte, die beobachtenden Augenpaare der Verkäufer - nichts davon versetzt den Kunden in Kauflaune. Da ist der fortschreitende Verfall nicht verwunderlich.
Die Kundschaft weicht einfach auf die anderen Einkaufszentren und Läden in der Umgebung aus - es gibt ja genug. Und so muss man sich auch nicht mit der Qual des Scheiterns befassen und sich von dem traurigen Anblick den Tag verderben lassen. Husch, husch - schnell zurück in den sauberen, gut ausgeleuchteten Teil der Welt.

Es ist angenehm, sich von dieser Darstellung blenden zu lassen. Auch mich drängt es nicht zurück in die verkommende Einkauspassage, wo es doch andere gibt. Als ob die EDEKA Filiale dort anders wäre - es sind einfach nur auffällig weniger Menschen dort und die Stille fühlt sich fast drückend an. Lieber in der Masse untertauchen, nicht über die Schattenseiten des Lebens nachdenken, nicht nachdenken.

Immer mehr immer prächtigere Dinge locken uns. Sechzig Einkaufszentren gibt es jetzt schon in Berlin. Sechzig.
Denkt man daran, dass es neben den großen Shoppingpalästen noch unzählige kleine und größere Geschäfte gibt, wird klar, dass es einfach zu viel ist. So viel wie dort angeboten wird, braucht niemand. Logisch, dass das Ziel des ewigen Wachstums, des endlosen Aufschwungs eine Lüge ist. Irgendwann hat man genug. Selbst mit einem gewissen Verschleiß und Gebrauchsgegenständen in der Kalkulation, ergibt sich für den Bedarf eine Sättigungskurve.
Aber nein, achtet nicht auf eure tatsächlichen Bedürfnisse - ein Fernseher ist nicht genug, Kleidung, Autos und Schuhe kann man sowieso nicht genug haben. Egal, ob es alles ungenutzt im vollgestopften Schrank verrottet - kauft ruhig. Schließlich ist es erste Bürgerpflicht, seinen Beitrag zum endlosen Wachstum zu leisten.

Es muss Verlierer geben, damit jemand gwinnen kann. An einer Stelle blüht es, weil an der anderen Stelle das Wasser fehlt. Und den vertrockneten Rasen sehen wir uns nicht an, wir wollen es nicht sehen. Die Sache mit der Gerechtigkeit lässt sich einfach schlecht umsetzen.

Mir ist ganz klar, dass dieses langsam zugrunde gehende Einkaufzentrum nur ein Beispiel unter vielen ist. Ich weiß, dass es nicht viel besser wird, nur weil wir Essen geordert und ein Paar Schuhe gekauft haben. Doch umso mehr ist mir dann die gestellte Idylle der florierenden Geschäfte zuwider. Das gehypte Produkt von heute wird bald in der Schublade verschwinden, um einem neueren, besseren Objekt der Begierde Platz zu machen.  Ich denke, dass dieses Handlungsmuster schon vielen augefallen und sie erschreckt hat. Trotzdem lockt der Glanz des Neuen. Alle haben es, also will ich auch.
Man spürt den Konsumdruck. Wie, du hast nicht das aktuelle iPhone?!
Und schon richtet man die begierig glänzenden Augen auf neue Dinge und wünscht sich etwas, das man nicht braucht. Man vergisst die eigentlichen Bedürfnisse und den gesunden Menschenverstand am liebsten gleich noch dazu. Alles, das an die Schattenseiten dieses Verhaltens erinnert, wird sorgsam ignoriert.
Clean, kosmopolitisch, modern - gern lassen wir uns von solchen Bildern verführen und begehren die Objekte darauf, in der Hoffnung, mit ihrem Besitz in die darin gezeigte Illusion eintauchen zu können.

Wird nix, nächster Wunsch. War alles so sehr Fassade wie ein guter Lifestyle Blog.


Dienstag, 10. April 2012

'Cause I'm nothing if you're not by my side

Es ging schnell: meine Wahl für das Thema Liebeserklärung des Projeks 52 von Konna in dieser Woche stand sofort fest. Aber ich habe den Themenvorschlag ja auch nicht ohne einen Song im Hinterkopf gemacht...

Wozu dann noch lange umherschwafeln? Außerdem ist die Chance, dass kürzere Posts gelesen werden, auch viel höher.

Das Lied habe ich wegen seines Texts ausgewählt. Die Dankbarkeit des Sängers lyrischen Ichs für die Beziehung ist so deutlich, dass dem Zuhörer der Wert dieser sehr klar wird. Herzerweichender Nu Metal. Man wünscht sich sofort einen Partner,  mit dem man solche Gefühle teilen kann. Verständnis, aufrichtige Liebe, Ergänzung.

Den Song lernte ich unabhängig vom Video kennen und war so ein wenig verwirrt von diesem. Schließlich hatte ich mir eher Action oder leidenschaftliche Szenen  vorgestellt statt traumatischer Krankenhauserlebnisse. Egal, es geht hier um die Musik, nicht das Video. Und der Text ist und bleibt kraftvoll-schmalzig-toll.






















