Freitag, 23. September 2011

Patschefinger goes Datschefinger

Man unterhält sich angeregt mit jemandem, lacht und fühlt sich eventuell sogar verstanden, bis plötzlich die besten Falls warme und schwitzige Hand des Gegenübers auf dem eigenen Knie landet.

In diesem Fall reagiere ich sehr befremdet, denn mir ist es bei den meisten Menschen unangenehm, wenn sie meine imaginäre Schutzsphäre durchdringen. Ich möchte nicht, dass sich jemand, dem ich nicht wirklich nahe stehe, ungefragt an meine Schulter lehnt oder in mein Gesicht greift. Wahrscheinlich ist das eine Überreaktion, doch es ist mir unangenehm. Mir selbst würde es auch nie in den Sinn kommen, mit einem Menschen, den ich nur oberflächlich kenne, direkt Körperkontakt aufzunehmen.
In dieser Gesellschaft sind wir zum Mindestabstand erzogen. Jemand leidet? Wir halten Abstand. Jemand freut sich? Wir halten Abstand, auch wenn wir die Freude vielleicht gern teilen würden.  Wir glauben jemanden zu erkennen? Sicherheitshalber bleiben wir auf Distanz, um uns nicht zu blamieren.

Obwohl mir dieser künstliche Abstand zu anderen, die letztendlich auch die gleichen Bedürfnisse, Emotionen und Träume haben wie wir, falsch vorkommt, halte ich ihn ein. Ich wage nicht den ersten Schritt zu machen - einerseits aus Schüchternheit und andererseits, weil ich mich selbst dadurch bedroht fühlen würde.
Bei einigen Menschen versuchen wir diese anerzogene Barriere zu durchbrechen und geben Begüßungsküsschen. Allerdings erscheint mir diese Reviermarkierungsmethode eher als lächerlich und so bevorzuge ich Umarmungen, die ich aber auch nur an die wenigsten vergebe.

Zurück zu unerwarteten und unangenehmen Berührungen. Die Frage für mich in solchen Situationen ist, wie ich damit umgehen soll. Zuerst sage ich dem Gegenüber, dass ich diese Berührung als unangenehm empfand. Sonst kann derjenige ja nicht wissen, dass ich zukünftig nicht in jedem Gespräch bedatscht werden möchte. Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass der Gesprächspartner lernfähig ist und das Anschmiegen zukünftig unterlässt.
Übrigens gehöre ich nicht zu jenen Menschen, die sich noch demonstrativ zehn Minuten lang immer wieder über die berührte Stelle reiben. Das empfinde ich wieder als unnötig bis lächerlich, obwohl meine Reaktion auf ungewollte Berührungen anderen wahrscheinlich genau so erscheint.

Mein Fazit ist, dass ich immer offen bin, Gedanken, Gefühle und Sorgen zu teilen, körperlich aber vorerst auf Distanz bleiben möchte. Außerdem habe ich mir vorgenommen, zukünftig mehr auf die Mimik und Gestik meines Gesprächspartners zu achten, um ihn nicht selbst in eine ähnlich unangenehme Situation zu bringen, sei es durch Taten oder Worte.

Bin ich nun völlig verklemmt?
Seid ihr in dieser Beziehung eher extrovertiert oder zurückhaltend?

(ja - *insert Umfrage here*, doch man kann die Leser ja nicht täglich damit beglücken)

Apfelkern

4 Kommentare:

  1. Es gibt nichts was ich unangenehmer finde als Körperkontakt. Wenn mich die Hand, der Arm oder sonstwie Haut von jemand anderen auch nur unabslichtlich und flüchtig streift beginne ich diese Stelle mit meinem Oberteil "sauber" zu reiben, ich bin da extrem empfindlich.
    Dabei kommt es nichtmal auf die Bindung oder Vertrautheit des Gegenübers an.
    Das führt aber auch dazu dass ich sowas wie Küssen als unvorstellbar bis hin zu widerlich erachte aber wenn ich das jemanden erzähle kommt meist nur ein unverständlicher Blick.
    Who cares.

    Liebe Grüße,
    die noch empfindlichere Tüdel ~

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  2. ha das is mein thema. ohhh ich mag das auch nich sooo und bekomm immer sowas wie n schreck, wenn jemand das bei mir versucht. das hat nix mit verklemmt sein zu tun. ich akzeptiere es immer, wenn ich betatscht werde, umarmt werde zur begrüßung aber selbst mach ich das nicht.

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  3. Da bin ich anders als du. Ich bin jemand, der sehr viel mit Berührungen macht. Ganz unbewusst, um eben gerade Nähe herzustellen und Distanz abzubauen. Mal kurz die Hand an den Arm oder auf die Schulter gelegt als Zeichen dafür, dass ich jemanden mag bzw. sympathisch finde und gerne besser kennenlernen möchte.

    Ich weiß, dass das sehr vielen unangenehm ist, deshalb versuche ich auch, mich damit zurückzuhalten.

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  4. Über das Thema kann ich mich nicht nur stundenlang auslassen, ich tue es auch häufig. Allerdings wohl nie in Gegenwart der Personen die mir da zu nahe gekommen sind - weil solche Aktionen einfach irgendwie ein solches No-Go für mich sind, dass die Leute meist auch gleich ganz bei mir durchs Raster fallen. Jaja, ich weiß, ich verpasse sicherlich viele spannende und liebenswerte Menschen in meinem Leben auf diese Weise ;)

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