Hach ja.
So ein Lied würde ich mir von jemandem natürlich auch gern widmen lassen.  Allerdings wäre auch ein aufrichtiger Liebesbrief völlig ausreichend.

Apfelkern



Montag, 9. April 2012

Was zu beantworten war

Drei Tage war ich nun vollkommen entnetzt, offline, auf mich allein gestellt. Ihr solltet davon wenig gemerkt haben - gedankt sei der Funktion des automatischen Veröffentlichens - für mich aber war die Entnetzung deutlich. Nun ja, um ehrlich zu sein tat es nicht weh. Ich habe nicht einmal von meinem Laptop geträumt, sondern von einem Besuch eines WMF Geschäfts, in dem ich mich nach einem WMF-Kartoffelpflug erkundigte. Erste Symptome des Internet-Entzugs?
 
Umso mehr freute ich mich, dass mich das Internet mit seiner Community nicht vergessen hat, sondern mich liebevoll taggte. Mein Dank dafür geht an Josi mit den Leopardensocken und dem bezaubernden Blog voller Licht und Gedanken.

Es geht bei diesem Fragebogen/Stöckchen/TAG/Messer/res/Wasauchimmer darum, die zehn von ihr gestellten Fragen zu beantworten und anschließend zehn eigene zu formulieren und weiterzugeben.

1. Strebst du es an, ein ehrlicher Mensch zu sein? Hälst du dich selbst für ehrlich?
Lügen bringen nur Ärger. Selbst wenn sie vorerst erfolgreich scheinen, werden sie doch irgendwann erkannt und für deren Verbreiter zur Schmach statt zum Vorteil. Außerdem weiß ich um den Wert der Wahrheit, da es oft Mut erfordert, diese zu äußern, doch nur allein diese uns weiterbringt.
Aus genau diesem Grund meide ich Lügen und spreche klar und ehrlich meine Gedanken aus.

Ich habe sogar schon erlebt, dass man mich als zu ehrlich bezeichnete und sich lieber eine schmeichelndere Halbwahrheit oder gar Lüge wünschte. Dann schweige ich lieber statt meine Ansicht zu verdrehen. Ja, ich halte mich für ehrlich.
 
2. Bist du politisch interessiert?
Die Frage kann sehr verschieden aufgefasst werden. Politisch interessiert bin ich, insofern ein Verfolgen des Geschehens reicht, um diesen Begriff zu erfüllen.
Ich lese den Politikteil unserer Zeitung regelmäßig, jedoch nicht bis zum letzten Kleingedruckten. Von meinem Wahlrecht werde ich Gebrauch machen, sobald es wieder einmal eine Wahl gibt; bei der Wahl des Bürgermeisters meines Heimatortes durfte ich schon meine Stimme abgeben. 
Darüber hinaus bin ich wohl eher passiv: keine Parteimitgliedschaft, keine Bürgerinitiativmitgliedschaft. Maximal Wutbürger.

3. Kennst du den Unterschied zwischen seid/seit? Benenne ihn!
"Seid" ist die zweite Person Plural, Präsens, Indikativ, aktiv des Verbs esse  "sein".
Beispiel: Ihr seid so still. 
Außerdem kann "seid" als Imperativ verwendet werden.
Beispiel: Seid still!
Die Präposition "seit" bezieht sich auf die Zeit und gibt an, ab welchem Zeitpunkt etwas geschah.

4. Wie wichtig ist dir dein Äußeres? Dein Erscheinungsbild, deine Kleidung? 
It doesn't matter how juicy the cake is - people gonna judge it by the icing.
 
Klingt sehr überspitzt und ist es auch, doch einen wahren Kern hat die Aussage. Man sieht zuerst das Äußere und ordnet diesem entsprechend den Menschen in gewisse Kategorien ein. Ja, man kann anhand von Äußerlichkeiten nicht auf die Persönlichkeit schließen, doch bemerke ich selbst immer wieder, dass ich genau das versuche.
Ich achte auf saubere Kleidung, dusche sogar mehrmals in der Woche (hört, hört) und versuche, mit ein wenig Kosmetik meine Vorzüge hervorzuheben. Jedoch war ich nie besonders trendorientiert, sondern in Sachen Styling viel mehr schlicht und praktisch gekleidet (Gummistiefel und Funktionsjacke; na ja, zumindest die letztgenannte). Ich hege die Theorie, dass eine zu übertriebene Aufmachung von der eigentlichen Persönlichkeit ablenkt, eine völlige äußere Vernachlässigung aber abschreckt und bevorzuge so den Mittelweg.

Am Wochenende kann ich problemlos in Cordhose und Strickpullover umherlaufen, doch unter Menschen möchte ich mich angemessen gekleidet wissen. Säße ich mit meiner Kleidung für die Gartenarbeit im Unterricht, wäre es mir doch sehr peinlich.
Ich verlasse das Haus auch ungeschminkt ohne in Hysterie zu verfallen, entscheide mich aber bei entsprechendem Zeitetat für ein wenig Mascara, Puder, Rouge und Freunde.
 
Wie schön, dass man online gesichtslos und anonym bleiben kann, sodass man nur anhand seiner Worte beurteilt werden kann.

5. Was für eine Art Mensch interessiert dich?
Jeder Mensch kann grundsätzlich interessant sein. "Interessant" sind Personen, die nicht nur stumpfsinnig ihre Aufgaben erfüllen und alles akzeptieren und anchsprechen, sondern, denken, zweifeln, kritisieren, schaffen, diskutieren und aufmerksam sind. Einen guten Gesprächspartner und Freund macht es aus, dass er eine eigene Meinung hat, diskussionsfähig ist, ehrlich ist, eine Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft für etwas statt Langeweile hat, offen ist. 
Ein interessanter Mensch ist intellektuell und emotional auf einer Ebene mit seinen Gesprächspartnern, sodass der Austausch fruchtbar und inspirierend für beide Seiten ist.

6. Was macht für dich einen guten Blog aus?
Ein guter Blog ist Spiegel der Persönlichkeit seines Autors, die eine gewisse Begeisterung überträgt und von den Gedanken des Autors zeugt. Ein guter Blog ist ein solcher, über den ich nachdenken muss und dessen Beiträge mein Denken und vielleicht sogar Handeln beeinflussen. 

7. Bist du gerne traurig?
You can get addicted to a certain kind of sadness...
Mainstreamhit beiseite - ich bejahe die Frage. Trauer schmerzt, doch sie kann auch inspirierend sein. In den Zeiten des Liebeskummers habe ich die bewegenden liebeskranken Gedichte massenhaft produziert; jetzt muss ich mich dafür anstrengen.
Trauer weckt die Sehnsucht nach dem Gefühl des Glücks und führt dazu, dass wir verstärkt danach streben. Ich schätze Trauer als sehr intensive Emotion, die uns bewusst macht, dass wir lebendig sind. Aber nur in kleinen Dosen, bitte.

8. Coolster Mensch, den du kennst?
Meine Mudda.

9. Lebst du gerne?
Ja!

10. Magst du Wirsing?
Oh ja! Und zwar gefüllt mit Dinkel und Feta oder Ähnlichem, im Eintopf, im Auflauf, Nudeln mit Wirsingrahm, geschmortes Wirsinggemüse.... 
Wirsing schmeckt nach Winter.

Nun zu meinen Fragen - willkürlich und bunt gemischt.

1. Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?
2. Nenne die ersten zwei und die letzten zwei Wörter des Buches, das du gerade liest oder zuletzt gelesen hast.
3. Würdest du lieber gemeinsam mit deinem (Ehe-)Partner sterben oder noch zehn Jahre nach dessen Tod leben?
4. Denkst du, dass das Universum unendlich ist?
5. Wärst du gern zu einer anderen Zeit geboren worden?
6. Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick, wahre Liebe, ewige Liebe und welche Synonyme man uns dafür in kitschigen Büchern und Filmen dafür sonst noch anbietet?
7. Was ist dein Ziel im Leben?
8. Was macht dich glücklich?
9. Was hast du zuletzt gegessen?
10. Welche Fähigkeit würdest du gern einmal erlernen?
 
Und nun muss ich grübeln, wen ich damit belästige.
Ich nehme ... *Trommelwirbel*
 
Judith - Ihre Beiträge zum Projekt 52 sind genauso großartig wie ihr Blog. Warum also nicht?
owyanna - Weil ich warum auch immer von Wordpress daran gehindert werde, bei ihr zu kommentieren und hierin eine Chance zur Kontaktaufnahme sehe. Juhu, Owyanna!
Flausch - Weil ihr Blog toll ist und ich die Nase voll davon habe, nur so wenige Posts von ihr serviert zu bekommen. *ANREIZ!*
Viva - Es ist einfach zu still auf ihrem Blog und dadurch wird der Welt ihre Genialität vorenthalten. So nicht.
Jules - Schließlich kann man nicht 24/7 über Nagellack und Schuhe bloggen. Vermute ich zumindest.

Reicht.

Gruß,

Apfelkern


Samstag, 7. April 2012

Was ins Nest gehört

Ostern ist eines der Feste, bei dem man sich beschenkt. Was für eine öde Phrase und doch steckt viel mehr dahinter: man macht sich Gedanken, wo man wie mit wem feiert, an wen man beim Kauf kleiner Aufmerksamkeiten denken muss. Das Fest mit den lang ersehnten freien Tagen wird zum Stress.
Daher einigen sich in meiner Familie bereits sämtliche Erwachsene darauf, sich nicht zu beschenken, um sich zumindest diesen Aufwand zu sparen. Was die Erwachsenen nicht an Geschenken erhalten, gleichen die Geschenkeberge der Kinder nicht selten wieder aus.

Ich verstehe nicht, warum manche Eltern glauben, sie müssten ihrem Kind zu Ostern einen Laptop oder ähnlich wertvolle Geschenke machen. So verliert man jegliche Relation zum Wert des erhaltenen Gegenstands. Und wenn man schon zu Ostern nur ein iPhone bekommt, kann man zu Weihnachten ja auch ein Motorrad erwarten, oder?

Mir selbst war diese Problematik lange nicht bewusst, da meine Eltern zu Ostern nur Süßigkeiten und maximal ein Buch an ihre Kinder verschenkten, doch verschiedene Freundes- und Bekanntenkreise betrachtend musste ich feststellen, dass die Gaben nicht überall so bescheiden ausfallen.
Muss ich jetzt neidisch sein? Nö.
Denn wenn Ostern zum reinen Konsumanlass verkommt, verliert es für mich einen Teil seines Charmes. Und wer sagt denn, dass die übermäßig Beschenkten ein glücklicheres Fest verleben?

Ostern ist ein Anlass für die engeren Verwandte, sich in der Uckermark bei Opas altem Haus zu treffen und ein paar gemütliche Tage miteinander zu verbringen. Man redet, kocht, spielt und sitzt am Osterfeuer. Dabei treten die Geschenke klar in den Hintergrund - ohne sie wäre das Wochenende dort nicht weniger schön.

Ich verschenke meist Selbstgemachtes, weil ich das für die herzlichste Art von Geschenk halte. Es zeigt, dass man Zeit und Mühe für jemanden aufgewendet hat, statt einfach ein paar Euro gegen einen Gutschein zu tauschen.
Natürlich kaufe ich auf Wunsch des zu beschenkenden auch etwas, doch ich selbst freue mich auch mehr über handgemachte Aufmerksamkeiten.

Zu Ostern stelle ich jedes Jahr sorbische Ostereier her. Die ruhige, ausdauernde Arbeit an ihnen empfinde ich als sehr entspannend und sie ist für mich der Inbegriff von Ostern. Außerdem mag ich die entstehenden Eier sehr gern. Jedes Jahr gestalte ich vielleicht zehn dieser Eier, wovon ungefähr die Hälfte verschenkt wird. Die restlichen heben wir auf und so ist die Sammlung inzwischen schon recht groß, doch ich liebe es, mir die Eier der vergangenen Jahre anzusehen und die Fortschritte und Fehler zu betrachten. Besonders faszinierend ist es, dass meine Mutter genau so eine Sammlung der Ostereier von Jahrzehnten angelegt hat. Ich könnte Stunden mit deren Betrachtung zubringen.


In diesem Jahr verschenke ich nicht nur die üblichen Eier, denn ich habe inzwischen auch endlich die Socken für meine Mutter fertiggestrickt. Und weil ich sie so niedlich finde, möchte ich ein Bild davon mit euch teilen.


Jetzt noch ein Bild der Socken am Fuß, damit ihr euch vorstellen könnt, wo ungefähr das Blümchen sitzt. Da meine Mutter auch solche Quadratlatschen Größe 42 hat, war das Probetragen kein Problem.



Ihr dachtet doch nicht wirklich, dass ich so kurz vor Ostern noch etwas schwer intellektuelles produziere.

Ich wünsche euch ein ruhiges Osterfest mit Geschenken, die von Herzen kommen aber viel mehr noch mit Menschen, die euch am Herzen liegen.

Gruß,

Apfelkern

Donnerstag, 5. April 2012

Ostergebäck mit Zellen

Es ist wieder soweit - Weihnachten Ostern steht vor der Tür. Neben den obligatorischen Krokanteiern, die meine liebste Zuckerbombe zu Ostern (und Weihnachten) sind, gibt es bei uns in jedem Jahr zu Ostern einen Hefekranz.
Nach einem perfekten Rezept dafür habe ich lange gesucht. Im Laufe der Jahre habe ich sicher schon ein Dutzend verschiedene Hefekranzrezepte probiert und inzwischen eines gefunden, mit dem ich relativ zufrieden bin. Da für mich das Hefegebäck zum Fest dazu gehört und sich ein gutes Rezept schwer findet, habe ich beschlossen, mein Rezept mit euch zu teilen.

Dieses stammt aus einem wunderbar ostigen Backbuch meiner Mutter. Es ist simpel aber unglaublich gut.

Warum haben wir eigentlich so viele Backbücher? DAS Backbuch haben wir doch bereits.


Um mir ein wenig Arbeit zu sparen, habe ich das Rezept einfach abfotografiert. Statt Margarine verwende ich immer Butter, weil ich generell Butter für wohlschmeckender halte und Margarine als wilde Mischung irgendwelcher Pflanzenöle misstrauisch beäuge. Auch die Mandeln lasse ich meist weg, weil sie für mich einfach nicht in den Osterkranz gehören.


Und für alle, die nicht wissen, wie man "in üblicher Weise" einen Hefeteig bereitet, fasse ich das kurz zusammen.

Die Milch wird erwärmt, darf aber nicht kochen. Darin löst man den Zucker und die Hefe auf und gibt sie auf das  mit der Zitronenschale und dem Salz vermischten Mehl. Nun hat man einen Mehltrichter, der mit der Hefemixtur gefüllt ist. Das Ganze stellt man an einen warmen Ort ohne Zugluft (ich bevorzuge im Winter den platz an/auf der Heizung und sonst den auf 40°C eingestellten Ofen), wo die Hefe aufgehen kann. Das sieht dann ungefähr so aus:


Anschließend habe ich die weiche Butter und die Eier hinzugegeben und untergeknetet. In Handarbeit natürlich.

Alles im Griff
Irgendwann hat man einen homogenen Teig.


Und nachdem ich ihm Zeit zum Wachsen und Gedeihen gab, sah der Teigklumpen so aus:


Als der Teig so aussah, beschloss ich, in Rum eigeweichte Rosinen unterzukneten. Horror! Zumindest für einige scheinen Rosinen das zu sein, doch da meine komplette Familie Rosinen mag, ist die getrocknete Traube Standard im Osterzopf.
Der Teig wird in drei Teile getrennt und diese werden zu Strängen gerollt.


Je nach Laune entscheide ich an diesem Punkt, ob ich einen Hefezopf oder einen Kranz flechte. Heute wurde es ein Kranz.


An diesem Punkt der Verarbeitung muss dem Hefeteig wieder ein wenig Zeit gewährt werden, um den Zucker mit ein wenig Sauerstoff (aber der ist fakultativ) zu Wasser und vor allem Kohlenstoffdioxid zu veratmen, damit der Teig viele gasgefüllte Hohlräume entwickelt und locker wird. Toll, was eine so simple Hefezelle in der Gruppe so bewirken kann.

Anschließend backe ich den Hefekranz bei 180°C für 50 Minuten. Bei einer Stunde Backzeit, die auch im Buch angegeben wird, musste ich jedes Mal ein sehr dunkelbraunes Backwerk aus dem Ofen holen. Meine Mutter meint, dass die Öfen früher weniger gut buken und so der Teig länger brauchte, um gar zu werden. Möglicherweise.
Kurz vor Ende der Backzeit bestreiche ich den Teig noch mit einer Mischung des aufgehobenen halben Eis (siehe Rezept!), Sahne und Honig, wodurch der karamellisierende Honig dem Hefeteig eine schöne goldbraune Farbe gibt und die Sahne mit dem Ei einen appetitlichen Glanz verleiht. Wie Haarkur nur für Kuchen.


Ein Bild des angeschnittenen Kranzes kann ich euch leider nicht bieten, denn erst am Sonntag wird der Kranz auf das Messer treffen. Doch ich freue mich schon sehr auf ein Stück Hefekranz mit Butter und Quittengelee.

Serviert wird der Kranz dann übrigens mit einer "Füllung" aus bunten Ostereiern, so wie es auch im ostigen Kochbuch gezeigt wird.


Also ich meine wirklich bunte Eier und nicht schwarz-weiße.

Vielleicht konnte ich ja jemanden von euch dazu inspirieren, einen den Frühstückstisch zierenden und den Gaumen verwöhnenden Hefekranz zu Ostern zu backen. Bis zum Ostersonntag ist ja noch ein wenig Zeit.

Apfelkern

Lass dich einfach von ihr tragen

Einen kleinen Anlass zu wehmütigen Seufzern bietet das aktuelle Thema des Projekt 52, bei dem es sich nämlich um das Thema Schulzeit handelt. Hach ja, das waren noch Zeiten...

Begonnen hat meine Schulzeit mit einem Lied über das Verhalten im Straßenverkehr, geendet hat sie mit Thriller von Michael Jackson. Da beide nicht unbedingt meinen musikalischen Vorlieben entsprechen, war mir gleich klar, dass keines davon hierfür ausgewählt wird, doch die Alternative fand sich schnell.

Ein Lied lässt mich immer an eine Physikstunde in der fünften oder sechsten Klasse denken. Ich saß in der Wandreihe des lichtdurchfluteten Klassenraums und versuchte, irgendwelchen Zeichnungen zur Lichtbrechung einen Sinn abzugewinnen. Mein Banknachbar muss ähnlich viel Interesse an der Optik wie ich gehabt haben, denn er reichte mir wortlos einen Hörer seines Discman, um den ihn in der Klasse so viele beneideten. Die Musik passte perfekt in diesen Moment, ich saß im Physikunterricht und lauschte lächelnd dem Lied.

Sobald ich dieses Lied wieder höre, fühle ich mich wieder in den Physikunterricht der Grundschule zurückversetzt. Sommerstimmung, die Aussicht auf ein Fußballspiel in der Pause, wobei ich immer mehr oder weniger erfolgreich  in der Abwehr spielte, da ich das Tor nicht traf (Bilanz der Grundschulzeit: vier Zufallstreffer) und meine Fähigkeiten im Zustellen beschränkt waren, das Wissen um die bevorstehenden Sommerferien, Leichtigkeit - das Lied ist Sonnenschein für meine Seele.


Die perfekte Welle von Juli.
Das Video mit dem Lied findet ihr hier.

Wahrscheinlich werde ich es entrückt lächelnd noch den ganzen Tag lang summen.

Apfelkern

Dienstag, 3. April 2012

Was ist Kunst?

Als ich kürzlich Ostereier mit der sorbischen Wachstechnik verzierte, kommentierte meine Oma, dass dies Kunst sei. Ich freute mich über dieses Kompliment, Kunst ist schließlich etwas positives. Kurz darauf wunderte ich mich, warum eigentlich noch nie jemand mein Back- und Kochwerk oder ein Paar handgestrickte Socken als Kunst gelobt hat. Ist das denn keine Kunst?

Diese Frage habe ich mir schon häufig gestellt, kam aber nie zu einer Antwort, die ich als ausreichend empfand. Denn Kunst ist vielfältig und facettenreich. Kunst ist undefinierbar und doch sagen wir explizit, etwas wäre Kunst und anderes nicht. Was denn nun? Heißt es nicht, alles wäre Kunst? 

Ich habe aber noch nie gehört, dass jemand gesagt hätte, es wäre Kunst, wie die Rohre im Bad verlegt sind. Rohre und Leitungen zu verlegen, Auffahrten zu pflastern und Personen von A nach B zu befördern ist nützlich.
Ist Kunst also alles, was keinen Nutzen hat?

Das würde natürlich erklären, dass Stricksocken und Kuchen keine Kunst sind, Ostereier dagegen schon. Das Bild an der Wand ist hübsch, nicht nützlich. Die Statue ist ein hübscher Staubfänger, doch ein Hundertwasserhaus mit seiner außergewöhnlichen Architektur erfüllt einen Nutzen und ist Kunst. Es fällt auf: alle hier als Kunst bezeichneten Dinge sind individuell. Für den Kuchen und die Socken dagegen gibt es explizite Anleitungen mit denen theoretisch jeder das gleiche Werk schaffen könnte.
Ist Kunst ist also alles individuelle, was unnachahmbar ist?

Ein Gedanke an Plagiate lässt diesen Definitionsversuch als falsch dastehen. Selbst die Fälschungen der Mona Lisa sind in meinen Augen noch Kunst, die man nur nicht unter dem Originaltitel zu verkaufen versuchen sollte. Trotzdem redet man über die Fälschungen negativ statt sie objektiv als Kunstwerk zu bewundern.
Ist Kunst alles, was so zuvor noch niemand geschaffen hat?


Innovationen werden oft als Kunst betrachtet, denn natürlich ist es schwerer, sich etwas neues einfallen zu lassen, statt nur nach bisher existierenden Techniken zu arbeiten. Das Rad wird aber auch nicht täglich neu erfunden und Objekte, die mit traditionell überlieferten Techniken gefertigt werden, sind schließlich auch Kunst.
Ist also Kunst die Fähigkeit, etwas herstellen zu können, das nicht jeder könnten?

Klöppeln ist Kunst, da diese Fähigkeit kaum verbreitet ist, Stricken dagegen ist Mainstream und dementsprechend keine Kunst. Na ja.
Wenige könnten heute ein Fass bauen oder ein Schwert schmieden, als Kunst würde man dieses Handwerk aber auch nur bedingt bezeichnen. Aber Klöppelspitze ist ja auch deutlich hübscher anzusehen als ein Fass.
Daher: Kunst ist alles, was schön ist.

Aber mal ehrlich: würden wir all die Kunstwerke, die wir in unserem Leben in Museen und Galerien gesehen haben als "schön" bezeichnen? Nein. Die Einteilung in schön und unschön erfolgt subjektiv, doch  ist denn der konservierte, langsam ausbleichende und zerfransende Hai im Becken mit dem Titel The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living von Damien Hirst ein schönes Objekt? Oder jene Werke von Otto Dix, die das Grauen des Krieges darstellen?  Ich wage es, das zu verneinen. Das Objekt regt vielleicht zum Nachdenken an, ins Wohnzimmer würde ich es mir nicht stellen wollen.
Ist dann alles Kunst, was der Mensch schafft?

Nein. Diese Dinge sind  zwar alle künstlich in dem Sinne, dass sie nicht natürlich vorkommen, doch würde ich sie nicht als Kunst ansehen. Außerdem erscheint die Natur manchmal auch zu schön, um zufällig so auszusehen. Die ineinander verschlungenen Bäumen auf einer Klippe betrachtend kann man nicht glauben, dass niemand den Bäumen absichtlich diese Form gegeben hat.
Hat jemand bemerkt, dass ich gerade Kunst danach definiert habe, dass alles schöne dazu gehört? Und so lande ich in Gedankenschleifen, die um eine klare Abgrenzung des Begriffes ringen und doch daran scheitern.

Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, was er als Kunst ansieht. Für mich sind die Werke Kunst, die etwas besonderes sind. Dinge, die nicht jeder produzieren kann. Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass nicht jeder ein Künstler sein kann, doch es heißt, dass nicht jeder jede Art von Kunst schaffen kann. Er kann die Dinge schaffen, doch vielleicht nicht so, dass sie die entsprechende Qualität erreichen, um Kunst zu sein.
Kunst ist für mich komplex. Drei bunte Farbspritzer auf einer Leinwand mögen nett anzusehen sein, doch ich betrachte das nicht als Kunst. Ähnlich ergeht es mir mit zu linearen, geometrischen Werken, die den Betrachter denken lassen, dass man das mit einem Lineal und ein wenig Farbe exakt so nachmachen könnte, ohne dafür üben zu müssen.
Kunst darf alles und doch ist ein leeres Blatt keine Kunst.
Kunst muss nicht schön sein; spricht sie nicht das Ästhetikempfinden  an, sollte sie zumindest zum Nachdenken anregen. Experimentales sehe ich nur bedingt als Kunst. Jeder kann Bücher aufstapeln, sie dann umstoßen und das Resultat Kunstwerk  nennen. Durch die Willkürlichkeit und die fehlende Kunstfertigkeit ist es meiner Meinung nach keine Kunst, sondern einfach eine zufällige Anordnung wie herabgefallenes Laub es ist. Ein Bild der zufälligen Anordnung zu machen wäre dagegen wieder Kunst, da man sich dabei um einen speziellen Blickwinkel oder eine anschließende Bearbeitung bemühen würde.
Kunst ist nach meinem Definitionsversuch etwas, das mit Leidenschaft geschaffen wurde. Ein lieblos zusammengeknülltes Papier, das man auf eine blaue Pappe klebt ist für mich keine Kunst. In der Kunst sollte etwas von der Persönlichkeit des Künstlers zu erkennen sein.
Abläufe, die in Rezepten und Anleitungen festgehalten werden können, sind insofern Kunst für mich, wenn sie nicht alltäglich werden. Mein geliebtes Shortbreadrezept ist keine Anleitung zur Kunst auch wenn die Kekse jedes Mal grandios werden, denn sie sind Teil des Alltags.

Nicht nur Malerei, Grafik, Architektur, Plastik und Musik können Kunst sein - auch Texte, Lebensweisen oder Tanz und Bewegung zählen für mich dazu, denn letztlich ist für mich
Kunst die Fähigkeit, das Besondere im Alltäglichen zu sehen und es für andere sichtbar zu machen - egal auf welche Weise.

Apfelkern

Sonntag, 1. April 2012

Läuft doch

Der Beginn des Aprils lässt sich an vielen Dingen erkennen: die Temperaturen steigen weiter, alles grünt, es wird früher hell, es wird plötzlich wieder kalt, es schneit auch mal spontan (siehe gestern), manche Menschen glauben anlässlich des Tages verkrampft Scherze machen zu müssen und es ist vor allem wieder Zeit für den Halbmarathon.

Daher stand ich früh auf, zog die Sportsachen an, aß mit mit halbgerümpfter Nase den Haferbrei mit Äpfeln, der dem Sportler angeblich lange Kraft gibt und das bei mir bisher auch immer getan hat (Placeboeffekt?!), packte die Inline Skater ein und machte mich auf den Weg zur Bahn, die mich immerhin auf dem Weg zum Startpunkt anders als gestern nicht mit Schienenersatzverkehr ärgerte.
In der Bahn gesellte ich mich zu den Skaterinnen meiner Möchtergern-Profitruppe und musste feststellen, dass wir durch die stressige Zeit vor dem Abitur beeindruckend schlecht trainiert und dazu die Hälfte von uns erkältet war. Beste Voraussetzungen für die Strecke von 21.0975 Kilometern durch Berlin.

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Als wir am Alexanderplatz ankamen, wo sich der Startpunkt befand, wurde auch schnell klar, dass der Himmel zwar zauberhaft blau, der Wind aber eiskalt war. Angesichts der allgemein schlechten Rennvoraussetzungen beschlossen wir, ganz entspannt zu fahren.


Habe ich erwähnt, dass wir aufgrund der guten Vorjahresleistung sogar im Startblock B der fortgeschrittenen Hobbyluschen statt im Startblock C für Möchtergern-Hobbyluschen positioniert waren? In weiser Vorraussicht stellten wir uns dort gleich weiter nach hinten, um niemanden zu behindern, denn im Startblock B sahen die Starter alle beeindruckend professionell aus: Sponsorshirt und schaftlose Inliner mit 100mm Rollen verrieten sie.
Nach dem Start zeigte sich, dass doch noch ein wenig Ehrgeiz in uns steckte und wir nicht mit Minimalgeschwindigkeit fuhren und so spaltete sich die Gruppe dann auch in die zurückbleibende Gruppe der Erkälteten, die sich daher auch nicht zu sehr anstrengen sollten und die gesunden noch immer vergleichsweise mäßig trainierten Läuferinnen.

Da wir nicht so sehr auf die Zeit achteten, konnten wir endlich auch mehr von den Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke bewusst wahrnehmen statt zu bemerken, dass man durchs Brandenburger Tor gefahren ist und den Rest dann immer nur nachträglich auf den Bildern zu erkennen. Trotz anfänglicher Kälte und immer wieder aufkommendem starken Gegenwind hatte ich viel Spaß an dem ruhigen Gleiten in der Masse begleitet von der Musik der Bands und Cheerleadern am Straßenrand und den Rufen der Schaulustigen.
Ich sah relativ wenige Stürze, wurde aber fast selbst von einem vor mir fahrenden Mann mitgerissen, der beim Fallen mit seinem Arm gegen meinen Helm prallte. Das ist meiner Meinung nach der größte Nachteil des sonst so effektiven und vor allem energiesparenden Fahrens in einer Reihe.

Die ersten neunzehn Kilometer legte ich relativ mühelos zurück, dann trat plötzlich neben den schlechteren Straßen (körniger Asphalt ... grrrr) und stärker werdendem Wind eine gewisse Erschöpfung ein. Als ich dann aber das blaue Schild sah, dass den zwanzigsten Kilometer ankündigte, kam die Motivation zurück.


Bald darauf konnte ich dann zum Endspurt ansetzen und erreichte nach 58 Minuten und sieben Sekunden das Ziel.  Zum Vergleich: der Sieger schaffte es in 30 Minuten und 41 Sekunden. Immerhin war ich noch schneller als der Sieger der Läufer, der tatsächlich ganze 59:14 Minuten für die Distanz brauchte ... zu Fuß ... verrückt.

Meine persönliche Bestzeit von 52 Minuten und ein paar Sekunden aus dem letzten Jahr erreichte ich damit lange nicht, wirklich darüber geärgert habe ich mich aber auch nicht. Dafür war es einfach viel zu beeindruckend, dass ich mir die Strecke nach diversen Teilnahmen auch wirklich einmal bewusst angesehen habe.


Im Zielbereich durfte man sich dann seine (Teilnahme-)Medaille abholen, aber noch viel wichtiger waren die Stände mit dem Wasser, dem Tee und dem alkoholfreien Bier sowie den Bananen, mit denen man sich hemmungslos vollstopfen durfte. Jetzt wisst ihr, warum ich eigentlich an diesen Läufen teilnehme...

Schade nur, dass ich nach dem Lauf meistens so gebeutelt bin, dass ich nach einer Minute spontanem Ganzkörpererschöpfungsanfall immer nur gefühlt einen halben Liter Flüssigkeit und maximal drei halbe Bananen herunterbringe und nur erstaunt das Magenvolumen der bananeninhalierenden Profis (ich meine natürlich der fortgeschrittenen fortgeschrittenen Hobbyluschen) bewundern kann.  Wie viele Kubikzentimeter brauchen sechs halbe Bananen und fünf Becher Wasser sowie ein Halbliterbecher alkoholfreies Bier denn etwa?

Auf dem nächsten Bild seht ihr den hinteren Teil des Zielbereiches. Falls jemand das weiße Cape des Skaters aufgefallen ist, kann ich dessen Sinn leicht erklären: es verhindert, dass wir hocherhitzten Läufer nach dem Zieleinlauf nicht völlig vom starken Wind ausgekühlt werden. Und ja, ich weiß, dass man diesem so unschuldig blauen Himmel den beißenden Wind nicht ansieht.


Etwas weiter hinten standen dann die Wagen, welche die abgegebenen Beutel mit dem Kram der Teilnehmer lagerten.


Voldemort findet sein Gepäck nicht

Irgendwann kam der Zeitpunkt, sich die Skater von den Füßen zu ziehen und anschließend sehr seltsam durch die Gegend zu watscheln. Dadurch, dass man beim Skaten die typische Abrollbewegung des Fußes nicht machen muss, behält man das nach entsprechend langem Skaten auch noch ein Weilchen bei, sodass man wie ein Bauer durch die Gegend stapft. Warum auch immer - ich mag das Gefühl.


Nein, meine Inliner sind nicht rosa oder gar pink. Das schimpft sich Bordeaux.
Übrigens stehen sie auf meinem fabulösen weißen Windschutzcape.


Nachdem ich mich des Helms, der Protektoren und der Inliner entledigt hatte, wickelte ich mir mein Cape um die Schultern und beobachtete noch ein wenig die Irren Athleten, welche die 21 Kilometer wirklich zu Fuß zurücklegten.
Dass sie sogar im Zielbereich noch sprinten konnten deprimierte mich schließlich so sehr, dass ich mich entschloss, einfach nach Hause zu fahren und dort das Gefühl der Erschöpfung zu genießen.

Ich könnte jetzt direkt einschlafen, meine Beine fühlen sich schon ganz müde an. Vielleicht sollte ich ihrem Drängen nachgeben.
Oder mir einen Tee kochen und noch ein wenig lesen.

Gruß,

Apfelkern

Streifzug durch die Kanalisation

In dieser Woche bereitet mir das Thema des Projekts 52 große Schwierigkeiten. Ich wage zu behaupten, dass ich die Entscheidung noch nie so lange herausgezögert habe, aber ich finde zu dem aktuellen Thema Toilette keinen Titel, der meiner Meinung nach wirklich gut passt.

Natürlich könnte ich etwas offensichtliches wählen, es erscheint mir aber nicht als beste Lösung. Ja, was erwartet man eigentlich von mir in dieser Runde? Klassische Klaviermusik oder Death Metal?
Wer hört auf er Toilette schon Musik? Mir fallen dazu nur Gerüchte über die Klogewohnheiten der Japaner ein, die angeblich liebliche Melodien so laut im Hintergrund laufen lassen, dass sie keine anderen Geräusche des Lokus mehr zu hören sind. Interessant.

Immer noch unentschlossen war ich dann kurz davor, meinen Joker einzusetzen und mich so um die Entscheidung zu drücken, aber man kann sich im Leben auch nicht immer einer Entscheidung entziehen und daher wird nun eine Wahl getroffen.
Es wird "Der Werwurm" von Knorkator. Der spezielle Stil der Band mag nicht jeden ansprechen, doch ich finde ihn genial.

Hört es euch an und denkt beim nächsten Vollmond im Bad an den Werwurm. Übrigens ist der nächste Vollmond schon in fünf Tagen.





Apfelkern